Aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlags wurde Markus Lanfer zum Schafzüchter.
Sein Bruder verstarb sehr unerwartet und zur Bewältigung der Trauerarbeit kauften er und sein Vater ein Stück Wald sowie eine Wiese. Hierher brachten sie fünf Heidschnucken, die auf dem großflächigen Stück Erde ein schönes Leben verbringen sollten.
„Das Umtreiben der Schafe von der einen auf die andere Wiese bringt mir jedesmal ein Hochgefühl und ein wenig innere Zufriedenheit. Durch den Umgang mit den Schafen in der freien Natur – im Rhythmus der Jahreszeiten – finde ich auch zu mir selbst“, so Markus Lanfer. Und ganz nebenbei sorgt der sympathische Münsterländer auch noch für den Erhalt der alten Landrasse „Moorschnucken“.
Im Hauptberuf ist Markus Lanfer Heilerziehungspfleger und arbeitet vordergründig mit behinderten Menschen. Durchweg positive Erfahrungen sammelt er, wenn er seine Klienten mit Tieren – insbesondere mit seinen Schafen – in Kontakt bringt. „Die vielgepriesene Inklusion ist hier selbstverständlich“, beschreibt der Schafzüchter.
Weideschafzucht und Wirtschaftlichkeit
Nachdem Markus Lanfer mittlerweile über eine größere Herde verfügt, rückte die Wirtschaftlichkeit weiter in den Fokus, denn die Schafzucht ist kostenintensiver als man glauben mag. Und wer Weideschafe in seiner Freizeit züchtet, der kennt das Wort Freizeit kaum noch.
Trotz seiner knapp bemessenen Zeit ist Markus Lanfer auf Anfrage immer bereit, Bürgern seine Schafzucht näher zu bringen. Hier kann sich jeder vor Ort von der Situation überzeugen, wie die Tiere gehalten und behandelt werden. Denn Menschen, die sich zu weit von der Natur entfernt haben, glauben, dass unter anderem auch Schafe bei schlechtem Wetter einen geschlossenen Stall benötigen.
Die Vermarktung von Weideschafen
In der Landschaftspflege spielen Schafe in Deutschland eine tragende Rolle. Auf Trockenrasen- und Heideflächen verhindern sie die Verbuschung, an den Küste tragen sie zum Küstenschutz bei.
Darüber hinaus ist Lamm-, Hammel- oder Schaffleisch aus der Region gesund. Schafe wachsen nicht in überfüllten Ställen der Massentierhaltung heran wie etwa Schweine. Auch werden sie nicht sicherheitshalber mit Medikamenten „versorgt“ um Krankheiten vorzubeugen. Ihr Leben findet da statt, wo ein Tier hingehört, in einer natürlichen, artgerechten Umgebung.
Kein leichtes Unterfangen ist jedoch die Vermarktung von Schafen. Der Grosshandel hat kein wirkliches Interesse an Heidschnucken, die Metzger ebenfalls nicht. Daher ist der Preis für Schafsfleisch auch relativ gering.
So musste Markus Lanfer auf eigene Faust losziehen und seine Tier anbieten. Er besuchte Restaurants, fand Partner auf heimischen Wochenmärkten und schloss sich verschiedenen Organisationen an, um zusätzliche Absatzkanäle zu finden.
Über ein Internetportal für nachhaltige Produkte verschickte der Züchter bei einer Aktion im letzten Jahr sein Fleisch von Westerland bis zum Bodensee. In diesem Jahr soll diese Aktion wiederholt werden, was ihm etwas Entlohnung für die intensive Arbeit bringt.
Aber auf Wochenmärkten, so Markus Lanfer, erfahre er Anerkennung für die doch recht harte Arbeit, welche er in seine Schafherde investiert. Seine Kunden vertrauen ihm aufgrund seiner Authentizität. Mittlerweile sind die Verbraucher kritischer gegenüber Massenprodukten geworden. Käufern wollen wissen, woher das Fleisch stammt, unter welchen Bedingungen die Tiere aufwuchsen und ob sie ‚human‘ geschlachtet worden.
Im direkten Kundenkontakt betreibt Markus Lanfer Aufklärungsarbeit. Die Kunden erfahren, dass er seine Zuchttiere aus der „Schäferei Moorhof der Biologischen Station Zwillbrock“ bezieht und seine Schafe einen sehr kurzen Weg zum Hof Keil in Reken zurücklegen, auf welchem sie fachmännisch zerlegt werden.
Lammfleisch
Das Fleisch von Weideschafen (Lammfleisch, Hammelfleisch und Schaffleisch) wächst sehr langsam, die Tiere sind bewegungsfreudig und ernähren sich ausschließlich von heimischen Gräsern, Flechten, Moosen oder Pilzen. Lammfleisch ist bei Gourmets gefragt, der Geschmack ist natürlich und weist einen fast wildbretartiges Aroma auf.
Lamm-Pattys für Burger sind eine echte Alternative zu Rindfleisch.
Für die Zubereitung einer Lammschulter eignet sich besonders der Monolith. Bei Niedrigtemperatur gegart und über Apfelholz-Palletts leicht gesmokt, ist ihr Genuss ein Gedicht. Doch die beste Ausrüstung nützt nichts bei minderer Fleischqualität. Und nicht nur in punkto Qualität überzeugt nachhaltig erzeugtes Fleisch, auch das Tierwohl, kurze Wege und bedachtsame Schlachtung stehen im Blickpunkt des Züchters,.
Für die Ostertage steht Lammfleisch als traditionelle Speise besonders hoch im Kurs und nicht nur im Münsterland, sondern auch in Österreich. Aber übers ganze Jahr stellt ein Lammkarree eine Delikatesse dar. Für die Zubereitung des Lammkarree aus dem Münsterland haben wir uns an das Rezept vom österreichischen Haubenkoch Martin Sieberer gehalten. Unser Fazit: das Münsterländer Schaf’l schmeckt genauso gut wie das Parnauner Schaf’l.
Kleine Fleischkunde: Lammfleisch, Hammelfleisch und Schaffleisch
Eines vorweg: Ob Lammfleisch, Hammelfleisch und Schaffleisch, alles kommt vom gleichen Tier, dem Schaf. Die jeweilige Bezeichnung verrät nur etwas über das Alter der Tiere bei der Schlachtung.
- Lammfleisch stammt von Tieren, die jünger als ein Jahr sind,
- Hammelfleisch von denen, die jünger als zwei Jahre sind und
- Schaffleisch von Tieren, welche ein Mindestalter von zwei Jahre erreicht haben.