Romantischer als in Montalcino könnte fast nirgendwo die Begegnung mit der toskanischen Landschaft aus sanften Hügeln, Weinbergen, Olivenhainen und Getreidefeldern sein. Obendrein wird diese filmreife Kulisse mit einem Wein gekrönt, der zu den Renommiertesten Italiens zählt, der Brunello di Montalcino.
Reizvolles Montalcino
Steil hinauf ziehen sich die Serpentinen um den knapp 600 Meter hohen Hügel, auf welchem sich bereits die Etrusker sicher fühlten, als die Region noch von dichtem Strauchwerk geprägt war. Von der strategisch günstigen Höhenlage aus, hatten sie das gesamte Val d’Orcia im Blick. Heute hält man nicht mehr nach potenziellen Eindringlingen Ausschau, sondern erfreut sich an dem weiten Blick über das malerische Gebiet, das seit 2004 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Kern Montalcinos ist die auf dem Hügel liegende Altstadt. Von Weitem ist bereits die mittelalterliche, von dickem Mauerwerk umgebene Stadt gut sichtbar. Trutzig ragen die Türme der Festung von Montalcino hervor oder die Silhouette des Doms von Montalcino. Nach langer Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen fiel Montalcino dem Einflussbereich Sienas zu. 1361 errichtete die Republik Siena eine Festung oder Fortezza, die zum Bollwerk im Lauf der Jahrhunderte wurde.
Das wohl Imposanteste unter den zahlreichen Gotteshäusern Montalcinos ist sicherlich der Dom San Salvatore. Auf den Mauern einer um das Jahr 1000 erbauten Pfarrei entstand dieser Dom Anfang des 19. Jahrhunderts im Stil des Neoklassizismus. Neben seiner beeindruckenden Fassade, sind auch die Kunstwerke im Dom selbst sehenswert. Darüber hinaus sind der Palazzo dei Priori, der Palazzo Comunale sowie das Kunstmuseum Museo Civico e Diocesano d’Arte Sacra kulturelle Anziehungspunkte.
Bis heute sind Teile der alten Stadtmauer sowie -tore erhalten. Schmalen Gassen mit gedrungenen Häuserreihen charakterisieren die Altstadt. Fast wehrhaft stehen die graubraunen Häuser eng aneinander gedrückt und erscheinen uns wie aus der Zeit gefallen. Allgegenwärtig ist in Montalcino der Brunello. An der Piazza Garibaldi etablierte man von Künstlern gestaltete Kacheln, die die Qualität des jeweiligen Jahrgangsweins darstellen.
Eine Enoteca folgt der anderen, es darf gekostet und probiert werden. Im Vorfeld lohnt sich etwas Recherche. Auch wenn allgemein hin die Devise gilt „Hauptsache es schmeckt“, gibt es doch zwischen den einzelnen Brunelli feine Unterschiede.
Brunello – was macht einen Wein zum Kultwein
Als wäre das Tal mit Stecknadelköpfen gespickt, verteilen sich zirka 220 Weingüter auf dem Gemeindegebiet von Montalcino und zu fast jedem Betrieb führt eine der weltbekannten Zypressenalleen. Hier im Süden der Provinz Siena, zu der Montalcino gehört, zeigt sich die Toskana von ihrer dramatisch schönen Seite, deren Bilder immer wieder von der Filmindustrie befeuert werden.
Der bei Weinkennern als legendär geltende Brunello ist die Quintessenz aus Boden, Sonne und gemeinschaftlichem Qualitätsstreben. Auf dem 243 Quadratkilometer umfassenden Gebiet der Gemeinde Montalcino werden auf 2.100 Hektar die Sangiovese-Reben für den Brunello gepflegt. Ein Brunello entsteht ausschließlich hier, vom Berg bis zur Flasche – 100 Prozent Sangiovese.
