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Die Fähren von Scandlines zwischen Rostock und dem dänischen Gedser sind umweltfreundlich unterwegs, Flettner-Rotor und Batterien machen es möglich.

Ein Sommertag in Rostock. Die „Copenhagen“ hat gerade abgelegt, zwei Stunden braucht sie nun bis ins süddänische Gedser. Dutzende PKW steht sicher auf dem Autodeck, und auch ein Flixbus, diverse Motorräder und das eine andere Wohnmobil sind an Bord. Ihre Ziele: die dänischen Inseln Lolland, Falster oder Møn bzw. Kopenhagen oder sogar Schweden. Doch auf dem Sonnendeck steht eine riesige Stange, und auf dem Rumpf liest man in großen Lettern HYBRID FERRY. Was hat es damit auf sich?

Bei Wohnmobil- und Fernbusreisenden stehen die Scandlines-Fähren nach Dänemark im Sommer besonders hoch im Kurs
Bei Wohnmobil- und Fernbusreisenden stehen die Scandlines-Fähren nach Dänemark im Sommer besonders hoch im Kurs / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Die „Berlin“ und „Copenhagen“ kombinieren Diesel- und Batterieantrieb miteinander. Wenn der Energiebedarf an Bord größer ist als die Menge, die die Generatoren im Bauch des Schiffes bereitstellen können (z. B. bei Manövern in den Häfen), wird zusätzlich Strom aus den Batterien bezogen – und umkehrt: Ist der Energiebedarf niedriger (etwa während der Hafenliegezeit oder bei Fahrt mit gleichbleibender Geschwindigkeit), speisen die Generatoren die Batterien und laden diese auf. Die Batterien übernehmen damit die Funktion, die ansonsten ein Generator erfüllen müsste und helfen dadurch, Treibstoff einzusparen. Durch die Umstellung der Scandlines-Flotte auf Hybridantrieb konnte der CO2 -Ausstoß der Schiffe um etwa 15.000 Tonnen jährlich reduziert werden – das entspricht etwa den jährlichen Emissionen von 340 Haushalten in Deutschland.

Die leistungsstarken Batterien im Bauch der „Copenhagen“ tragen maßgeblich zur Treibstoffreduzierung der Hybridfähre bei
Die leistungsstarken Batterien im Bauch der „Copenhagen“ tragen maßgeblich zur Treibstoffreduzierung der Hybridfähre bei / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Doch damit nicht genug. 2020 und 2022 wurden die „Copenhagen“ und „Berlin“ überdies jeweils mit einem Flettner-Rotor ausgestattet – besagter riesiger Stange auf dem Sonnendeck.

Der Flettner-Rotor ist ein 30 Meter hoher rotierender Zylinder, der sich den Magnus-Effekt zunutze macht: Wenn Seewind auf den Zylinder trifft, wird er auf der einen Seite beschleunigt und auf der anderen verlangsamt. Der Unterschied in der Windgeschwindigkeit dient der Energiegewinnung an Bord. Da die Strecke zwischen Rostock und Gedser nahezu rechtwinklig zum überwiegend aus Westen oder Osten kommenden Wind gelegen ist, sind die Bedingungen für das Rotorsegel auf dieser Strecke ideal. Um weitere 4 bis 5 Prozent lässt sich der CO2-Ausstoß dadurch durchschnittlich reduzieren.

Eine weitere wichtige Investition zur Energieoptimierung wurde Anfang Januar 2023 vorgenommen: Die Mittelpropeller der „Berlin“ und „Copenhagen“ wurden durch neue mit kürzeren Propellerblättern ersetzt. Dies führte zu einem verbesserten Propellerwirkungsgrad und einer Einsparung von 11 Prozent an Antriebsenergie und etwa 6 Prozent am Gesamtenergiebedarf der Schiffe.

