Am 20. Juni 2022 füllte sich der Panorama Saal der Kellerei Tramin mit einem großen Aufgebot an internationalen Journalisten der Weinfachpresse aus New York, Los Angeles, Las Vegas, London, Rom oder Amsterdam. Der Grund war die erste offizielle Vertikalverkostung des Epokale, jenes Gewürztraminers, der als einziger italienischer Weißwein jemals mit 100 Punkten von Robert Parker’s Wine Advocate ausgezeichnet wurde. Obendrein war es direkt der erste Jahrgang 2009, der diesen Ritterschlag erhielt.
In einer Vertikalverkostung zeigen sich knochenehrlich die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen jedes einzelnen Jahrgangs sowie die Entwicklung einer Stilistik. Auch wenn hinlänglich bekannt ist, dass ein Wein im Berg entsteht, ist doch dessen Ausgewogenheit schlussendlich dem Fingerspitzengefühl des Kellermeisters zu verdanken. Von der jungen Rebe bis zum gereiften Wein begleitet bei der Kellerei Tramin Kellermeister Willi Stürz seit Anfang der 1990er Jahre die Prozesse, die für den heutigen Erfolg der Kellerei verantwortlich sind.
Epokale – ein Gewürztraminer wird auf den Weg gebracht
Bei der Frage, was den Epokale so besonders macht, bleibt es nicht bei einer simplen Antwort. Allen voran steht sicherlich das Herzblut von Kellermeister Willi Stürz. Dennoch ist es das Ineinandergreifen vieler Rädchen, die wie ein Schweizer Uhrwerk für Präzision sorgen.
Die Rebe des Gewürztraminers ist Boden sowie Kleinklima betreffend sehr anspruchsvoll. Sie ist krankheitsanfällig und wegen des frühen Austriebs besteht immer wieder Frostgefahr. Zudem neigt sie zu Verrieselung, was den Ertrag reduziert. In heißen Jahren bläht sich der Zuckergehalt dieser aromatischen Sorte auf, eine frühe Lese würde dann zwar die Säure erhalten, jedoch wären die typischen Aromen zu gering ausgeprägt.
So beginnt das Knowhow wie immer Berg. Die Reben, aus deren Trauben der Epokale entsteht, gedeihen auf 450 Metern Höhe in den besten Gewürztraminerlagen Nussbaumer und Söll. Lehm, kalkhaltiger Schotter, Kies und vulkanisches Porphyrgestein nähren die Reben. Die warmen, trockenen Sommer – Südtirol wird mit knapp 3.000 Sonnenstunden pro Jahr verwöhnt – sorgen neben der optimalen Reife für die Ausprägung der charakteristischen Aromatik.
Am Fuße des Mendelkamms gelegen, kommen die Trauben der fast 30 Jahre alten Reben recht früh am Tag im Schatten zur Ruhe. Nachts sorgen die Fallwinde am Gebirgshang für eine frische Kühle, die der Säurebildung zugute kommt. Bei den insgesamt 617 Hektar mit Gewürztraminer bepflanzten Rebfläche in Südtirol, weisen diese beiden Lagen die wohl idealsten Bedingungen auf.
Ist der optimale Lesezeitpunkt sensorisch und analytisch bestimmt, beginnt die selektive Lese von Hand. Nach einer kurzen Mazerationszeit erfolgt das sanfte Pressen der ganzen Trauben. Über einen Zeitraum von 30 Tagen vollzieht sich die Fermentation bei konstanten 18 Grad Celsius mit eigens aus dem Weinberg selektierten Hefen. Anschließend wird die Gärung durch Abkühlen gestoppt und der Gewürztraminer in Edelstahltanks gefüllt. Hier schlummert er für zirka 10 Monate auf der Feinhefe. In dieser Zeit setzen sich die Sedimente ab und der Wein kann natürlich geklärt auf die Flasche gefüllt werden.
