Letzten Winter besuchten wir Maria und Peter Zangerl. Beide gewährten uns einen Einblick in ihren Maashof. Das Ehepaar züchtet in Mathon, im Paznauntal, nachhaltig und artgerecht Nutztiere wie beispielsweise Schafe, Tiroler Grauvieh und bereits in zweiter Generation Wagyu-Rinder. Schon damals hat uns der Respekt beeindruckt, mit welchem Peter und Maria Zangerl ihren Tieren gegenübertreten.
Nun führt uns der Kulinarische Jakobsweg ins Paznaun. Abseits dieses Weges halten wir nach den Bewohnern des Maashofs Ausschau, die sich gerade auf saftigen Almen im Lareintal, einem charismatischen Tal der Silvretta, in der Sommerfrische befinden.
Während unseres kulinarischen Weges wandern wir durch das Fimbatal zur Heidelberger Hütte. Wer von der Hütte aus den Weg über das knapp 2.600 Meter hohe Ritzenjoch antritt, gelangt sogleich ins unberührte Lareintal. Nur das einstige Zollhäuschen zeugt von menschlicher Besiedlung und natürlich die domestizierten Vierbeiner. Die herbe Schönheit dieses Tal liegt in seiner Unberührtheit, fern jeglicher Urbanität.
Wetterfest ausgerüstet, fahren wir mit Maria Zangerl und Hauenbkoch Gunther Döberl Richtung Larein Alpe. Gunther Döberl ist als Küchenchef des Gourmetrestaurants der Familie Zangerl „Stiar“ hautnah bei der Fleischverarbeitung dabei. Er genießt das Privileg, in seiner Funktion als Koch genau zu wissen, was er zu schmackhaften und innovativen Gerichten verarbeitet.
Grünes Paradies
Mit dem Pick-Up schlängeln wir uns den Forstweg zur Larein Alpe hinauf und werfen unterwegs einen Blick auf den Talkessel des Paznaun und die Dächer von Ischgl.
Im Sommer betreibt Familie Zangerl ebenfalls die Larein Alpe. Hier ist das Tor zum Lareintal. Uns eröffnet sich ein Stück Erde, das für Naturburschen und Abenteurer gemacht scheint. Die wildromantische Landschaft beeindruckt uns, selbst bei unwirtlichem Wetter.
Oder ist es vielleicht die leicht dramatische Stimmung der herannahenden Regenfronten, die uns die unberechenbare Natur auf dieser Höhe erspüren lässt? Es gibt halt nicht immer blauen Himmel und Sonnenschein wie im Werbeprospekt.
Zwischen den letzten Schneeflecken blühen die Alpenrosen. Während des kurzen Sommers erobern Gras und würzige Kräuter die Bergwelt im Sturm, wahre Delikatessen für die Vierbeiner von Maria und Peter. Wir müssen weit ins Tal hineinfahren, denn das liebe Vieh weiß, wo es am besten schmeckt. Die imposanten Wagyus haben sogar den Weg zu noch höher gelegenen, grünen Hängen angetreten. Für Manche ist eben das Beste gerade gut genug.
So weidet das Tiroler Grauvieh mit den Zillertalern bunt gemischt an den Hängen des Lareintals. Mütter liegen mit ihren Kälbern entspannt im Gras und die Wagyu-Rinder erklimmen eifrig grasend das nächste fruchtbare Hochplateau.
Von Hirten, Sennern und Traditionen
Es gibt sie noch, die Viehhirten. Den Bergsommer verbringen sie in der Abgeschiedenheit Hochalmen. Ihr Tag beginnt bei Sonnenaufgang und passt sich dem Rhythmus des Viehs und der Natur an. Auf der Larein Alpe treffen wir Jonas. Er ist 17 Jahre alt und verbringt bereits seinen 5. Bergsommer mit den Rindern vom Maashof. Hier in den Bergen verwirklicht er seine Vorstellung vom Sommerparadies ohne Handy-Empfang, soziale Netzwerke und jeglichen luxuriösen Komfort.
Nach dem Abitur wird er Veterinärmedizin studieren. Und wir können uns lebhaft vorstellen, wie leicht ihm das Studium nach diesen intensiven praktischen Erfahrungen fallen wird. Adrian, Heidi (der Hütehund) und die Rinder sind für drei Monate seine Gefährten. Gemeinsam schauen die Hirten täglich nach dem Wohlergehen der wertvollen Vierbeiner, reparieren Weidezäune, füttern, melken oder beweisen sich als Geburtshelfer.
Die Milch wird morgens frisch vom Senner Gabriel zu Almkäse verarbeitet. Sein Handwerk lernte er von der Picke auf. Ein Glücksfall für Maria und Peter, die jetzt die Gäste ihrer gastronomischen Betriebe sowie ihres 5 Sterne Hotels „Silvretta“ in Ischgl mit hauseigenem Käse verwöhnen können.
Gabriel züchtet inzwischen die Käsekulturen selbst, gelernt ist eben gelernt. Mit seinem Know how steht einer Erweiterung der Käseproduktion nichts mehr im Wege. Jedoch genau wie bei den Fleischerzeugnissen, bleibt auch der Käse ausschließlich dem Eigenbedarf vorbehalten.
Die Käserei auf der Larein Alpe ist Mitglied der Genussregion Paznauner Almkäse, was ein Indiz für Regionalität und Qualität ist. Auf der Larein Alpe haben Wanderer bzw. Mountainbiker die Möglichkeit, nach einer Tour Milch, Käse oder Butter zu genießen, die nur wenige Schritte von ihrem Sitzplatz entfernt hergestellt wurden.
Ehrliche Produkte, authentische Küche
Wanderer, die auf der Larein Alpe einkehren, können im urigen Ambiente sitzend bodenständige Küche genießen. Regionaler geht es nicht, herzhafte Tiroler Gerichte dürfen auf der Alpe ohne Reue verspeist werden.
Auf dem Holzofen bereitete Gunther Döberl für uns ein deftiges Kasmuas zu, selbstverständlich mit dem guten Almkäse aus eigener Herstellung.
Für das Milchmuas – natürlich aus der Milch der eigenen Milchkühe – hatte Chefin Maria die gute alte Pfanne der Mutter mitgebracht. Und auch ein Haubenkoch beherrscht die Basics, denn Einfaches kann so gut sein: Milchmuas mit Granten und eine Tasse frischer Milch dazu.
Maria und Peter Zangerl sind erfolgreiche Hoteliers und Gastronomen. Von traditionellen Almspeisen bis hin zum Fine Dining bedienen sie mit ihren eigenen Produkten die ganze kulinarische Bandbreite. Ihre Bodenständigkeit zeigt, dass man sich nicht vom Kommerz einholen lassen muss, um erfolgreich zu sein. Ihr Konzept ist anders und doch nicht neu. Sich an Traditionen orientierend, erreichen sie gerade bei der Kulinarik das Beste für den Gast.
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