Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Annett Conrad – Mitherausgeberin und Redakteurin des Magazins FrontRowSociety – hat ein exklusives Interview mit Carsten K. Rath, dem Spiritus Rector des Rankings »Die 101 besten Hotels in Deutschland« geführt. 

Carsten K. Rath war Eröffnungs-Hotelmanager im Hotel Adlon Berlin, General Manager bei Ritz Carlton und CEO der Arabella Starwood Hotels & Resorts Worldwide. Er hat erfolgreich die Marke Kameha Grand aufgebaut und verkauft. Und er verbringt jährlich fast 350 Nächte im Hotel.

Kameha Grand: Das wohl bekannteste Hotel in der ehemaligen Bundeshauptstadt - Carsten K. Rath war ves, der die Marke Kameha Grand aufgebaut hat
Kameha Grand: Das wohl bekannteste Hotel in der ehemaligen Bundeshauptstadt – Carsten K. Rath war es, der die Marke Kameha Grand aufgebaut hat / © Redaktion FrontRowSociety.net

1. Herr Rath, aus welchem Antrieb heraus wurde die Plattform „101 Beste Hotels Deutschlands“ aus der Taufe gehoben? Es gibt ja bereits unzählige Bewertungsportale für Hotels.

Carsten K. Rath: Es war die ursprüngliche Idee meines Sohnes David. Zunächst einmal hat dies einen persönlichen Hintergrund: Wegen unserer gemeinsamen vielen Reisen und meiner Tätigkeit als Hotelier rund um den Globus werde ich immer wieder gefragt, welche Hotels meiner Meinung nach die besten sind. Nun bin ich ein großer Freund davon, zwischen Meinungen und Fakten zu differenzieren. Also habe ich ein Konzept für ein aussagekräftiges und vertrauenswürdiges Ranking entwickelt.

Der Wunsch nach Orientierung für die Gäste war im Endeffekt ausschlaggebend: In einer Zeit, in der es immer mehr Hotels gibt und die Bewertungen in manchen Buchungsportalen oder durch Influencer immer fragwürdiger werden, bieten wir eine glaubwürdige Alternative.

2. Im Jahr 2019 ging Ihr Ranking an den Start. Inwiefern unterscheidet sich „101 Beste Hotels Deutschlands“ von bereits etablierten Bewertungsportalen?

Carsten K. Rath: Die klassischen Bewertungsportale im Internet stellen die einzelne Stimme des Gastes vor – das sind Momentaufnahmen. Wir haben uns bewusst auf drei Säulen konzentriert. Natürlich beziehen auch wir die Sicht der Gäste mit ein, dazu gehören auch die großen Bewertungsportale. Aber wir ergänzen sie durch Auszeichnungen, die Hotels von renommierten Publikationen erhalten haben wie dem Guide Michelin, den Rankings von Conde Nast, Bilanz oder Hornstein. Die dritte Säule ist die Sicht der Experten, die die Häuser vor Ort selbst in Augenschein nehmen und nach den »101 besten Hotels«-Kriterien testen und bewerten. Jede dieser Säulen macht ein Drittel der Datenbasis aus, auf die wir uns stützen.

3. Welchen Sinn macht es für ein Hotel, sich in ein weiteres Ranking einzureihen, speziell in das von „101 Beste Hotels Deutschlands“?

Carsten K. Rath: Das hat aus unterschiedlichen Gründen Sinn, vor allen Dingen für die Gäste und Mitarbeiter. Alles, was gemessen wird, wird verbessert, und Auszeichnungen motivieren zusätzlich. Das Ranking hat mittlerweile ein solches Standing, dass die Mitarbeiter sich darüber definieren. Frank Marrenbach, der CEO der Althoff Hotels, sagt beispielsweise, dass unser Ranking auf dem besten Weg ist, der Guide Michelin der Hotels zu werden.

Dem Gast gibt das Ranking eine Orientierung, und dem Hotelier einen Ansporn, um sich mit den Kollegen in der Hotel-Branche zu messen. Die Anzahl der Besucher auf unserer Webseite und die Verkaufszahlen unserer Bücher bestätigen, dass der Markt das gut findet.

4. Herr Rath, Sie sprechen bei der Kategorisierung der Hotels von messbaren Kriterien. Welche Parameter haben Sie da konkret im Sinn?

