Die Mittelmeer-Saison 2021 verdankte die “Costa Firenze”, das neueste Schiff von Costa Crociere, der Corona-Pandemie. Ein Glücksfall, wie sich herausstellte. Kai Ortel war auf einer der ersten Kreuzfahrten dabei.
Kurs Sardinien und Sizilien mit der “Costa Firenze”
Wir dürfen die “Costa Firenze” auf der fünften Reise ihrer „inaugural season“ kennenlernen und gehen im August in Civitavecchia an Bord. Landgänge sind wegen der Corona-Pandemie nur im Rahmen geführter Touren erlaubt, wir haben also in den nächsten sieben Tagen viel Zeit, das Schiff kennenzulernen. Außerdem darf das Schiff, ebenfalls aufgrund von Corona-Beschränkungen, nur mit halber Kapazität fahren, und selbst die wird nicht voll ausgeschöpft. Das nagelneue Mega-Kreuzfahrtschiff fühlt sich daher an wie eine riesige Privatyacht – mit einem Passagier-/Besatzungsverhältnis von nahezu 1:1, das sonst nur die „Europa“ erreicht.
Besonderen Spaß macht auf diesem Schiff vor allem das Essen. Nicht weniger als 13 Restaurants bietet das neueste Schiff der Reederei, und eines ist fantastischer als das andere. Wer es darauf anlegt, kann auf der “Costa Firenze” sogar seine komplette Kreuzfahrt verbringen, ohne jemals in einem der beiden Hauptrestaurants Dei Medici und Palazzo Vecchio gewesen zu sein. Er lernt dabei den „Hot Pot“ kennen, die chinesische Variante des Fondue, das Teppanyaki mit seinem sehenswerten Show-Cooking, das Sushi-Bistro „Sushino“ oder das geniale Steak House „La Fiorentina“, wo die Steaks mitunter die 1 kg-Grenze überschreiten. Doch auch die Pizzeria „Pummid’Oro“ oder das Street Food-Restaurant am Heck sind nicht zu verachten. Nie hat man einen Burger opulenter belegt serviert bekommen, nie eine Pizza liebevoller zubereitet gesehen.
„Bella Italia“ steckt auch in der Einrichtung des Schiffes. Übergeordnetes Thema der Innenausstattung ist, dem Schiffsnamen entsprechend, die Stadt Florenz. Herzstück der “Costa Firenze” ist die „Piazza della Signoria“, ein Atrium im vorderen Teil des Schiffes, das einem Florentiner Marktplatz nachempfunden ist und über drei Decks reicht. Außerdem gibt es an Bord nicht nur die gelungene „Tuscany Lounge“ und praktisch auf jedem Deck und in jedem Korridor schöne Ansichten der Stadt der Medici selber, sondern auch die „Frescobaldi Wine Experience“ – eine Weinbar mit Weinverkostungen unter Anleitung erfahrener Sommeliers. Eine „Botschafterin Italiens“ solle sie sein, hatte Mario Zanetti, der Chief Commercial Officer von Costa, anlässlich der Indienststellung der “Costa Firenze” ausgegeben. Ihr Name stehe für Kunst, Geschmack und Raffinesse. Mit dem Claim „Italienische Schönheit auf dem Meer“ wirbt Costa nicht von ungefähr.
Den entspannten Momenten der Kreuzfahrt vorbehalten ist der Blumengarten „Giardino del Fiore“ auf Deck 15 – ein Rückzugsort für Sonnenhungrige, der sowohl als Bar als auch als Sonnen- und Ruhedeck dient. Als zuzahlungsfreie „Kuschelzone“ die vielleicht großartigste Idee auf dem ganzen Schiff. Hier befindet sich auch die Aperol Spritz Bar, die sich vor allem abends eines großen Zulaufs erfreut. Rein optisch kann diesem gelungenen Ensemble keine andere Bar an Bord das Wasser bzw. den Aperol reichen.