Seine heutige Berühmtheit ist eine Verkettung von Pionierleistungen. Alles begann auf dem Weingut Il Greppo, als Clemente Santi einen Sangiovese Grosso Klon entdeckte und ihn selektierte. Das geschah bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. Enkel Ferruccio Biondi-Santi war lange Zeit der einzige Winzer, welcher mit diesem Klon seine Weinberge bestockte und einen charaktervollen, sortenreinen Rotwein hervorbrachte, der immer mehr Liebhaber fand. Darüber hinaus füllte er 1880 seinen Brunello erstmals in Flaschen ab.
Später folgten andere Winzer seinem Beispiel. Rückschläge gab es Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Reblaus und die Weltkriege. 1960 war die Anbaufläche auf 63 Hektar gesunken, die sich nur noch elf Weinbauern teilten. Anfang der 1960er begann in ganz Italien ein Umdenken hin zur Qualitätserzeugung von Wein. Die Einführung des kontrollierten Anbaus markiert hierbei sicherlich einen Wendepunkt. Ab 1966 zählte Montalcino zu den bis dahin gerade einmal acht Gebieten mit dem „Denominazione di origine controllata – DOC“ Status. Ein Jahr später schlossen sich die weinproduzierenden Betriebe zu dem Consorzio del Vino Brunello di Montalcino zusammen, um weiterhin Qualität und Image zu sichern. Für den Brunello kam 1980 der Ritterschlag. Montalcino erhielt als erstes Weinbaugebiet Italiens den Status als DOCG – „Denominazione di Origine Controllata e Garantita“.
Die Regularien sind immer noch streng. Und daran soll weiter festgehalten werden. Nichts soll das Ansehen des Brunellos trüben. Für einen Brunello dürfen nur Sangiovese Grosso Trauben verwendet werden, ausschließlich in Montalcino angebaut und vinifiziert. Wobei der Ertrag auf 52 Hektoliter pro Hektar reguliert ist. Der Brunello muss mindestens zwei Jahre im Holzfass und mindestens weitere vier Monate auf der Flasche ausgebaut werden. Dann darf der Wein am 1. Januar im fünften Jahr nach der Ernte in den Verkauf. Für einen Brunello Riserva gelten die Regeln: mindestens zwei Jahre Reifung im Holzfass, mindestens sechs Monate Flaschenreifung, Handelsfreigabe am 1. Januar des sechsten Jahres nach der Ernte. Der etwas leichtere Zweitwein, Rosso di Montalcino, ermöglicht den Winzern Trauben, die nicht den hohen Anforderungen für einen Brunello entsprechen, dennoch zu keltern. Der eher fruchtbetonte Rosso kann für den Weinfreund der preisgünstige Beginn einer eigenen Brunello Geschichte sein.
Mühe, die sich lohnt
Die besonderen klimatischen Bedingungen, die Nähe zum Meer, die Wärme und die steinigen und teils schieferhaltigen Böden lassen extraktreiche Weine entstehen. Rubin- bis granatrot füllt sich mit dem Brunello ein Duftbouquet ins Glas, dessen Facetten von Rosen, Veilchen, Pflaumen oder auch dunklen Kirschen reichen. Sein Alkoholgehalt liegt bei mindestens 12,5 Vol%, was ihm neben der festgeschriebenen Ausbaumethodik eine andauernde Lagerungsfähigkeit beschert.
Auf unserer Reise nach Montalcino waren wir einige Tage auf dem Weingut Loacker Corte Pavone zu Gast. Nachhaltig beeindruckte uns die Arbeit von Hayo Loacker und seinem Team. Bereits die biodynamische Arbeitsweise macht seine Weine zu Besonderheiten, zu Einzelstücken. Mit seinen 7 dynamischen Cru-Lagen spielt er in der gesamten Weinwelt eine unbestrittene Vorreiterrolle.
Unsere Tour in die Toskana
Unsere Tour in die Toskana haben wir typisch italienisch angetreten, mit einem Fiat 500. Unser Modell war schon etwas großzügiger und motorisierter ausgestattet. Obwohl wir sonst mit Fahrzeugen der höheren Preisklasse unterwegs sind, hat uns die Tour mit dem 500X Sport große Freude bereitet.
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