Knapp über ein Jahr ist vergangen seit die letzte Sterneverleihung in der Hansestadt Hamburg stattgefunden hat. Zwischenzeitlich wurden die Inspektoren von Michelin in alle Ecken von Deutschland versandt, um allein, zu zweit oder in Gruppen die besten Restaurants zu testen.
Nach wie vor weiß niemand, wer diese Testesser sind, die im Schnitt rund 250 Mahlzeiten jährlich an den feinsten Adressen verköstigen, denn die Suche nach dem qualitativ besten Essen läuft unter dem Deckmantel der Geheimhaltung ab. Nach mehreren internen Sternesitzungen mit lokalen Chefredakteuren, den Inspektoren und dem internationalen Direktor des Guide MICHELIN, Gwendal Poullennec, wird die Vergabe dann einstimmig beschlossen.
Bis zur Verleihung bleiben diese Informationen jedoch Top-Secret und weder die Presse, noch die künftigen Award-Träger wissen vorab, wer die Oscars der Kochkunst einheimsen wird. Im April 2023 war es dann endlich soweit. Erstmalig konnten sich deutsche Städte um den Titel „Host City“ für die Durchführung des gastronomischen Ereignisses bewerben, das Rennen als Gastgeber machte Karlsruhe. Das könnte darin begründet sein, dass die Fächerstadt der älteste Michelin-Standort in Deutschland ist, und die Brüder André und Édouard Michelin schon vor über 100 Jahren nicht nur Reifen produzierten, sondern auch den ersten Guide in Form eines kleinen Handbuchs veröffentlichten.
34 neue 1-Sterne-Restaurants
Die Zahl der neu gekürten 1-Sterne-Restaurants ist beachtlich. Insgesamt 34 neue Gourmet-Restaurants werden für ihr hohes Niveau der deutschen Gastronomie ausgezeichnet. Damit steigt die Zahl auf 274 Lokale mit einem Stern. Beherrscht wird das Bühnenbild fast ausschließlich von Männern, lediglich zwei Frauen halten einen Award in den Händen. Die haben es aber in sich.
Da wäre zum einen Julia Komp, die 2016 als jüngste Sterneköchin in die Geschichte einging. Es folgte eine mehrmonatige Weltreise, auf der die Küchenchefin Inspirationen für ihr erstes Restaurant sammelte. Im „Sahila“, in dem ihre Gäste bei einem mehrgängigen Menü an ihrer kulinarischen Exkursion teilhaben dürfen, erkochte sie sich die Auszeichnung binnen anderthalb Jahre nach der Eröffnung zurück.
Die andere Dame, Alina Meissner-Bebrout aus dem Ulmer Lokal „bi:braud“, war bereits 2022 Anwärterin für einen Stern. In Karlsruhe bekam sie aber nicht nur den, sondern erhielt gleich noch den Young Chef Award, eine Auszeichnung für Chefs unter 36 Jahren, die in einem Michelin-Sternerestaurant arbeiten und über ein erwähnenswertes Potenzial verfügen.
Sein oder Nicht-Sein?
Der Gourmetführer gibt nicht nur, manchmal nimmt er auch. Nämlich dann, wenn die Qualität vom Vorjahr nicht gehalten werden konnte. Dass Sterne auch erlöschen können, ist bekannt, doch als der Moderator sich extra ins Publikum begibt, um ausgerechnet Thorsten Bender vom „sein“ in Karlsruhe diese Information höchstpersönlich zu überbringen, stockt der Atem im Konzerthaus. „Du bist ab sofort nicht mehr als 1-Sterne-Haus im Guide Michelin verzeichnet“, heißt es.
Ein Raunen geht durch die Menge. Doch zum Glück geht die Ansprache weiter: „Ab heute spielst du in der Liga der 2-Sterne-Restaurants mit!“ Neben Bender schaffen es sieben weitere Köche in diesen Olymp, womit die Zahl auf insgesamt 50 ansteigt. Dazu zählen das Alois – Dallmayr Fine Dining in München, das nach der Neueröffnung direkt von null auf zwei Sterne springt, das L.A. Jordan im Hotel Ketschauer Hof in Deidesheim , das Restaurant Lakeside im Hotel The Fontenay, das Votum in Hannover, das Coeur D’Artichaut in Münster, das Gourmetrestaurant Dichter in Rottach-Egern, sowie die Mühle in Schluchsee.
Ein Shooting Star mit 3 Sternen
Eine wirklich unglaubliche Leistung bringt Jan Hartwig an diesem Abend. Gerade mal ein halbes Jahr ist sein Restaurant „Jan“ im Münchner Museumsquartier geöffnet und schon wurde er mit sagenhaften drei Sternen ausgezeichnet. Der Spitzenkoch sorgte durch die Kulinarik der Extraklasse dafür, dass die Anzahl der 3-Sterne-Restaurants nun deutschlandweit auf zehn angewachsen ist, denn die bereits ausgezeichneten Weltklasse-Gastronomen konnten ihre Sternesammlung mühelos halten.
Grüner Stern und weitere Awards
Der begehrte grüne Stern wird an all die verliehen, die durch ein nachhaltiges Konzept überzeugen können. Gleich 16 mal wurde er während dem Event übergeben. Ein besonderes Geschenk für Björn Leist, der bereits einen Stern innehält und noch am Vormittag auf dem Standesamt war, um seine Partnerin zu ehelichen. Der frisch gebackene Ehemann wollte eigentlich in kleinem Rahmen feiern, aber mit der Einladung zur Preisverleihung wurde es nun doch „die größte Party ever“. Neben dem oben genannten Young Chef Award gab es auch eine Auszeichnung für den besten Sommelier, nämlich Christophe Meyer aus dem Le Pavillon in Bad Peterstal-Griesbach. Der Service Award ging an Mona Schrader aus dem Jante in Hannover und der Mentor Chef Award wurde Christian Bau vom Victor’s Fine Dining by Christian Bau verliehen.
Feinschmeckerland Deutschland
Nach einem erfolgreichen Abend voller Emotionen, Gratulationen und Freudentränen kann sich die Ausbeute durchaus sehen lassen: Eine Rekordzahl von 334 Sternen leuchtet nun über dem Firmament der deutschen Gourmet-Restaurants und es werden immer mehr.
Die Anwesenden haben schon lange den Heimweg angetreten, doch für die Gastgeberstadt geht das Programm noch weiter. Karlsruhe darf sich für insgesamt sechs Monate mit dem Titel Michelin Host City schmücken und stellt gleich ganz 2023 unter ihren eigenen Stern: Im selbsternannten Genussjahr will die Karlsruhe Tourismus GmbH gemeinsam mit ihren Partnern Feinschmecker-Touren und kulinarische Stadtrundgänge anbieten.
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