„Ein Meer an Möglichkeiten“ verspricht Costa Crociere auch all jenen Passagieren, die Unterhaltung lieben. Vom zweistöckigen „Teatro Rosso“ über ein riesiges Kasino mit 81 Spielautomaten und 14 Tischen bis hin zu verschiedensten Outdoor-Aktivitäten lässt die “Costa Firenze” kaum einen Wunsch offen. Interessanterweise sind es vor allem die Außenbereiche, mit denen das neue Costa-Schiff punktet. Der Hochseilgarten vor dem Schornstein auf Deck 14 ist z. B. eine Klasse für sich; hier „schweben Sie zwischen tibetischen Brücken, Plattformen und Seilrutschen über das Meer“ (Costa Kreuzfahrten). Direkt darunter befindet sich ein Minigolf-Parcours. Auch ein von Netzen begrenzter Sportplatz mit kleiner Tribüne gehört zur Ausstattung des Schiffes, hier finden Fußball-, Basketball- oder andere Sportveranstaltungen und –turniere statt.
Auch der Bereich rund um den Innenpool auf dem Versilia Deck (10) kann überzeugen. Er ist wie der Innenhof eines toskanischen Landhauses gestaltet und lädt mit der schönen Bar del Conte und der Gelateria gleich nebenan zum Verweilen ein, hier konzentriert sich aber tagsüber auch das reedereieigene Animationsprogramm, das traditionell vor allem durch seine Lautstärke auffällt. Abends hingegen verspricht Costa für die große Leinwand gegenüber dem Pool „Kino unter den Sternen“, das entschädigt dann wieder für die laut wummernden Bässe am Vor- und Nachmittag. Ruhiger geht es rund um den achteren Pool zu – ein großzügig dimensioniertes Freideck, das einem mit seinen vielen Treppen, Geländern, Sonnenschirmen und -dächern allerdings bisweilen mächtig verbaut vorkommt.
Die Route der “Costa Firenze” spart die Toskana seltsamerweise aus. Von Civitavecchia aus nimmt das Schiff zunächst Kurs auf Neapel, ehe es nach Palermo und Malta weitergeht. In La Valletta steht der erste „Landausflug“ auf dem Programm: eine zweistündige Hafenrundfahrt. Malta will aufgrund der angespannten Corona-Lage noch keine internationalen Kreuzfahrtgäste empfangen, weshalb sich das Ausflugsprogramm auf Bustouren und besagte Hafenrundfahrt beschränkt.
In Cagliari bleiben wir wieder an Bord, erst in Savona können wir uns wieder zu einem Busausflug durchringen. Dieser führt nach Noli und Finalborgo, zwei Kleinode an der Küste bzw. im Hinterland Liguriens, die man sonst vermutlich nie kennengelernt hätte. Was definitiv schade gewesen wäre, denn nach den ungezählten Stunden an Deck, im Pool und in den Restaurants der “Costa Firenze” ist es wohltuend, am Ende doch noch so etwas wie Kreuzfahrt-Alltag zu erleben, wenn auch immer in Sichtweite der Führerin und in der Gewissheit, dass man nicht mal in Savona selber ein paar Minuten Freiheit von der „Blase“ bekommt, in der Ausflüge wie dieser stattfinden.
Was von der “Costa Firenze” bleibt, sind Erinnerungen an eine Crew, der man in jedem Moment angemerkt hat, wie froh sie selber gewesen ist, endlich wieder zurück an Bord sein und Gäste empfangen zu dürfen. Und an ein nagelneues Schiff, das nicht nur keine Wünsche offen ließ, sondern das unter Corona-Bedingungen zu einer Super-Yacht mutierte, die ihren Passagieren ein unglaublich großzügiges Raumgefühl vermittelte. Nie ist eine Kreuzfahrt auf einem Schiff dieser Größe entspannter gewesen. Grazie mille, “Costa Firenze”!
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