Ein spektakulärer Polarflug
Heute war es soweit. Um 9:40 Uhr – 07:40 UTC – startete der wohl „eisigste“ Flug des Jahres 2016 vom Düsseldorfer Flughafen mit dem Ziel Nordpol. Unter der Flugnummer AB9669 hatte der Veranstalter AirEvents um Manuel Kliese und Dr. Sven Maertens in Zusammenarbeit mit airberlin diesen Sonderflug organsiert.
Ich hatte an diesem Morgen noch einige Vorbereitungen zu treffen, so dass ich etwas früher am Düsseldorfer Flughafen angekommen war und einige Zeit in der modernen Hugo Junkers Lounge im Terminal B verbringen konnte.
Hier stehen rund um die Uhr kleine Stärkungen bereit und eine große Auswahl an kalten, heißen und alkoholischen Getränken. In der recht großzügigen Lounge können Fluggäste entspannen und komfortabel auf ihren Abflug warten. So hatten es sich auch einige Teilnehmer des heutigen Nordpol-Sonderflugs bequem gemacht.
Für viele Menschen ist es sicherlich ein Traum, die Arktis in ihrer einmaligen Schönheit zu erleben. Aber nur wenigen Menschen kann das Erlebnis, die Arktis oder gar den Nordpol zu erblicken, zuteilwerden. Mit einem Airbus von airberlin ist dieser Traum für 254 Teilnehmer wahr geworden. Sie konnten die abgelegene Seite der Erde von oben bestaunen. Und es sei vorweggenommen: Das Wetter zeigte sich an diesem Samstag von seiner besten Seite. Sonne rund um die Uhr. So etwas hatten selbst die erfahrenen Expeditionsorganisatoren Manuel Kliese und Dr. Sven Maertens vom Deutschen Polar Flug Team bei den letzten acht Expeditionsflügen noch nicht erlebt.
Dieser Tag wäre auch der Ideale für „Google Earth“ gewesen, um Aufnahmen von der Arktis und dem Nordpol zu erstellen. Denn wer Google Earth besucht, muss feststellen, dass rund um die Arktis ein schwarzes Loch zu sehen ist. Eigentlich sehr schade, da diese Region eine atemberaubende Schönheit und Eleganz ausstrahlt.
Um in den Genuss zu kommen, diese unikale Polregion von oben zu erblicken, war seitens AirEvents sowie airberlin eine beispiellose Vorplanung von Nöten, so
die Aussage von Karsten von dem Hagen. Als airberlin Leiter Verkauf Sonderflüge hat Karsten von dem Hagen schon einige Nordpol- und Polarlichtflüge begleitet.
Je nach geflogener Route müssen bis zu neun Staaten in die einzelnen Details der Flugplanung involviert werden. Erst am Morgen des Abflugs könne die genaue Flugroute aufgrund der eingeholten Wettervorhersagen exakt berechnet werden, teilte mir Karsten von dem Hagen mit.
Ferner musste der Airbus 330-200 mit einer besonderen technischen Ausrüstung bestückt werden. „Mit einer Standardausrüstung fliegt man mal eben nicht zum Nordpol“, so Karsten von dem Hagen. Wo würde wohl eine Kompassnadel hinzeigen, wenn sich der Kompass über dem Nordpol befindet? Die Grid-Navigation macht das Navigieren jedoch auch in den Polregionen möglich.
„Der Pol ruft und wir kommen“ ertönte die Stimme von Kapitän Wilhelm Heinz aus dem Bordlautsprecher, einem der erfahrensten airberlin Flugkapitäne, der bisher acht der neun erfolgten Expeditionsflüge über die Arktis bis hin zum Nordpol geflogen hatte. airberlin Kapitän Wilhelm Heinz war der Pilot, mit dem ich vor gut einem Monat auf Polarlichtjagd mit einem A320-200 gegangen war.