Epokale lagert sechs Jahre im Bergwerk Ridnaun
Nun beginnt seine Reise zu einem stillen Platz. Je nach Jahrgang treten 1.200 bis 3.200 Flaschen von Tramin aus den Weg Richtung Norden zum Bergwerk Ridnaun an. Diese ehemalige Mine gehört heute zu den vier Standorten des Südtiroler Landesmuseums Bergwerk. Vom Museum aus führt eine abenteuerliche Straße hinauf zum Poschhausstollen auf 2.000 Meter Höhe. Bis 1985 wurde in dem höchstgelegenen Bergwerk Europas Blei, Silber und Zink abgebaut.
Heute bringt eine batteriebetriebene Bahn einmal pro Jahr den Epokale fast 4 Kilometer tief in den Stollen. Bei 11 Grad Celsius, 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und konstantem Luftdruck wird dieser dunkle Ort sein Zuhause für die nächsten 6 Jahre sein. Wenn der neue abgefüllte Jahrgang den Stollen erreicht, erblickt der Epokale 2015 dann gereift das Licht der Welt. Bei der Vertikalverkostung 2022 wurde er bereits dem Fachpublikum vom Herausgeber und Chefredakteur des italienischen Magazins Civiltà del bere, Alessandro Torcoli, Kellermeister Willi Stürz, Verkaufsleiter Wolfgang Klotz sowie von Obmann Leo Tiefenthaler präsentiert.
Epokale 2015 Preview
Während die früheren Gewürztraminer kräftig und laut waren, zeigt sich gerade der Epokale als filigraner Wegbereiter eines eleganten Stils dieser Aromasorte. Der Epokale ist die schicke Art einen Gewürztraminer zu genießen, der je nach Jahrgang mit einem unfassbaren Spiel von Süße und Säure aufwartet.
Folgende sechs Jahrgänge des Epokale wurden bei dieser internationalen Vertikalverkostung degustiert:
- Epokale 2009
- Epokale 2010
- Epokale 2011
- Epokale 2012
- Epokale 2013
- Epokale 2015
Gravierend sind die Unterschiede des Epokale 2009 zu den folgenden Jahrgängen. Mit einem Restzuckergehalt von 107 g/l beweist er Auslesequalität. Kellermeister Willi Stürz bezeichnet den 100 Punkte Wein als ausgeglichen: „Der hat von allem viel, aber von nichts zu viel.“ Dennoch verkörpert er nicht einen barocken Süßwein, sondern überzeugt mit einer tiefen Süße von reifen Mangos, einer dezenten Säure und einen unglaublichen Länge.
Mit dem Epokale 2009 betrat die Kellerei Tramin eine neue Liga im internationalen Weinbau. Trotz der selten von Parker vergebenen Maximalpunktzahl scheute man nicht den Weg fortzusetzen, einen Gewürztraminer leichteren Typs zu kreieren. Ab dem Jahrgang 2010 gewinnt die Stilistik an Finesse. Die typischen Aromen eines Gewürztraminers sind präsent, jedoch nicht zu überbordend, sondern kommen frisch daher. Obwohl der Jahrgang 2015 noch etwas verschlossen ist, darf sich jeder Weinfreund schon jetzt auf einen außergewöhnlichen Gewürztraminer freuen.
Der schwierige Jahrgang 2014 braucht noch etwas mehr Zeit, als seine Mitstreiter. Daher verbleibt er noch weiter im Poschhausstollen, damit auch er sein volles Potenzial entfalten kann. Doch nicht nur der außergewöhnliche Gewürztraminer Epokale macht die Kellerei Tramin aus, es sind vielmehr die Menschen mit Visionen, die täglich ihr Bestes geben, um genussverliebten Personen mit ihren Weinen ein Stück Lebensfreude zu schenken.
Wer Tramin an der Weinstraße besucht, findet über diesen Link Tipps für Ausflüge und ein ganz besonderes Restaurant.
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