Steinerne Zeitzeugen thronen auf dem Tegazzo-Hügel im nördlichen Valsugana-Tal. Es sind die imposanten Mauern und Türme von Castel Pergine, die besichtigt werden wollen. Die von einer doppelten Ringmauer umschlossene Burganlage erzählt Geschichten der Menschheit. Sie lässt uns in die Vergangenheit blicken und eröffnet gleichzeitig Perspektiven für die Gegenwart und die Zukunft.
Castello di Pergine
Im 13. Jahrhundert wurde aus einer römischen Siedlung eine mittelalterliche Burganlage. Mit den wechselvollen Zeiten der Vergangenheit kamen und gingen unterschiedliche Besitzer. Und mit ihnen änderte sich jeweils die Bestimmung von Castel Pergine. Als die Burganlage 2017 erneut zum Verkauf stand und es klar wurde, dass die Stadt nicht die finanziellen Mittel für den Erwerb habe, formierte sich eine Bürgerinitiative. Aus dieser ging eine gemeinnützige Stiftung aus 800 Privatpersonen und 50 Institutionen hervor, welche die Anlage 2018 übernahm.
Bereits der Schweizer Vorbesitzer etablierte ein Hotel samt Restaurant auf Castel Pergine. Die Stiftung „CastelPergine“ veranlasste nach der Übernahme umfangreiche Renovierungsmaßnahmen, so dass sowohl der Hotelbetrieb, als auch das Restaurant weitergeführt werden konnten. „Wir widmen uns der Erhaltung und der Pflege der Burg und ihrer kulturellen Aufwertung, suchen nach Unterstützung und Mitteln und sind uns dabei bewusst, dass dieses Projekt, das zunehmend an Ideen und Stimoli gewinnt, schon jetzt beispielhaft und nachahmenswert ist.“
Dieses Jahr jährt sich zum 30. Mal die Jahresausstellung auf Castel Pergine. Auch dieses Projekt hatte der Vorbesitzer bereits initiiert. Im Laufe der Jahre wurde dadurch ein kunstinteressiertes Klientel angezogen, das die Burg samt Region belebte. Zur festen Institution in der Gemeinde Pergine geworden, führt die Stiftung die Jahresausstellungen fort. Jedes Jahr obliegt es einem Künstler, der Anlage ein neues Antlitz zu verleihen. Von März bis November zieren dann dessen Kunstwerke Burg und Burggraben.
Andreas Kuhnlein auf Castel Pergine
„Spuren des Menschseins“ heißt die Ausstellung des deutschen Künstlers Andreas Kuhnlein auf Castel Pergine. Bereits 200 Einzelausstellungen realisierte der Kulturpreisträger des Bezirks Oberbayern in 16 Ländern. Sein Medium ist das Holz, sein Werkzeug die Motorsäge. Er betrachtet den Baum nach eigener Aussage als wesenhafte Erscheinung und gleichzeitig als Synonym für die Menschen. Entwurzelten oder toten Bäume haucht er ein neues Dasein ein, in dem er ihnen ein menschliches Antlitz entlockt.
Zur Zeit stellt Kuhnlein 28 Skulpturen auf dem rund 800 Jahre alten Castello im Trentino aus. So stehen vor dem Burgfried der König mit seiner Königin, geschnitten aus Eiche. In einiger Entfernung befindet sich ein Gruppe von Bauern. Ihre, einer Ulme abgerungenen Gesichter zeigen die Mühen der Arbeit. Vier rote Holzköpfe verkörpern vor dem Hintergrund der Dolomiten die Stationen des Lebens. Während Sisyphos versucht, den Stein gegen die Burgmauer hinaufzurollen, schaut ihm ein hölzerner Beobachter dabei zu.
In der Burg, in dessen Palazzo Baronale, warten noch drei weitere Exponate: „Zeus“, „Adonis und Aphrodite“ sowie „Im Fluss“. Mit seinen menschgewordenen toten Bäumen geht Kuhnlein in die Tiefe. Seine zerklüfteten Skulpturen weisen Narben auf, sehen verletzlich aus. Nicht zuletzt lassen die teils ikonischen Werke den Betrachter mit sich selbst in den Dialog treten. Es geht um Vergänglichkeit und Wiedergeburt, um Veränderung und neue Sichtweisen.
Einzig in dem nicht öffentlich zugänglichen Hotelgarten wurden keine Skulpturen Kuhnleins aufgestellt. In diesem wunderschönen Areal genießt man neben der Sonne die üppige Bepflanzung oder beobachtet die waghalsigen Flüge der Turmfalken.
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