Der für den Arktisflug eingesetzte Airbus 330-200 ist die größte Passagiermaschine in der airberlin Flotte und besitzt eine ETOPS 180 Zertifizierung. Mit 59 Metern Länge, einer Flügelspannweite von über 62 Metern und einer mittleren Reisegeschwindigkeit von knapp 900 Stundenkilometer war dieses Fluggefährt das ideale Beförderungsmittel, um den zwölfstündigen Flug bequem genießen zu können. Mit einem Gesamtgewicht von 227 Tonnen startete unser Flieger Richtung zum Nordpol. Die errechnete Flugroute sollte 9840 Kilometer betragen.
Vom Flughafen Düsseldorf hob unser Airbus D-ABXD mit einer Startgeschwindigkeit von 280 Stundenkilometern geräuscharm ab.
Wir folgten dem Kurs nach Norden und überfolgen die norwegische Hauptstadt Oslo, die Lofoten, welche aus zirka 80 Inseln bestehen, die unaussprechliche Namen tragen wie Austvågøya, Skrova oder Gimsøy. Weiter ging es über Bjørnøya, welche als Bäreninsel bekannt ist und bei zirka 74° 30′ Nord und 19° Ost liegt.
Weiter ging es über die zu Norwegen gehörende Inselgruppe Spitzbergen, bestehend aus etwa 400 Inseln. In dem Ort Longyearbyen auf der Insel Spitzbergen leben im Sommer wie im Winter nur knapp 2000 Menschen. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei knapp Minus 7 Grad.
Wir folgten von Spitzbergen aus unserem Kurs Richtung Nordpol. Etwa dreißig Minuten vor Erreichen des Pols leitete Flugkapitän Wilhelm Heinz den Sinkflug auf etwa 900 Meter ein. Der Schnee und das Eis waren zum Greifen nahe. Die klare, saubere und partikelfreie Luft ließ die am Boden liegende Umgebung näher rücken.
Für große Erheiterung hatte der Aufschrei eines Passagiers gesorgt, welcher schrie: „Menschen“ – und zwar genau in dem Moment, als unser Moderator Knut Breidenbach, der während des gesamten Flugs die unter uns liegenden Orte und Ereignisse auffrischend kommentierte, gerade mitten in dem Satz war „Hier in der abgelegenen und menschenleeren Gegend…“
Wie wir im Nachgang erfahren hatten, war ein kleines Forscherteam am Nordpol unterwegs. Wir konnten die Wissenschaftler und deren Zelte deutlich erkennen. Was wir aber alle gerne gesehen hätten, waren die wohl noch größeren Augen der auf den Packeis Stehenden. Diese waren gewiss noch verdutzter, eine Passagiermaschine in einer fast greifbaren Höhe zu erblicken, wo doch kein Flugzeug hätte hier am Nordpol fliegen sollen.
Den Nordpol erreichten wir gegen 12:58 UTC und der zweifache Nordpolüberflug wurde wie der Beginn des Neuen Jahres gefeiert. Von zehn bis null runtergezählt und mit Champagner begossen.
Dafür hatte airberlin eigens den seit 1999 bekannten Champagner Pommery POP ausgeschenkt, der in London, Paris oder New York in der Eventszene nicht wegzudenken ist. Dieser Moment musste einfach gefeiert werden. Einige Passagiere hatten Tränen in den Augen.
Mit der zweifachen Umrundung des Nordpols hatte Kapitän Wilhelm Heinz uns die wohl kürzeste und somit schnellste Weltumrundung beschert. Wir durchflogen zweimal – einmal gegen und einmal mit der Erdumdrehung – alle Zeitzonen in knapp drei Minuten. Die Uhren umzustellen konnten wir uns ersparen. Gefreut hat es einen weiblichen Passagier. Sie hatte gleich zwei Mal Geburtstag.
