Nach Stunden des Herumschlenderns in Tartu bin ich vor lauter frischer Winterluft und den vielen Informationen meiner Guides so müde wie „Nachbars Lumpi“ (österr. umgangssprachlich für „Hund des Nachbarn“), aber ein Dinner im von Michelin 2023 empfohlenen Restaurant Hõlm lasse ich mir nicht entgehen. Die Wahl zwischen Kaviar, Blinis, Austern, Thunfisch-Tatar und Panna Cotta von der Ziege fällt mir wahrlich nicht leicht, also beschließe ich, mich einfach durchzukosten bevor ich in meiner Suite samt eigener Sauna im Hotel Soho (nicht Luxus aber eine grandiose Empfehlung) in die Traumwelt entgleite.
Die Innenstadt von Tartu: Entdeckungen und Kulturgeschichte
Am folgenden Tag steht zunächst die Besichtigung der Innenstadt von Tartu auf dem Programm. Auf dem Rathausplatz wird gerade der Eislaufplatz vorbereitet. Ich stelle mir vor, über das frische Eis zu gleiten und das Flair des Winters zu genießen. Mein Spaziergang führt mich zu den „Küssenden Studenten“, einer Brunnenskulptur und einem der Hauptwahrzeichen Tartus. Schon seit 1948 ist dieser Ort bekannt für seinen beliebten Springbrunnen, um den Hochzeitsgäste kreisen und in welchem sogar gebadet wurde. Seit 2006 sind hier auch Tafeln der Partnerstädte von Tartu zu finden, die in die entsprechende Richtung weisen. Reiseleiterin Lili eröffnet mir die Bedeutung Tartus als Wiege der estnischen Kultur: Die Nationaluniversität, die ersten Zeitungen, Kulturvereine und 1870 auch das erste Berufstheater – Vanemuine – hatten hier ihren Ursprung. Das Theater beheimatet verschiedene Ensembles, darunter Oper, Ballett, Schauspiel und Musicals.
Der majestätische Domhügel
Der Spaziergang zum Domhügel offenbart ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Vor mir erhebt sich eine imposante Ruine, der Dom von Tartu. Lili erklärt, dass es sich hierbei um die einzige mittelalterliche Kirche Estlands mit zwei Türmen handelt mit deren Bau im 13. Jahrhundert begonnen wurde. Leider wurde sie während des Livländischen Krieges zerstört und nicht wieder aufgebaut. Der renovierte Teil beherbergt heute das Geschichtsmuseum der Universität und dient auch für repräsentative Empfänge.
Kulinarisches Tartu: Gemütliche Cafés und vielseitige Restaurants
Tartu ist auch ein kulinarisches Zentrum in Südestland. Hier finden sich zahlreiche gemütliche Cafés und vielfältige Restaurants, die sowohl einheimische als auch internationale Gerichte auf ihren Speisekarten anbieten. Zu meinen aktuellen Favoriten zählt das Restaurant Humal, ein neues und trendiges Lokal, in dem ich mich für Austern und Muscheln entscheide. Es werden aber auch Lamm Burger und Iberico Schnitzel angeboten. Eine weitere Empfehlung ist das Restaurant Vilde und Wine, wo mich die cremige Lauchsuppe und der vegetarische Hauptgang mit roten Rüben (rote Beete), Kohlrabi (Blumenkohl) und Karotten (Möhren) in einer feinen Mandelsauce begeistern.
Estnisches Nationalmuseum: Geschichte und Innovation auf dem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt entdecken
In der Sowjetzeit war der ehemalige Gutshof Raadi ein bedeutender Luftwaffenstützpunkt. Heute beherbergt dieser Standort das Estnische Nationalmuseum. Das beeindruckende Gebäude, entworfen vom französischen Architekturbüro Dorrell Ghotmeh Tane, erstreckt sich über 356 Meter Länge und ragt bis zu 15 Meter in die Höhe. Es wurde auf der Flucht der einstigen Landebahn errichtet und hat seit seiner Eröffnung zahlreiche internationale Architekturpreise gewonnen. Beschrieben als „Sinnbild des Estentums und Hüter der Kontinuität“, bietet das größte Museum Estlands viel Raum für Geschichte und Wissen. Besucher tauchen in eine virtuelle Welt ein, die zum Entdecken, Verstehen und aktiven Erleben einlädt. Obwohl meine geplante Tour zwei Stunden dauern sollte, vergehen mehr als drei Stunden, und ich habe noch immer das Gefühl, längst nicht alles gesehen zu haben. Ein unverzichtbarer Besuchstipp.
Kurios: Unerwartetes im umgedrehten Haus von Tallinn erleben
In unmittelbarer Nähe befindet sich das umgedrehte Haus. Ja, Sie haben richtig gelesen, das Haus steht auf dem Dach. Hier sind Möbel, Kühlschrank und alles andere, das normalerweise auf dem Boden steht, an der Decke angebracht. Ein unterhaltsames Erlebnis für Groß und Klein. Nach etwa 15.000 Schritten ist es wieder Zeit für eine Mahlzeit – nach so viel Herumgehen hat sich jeder Bissen verdient gemacht. Dieses Mal lande ich im Restaurant Pompei, einem der neuesten Hotspots der Innenstadt, mit mediterranem italienischen Einfluss, obwohl Oktopus als Tintenfisch auf der Karte angegeben ist. Vielleicht ein Schreibfehler und die Küche leistet wahrlich hervorragende Arbeit: Die Bruschetta mit Lardo schmilzt auf der Zunge, der Seeteufel ist einfach ausgezeichnet und zum Tiramisu kann ich auch nicht nein sagen.
Und nein sage ich auch ganz bestimmt nicht, wenn es das nächste Mal darum geht, nach Estland zu reisen. Denn dazu gibt es noch viel zu viel zu entdecken.
Schon gewusst, dass…
… sich Estland über 3.000 km an der Ostsee erstreckt?
… neben Estnisch auch Finnisch, Russisch und Englisch gesprochen wird?
… Estland der nördlichste der drei baltischen Staaten ist?
… es von Tallinn nur 82 km nach Helsinki sind?
… dem „Vana Tallinn Liköör“ neben Vanille, Orangen, Zitronen und bitteren Zitrusölen auch Jamaika-Rum und Zimt beigefügt sind? Gibt es auch als cremigere Variante und in jedem Supermarkt, perfekt geeignet als Mitbringsel.
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