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Im schönen Wonnegau betreiben die Brüder Marc und Jan Weinreich das gleichnamige Weingut. Auf 19 Hektar Rebfläche kultivieren sie Riesling, Silvaner und Burgundersorten und belassen somit ihr Portfolio recht übersichtlich. Der Fokus auf Qualität, biologische Bewirtschaftung und Naturweine ließ sie diese wohlüberlegte Selektion vornehmen. Beide konzentrieren sich aufs Wesentliche ohne jegliche Verspieltheit.

Rheinhessen - eine ideale Lage für den Weinbau
Rheinhessen – eine ideale Lage für den Weinbau / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Wein im Blut

In Deutschlands größtem Weinbaugebiet, in Rheinhessen, spannt sich ein weiter Bogen über die Weinlandschaft. Es gibt kaum eine linksrheinische Gemeinde, auf deren Boden kein Weinbau betrieben wird. In dieser eher kühlen Weinregion gedeihen vornehmlich weiße Sorten, insbesondere Riesling. Knapp 18 Prozent der gesamten Rebfläche Rheinhessens ist damit bestockt. Ausschließlich in der Gegend um Ingelheim halten sich rote und weiße Sorten die Waage.

Wein zu machen liegt den Menschen Rheinhessens wohl im Blut. Nachweislich wurde hier bereits 20 v. Chr. Wein angebaut. Ähnlich wie Wein von der Mosel, genoss Wein aus Rheinhessen einst ein großes Renommee. Schwindelerregende Preise wurde auf Auktionen selbst nach dem Zweiten Weltkrieg noch erzielt. Doch dann zog auch im romantischen Rheinhessen die Massenproduktion ein. Herbizide, Pestizide und der maschinelle Betrieb sollten die Produktivität steigern. Das führte natürlich zu einem erheblichen Imageverlust.

Mit der naturnahen Bewirtschaftung ihrer Rebflächen sind Jan (li.) und Marc (re.) Weinreich der konventionellen Landwirtschaft meilenweit voraus / © Foto Weingut Weinreich

Mit dem Eintritt ins neue Jahrtausend obliegt nun einer jungen Winzergeneration die Verantwortung. Und diese strebt eine Neupostionierung an. Sukzessive erfolgt die Umwandlung von konventionellen hinzu ökologischen oder biodynamischen Arbeitsweisen. Auch die Brüder Weinreich sind Mitgestalter der Qualitätsoptimierung rheinhessischer Weine. Ab 2009 begannen sie selbst mit der konsequenten Umsetzung von ökologisch verträglichen Standards, vom Berg bis in den Keller.

Ihr Engagement für moderne, stilistisch einprägsame Weine geht jedoch über ihr eigenes Weingut hinaus. Mit der Organisation „Generation Riesling“ entwickeln sie Konzepte, die deutsche Leitsorte wieder zu weltweitem Ansehen zu führen. Darüber hinaus profitieren die 550 Mitglieder der „Generation Riesling“ von den geschaffenen Synergien.

Generation Riesling. Die jungen Winzer trafen sich zum Rheingau Gourmet und Wein Festival und hatten jede Menge guter Tropfen im Gepäck
Generation Riesling: Die jungen Winzer nutzen unter anderem das Rheingau Gourmet & Wein Festival als Präsentationsplattform für ihre Ideen und ihre Weine / © Redaktion frontrowsociety.net

Marc Weinreich brennt für Orange Wine, die noch ein Stück weiter gehen als Naturwein. Bruder Jan ist der Traditionalist in der Familie, der Weine eher in klassischer Stilistik ausbaut. Doch die Vorarbeit gleicht sich. Auch für die Guts-, Orts- und Lagenweine arbeiten beide nach ÖKo-Normen. Selektive Handlese, spontane Gärung und der Verzicht auf Schönung sind nur drei genannte Parameter aus einer Fülle von Arbeitsschritten.

Bechtheimer Lagen – der Hasensprung

Bechtheim befindet sich im Süden Rheinhessens und profitiert von einem gemäßigtem Klima. So darf mancher Winzer ein Stück geschützter, heißer Lagen sein Eigenen nennen. Per se weisen diese Weine eine reife Süße auf. Neben dem Klima spielt die Bodenstruktur eine entscheidende Rolle, mit welcher Mineralität ein Weißwein am Ende auftrumpft. Gerade die Sorte Riesling eignet sich besonders gut für den lagenspezifischen Ausbau.

