Auf dem St. Louis Cemetery No. 1 geschehen immer wieder seltsame Dinge. Der berühmteste Friedhof in New Orleans ist aber nicht nur Schauplatz paranormaler Sichtungen, er wird auch von Lebenden heimgesucht.
Das Easy Rider-Grabmal
Einer davon ist Dennis Hopper, der dort vor über 50 Jahren mit seiner Crew eine Szene für den Film „Easy Rider“ filmte. Um eine Drehgenehmigung hatte man sich nicht bemüht und als die Schauspieler wieder von dannen zogen, fehlte ein wesentlicher Teil einer Statue der Italian Benevolent Society Tomb. Hopper höchstpersönlich warf ein Lasso um den Hals von „Charity“, an dem er für eine Szene baumeln sollte. Dabei riss ihr versehentlich das Haupt ab, das auf die Figur neben ihr fiel, was zur Folge hatte, dass diese ebenfalls geköpft wurde.
Omnia ab uno – Die Grabstätte von Nicolas Cage
Das Filmen auf dem Friedhof wurde nach diesem Skandal bis auf weiteres untersagt, dennoch ist ein Hollywood-Akteur dort weiterhin dauerpräsent. Die Rede ist von Nicolas Cage, der sich ein oberirdisches Grab in Form einer drei Meter hohen Steinpyramide bauen ließ, um von einem Bann befreit zu werden.
Einige Jahre zuvor kam er in den Besitz der LaLaurie Mansion, in der einst die Dame des Hauses dutzende Sklaven folterte und tötete, sowie einer historischen Kapelle in New Orleans. In beiden Gebäuden trieb eine dunkle Macht ihr Unwesen und diese negative Energie übertrug sich binnen kürzester Zeit auf den neuen Besitzer. Die Filme von Cage floppten und bald darauf wurden ihm die Immobilien wegen Steuerproblemen von der US-Bundessteuerbehörde abgenommen. Nach der Zwangsversteigerung wandte sich Cage hilfesuchend an ein Medium. Dieses Medium legte ihm nahe, sich ein Grab in der Nähe der berühmten Voodoo-Priesterin Marie Laveau zu kaufen, um sich von dem Unheil loszusagen. Kein leichtes Unterfangen bei einem völlig überfüllten Friedhof wie diesem, aber letztendlich hat es geklappt und vor dem Finanzamt muss er sich auch nicht mehr sorgen. Die dürfen nämlich keine Gedenkstätten pfänden.
Die Voodoo-Königin von New Orleans
Marie Laveau glaubte, wie die meisten Mitglieder der römisch-katholischen Kirche in New Orleans, an die Existenz Gottes, kommunizierte aber auch durch Voodoo-Rituale mit den Geistern der Vorfahren. In Zeremonien auf öffentlichen Plätzen tanzte sie sich samt ihrer Schlange namens Zombi die Seele aus dem Leib, sprach Beschwörungsformeln aus und führte Exorzismen durch. Bald eilte ihr nicht nur der Ruf als „Master of the Spirit World“ voraus, sie war auch die bekannteste Voodoo-Königin von New Orleans. Dabei war ihre Intention zu Lebzeiten stets gut: sie betreute Gefangene, die zu Tode verurteilt waren, setzte sich für den Unterricht von Frauen ein und machte sich in ihrer Gemeinde stark. Sie starb 1881 im Alter von 79 Jahren, wurde aber kurz nach ihrem Ableben von mehreren Zeugen quietschfidel bei einem Spaziergang im French Quarter gesichtet.
Wunscherfüllung durch Vandalismus
Bis heute sind Anhänger der Voodoo-Priesterin davon überzeugt, dass man sich ihren Einfluss weiterhin zunutze machen kann. Dafür muss man nur ein Stück von einem Grab abbrechen, sich dreimal um die eigene Achse drehen, ein XXX auf die Gruft kratzen und Marie Laveau per Klopfzeichen Bescheid geben, dass man sich etwas von ihr wünscht. Hinterlässt man zudem eine Opfergabe, hat man anscheinend bessere Chancen. Das ist Grabschändung par excellence, weshalb man den Friedhof seit ein paar Jahren nur noch im Rahmen einer geführten Tour begehen darf.
Geisterbeschwörung auf vegane Art und Weise
Weil New Orleans die Hochburg für alles Übersinnliche ist, gibt es an jeder Ecke Anbieter für Vampir- und Gruseltouren sowie kleine Läden mit Amuletten, Voodoo-Puppen und Glücksbringern. Zwar hat auch Sallie Ann Glassman einen kleinen Shop, sie ist aber auch praktizierende Voodoo-Priesterin, die in ihrem Tempel Zeremonien abhält.
Auf den ersten Blick wirkt die Einrichtung sehr chaotisch. Mehrere Altäre, die aus einem wild zusammengewürfelten Haufen an Schnapsflaschen, Kerzen und Totenköpfen bestehen, nehmen den ganzen Platz ein. Doch das Chaos hat Methode. Denn hier werden die meist freundlich gesinnten Loas verehrt; das sind Geisteswesen, die laut Glassman fast jeden Wunsch gegen eine Opfergabe erfüllen können. Früher waren die Loas selbst Menschen, geblieben ist ihr irdischer Geschmack für einst favorisierte Spirituosen.
Um mit den Seelen zu interagieren, malt Glassman mit Maismehl ein komplexes Symbol auf den Boden, zündet sich eine Zigarette an (der Loa war wohl mal ein starker Raucher) und spuckt seinen Lieblings-Alkohol auf den Boden. Sie rattert mit einer Rassel, dreht sich im Kreis und wiederholt das Prozedere dreimal. Gerufen wird Papa Legba, der Wächter des Tores zur spirituellen Welt. Dieser kann jetzt durch die Voodoo-Priesterin sprechen, lachen und tanzen. Laut ihr funktioniert die Beschwörung jedes Mal, auch wenn kein Tier dafür geopfert wurde, wie das in haitianischen Voodoo-Gemeinden oft üblich ist. Das könnte sie auch gar nicht, erzähl Glassman, denn sie lebt vegan und spricht sich für das Wohl der Tiere aus.
Die Loas scheint das nicht zu stören, denn laut eigener Aussage hat sie in ihrem Garten einen spirituellen Dauergast, der in einem Baum lebt und sich auch mit fleischlosen Gaben zufriedengibt. Lediglich der Nachbar beschwert sich ab und an wegen der überhängenden Äste. Würde er sich trauen, ihn zurückzuschneiden? Vermutlich nicht. Schließlich ist New Orleans zu 80 % christlich, aber zu 100 % Voodoo.
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