Der neue Mittelpropeller der „Copenhagen“ Anfang 2023 im Werftdock
Der neue Mittelpropeller der „Copenhagen“ Anfang 2023 im Werftdock / © Foto: Scandlines/Henning Andersen

Fast selbstverständlich ist da schon der Scrubber an Bord. Vier sog. „Closed Loop“-Scrubber waschen die Schwefeloxide und weitere Schadstoffe aus den Schiffsabgasen heraus, so dass lange schwarze Rauchwolken aus den Schornsteinen auf dieser Route der Vergangenheit angehören. Eine weitere grüne Initiative der Reederei ist die Bereitstellung kostenloser Ladesäulen für E-Autos in den Häfen. Der Strom dazu kommt aus dem dänischen Windpark Rødsand, der sich in der dänischen Ostsee etwa auf halber Strecke zwischen Rødby und Gedser befindet.

Dank Abgaswäschern emittiert die „Copenhagen“ aus ihrem Schornstein keinen rußschwarzen, sondern nur noch weißen Rauch
Dank Abgaswäschern emittiert die „Copenhagen“ aus ihrem Schornstein keinen rußschwarzen, sondern nur noch weißen Rauch / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Ziel der Reederei ist jedoch ein komplett emissionsfreier Fährbetrieb – bis 2030 auf der Linie Puttgarden – Rødby und bis 2040 auf der Linie Rostock – Gedser. Ein erster großer Schritt in diese Richtung ist der Bau der ersten Zero Emission-Fähre von Scandlines, die 2024 auf der Linie Puttgarden – Rødby in Dienst gestellt wird. Die Fähre mit dem Projektnamen „PR24“ ist dann mit einem 10 MWh starken Batteriesystem ausgestattet, dass eine Komplettaufladung innerhalb von etwas über 15 Minuten erlaubt. Da das Schiff als reine Frachtfähre konzipiert ist, kann es mit einer Geschwindigkeit von nur 10 Knoten betrieben werden – rein elektrisch.

Der Scandlines-Neubau für die Linie Puttgarden – Rødby soll rein elektrisch fahren – ein großer Schritt auf dem Weg der Reederei zum Zero Emission-Betrieb
Der Scandlines-Neubau für die Linie Puttgarden – Rødby soll rein elektrisch fahren – ein großer Schritt auf dem Weg der Reederei zum Zero Emission-Betrieb / © Foto: Scandlines

Für die Passagiere darf darüber hinaus aber natürlich der Erlebnisfaktor Schiffsreise nicht zu kurz kommen. Die Überfahrt mit den Scandlines-Fähren ist nicht lang (45 Minuten sind es nach Rødby, 2 Stunden nach Gedser), doch sie vergeht meist wie im Flug. Auf der „Berlin“ und „Copenhagen“ haben die Gäste nicht nur die Auswahl zwischen einem Büffetrestaurant („Kitchen Buffet“), einem Fast Food-Outlet („Food Express“) und einer Kaffee-Bar, sondern können sich die Zeit der Überfahrt auch im großen Travel Shop vertreiben. Selbst Tagungsräume gibt es an Bord sowie ein kostenloses Gratis-W-LAN.

Blick ins farbenfrohe Büffet-Restaurant der „Copenhagen“ ganz vorne im Schiff
Blick ins farbenfrohe Büffet-Restaurant der „Copenhagen“ ganz vorne im Schiff / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Und wer auf den Geschmack gekommen ist, darf natürlich gerne wiederkommen und die Scandlines-Fähren als „Sprungbrett“ benutzen. So bietet die Reederei Ausflüge und Reisetipps an, die von abwechslungsreichen Wanderwegen und angesagten nordischen Restaurants über Vergnügungs- und Safariparks bis hin zum berühmten Roskilde Festival und dem Tivoli in Kopenhagen reichen. Saison ist in Dänemark mittlerweile das ganze Jahr über, und auch die „Berlin“ und „Copenhagen“ fahren praktisch rund um die Uhr.

Der altehrwürdige Tivoli in Kopenhagen, „bewacht“ vom überlebensgroßen Hans-Christian Andersen an dem nach dem Autor benannten Boulevard
Der altehrwürdige Tivoli in Kopenhagen, „bewacht“ vom überlebensgroßen Hans-Christian Andersen an dem nach dem Autor benannten Boulevard / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

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