Danach schlug Kapitän Wilhelm Heinz, der vorne links im Cockpit seinen festen Platz hat, den Kurs Richtung Grönland ein. Wir erreichten bei immer noch strahlendem Sonnenschein Kap Morris Jesup, den nördlichsten Punkt der Insel Grönland. Nördlicher liegt nur noch die kleine und unbewohnte Kaffeklubben-Insel. Aus einer Höhe von zirka 1500 Metern genossen wir atemberaubende Ausblicke auf vereiste Fjorde, bizarre Gletscher und hatten frei Sicht auf bis zu 1700 Meter hohen Berge.
Wir folgten der Ostküste entlang bis Scoresby Sund, in der einheimischen Sprache Kangertittivaq genannt. Das Fjordsystem vom Scoresby Sund hat eine baumähnliche Struktur. Vom über 100 Kilometer langen Hauptbecken zweigen etliche Fjorde wie Äste in allen Richtungen ab. Der Scoresby Sund ist der längste und tiefste Fjord der Welt mit nahezu fast gleicher Fläche wie Dänemark. Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von Minus 8 Grad ist es nicht gerade muckelig warm, aber keineswegs lebensfeindlich. Polarfüchse, Hermeline und Schneehasen haben hier ihr Zuhause.
Am Ende des Scoresby Sunds stiegen wir wieder auf Reiseflughöhe und setzten unseren Flug über Island, dem flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat Europas fort. Wer die Natur oder einen der 350.000 Einwohner von Island kennenlernen möchte, sollte sich die Monate zwischen Mai und September vorbehalten.
Zu dieser Jahreszeit gibt es die meisten Sonnenstunden und den geringsten Niederschlag bzw. die wenigsten Regentage. airberlin fliegt von Düsseldorf in zirka dreieinhalb Stunden direkt nach Keflavík und 625 topbonus Meilen werden dafür gutgeschrieben.
Nach Island erreichten wir auf unserer Flugroute Richtung Amsterdam die nördlichste Inselgruppe von Großbritannien. Die knapp 1500 Quadratkilometer großen Shetlandinseln. Auf Shetland leben zirka 24.000 Shetländer. Ein Drittel davon in der Inselhauptstadt Lerwick.
Weiter über die Nordsee und Amsterdam erreichten wie um 19:50 UTC Düsseldorf, von wo wir vor 11 Stunden und 59 Minuten abgeflogen waren.
Nicht unerwähnt bleiben darf, dass auf dem 12 stündigen Flug keiner der Fluggäste hungern musste. airberlin hatte zwei von der Arktis inspirierte Menüs mit Fisch, Fleisch und Meeresfrüchten kredenzt. Präsentiert wurde diese Menüauswahl mit einer schön gestalteten Menükarte.
Zum Frühstück gab es geräucherten Lachs, Putenschinken, Salami, Camembert und Pfefferkäse, Butter, Marmelade, Brot und Brötchen sowie Fruchtjoghurt und einen Orangen-Muffin.
Als Intermezzo standen während des Flugs wahlweise mit Camembert oder Lachs belegte Bagels zur Auswahl.
Zwischen einem Hirschbraten mit Perlzwiebeln, gerösteten Speckwürfeln und dazu Rosenkohl und Spätzle oder dem arktischen Kabeljau mit einer Krabbensauce an Gemüsefettuccini konnte beim Hauptgang gewählt werden. Ich hatte mich für das Fischgericht entscheiden, da ich beim Polarlichtflug von airberlin im letzten Monat schon in den Genuss des Hirschbratens gekommen war. Beide Gerichte waren sehr geschmackvoll und passten hervorragend zum arktischen Expeditionsflug.
Als Dessert gab es Rote Grütze an Vanillesauce, Käse, Brot und Butter.
Während des Flugs konnten wir aus einer Vielzahl an Getränken wie Rotwein, Weißwein, Bier, Sekt, verschiedenen Spirituosen, selbstverständlich auch aus alkoholfreien und heißen Getränken wählen.
