Geliebte Heimat und Kleinstadtidylle
Das gibt es noch, das beschauliche Leben in einer Kleinstadt. Einbeck ist so eine liebens- und lebenswerte Kleinstadt, die mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick erahnen würde. Und da sind wir wieder – bei dem Luxus eine Heimat zu haben, angekommen zu sein. Menschen um sich zu wissen, die sich für ihre Nachbarn interessieren, auf der Straße jemanden zu treffen, der sein Gegenüber nach dem Wohlbefinden fragt.
Einen Mann mir ausgeprägtem Heimatsinn haben wir mit Alexander Kloss kennengelernt. Der ehemalige Banker ist Leiter des Ressort Marketing und Vertrieb im PS.SPEICHER. Seit 16 Jahren ist er Mitglied im Stadtrat und war bis 2016 stellvertretender Bürgermeister von Einbeck. Dieses Ehrenamt war für ihn jedoch nie eine Bürde, gerne wäre er weiterhin aktiv geblieben. Aber sein Traum, Teil des Teams im PS.SPEICHER zu sein, fordert inzwischen mehr als einen achtstündigen Arbeitstag. Das Engagement für seine Heimatstadt immer noch ungebrochen und keinesfalls weniger geworden.
Der PS.SPEICHER ist Beschleuniger in Sachen Stadtentwicklung. Mit dem kolossalen Umbau des alten Einbecker Kornspeichers zu einer spektakulären Ausstellungsplattform der Sammlung historischer Fahrzeuge von Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf, konnte die Fachwerkstatt Einbeck das Mekka für Motorenthusiasten werden. Die ganze Stadt profitiert von diesem Besuchermagneten, was auch als unbedingtes Anliegen der Initiatoren Berücksichtigung fand und nachhaltig umgesetzt wurde. (Hier geht es zur ausführlichen FrontRowSociety.net-Reportage über den PS.SPEICHER)
Tradition trifft Moderne
Einbeck ist eine Stadt für Selbstentdecker und für jene, die Spannendes zu der schönen Fachwerkstadt erzählt bekommen möchten. Zahlreiche Themenführungen mit Guides, die auch in historischen Gewändern daherkommen, bietet der Tourismusverband an. Zu entdecken gibt es reichlich in der Stadt, die Teil des Fachwerk-Fünfeck ist.
Neben Einbeck sind Duderstadt, Hannoversch Münden, Northeim und Osterode am Harz als Partner in dem Projekt Fachwerk-Fünfeck organisiert. Regionalität und Lokalpatriotismus sind hier gelebte Werte. Man schließt sich zusammen, um gemeinsam mehr zu erreichen. Jede Stadt hat ihre Kernkompetenz, trägt so dazu bei, dass jede Ecke des Fachwerk-Fünfecks modern und lebenswert nach unseren heutigen Maßstäben ist. Traditionen und das einmalige Kulturgut Fachwerk werden gewahrt und erhalten.
In Einbeck ist das besonders eindrucksvoll an der Tiedexer Straße zu erleben. Auf 250 Metern sind die ältesten Fachwerkhäuser des Städtchens – von 1541 – wie auf einer Schnur aufgereiht und lassen Gäste über die facettenreiche Handwerkskunst staunen. Ebenso das Alte Rathaus: Die einprägsame Architektur dieses Gebäudes ist das Wahrzeichen der Stadt. Mit seinen drei Türmen hat es ein unverwechselbares, einmaliges Antlitz.
Am Marktplatz finden sich neben dem Alten Rathaus noch zwei weitere Zeitzeugen des Fachwerkbaus, die Ratsapotheke und das ehemalige Gildehaus der Bäcker, das Brodhaus.
Heute beherbergt das Brodhaus ein uriges Wirtshaus mit deftiger Küche. Jeden Freitag gibt es ab 18 Uhr Spare Ribs satt und jeden ersten Donnerstag im Monat zaubert die Küchencrew Schweinehaxen frisch aus dem Ofen. Mit Einbecker Senf schmeckt es mit Sicherheit am besten. (Hier geht es zur ausführlichen FrontRowSociety.net-Reportage über die Einbecker Senfmühle)
In der Braudiele des Brodhaus stehen drei überdimensionale Bierfässer mit gemütlichen Sitzgelegenheiten. Eine gute (Sitz-)Gelegenheit, verschiedene Einbecker Biere zu verkosten.
