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Die umfangreiche Sammlung der Neuen Galerie in Kassel repräsentiert den staatlichen sowie den städtischen Kunstbesitz des 19. bis 21. Jahrhunderts und beherbergt Zeitzeugen der vergleichsweise kurzen Geschichte der documenta. Zudem spielt die Neue Galerie eine zentrale Rolle in der „Museumslandschaft Hessen Kassel“. Mit den drei bekannten Größen der Kasseler Museumswelt – Herkules, Brüder Grimm und documenta – ist die nordhessische Stadt an der Fulda ein nicht zu unterschätzender Kulturstandort unseres Landes.

Einst säumten die Länderfiguren von C.F. Echtermeier die Empfangshalle der Königlichen Gemäldegalerie. Der Verbannung in die Loggia der Galerie in den 1930er Jahren verdanken sie ihr Überleben des Zweiten Weltkriegs / © Redaktion FrontRowSociety.net

Neue Galerie Kassel

Mit der wohlklingenden Adresse „Schöne Aussicht“ hatte sich der preußische König Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen und spätere Kaiser Wilhelm I. einen passenden Ort für sein Geschenk ausgesucht. Selbstbewusst nach dem Vorbild der Münchener Alten Pinakothek entstand direkt an der Karlsaue ab 1871 die Königliche Gemäldegalerie. Das Gebäude im Stil der Neorenaissance diente vor allem der gebührenden Präsentation der Gemäldesammlung des Landgrafen Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel.
 
FrontRowSociety – Redakteurin und Mitherausgeberin Annett Conrad (re.) unterwegs mit Kunsthistorikerin und Sammlungsleiterin der Neuen Galerie Dr. Dorothee Gerkens (li.) durch die historische Landschaftsmalerei im Erdgeschoss der Neuen Galerie Kassel / © Redaktion FrontRowSociety.net
Nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg konnte das Museum unter dem Namen Neue Galerie erst 1976 wieder seine Türen öffnen. Dass die Neue Galerie nun eine Ausstellungsfläche von internationalem Format ist, verdankt sie zum Teil der documenta. Die ersten beiden documenta-Ausstellungen (1955 und 1959) liefen so erfolgreich, dass wesentlich mehr Fläche für Exponate benötigt wurde. Nach einer notdürftigen Sanierung konnte die bis dahin brachliegende Ruine Teil der documenta III werden.
 
Der Amerikaner Edward Kienholz bemalte, bedruckte und beklebte 300 dieser Alu-Koffer mit unterschiedlichen Motiven für die documenta 5 (1972). Heute ist dieses Exemplar in der Ausstellung „about: documenta“ zu sehen. Die Rechte an den Kunstwerken werden heute gehalten von „Estate of Nancy Reddin Kienholz. Courtesy of L.A. Louver, Venice, CA“ / © Redaktion FrontRowSociety.net
Mit der Bewilligung umfangreicher Mittel bestand die Möglichkeit, überdies ein neues Konzept für das Museum auszuarbeiten. Unter anderem hielten Werke von Künstlern der Gegenwartskunst im Eingangsbereich Einzug. Allen voran wären an dieser Stelle die Arbeiten von Joseph Beuys zu nennen. Seine Rauminstallation „the pack“ beeindruckt seit 1976 jeden Besucher auf einzigartige Weise.
 

Die ebenso beeindruckende Rauminstallation „Kasseler Raum – Ferne Zwecke“ von Ulrike Grossarth schließt sich an die von Joseph Beuys an. Nach der documenta 10 (1997) fand sie im Zentrum des Erdgeschosses der Neuen Galerie ihren Platz.

Die Rauminstallation von Ulrike Grossarth kann über die Wandelhalle oder über den Raum von Joseph Beuys erreicht werden. Die Rechte an den Kunstwerken werden von Ulrike Grossarth persönlich gehalten / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ein Rundgang durch die Zeiten

Betritt man die Neue Galerie in Kassel, wird man von wegbereitender Kunst der ersten documenta begrüßt. Das überdimensionale Gemälde „Komposition vor Blau und Gelb“ von Bauhaus-Künstler Fritz Winter gilt als Ikone der documenta. Selbstbewusst war es 1955 als Pendant zu Picassos „Mädchen im Spiegel“ genau gegenüber aufgestellt worden.

