Das im Rheingau ansässige VDP-Weingut Schloss Johannisberg transportiert mittels regelmäßiger Online-Weinproben seine Philosophie in die Wohnzimmer von Weinliebhabern. Inzwischen sind jene aus der Not geborenen Tastings zur festen Größen im Veranstaltungskalender geworden. Und auch nach der Pandemie wird dieses Win-Win-Format sicherlich eine Option bleiben, Menschen und Wein zusammenzubringen.
Weinprobe Edition 5
Bei der 5. Auflage von Schloss Johannisberg & Freunde war das Weingut von Othegraven eingeladen, ausgesuchte Weine gemeinsam mit Rieslingen des Jahres 2020 des Weinguts Schloss Johannisberg zu präsentieren. Als Gastgeber standen Weingutsleiter Stefan Doktor und Weinexperte Dieter Salomon Rede und Antwort. Das Weingut von Othegraven wurde von Inhaber Günther Jauch sowie Kellermeister Andreas Barth repräsentiert.
Wie bei den vorangegangen Online-Events stellte jedes Weingut jeweils 2 Weine vor, wobei auch der Dialog mit den Weinfreunden via Zoom-Meeting einen hohen Stellenwert für die Veranstalter besitzt. Bemerkenswert ist die Gabe von Stefan Doktor, der mit Expertise und Leidenschaft Menschen für das Weingut und seine Rieslinge zu begeistern vermag.
Wie das gastgebende Weingut hat sich auch das Weingut von Othegraven auf den An- und Ausbau der deutschen Edelsorte Riesling festgelegt. Und mit Fug und Recht darf behauptet werden, dass deutsche Weingüter weltweit die besten Rieslinge produzieren. In diese Liga reiht sich ebenfalls das VDP-Weingut von Othegraven ein, deutlich erkennbar an den Qualitäten der beiden präsentierten Rieslinge.
2020 Schloss Johannisberger Bronzelack trocken
Die Verkostung startete mit einem 2020 Schloss Johannisberg Bronzelack trocken. Schloss Johannisberg wird von 50 Hektar Rebland fast umschlossen. Diese einzigartige Monopollage zählt zu den besten Lagen, die der Rheingau zu bieten hat. Höhe, Ausrichtung oder auch Lichteinfall lassen sie jedoch nicht ganz homogen erscheinen, wie auf dem ersten Blick vermutet werden könnte.
Die Riesling-Reben für den Bronzelack gedeihen im unteren, etwas kühleren Bereich des terrassenartigen Hangs. Terroir und Mikroklima lassen hier Weine mit präzisen Riesling-Aromen entstehen. Handlese ist beim Weingut obligat. Nach der Lese sowie Selektion werden die Beeren sanft gepresst. In 1.200 Liter fassenden Eichenholzfässern erfolgte die Gärung von 45 Prozent des Mostes für den 2020 Riesling Bronzelack. Anschließend durfte er bis zur Abfüllung auf der Feinhefe reifen.
Belohnt wird jener Riesling mit Noten von reifen gelben Früchten. Dazu sind florale Töne und frische Kräuter wahrnehmbar. In seiner griffigen Säurestruktur sind deutlich phenolartige Elemente auszumachen. Bei 7 bis 9 Grad Celsius genossen, ist dieser saftige Riesling laut Stefan Doktor ein echter Genuss zu Kalbsschnitzel in Knoblauch, Zitronenfilets und Kapern.
2019 von Othegraven Kanzemer Riesling trocken
Das in Kanzem an der Saar gelegene Weingut ließ im ersten Schritt seinen Ortswein verkosten. Und bereits in dieser Qualitätsstufe macht sich das Terroir bemerkbar. Die Trauben für den klassischen, leichten Saar-Riesling stammen von dem berühmten Kanzemer Altenberg, einer vom VDP zertifizierten Ersten Lage. Jene 18,5 Hektar umfassende Lage zählt weltweit zu den größten zusammenhängenden Steillagen. Zirka 200 Meter ziehen sich ausschließlich Riesling Reben die teils 80-prozentige Steigung hinauf. Während am Fuß dieser Rieslingwand die Saar Temperaturen und Lichteinfall reguliert, schützt der Wald auf der Kuppe vor Winden und Kälte. Neben dem daraus resultierenden Kleinklima, sorgt die besondere Bodenstruktur aus graublauem, braunem Devonschiefer und verwittertem Rotliegenden für ein Paradestück, welches dem Riesling sehr entgegen kommt.
Selbst der amerikanische Weinpabst James Suckling schwärmt von den Rieslingen des Jahres 2019 in den höchsten Tönen, es seien die besten deutschen Rieslinge, die er in seiner 40 jährigen Karriere verkostet hätte. Robert Parker ist dieser Ortsriesling mit seinem mineralisch-kräuterigen Duft 89 Punkte wert.
In der Steillage Kanzemer Altenberg ist ausschließlich Handarbeit ganzjährig das Mittel der Wahl. Nach der selektiven Lese werden die Beeren sanft gepresst und ihr Most spontan vergoren. Es zeigen sich dezente Noten von gelben Zitrusfrüchten, Pfirsich und Grapefruit. Am Gaumen kommt neben der Fruchtaromatik eine lebendige Säure zum Vorschein.