Ein Blick hinter die Mauern
Ungefähr ein Drittel der ehemaligen Stadtmauer ist den Einbeckern erhalten geblieben. Spaziert man einen kleinen Weg an der Bachaue Krummes Wasser entlang, schaut man auf Teile der verbliebenen Stadtmauer.
Hier hatte einst der Henker der Stadt sein Quartier. Obwohl er nicht nur Scharfrichter war, sondern als Wundarzt und Chirurg so mancher Seele das Leben rettete, waren er und seine Familie sowohl örtlich als auch sozial an den Rand der Gesellschaft verbannt. Dem Mann, der so manchen Schuldigen ins Jenseits beförderte, blieb es versagt, auf dem Friedhof bestattet zu werden. Seine letzte Ruhe fand er – hoffentlich – vor der Pforte zum ewigen Leben.
Für ihr eigenes oder für das Seelenheil geliebter Menschen konnten die Einbecker, seit dem Beginn ihrer Siedlungsgeschichte in der Münsterkirche St. Alexandri beten. Ende des 11. Jahrhunderts wurde die Kirche errichtet und gilt heute als eine der größten gotischen Hallenkirchen im Norden unserer Republik.
Mit dem Bau der Marktkirche St. Jacobi wurde 1238 begonnen, somit ist sie das älteste Bauwerk am Marktplatz. Ein Baumangel macht die Marktkirche zum Hingucker. Durch unzureichend gefestigte Fundamente ragt der Turm 1,57 Meter aus dem Lot. Aber keine Sorge bei der Besichtigung des sakralen Gebäudes mir seinem schiefen Turm von Einbeck, es wird seit Jahrhunderten nachgebessert, gestützt und saniert, zuletzt von 2010 bis 2014 in mehreren Bauabschnitten.
Außerdem setzten die humorvollen Einbecker einem Comedian aus dem 14. Jahrhundert, Till Eulenspiegel, mit einem Brunnen auf dem Markt ein Denkmal. Möge doch die Quelle des Schabernacks und des Schwarzen Humors nie versiegen.
Hier dreht man am ganz großen Rad
Das kleine Stadtmuseum befindet sich in einem Patrizierhaus, gebaut 1548. Neben Ausstellungsstücken zu den Themen Blaudruck, Braukunst oder Münzen, wird die Geschichte des Fahrrads erzählt. Mobilität scheint den Einbeckern besonders am Herzen zu liegen.
August Stukenbrok gründete 1888 in Einbeck einen Versandhandel und eine Fahrradfabrik. Durch seinen Unternehmergeist und sein Gespür für Marketing florierte sein Unternehmen recht bald, die „Deutschland-Fahrräder“ wurden zum Verkaufsschlager, zu Rädern für jedermann. 1932 kam die Insolvenz. Die Weltwirtschaftskrise forderte viele Opfer, die Firma August Stukenbrok Einbeck gehörte dazu. Ein Denkmal im hübschen Stiftsgarten erinnert an ihn und sein Wirken, wie auch die Ausstellung im Stadtmuseum.
Einbeck heißt für die Einwohner nicht nur Leben in der Vergangenheit. Es gibt unzählige Beispiele für Bürger, die ihre Heimatstadt mitgestalten. Dank einer sehr guten Infrastruktur ist sie lebenswert für Jung und Alt. Unternehmergeist, Vereinsleben und das Umsetzen kreativer Ideen der Einwohner sind das Markenzeichen dieser Ecke im Fachwerk-Fünfeck.
Leseratten aufgepasst
Ein Gang über den Marktplatz hinaus sei jedem Einbeck-Entdecker angeraten. Es ist der Ortskenntnis von Alexander Kloss zu verdanken, dass wir FrontRowSociety.net-Redakteure unseren Lieblingsplatz hier fanden: Das Einbecker Literatur Haus.