Fritz Winter schuf eigens für die erste documenta sein sechs Meter breites Gemälde, das nun Dank großzügiger Spenden nach Kassel zurückgekehrt ist / © Redaktion FrontRowSociety.net

Während sich im Innenraum des Erdgeschosses Gegenwartskunst befindet, reihen sich in der Wandelhalle Landschaftsgemälde, Werke der Kasseler Akademie, des Biedermeier oder auch Salonmalerei. Mit dem Umbau zwischen 2006 und 2011 wurden nicht nur Wände verrückt, sondern auch das Profil der Neuen Galerie geschärft. Neben namhaften Künstlern wie Louis Kolitz oder Carl Spitzweg erhielten nun Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts eine Stimme. Im Erdgeschoss beginnt der Besucher den Weg durch Epochen und Stile, um sich dann im Obergeschoss von der dokumentarischen Ausstellung „about: documenta“ inspirieren zu lassen.

Blickfang August Rodin „Amor und Psyche“ vor Gustave Courbets „Wiesenhang bei Ornans“ / © Redaktion FrontRowSociety.net
Lichtinstallationen –  jedes Mal ein anderes Erscheinungsbild / © Redaktion FrontRowSociety.net
Einst ausgestellt auf der documenta III ist das Gemälde „Goulimine“ von Rupprecht Geiger inzwischen Bestandteil der Sammlung / © Redaktion FrontRowSociety.net

about: documenta

Seit 2019 wird die enge Symbiose zwischen der Neuen Galerie und der documenta in einer chronologisch angedachten Ausstellung veranschaulicht. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit arbeiten die Kunsthistoriker der Galerie die Typizität jeder documenta heraus. Was ursprünglich als einmaliges, lokal verankertes Kunstereignis stattfinden sollte, wurde zu einer globalen Kunstveranstaltung. Diese Entwicklung wird anschaulich nachvollziehbar dargestellt und zeigt den Zusammenhang der Kunstausstellung documenta mit anderen Ereignissen der Zeitgeschichte. 

Im Treppenaufgang zur ersten Etage: Auf den Spuren der Geschichte der documenta / © Redaktion FrontRowSociety.net
Jene Basaltstelen kennzeichnen das „work in progress“ Kunstwerk von Joseph Beuys. Anlässlich der documenta 7 (1982) begann er über einen Zeitraum von 5 Jahren 7.000 Eichen im Stadtgebiet von Kassel zu pflanzen und neben jeden Baum einen Basaltstein zu setzen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Als Begleitveranstaltung der Bundesgartenschau beschränkte sich die documenta 1955 auf das Fridericianum in Kassel. Der Erfolg des Kunstereignisses ließ die Ausweitung auf das gesamte Stadtgebiet in Kassel zu. Bei der documenta 13 (2012) wurden erstmal Kabul/Kairo‐Alexandria/Banff als Standorte außerhalb Deutschlands einbezogen. Die documenta 14 zeigte an zwei Standorten – in Athen und in Kassel – erstmal über einen Zeitraum von 163 Tagen ihre Exponate.

Bei unserer Recherchereise in die griechische Hauptstadt konnten wir feststellen, dass man für die Entdeckung von Athens Kulturschätzen mehr als nur einen Tag Zeit benötigt. Allein die Akropolis und ihr Museum beansprucht die ganze Aufmerksamkeit.