2019 von Othegraven Kupp Riesling Kabinett
Günther Jauch genießt mit seinem Weingut das Privileg, über Parzellen in vier Grossen Lagen zu verfügen. Zu jenen Lagen zählt der auch die Wiltinger Kupp. Der teils stark verwitterte Boden ist von Devonschiefer mit Lehmanteilen geprägt. Die nach Süd bis Südwest ausgerichtete Lage zieht sich auf eine Höhe von 270 Metern ü.NN mit Hängen, die teils eine 60 prozentige Steigung aufweisen.
Im Jahr 2019 behielt Kellermeister Andreas Barth einen kühlen Kopf, als im September der Regen einsetzte. Der Lohn waren vollausgereifte Trauben, die dann Ende Oktober selektiv von Hand gelesen werden konnten. Daraus entwickelte sich ein hervorragender Kabinett, mit 91 Punkten von Robert Parker bewertet. Hier beginnt der Einstieg in die Prädikatsweine. Er ist fruchtbetont, erinnert an reife Pfirsiche und Mango, auch an reife Zitrusfrüchte. Am Gaumen ergibt sich eine Geschmacksexplosion, die wir aus der Nase kennen. Dazu zeigen sich Kräuternoten und Honig. Die lebendige Säure sowie die klare Mineralik hinterlassen Nachhaltigkeit am Gaumen.
2020 Schloss Johannisberger Grünlack Spätlese
Ein Grünlack Spätlese gehört quasi zu den Klassikern des Weinguts. Bereits seit 1775 entsteht dieser großartige Riesling, der sicherlich schon manchen royalen Gaumen verwöhnte. Die Trauben der Riesling-Reben, die im mittleren Bereich des nach Süden abfallenden Weinbergs gedeihen, haben das Potenzial für Spätlesequalitäten. Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass sich die Weinmacher von Schloss Johannisberg die Messlatte für den Prädikatsausbau höher gelegt haben. Prinzipiell liegt ihr Mostgewicht mindestens um 5 Grad Oechsle höher als vorgeschrieben. Diese Spätlese weist sogar ein Mostgewicht von 93 Grad Oechsle auf.
In der Nase zeigt die Grünlack Spätlese eine Opulenz an exotischen Früchten. Reifes Steinobst und der Duft von weißen Blüten erinnern an Holunder- und Lorbeerblüten. Am Gaumen dominieren zuerst jene süßen Aromen, die bereits in der Nase wahrnehmbar waren. Doch gleich darauf kommt die herrliche Säure zum Vorschein, die dem Wein eine ausbalancierte Harmonie beschert.
Die Eleganz der Spätlesen von Schloss Johannisberg beeindruckt auch den renommierten amerikanischen Weinkritiker James Suckling. Mit 100 Punkten bewertete er die Grünlack Spätlese des Jahres 2019.
Weingut Schloss Johannisberg
Ursprung des heutigen Weinguts ist ein Klosterweingut, dessen Wurzeln bis ins 8. Jahrhundert reichen. Aufgrund dieser langen Historie, durchlebten Mauern und Reben wechselvolle Zeiten. Das heutige Ansehen begründet sich nicht zuletzt durch die Übernahme des Weinguts durch Fürst von Metternich Anfang des 18. Jahrhunderts. Inzwischen ist das Riesling-Weingut Teil der Oetker-Gruppe und wird seit 2008 von Stefan Doktor geleitet.
Weingut von Othegraven
Im Gegensatz manchem Rockstar erwarben Günther und Thea Jauch 2010 das Weingut ganz ohne Allüren. Nach zwei Jahren reiflicher Überlegung kamen beide zum Schluss, die Tradition der Familie von Günther Jauch weiterzuführen. Bereits um das Jahr 1500 wurde das Gut gegründet und wird seit 1805 von Familie von Othegraven geführt.
Gutshaus sowie Park stehen unter Denkmalschutz, den seinerzeit der Großonkel von Günther Jauch mit botanischem Wissen und Liebe zum Detail anlegte. Das Weingut gehört zu den ältesten Weinbaubetrieben an der Saar und ist Gründungsmitglied des VDP.
Im Gesamten war die 5. Auflage von Schloss Johannisberg & Freunde eine gelungene Veranstaltung. So freuen wir uns schon heute auf die nächste Verkostung.
Vorschau
Inzwischen empfängt Schloss Johannisberg wieder Gäste. Bei Verkostungen und besonderen Veranstaltungen wie beispielsweise dem Mittsommer Picknick oder den kulinarischen Weinproben tauchen Weinfreunde in die Welt der Rieslinge des renommierten Weinguts ein.
Dennoch wird auf den Kontakt zu Weinliebhabern via smarter Technik nicht verzichtet. Am 2. Juli 2021 ist Léon Femfert vom Weingut Nittardi zu Gast bei Schloss Johannisberg & Freunde. Im Jahr 1981 übernahm Familie Femfert das toskanische Weingut, welches im 16. Jahrhundert im Besitz von Michelangelo Buonarroti war. Man darf sich also auf jeweils 2 exklusive Weine jedes Weinguts sowie auf einen unterhaltsamen Abend freuen.
Hier geht es zur FrontRowSociety – Reportage über den Raritäten-Lunch mit ausgesuchten Weinen aus dem Hause Nittardi.
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