Die Kabinencrew die uns den Flug über betreut hat, war handverlesen und Sonderflug-erfahren. Sie kümmerte sich liebevoll um alle Fluggäste, so auch um den Jüngsten, Linus, 5 Jahre alt. Aus zehn Ländern waren die Teilnehmer für diesen einmaligen Sonderflug angereist. Die weiteste Anreise hatte ein Paar aus den USA. Der älteste Teilnehmer war 80 Jahre alt. Aber solch einen Trip macht man eben nur einmal im Leben und airberlin ist die einzige Fluggesellschaft, die den enormen Aufwand nicht scheut, einen derartigen Expeditionsflug zu organisieren.
Eine schöne Idee war auch, dass jeder Fluggast in seinen Expeditionsunterlagen eine Postkarte vorgefunden hatte, mit Motiv und Stempel des Nordpolflugs. Diese konnte vor Ort im Flieger mit Grüßen versehen werden und airberlin bzw. AirEvents sorgte für den Versand.
Sicherlich wird es wieder einige Menschen geben, die einen solchen Flug als unnötig und umweltbelastend ansehen. Aber denen sei gesagt – ohne an Passagiere zu denken, die über das Wochenende nach Mallorca fliegen – dass ein solcher Expeditionsflug auf die zurückgelegte Entfernung eine geringere Umweltbelastung darstellt, als wenn die Teilnehmer mit motorisierten Fahrzeugen ihren Freizeitbeschäftigungen an diesem Wochenende nachgegangen wären.
Die Arktisbegeisterten sind durchaus umweltbewusst. Denn sie sind es, die die Schönheit dieser unberührten Natur nach außen tragen und so auch für das nötige Bewusstsein gegenüber unserer Umwelt sorgen.
Zu betonen sei ferner, dass der Veranstalter AirEvents schon beim ersten Nordpolflug 2006 mit der Umweltschutzorganisation PRIMAKLIMA-weltweit e.V. eine Kooperation zum Klimaschutz begonnen hatte.
Dem Veranstalter AirEvents war die ökologische Unbedenklichkeit der Expeditionsflüge von Anfang an sehr wichtig. In diesem Zusammenhang werden die Flugteilnehmer jeweils um eine freiwillige Klimaschutzspende an PRIMAKLIMA-weltweit e.V. gebeten. Mittlerweile sind auf den letzten achten Flügen über 20.000 EUR zusammen gekommen.
Bei einer Spende von 50 Euro pro Teilnehmer und einer zwei Drittel Auslastung unserer Maschine würde der CO2-Ausstoss für den Flug zum Nordpol durch Aufforstung von einer 10 ha großen Waldfläche innerhalb von 5 Jahren kompensiert werden. Eine Initiative die Unterstützung verdient.
Leider ist dieser Expeditionsflug zum Nordpol vorerst der Letzte dieser Art gewesen. airberlin und der Veranstalter AirEvents prüfen, ob auch zukünftig ein geeignetes Flugzeug für einen Flug zum Nordpol bereitgestellt werden kann.
Wer den möglichen Termin nicht verpassen möchte, sollte sich im Newsletter-Service von AirEvents eintragen. Dieser informiert aktuell über anstehende Events. So auch über die Flight Academy, welche am 21. Mai 2016 in Düsseldorf stattfindet. Höhepunkt der Flight Academy ist ein einstündiger Flug – und ganz sicher ein unvergesslicher Flug – bei dem übliche, aber auch extreme Fluglagen durchgeführt werden.
Zur Erinnerung erhielt jeder Teilnehmer eine vom Flugkapitän Wilhelm Heinz und Dr. Sven Maertens unterschriebene Urkunde.
Hier noch ein Zusammenschnitt „Video Best-of Nordpolflug“ von Alexander Mohl.
Auf ins ewige Eis (Ankündigung)
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