Carsten K. Rath: Die Kriterien wurden von der Internationalen Universität München (IU) zusammengestellt. Frau Prof. Dr. Wittmann-Wurzer und der Gründungsdirektor Prof. Dr. Thuy haben eigens ein System dafür entwickelt. Es vereint Gästefeedback, Qualitätsbeurteilungen von Experten sowie renommierte internationale Rankings – das sind die drei Säulen, von denen ich oben gesprochen habe. Bei den Experten handelt es sich um ausgewiesene Reise- und Hospitality-Profis. Zum Kuratorium gehören neben den Wissenschaftlern beispielsweise Wybcke Meier, CEO von TUI Criuses, Thomas Schreiner, Herausgeber des Hornstein Rankings, Prof. Dr. Stephan Gerhard, Gründer des Beratungsunternehmens Treugast und Petra Winter, Chefredakteurion von MADAME und MONSIEUR.

Wir wissen natürlich, dass Objektivität kaum zu erreichen ist. Aber durch die Vielfalt der Datenquellen und die exakten statistischen Methoden kommen wir dem sehr nah. Die Zusammenführung dieser Daten lag von Anfang an in den Händen der Internationalen Universität – dadurch sind die Ergebnisse solide und belastbar. Unabhängigkeit und Transparenz gehören selbstverständlich zu den Kriterien, die die IU zugrunde legt. Und die Ergebnisse werden jedes Jahr komplett aktualisiert.

5. Wie wollen Sie potenzielle Hotelgäste von der Relevanz Ihrer Bewertung, also nicht zuletzt von der Relevanz Ihres Portals überzeugen?

Carsten K. Rath: Durch das oben beschriebene Verfahren: Wichtig ist es für uns, so nahe wie möglich an die Objektivität zu kommen. Unser Ranking ist nicht von einzelnen Leistungen oder Personen abhängig. Das unterscheidet uns merklich von anderen Rankings, die eher personifiziert sind.

6. Aktuell zum diesjährigen Thema: Wie gehen für Sie Luxus und Nachhaltigkeit Hand in Hand?

Carsten K. Rath: Bis vor einigen Jahren schlossen sich Luxus und Nachhaltigkeit aus. Heute bedingen sie einander. Keine Luxusmarke kommt mehr umhin, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.

Für mich steht Nachhaltigkeit vor allem für Langlebigkeit. Wenn wir uns darauf konzentrieren und unsere jetzige »Wegwerfgesellschaft« in eine langlebige umwandeln, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

7. Welche Verbindung haben Sie konkret zur Luxushotellerie?

Carsten K. Rath: Seit dem Beginn meiner Hotellaufbahn habe ich mich mit dem Thema Luxushotels beschäftigt. Ich habe nie in anderen Häusern gearbeitet als in Luxushotels und hatte das große Glück auf fünf Kontinenten in 12 verschiedenen Ländern zu arbeiten. Vom Dienstleistungsaspekt über die Materialien bis hin zur Architektur ist Luxus in meiner DNA.

8. Wie sehen Sie in diesen schwierigen Zeiten des Personalmangels die Zukunft der Luxushotellerie als Arbeitgeber?

Carsten K. Rath: Zum Teil ist der Personalmangel hausgemacht. Die besten Häuser, zum Beispiel das Vier Jahreszeiten in Hamburg, das Dolder Grand in Zürich oder das Sacher in Wien haben weniger Personal-Sorgen, weil sie sich frühzeitig um ihre Mitarbeiter kümmern. Nicht nur monetär sondern auch in der Ausbildung und im Umgang miteinander. Leider werden viele Berufe wie etwa der Kellner noch immer zu wenig wertgeschätzt. Zudem wollen junge Leute heute nicht mehr in Hierarchien arbeiten. Im Restaurant eines Luxushotels gibt es aber noch immer fünf Hierarchiestufen.

Die Luxushotellerie war einst hoch innovativ, wenn Sie bedenken, dass es weltweit das erste fließende Wasser, den ersten Aufzug und die erste Elektrizität in Grandhotels in London und Paris gab. Heute sind wir z.B. beim Thema Digitalisierung und Sustainability sicherlich nicht die Führenden. Aber wenn wir an früheren Innovationsgeist anknüpfen, wird es der Branche gut tun. Und wenn wir uns weiterhin im Luxussegment differenzieren und unseren Mitarbeitern Aufmerksamkeit schenken, dann sehe ich den Rückgang zumindest dort als vorübergehend.

Die FrontRowSociety – Redaktion dankt Carsten K. Rath für die aufschlussreichen Antworten.

Exklusives Interview mit Carsten K. Rath
Wir danken Herrn Carsten K. Rath für das Interview / © Passion of Excellence AG
Print Friendly, PDF & Email