Der passionierte Winzer vermag die Besonderheit des Terroirs mit einem Riesling auszudrücken / © Redaktion FrontRowSociety

Die Einzellage Bechtheimer Hasensprung zieht sich von 140 bis auf 180 Meter über dem Meeresspiegel. Ihr besondere Exposition verleiht der Terrassenlage die komplette Ausrichtung nach Süden. Über die ganze Vegetationsperiode liegen die Reben auf der Sonnenseite ihres Leben. Ideale Wachstumsbedingungen finden die Riesling-Reben auf dem tiefgründigen Löß-Lehmboden mit Kalkmergelanteilen. Hier ist es ihnen möglich, ihre Wurzeln sehr tief in die Erde zu schlagen. Das sichert auch in heißen Sommermonaten eine optimale Wasserversorgung. Doch vor allem befördern ihre Wurzel Mineralien aus der Tiefe, welche die Rieslinge des Hasensprungs charakterisieren.

Der im Einklang mit der Natur betriebene Weinbau ermöglicht den Brüdern authentische Weine zu schaffen. Dabei erlangt die intensive Beschäftigung mit den Trauben ihren Höhepunkt kurz vor und während der Lese. Hierbei gilt es, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen. Es gleicht einem Balanceakt, die optimale bzw. maximale phenologische Reife der Trauben zu bestimmen. Manchmal sitzt dem Winzer schlicht und ergreifend Petrus im Nacken. Doch jene Reife bestimmt das Süße-Säure-Spiel, das den Riesling mit facettenreichen Aromen von grünen Äpfeln bis hin zu exotischen Nuancen aufwarten lässt.

Der Bechtheimer Hasensprung Riesling trocken vereint die Trauben der ältesten Weingärten des Weingut Weinreich / © Redaktion FrontRowSociety.net

Kellergeister

Auf dem Weingut Weinreich zieht sich die Lese über einen längeren Zeitraum. Aufwendig werden in mehreren Durchgängen nur vollreife Trauben von Hand gelesen und direkt selektioniert. Behutsam quetscht man die Trauben an und lässt sie einige Stunden auf der Maische stehen. 

Bereits in diesem Arbeitsschritt gelangt die ganze Bandbreite an Aromen in den Saft, der lediglich mit traubeneigenen Hefen vergoren wird. Bis zum Juni des auf die Ernte folgenden Jahres lagern die Weine noch auf der Hefe. Ohne Schönungsmittel wie Eiweiß oder Gelatine füllt Jan Weinreich dann die Weine auf die Flasche, deren Inhalt voller Frische und Lebendigkeit ist.
 
Weinbau erfordert das ganze Jahr vollen Einsatz / © Foto Weingut Weinreich
Mit einem stimmigen Konzept von Nachhaltigkeit stehen die Brüder Weinreich symbolisch für zukunftsorientierten Weinbau und gehören zu den Wegweisern des respektvollen Umgangs mit unseren endlichen Ressourcen. Durch ambitionierte Winzer wie sie, spielt der Weinbau in der gesamten Landwirtschaft eine Vorreiterrolle, die hoffentlich bald in jedem Bereich Schule machen wird. 

Riesling Hasensprung

Öffnet der geneigte Weinfreund eine Flasche Bechtheimer Hasensprung Riesling trocken, überrascht ihn das Bukett von Pfirsich und gelber Pflaume. Leicht würzige Anklänge sind bereits in der Nase wahrnehmbar, die sich dann am Gaumen kräftiger entfalten. Unterstrichen werden die würzigen Noten mit einer fast prickelnden Frische und einer gut eingebundenen mineralischen Säure, Eleganz und Finesse verleihend.
 
Ein Bechtheimer Hasensprung Riesling trocken, Pasta und Fisch – so schön kann das Leben sein / © Redaktion FrontRowSociety.net
Sein Aromenspiel entfaltet sich am besten bei 12 Grad Celsius. Für laue Sommertagen ist er gut geeigneter Solist. Des Weiteren eignet er sich als Begleiter zu hellen Pastagerichten. Wir genossen den Riesling Hasensprung zu Fischkonserven von manger trouvé. Hierbei handelt es sich nicht um banalen Dosenfisch, sondern um einzigartige Delikatessen. Die Philosophie von manger trouvé hat mit der des Weinguts Weinreich die gleiche Schnittmenge: Nachhaltigkeit und exquisiten Genuss.
 
Der Inhalt der Edelkonserven von manger troué sind wie gemacht für den Bechtheimer Hasensprung Riesling trocken 2017 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Beschreibung: Bechtheimer Hasensprung Riesling trocken 2017

Rebsorte: Riesling
Farbe: intensives gelb
Nase: Pfirsich, gelbe Pflaume
Gaumen: mineralische Säure, würziger Grundton
Flascheninhalt: 750 ml
Alkoholgehalt: 13 % vol

Zwei die nicht unterschiedlicher sein könnten: Tacheles 2019 und Bechtheimer Hasensprung 2017 Riesling trocken / © Redaktion FrontRowSociety.net

Neben der Traditionsline sorgt die Orange Wine Selektion der beiden Brüder für immer mehr Aufsehen. Nach unseren Dafürsein ist der Tacheles der richtige Einstieg in diese Sparte.

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