Weinberge und die Namen von Lagen erzählen Geschichten. Nicht nur über geologische Bodenstrukturen, sondern ebenfalls über Besitzverhältnisse oder historische Ereignisse. Auch die Lage „Jungen Berg“, zu welcher die Parzelle „Kirschgarten“ gehört, vermag das. Erstmals 1214 urkundlich erwähnt, wechselten zuhauf die Besitzer des windgeschützten Süd-Ost-Hangs. Die Lage gehörte mal dem König von Ungarn, mal dem österreichischen Kaiserhaus und später dem Grafen von Harrach. Und bereits 1524 erhielten Weine aus dem „Jungen Berg“ das Prädikat einer Herkunftsbezeichnung.
Der Kirschgarten des Weinguts Umathum
Einige Jahrzehnte schlummerte der „Jungen Berg“ mit den Parzellen „Kirschgarten“ und „Unter den Terrassen“ im Dornröschenschlaf, bis im Jahr 2000 Josef Umathum die Ärmel hochkrempelte. Nach dem Kauf legte er mit seinem Team die zerfallenen Terrassen neu an. 15.000 Arbeitsstunden in 6 Monaten ließen den Weinberg neu erblühen. Heute zählt er wieder zu den besten Weinlagen des Burgenlandes. Es ist das Zusammenspiel von Sonne und Wind, von Boden und Klima, das diese Lage zu einer Besonderheit macht.
Der „Kirschgarten“ liegt 100 Meter über dem Niveau des Neusiedler Sees und zudem über der Nebelgrenze. Das verschafft den Trauben der spät reifen Sorte Blaufränkisch einen langen Reifezeitraum bis in den frühen Herbst hinein. Die nunmehr in die Jahre gekommenen Reben können ihre Wurzeln tief in den Quarz-Schiefer-Boden schlagen. So entstehen gepaart mit dem Mikroklima feine mineralische Weine, die zu den großen Weinen Österreichs gehören.
Das Burgenland ist die Heimat der Familie Umathum. Ihre Wurzeln sind genauso sicher in dessen Boden verankert wie die der Reben. Familie und Weingut gelten in der Region als Motoren für Nachhaltigkeit und für Landwirtschaft mit Lokalkolorit. Die Werte ihrer Heimat sind ihnen wichtig. Das kann anschaulich in der Bibliothek des Weinguts nachvollzogen werden und natürlich in ihrem Handeln.
Die Lage „Kirschgarten“ befindet sich einen Steinwurf entfernt von dem Örtchen Jois. Über Jahrhunderte war die Joiser Kirsche berühmt. Kirschbäume wuchsen zwischen Reben und prägten so das Bild der Nordseite des Neusiedler Sees. Damit dies so bleibt, pflegt man beim Weingut Umathum den Kirschbaumbestand bzw. pflanzt neue Kirschbäume. Dieses Engagement erhält neben dem ursprünglichen Landschaftsbild die Artenvielfalt im Weinberg.
Der Blaufränkisch aus dem Kirschgarten
Wenn eine Rebsorte ein Synonym für das Burgenland sein kann, dann Blaufränkisch. Gerechnet auf alle Weinbaugebiete Österreichs, werden 94 Prozent des Blaufränkischs im Burgenland angebaut. Dabei wird die Stilistik eines Blaufränkisch von Boden und Klima wie bei wenigen anderen Rebsorten bestimmt. Im „Kirschgarten“ sorgt der Glimmerschiefer mit Tonanteilen für eine feine Graphitnote am Gaumen. Die thermischen Winde und die Höhe der Lage lassen das volle Ausreifen der Trauben zu, so dass der Wein mit komplexen Aromen von saftiger dunkler Kirsche und Brombeere beeindruckt.
Nach der händischen Lese im September 2018 und einer weiteren Selektion am Weingut wurden die Trauben samt Schalen vergoren. Nach drei Wochen erfolgte das Umfüllen in Eichenholzfässer für den biologischen Säureabbau. Nach der Gärung lag der Blaufränkisch 24 Monate in kleinen Eichenfässern. Bei 16 bis 18 Grad Celsius passt der Blaufränkisch „Kirschgarten„ ausgezeichnet zu herzhaften Schmorgerichten sowie zu kräftigem Käse.
Eigentlich sollte man die Feste feiern, wie sie fallen, doch es lohnt sich, diesen großartigen Blaufränkisch in den Keller zu legen, um ihn Jahr um Jahr erneut zu probieren. Bis zu 30 Jahren Lagerungsfähigkeit werden ihm bescheinigt.
Beschreibung: Umathum 2018 Kirschgarten
Rebsorte: Blaufränkisch
Farbe: Rubinrot
Nase: dunkle Kirsche, Brombeere, salzig, mineralisch
Gaumen: saftige Kirsch- und Brombeernoten, mineralisch, lebendige Länge am Gaumen
Flascheninhalt: 750 ml
Alkoholgehalt: 13,5 % vol
Weitere Weine des Weinguts Josef Umathum, die in unserem Magazin beschrieben sind:
Königlicher Wein MMXV vom Weingut Umathum
Umathum 2017 Ried Hallebühl – gemacht für die Ewigkeit
Umathum 2016 Vom Stein – die Definition eines Sankt Laurent
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