Der Harz – um dieses beschauliche Mittelgebirge ranken sich Sagen und Mythen. Sie erzählen von Wundertaten und Heldentum, von übernatürlichen Wesen und auch über das Fünkchen Wahrheit, das wohl in jeder fantastischen Geschichte steckt. Heute vollbringen Männer mit Lokalpatriotismus wahre Wunder. Dabei geht es um die Rettung von Kulturgut oder darum, sich neu zu erfinden. Werfen wir also einen Blick auf zwei Männer mit unternehmerischen Visionen, Christian Lindner und Joachim Kilian.
Christian Lindner und die Entwicklung einer Region
Eigentlich ist Christian Lindner Geschäftsführer der StandBerg GmbH. Täglich pendelt er zwischen Wernigerode und Braunlage und manchmal führt ihn sein Weg zu neuen Ufern. Mit der StrandBerg GmbH nimmt der Zeitgeist in Braunlage Fahrt auf. Exklusive Ferienwohnungen wie die Turmhäuser oder die Appartements Ursprung Kitchen & Spa bzw. das Designhotel Viktoria versammeln sich unter dem Dach dieser Gesellschaft, welche Urlaub mit Gemütlichkeit und modernem Wohnen verbindet.
Der Harz ist die Heimat von Christian Lindner. Für dieses Stückchen Erde schlägt sein Herz. Und es ist das Herz eines Machers, der seine Region nach vorne bringen möchte. Neben der stattlichen Anzahl an Designer-Ferienwohnungen etablierte er ein Delikatessengeschäft, StrandBergs Vielfalt. Er lernte, den besten Espresso der Stadt zu kochen und italienische Spezialitäten in Präsentkörbe zu packen. Immer wieder mischt er mit gesundem Menschenverstand und der Leidenschaft eines Unternehmers in der Lokalpolitik mit. Dabei geht es um die Schaffung von Strukturen, die die Menschen auch noch nach zwei Pandemiejahren in den Harz führen sollen.
StrandBerg’s Origin
Dies alles war dem umtriebigen Christian Lindner nicht genug und so beschäftigte er sich auch noch mit der Herstellung von Gin. Seinen Origin produziert er inzwischen selbst, obendrein in Norddeutschlands höchster Destille. Diese ist am Stadtrand von Braunlage zu finden, im Kellergewölbe von StrandBerg’s Ursprung Kitchen & Spa. Neben der kupfernen Brennblase füllt ein langer Tisch den Raum. Hier versammeln sich regelmäßig Fans der angesagten Spirituose zu Gin-Tastings bzw. Brennseminaren.
Das Harzer Original gibt es in vier Varianten: Origin Black Label, Origin Pink Label, StrandBerg’s Geiles Gesöff sowie den Origin Eis Gin. Als London Dry Gin hergestellt, überzeugt der Origin Pink Label mit fruchtigen Noten von Papaya und Erdbeeren, während der Origin Black Label der Klassiker des (noch) schmalen Portfolios ist. Das Geile Gesöff ist ebenfalls ein London Dry Gin, der durch die Zugabe von Hagebutten seine goldene Verpackung zu recht verdient.
Seit Anfang diesen Jahres ist der Handcrafted Eis Gin auf dem Markt und wird all jene begeistern, die Gin pur auf Eis mögen oder bestenfalls Liebhaber von Minze und Eukalyptus sind. Das korrespondierende Tonic Water wird beim Tasting direkt dazu gereicht, wenn Bartender Dieter Bartz unterhaltsame Geschichten über die Universalspirituose erzählt. Während des Tastings heizt Christian Lindner der Brennblase ordentlich ein, so dass aus einem wissbegierigen Gin-Freund ein echter Connaisseur werden kann und somit einen Aufenthalt in Braunlage erfährt, der für ein Immer-wieder-kommen begeistert.
Joachim Kilian und die Rettung von Harzer Kulturgut
Joachim Kilian rettete mit viel Engagement die vierhundert Jahre andauernde Brauereigeschichte des Harzes. Ursprünglich stammt der Diplom-Braumeister aus dem Süden unserer Republik. Doch er brachte es nicht übers Herz, eine angestammte Tradition für immer aufzugeben. So bewahrte Joachim Kilian nicht nur die höchstgelegene Brauerei Norddeutschlands, sondern auch die letzte mittelständische Brauerei im Harz.
