Es geht um die Farbe Rosa in der Kunst. Anhand einer vielfältigen rosa Farbenpracht zeigt Autorin Hayley Edwards-Dujardin, dass sich parallel zu gesellschaftlichen Normen die Bedeutung einer Farbe verändert. Es ist ein informatives Buch im handlichen A5 Format, das gleichzeitig mit schöngeistigen Sequenzen aufwartet. Darüber hinaus gelingt es der Autorin, uns epochale Kunstwerke mit anderen Augen zu betrachten zu lassen.
Rosa und die Kraft einer Farbe
Wem ist schon bekannt, dass Rosa seit 1775 als eigenständige Farbe definiert wird. „Wissenschaftlich betrachtet gibt es in der Natur kein Rosa“, klärt Hayley Edwards-Dujardin gleich zu Beginn des Buches auf. Und dennoch regt dieses „Pigment“ zu allerlei Interpretationen an. Einst war es das Privileg der Reichen und Mächtigen, der Aristokratie und des Klerus, später wurde Rosa zum Symbol für Erotik, um nach der industriellen Revolution gänzlich verweiblicht zu werden.
Doch wer dieses schmale, unterhaltsame Buch zur Hand nimmt, spürt die kraftvolle Bedeutung des Rosa. Künstler bedienen sich dieser Farbe, um ihren Kunstwerken Symbolkraft zu verleihen. Dabei wird im Buch ersichtlich, wie sich Rosa durch alle Kunstepochen zieht. Von Botticellos „Geburt der Venus“ bis Chistos „Surrounded Islands“ spricht Rosa eine auffällige Sprache.
Im Kapitel „Rampenlicht“ ziehen Werke wie das „Porträt Heinrichs IV. als Mars“ von Jacob Brunel oder El Grecos „Heiliger Johannes Evangelist“ den Betrachter in ihren Bann. Laut Autorin Hayley Edwards-Dujardin werden hierbei Macht und göttlicher Glanz in Rosa verewigt. Schon auf der nächste Seite werden von François Boucher unterschiedliche Beschaffenheiten der Haut mit verschiedenen Rosatönen dargestellt. Zur gleichen Zeit steht auch in Japan Rosa für feminine Sinnlichkeit. Dies wird am Werk „Kushi“ von Kitagwa Utamaro im Buch ersichtlich.
Doch blättern wir gespannt weiter zum Kapitel „Ungeahnte Schätze“. Hier beleuchtet die französische Kunst- und Modehistorikerin Arbeiten wie etwa Moronis „Ehrenmann in Rosa“, den Schriftzug „Just love me“ von Tracey Emin, „Haltende Stäbchen, die Rose“ von Kandinsky, aber auch das „Selbstporträt auf der Grenze zwischen Mexiko und den USA“ von Frida Kahlo. Und noch immer genießt Rosa das Privileg aufzufallen. Ob zart oder schrill, rosafarbene Facetten besitzen auch heute die gleiche Symbolkraft wie eh und je.
Titel: Rosa – von Botticelli bis Christo
Verlag: Midas Verlag AG, Berlin
ISBN: 978-3-03876-242-3
Erscheinungsjahr: 2022
Autor: Hayley Edwards-Dujardin
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