Bislang hält die documenta 14 den Rekord mit knapp 1,3 Millionen Besuchern mit zwei Standorten, Athen und Kassel / © Redaktion FrontRowSociety.net
Die documenta 11 machte Migration, Urbanisierung und postkoloniale Erfahrung zum Thema / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ausblick documenta 15

Die documenta 15 wird vom 18. Juni 2022 bis zum 25. September 2022 in Kassel stattfinden. Als Kuratoren fungieren diesmal die Mitglieder des indonesischen Kunstkollektivs „ruangrupa“. Diese gemeinnützige Organisation versteht sich als Unterstützer zeitgenössischer Kunst im städtischen sowie kulturellen Kontext. Nach dem Bekanntwerden ihrer Übernahme der künstlerischen Leitung der documenta 15 richtete „ruangrupa“ 2019 einen Raum in der Neuen Galerie ein. Hier soll der Ort der Gemeinschaft, der Zusammenkunft des Kollektivs dargestellt werden.

Rauminstallation mit Wohnzimmeratmosphäre von „ruangrupa“ / © Redaktion FrontRowSociety.net

Mit der nächsten documenta soll in Anlehnung an deren ursprünglichen Hintergrund, der Aufarbeitung des Nazionalsozialismus und des Krieges, versucht werden, die Wunden des Kolonialismus und Kapitalismus zu heilen. Basierend auf der Idee von ‚lumbung‘, der gemeinnützigen Reisscheune Indonesiens, soll nicht nur ein kunstinteressiertes Publikum angesprochen werden, sondern die Vorstellung von einer gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen vermittelt werden. 

Wünsch Dir was! An dieser Tafel der Neuen Galerie sind Wünsche und Anregungen herzlich willkommen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Hotelempfehlung für Kassel: Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe Conference & Spa

Entspannt lässt sich fern der Stadt die kulturelle Entdeckung Kassels organisieren. Hierfür bietet das Hotel seinen Gästen verschiedene Arrangements. Diese beinhalten unter anderem den Eintritt in zahlreiche Museen sowie die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Nach jeder Menge kulturellen Input kommt der Ausklang in den grünen Weiten des Bergparks Wilhelmshöhe gerade recht. Und am Morgen erwacht man mit dem Blick über Kassel und Teile Nordhessens.

Das Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe Conference & Spa grüßt mit besten Aussichten über Kassel und den Bergpark Wilhelmshöhe. Für Gäste mit E-Fahrzeugen, wie dem Ford Mustang Mach-E, besteht die Möglichkeit, am Hotel die Batterien wieder aufzuladen / © Redaktion FrontRowSociety.net
Die Gäste des Schlosshotels Bad Wilhelmshöhe erwartet urbanes Wohnen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das zeitgemäße Hotel liegt direkt am Bergpark Wilhelmshöhe, der mit seinen imposanten Wasserspielen, dem Schloss Wilhelmshöhe sowie der Löwenburg zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Das grüne Herz der Stadt liegt somit direkt vor den Augen der Hotelgäste.

Der Herkules im Bergpark Wilhelmshöhe zählt zu den tragenden Säulen der Museumslandschaft Kassels / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ist man einmal Kassels kulturellem bzw. städtischem Leben entflohen, beginnen Erholung und Regenration. In den verschiedenen Saunen, dem Schwimmbad oder bei Beauty-Treatments kann man den Tag Revue passieren lassen oder Pläne für den kommenden Tag schmieden. Am Abend serviert dann der aus Österreich stammende Chefkoch Max Riezler ausgezeichnete Speisen, die man in Kassel erst einmal finden muss.

In eleganter Umgebung speisen die Gäste des Hauses
Nach dem Genuss epochaler Kunst in der Neuen Galerie, geht es weiter mit dem Genuss von Eleganz und Stil im Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe / © Redaktion FrontRowSociety.net
Ausgezeichnet: hausgeräucherte französische Barbarie-Entenbrust mit zweierlei vom Kürbis, fermentierte schwarze Walnuss, gepresstes Feigenbrot / © Redaktion FrontRowSociety.net

Im Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe Conference & Spa fügen sich mit Kunst und Kulinarik sich zwei Komponenten zusammen, die als Symbiose dem Leben Reichtum und Fülle bescheren. 

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