Es ist eine wahre Freude für jeden Bücherwurm diese kleine überschaubare Buchhandlung zu betreten, abseits der lärmenden Ladenlokale diverser Ketten. Sofort stellt sich das Gefühl ein, hier ist alles stimmig. Menschen, die in ihrer Arbeit – Bücher zu verkaufen – mehr sehen, als dass ein Produkt seinen Besitzer wechselt.
Das alte Gewand der Gründerzeitvilla wurde ordentlich ausgelüftet, so dass im hellen und offenen Verkaufsraum eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre entstand. Die Backsteinregale enthalten Schätze der Literatur jenseits des Mainstreams. Kinder und Jugendliche entdecken Lesbares über Harry Potter hinaus.
Blaudruck – seit 1638 in Einbeck beheimatet
Die Familie Wittram prägte 367 Jahre mit ihrer Blaudruck-Werkstatt, die zuerst als Färberei gegründet wurde, das Erscheinungsbild der Handwerkskünste in Einbeck entscheidend mit. Im Jahre 2005 fanden sich mit Ursula Schwerin und Ulf Ahrens zwei Menschen, die sich diesem seltenen gewordenen Handwerk verbunden fühlten und es fortzuführen gedachten.
In dem ansprechend gestalteten Ladenlokal der Blaudruckerei kann man – oder doch eher Frau – schon ein Weilchen mit dem Durchsuchen der Regale verbringen. Von wegen alles blau: Es kann zwischen zehn verschiedenen Farben und achthundert Mustern gewählt werden, eines schöner als das andere. Wie soll Frau sich da für nur Eins entscheiden. Und die Möglichkeiten, schöne alltägliche oder besondere Objekte aus den Stoffen zu zaubern, scheinen unbegrenzt.
In einem kleinen Museum ist die Geschichte des Einbecker Blaudrucks für die Nachwelt erhalten.
Die fertigen Produkte zu erwerben ist das eine, die Kunstfertigkeit der Handwerker zu erleben, das andere. In der Einbecker Blaudruckerei ist beides möglich. Und wir sind über die vielen einzelnen Arbeitsschritte erstaunt.
Zuerst bedarf es eines Mediums zum Aufbringen des Musters, dem Model, eine Art Stempel. Diese wurden von Formstechern bzw. Holzschneidern aus hartem Holz, wie beispielsweise Buchsbaum oder Birne hergestellt. In den Regalen der Einbecker Blaudrucker schlummern achthundert dieser kostbaren Stücke, die ältesten sind fast dreihundert Jahre alt. Neben den wertvollen Modeln, ist die Rezeptur des Druckpapps Kapital und Geheimnis einer Blaudruckerei.
Dann wollen wir beginnen: Den Druckpapp sauber und gleichmäßig auf dem Model verteilen, exakt auf den Stoff setzten, festdrücken und immer so weiter, bis das gewünschte Muster fertig ist.
Jetzt muss der Papp trocknen, die Wartezeit könnte mit einem Einbecker Bier verschönert werden. (Hier geht es zur ausführlichen FrontRowSociety.net-Reportage über die Einbecker Brauerei)
Auf einen Sternreif gezogen, kommen die Stoffe ins Färberbad, anschließend wird der Druckpapp im Laugenbad ausgewaschen. Sieht man nun auf dem Stoff ein schönes, weißes, gedrucktes Muster, hat man alles richtig gemacht. Der Fantasie sind bei der Verarbeitung der Stoffe keine Grenzen gesetzt.
Nach Einbeck kann man mit leichtem Gepäck reisen; verlässt man das kleine Fachwerkstädtchen, ist man beladen mit unvergleichlichen Eindrücken und einmaligen Erinnerungsstücken für zu Hause.
Epilog
Ich habe heute auf einem WhatsApp-Profil folgendes gelesen: Reisen ist der schönste Weg Geld auszugeben und trotzdem reicher zu werden. Unsere Arbeit bei FrontRowSociety.net könnte nicht treffender beschrieben werden. Nach jeder Reportage gehen wir reicher nach Hause. Das ist Luxus und Lifestyle.
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