Bezeichnenderweise befindet sich das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster am Picassoplatz 1 in der Stadt des Westfälischen Friedens. Es ist das einzige Picasso-Museum in Deutschland. Zudem beherbergt es die weltweit umfangreichste Sammlung von Lithografien des Ausnahmetalents. In beständig neu konzipierten Ausstellungen werden Picassos Grafiken im Kontext mit Werken weiterer namhafter Künstler in dem klassizistischen Gebäude gezeigt. So entstand im Herzen von Münster eine Kunstplattform, die jährlich bis zu 75 Tausend Besucher empfängt.
Ein Picasso-Museum in Münster?
Vielleicht drängt sich jedem, der die Biografie von Pablo Picasso annähernd vor Augen hat, die Frage auf, weshalb ausgerechnet in der westfälischen Provinz ein Museum dem künstlerischen Multitalent gewidmet ist. Diese Fragestellung wird mit der Passion eines Sammlers beantwortet, der bereits Anfang der 1950er Jahre „seinen ersten Picasso“ erwarb – Gert Huizinga.
Gert Huizinga, Jahrgang 1927, studierte an der Landeskunstschule in Hamburg Bildende Kunst. Nach seinem Studium machte er als Werbegrafiker im münsterländischen Lengerich von sich reden. Sein leidenschaftliches Interesse an Kunst, die Bekanntschaft von Marie-Thérèse Walter, einer Lebensgefährtin Picassos, sowie die Freundschaft zu Fernand Mourlot, dem einstigen Drucker von Pablo Picasso, ließ einen Fundus von 722 Picasso-Lithographien entstehen. Jene fast vollständige Sammlung des lithographischen Vermächtnisses des spanischen Künstlers ist einmalig auf der Welt und Dank der Mäzenen, Gert und Jutta Huizinga, ist dieses Konvolut seit fast 21 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich.
Auf Basis der Huizinga-Sammlung öffneten sich im einstigen westfälischen Adelssitz, dem Druffel’schen Hof, im Jahr 2000 die Türen des Museums unter dem Namen Graphikmuseum Pablo Picasso Münster. Der Eröffnung war die Gründung einer Stiftung zum Erhalt der Huizinga-Sammlung vorausgegangen. Prof. Dr. Markus Müller, der das Museum seit der Gründung leitet, gelang seitdem eine kontinuierliche Erweiterung der Sammlung um bedeutende Ankäufe und Dauerleihgaben. Beispielsweise zog 2001 die Suite Vollard mit rund 100 Picasso-Grafiken aus den 1930er-Jahren in das Museum ein.
Picasso im Dialog
Zu dem sukzessiven Erwerb von Picasso-Werken folgte eine Kollektion französischer Malerbücher der Sammlung Classen. Christa und Dr. Wolfgang Classen sammelten über 50 Jahre französische Malerbücher. Ihr Vermächtnis wird als eigenständige Stiftung unter dem Dach des Picasso-Museums bewahrt. So wie sich jeder Mensch Zeit seines Lebens in Beziehung mit Weggefährten entwickelt, ist es auch bei Pablo Picasso nicht anders. Beeinflusst von diversen Strömungen und Perioden der Kunst, ist auch sein Schaffen ein immerwährender Prozess, der im Dialog mit seinen Mitstreitern steht, ob als Konkurrenten oder Vorbilder.
Diesen lebendigen Spannungsbogen in den Ausstellungen zu realisieren, gelingt mit weiteren bedeutsamen Werken namhafter Künstlerinnen und Künstler. Hierbei sind Vertreter der „École de Paris“ zu erwähnen, die sich im künstlerischen Potpourri des Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegenseitig Impulse gaben. Im Laufe der Zeit konnte Prof. Dr. Markus Müller Hunderte von Arbeiten von Georges Braque, Marc Chagall, Joan Miró und Henri Matisse erwerben. Mit all diesen Kunstwerken, die aufgrund dessen Münsters Spezialmuseum zur Verfügung stehen, sowie mit dem weltweiten musealen Netzwerk, gelingt es bei jeder Ausstellung, die unterschiedlichen Schaffensperioden Picassos zu beleuchten.
Kunstmuseum der Gegenwart und Zukunft
Während der Pandemie hat sich das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster neu aufgestellt. Vermehrt wurde auf den virtuellen Museumsbesuch gesetzt. Zudem bieten die Verantwortlichen weiterhin online Weiterbildungen für Lehrpersonen sowie museumspädagogische Konzepte an. Noch bevor das Corona-Virus unser Zusammenleben veränderte, erfreuten sich an dem Kreativprogramm besonders Kindergärten und Schulen des Münsterlandes. Die neuen Herausforderungen allerdings, führten Besucher aus der ganzen Welt via Bildschirm ins Museum.
In der aktuellen Ausstellung „Rendezvous der Freunde – Camoin, Marquet, Manguin, Matisse“ findet unter anderem das Malerbuch von Henri Matisse „Jazz“ große Beachtung. Gerade für die Künstlerinnen und Künstler der Pop Art Bewegung, die Ende 1950er in den USA sowie Großbritannien entstand, dienten die bunten, überbordenden Scherenschnitte als Inspirationsquelle. Des Weiteren transportiert die Studio-Präsentation „Picasso – Fotografie und Mythologie“ ein weiteres Mal die Vielschichtigkeit des Künstlers Pablo Picasso.
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Kunst in Münster
Auch für uns Münsterländer hält unsere Landeshauptstadt immer noch Überraschendes bereit. Wir waren mit Verlegerin und Autorin Dorothée Kerstiens und ihrem Mann, dem Autor und Fotografen Michael Kerstiens, unterwegs. Im Rahmen ihrer Recherchen zu den Grotemeyer-Büchern, konzipierte das Duo einen exklusiven Stadtrundgang auf den Spuren des Kunstmalers Fritz Grotemeyer.
Einige Werke des Sohns Fritz der Familie Grotemeyer, die 169 Jahre das legendäre, gleichnamige Café führte, sind über Münsters Stadtgebiet verteilt. Bei diesem Rundgang wird sichtbar, wie eng die Kunst und das Leben miteinander verknüpft sind, wie die Kunst als Spiegel der jeweiligen Epoche fungiert.
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