Wie jeder Betrieb mit einer langen Historie erlebte auch die Altenauer Brauerei samt ihrer Besitzer wechselvolle Zeiten. Anfang des Jahres 2021 war das endgültige Aus der Altenauer Brauerei beschlossene Sache. Allerdings rechnete niemand mit dem Protest der Anwohner des Oberharzes. Bereits seit 2017 war Joachim Kilian für die Betriebsabläufe der Harzer Traditionsbrauerei zuständig. Mit Rückenwind aus der Bevölkerung sowie der Partnerschaft mit zwei weiteren Eigentümern führte Joachim Kilian die Übernahmeverhandlungen zum Erfolg.
Seit April 2021 startet das neue, alte Team mit modernen Gär- und Lagertanks und einem verschlanktem Produktportfolio durch. Zehn Mitarbeiter erzeugen jährlich achttausend Hektoliter des süffigen Harzes Bieres in einem klassischen Brauverfahren. Bis heute wird die direkt befeuerte Sudpfanne genutzt. Durch die Gasflammen werden in den Grenzzonen Temperaturen bis vierhundert Grad Celsius erreicht. Um die Energiekosten überschaubar zu halten, werden daher lediglich einhundert Brauvorgänge pro Jahr durchgeführt. Und jeder Bauvorgang ist echte Handarbeit.
Joachim Kilian geht es nicht um exponentielles Wachstum, sondern vielmehr um die Wahrung der hohen Qualität seiner Traditionsbiere und um die Stärkung der Region. Für den Brauvorgang wird seit jeher Harzer Gebirgswasser genutzt. Die Braugerste wird im Urstromtal der Oker, in der Nähe des fünfundzwanzig Kilometer entfernten Wöltingerode angebaut und der Hopfen stammt aus dem südlichsten Hopfenanbaugebiet Deutschland, Tettnang.
Bier mit der Regionalmarke „Typisch Harz“
Im Hofladen sowie im Einzelhandel des Harzes ist das Bier made in Altenau erhältlich. Laut Joachim Kilian ist das Harzer Hüttenbier die beliebteste Sorte. Gefolgt wird es von dem naturtrüben Harzer Urstoff sowie vom Harzer Dunkel, für dessen Herstellung Röstmalz zum Einsatz kommt. Selbstverständlich befindet sich ein Harzer Pilsener in der Palette wieder sowie das saisonale Harzer Klippenbock, ein Edelpils und ein alkoholfreies Bier.
Der Sommerrenner ist schlichtweg die Altenauer Limmo. Auch sie trägt auch das Gütesiegel „Typisch Harz“. Ohne synthetische Geschmacks- und Konservierungsstoffe punktet sie mit dem authentischen Geschmack von Harzer Kräutern. Seit Mitte des Jahres 2022 ist eine weitere, von der Flora des Harzes inspirierte Limmo auf dem Markt, die Beeren Limmo. Ihren fruchtigen Geschmack verdankt diese neue Altenauer Limmo den Aroma von Wald- und Brombeeren.
Joachim Kilian sieht in der Brauerei jede Menge Entwicklungspotenzial. So soll der ehemalige Eiskeller als Eventlocation ausgebaut werden. Das Konzept für einen möglichen Umbau entwickelte eine Architekturstudentin im Rahmen ihrer Masterarbeit „Bauen im Bestand“. In jenem Gewölbe sollen später die Brauereiführungen enden. Und bei der anschließenden Verkostung wird sich jeder Bier-Fan von dem starken Charakter dieser Harzer Originale überzeugen können.
Ob Origin oder Altenauer Bier, beide Produkte symbolisieren Lokalpatriotismus und Regionalentwicklung. Einzigartigkeit in einer Welt der globalisierten Masse zu definieren, ist wertvoller denn je. Und solche Schätze gilt es zu wahren, damit Originale bleiben, was sie sein sollen – der Herzschlag einer Region.
Weitere Entdeckungen im Harz sind in unserem Artikel „Einfach mal raus – Braunlage im Harz“ zu finden.
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