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Eine Reise nach Athen ist fast gleichbedeutend mit einer Reise in eine andere Zeit. In Griechenlands Hauptstadt gibt das urbane Leben mit all seinen hektischen Facetten den Takt an. Umso erstaunlicher ist der Reiz historischer Stadtteile wie Anafiotika oder die Plaka.

Nein, es ist kein Dorf auf einer der griechischen Inseln, sondern die Altstadt Athens / © Redaktion FrontRowSociety.net

Dörflicher Charakter in der Großstadt

Im Schatten der Akropolis haben diese alten Bereiche Athens einen dörflichen Charakter. Immer wieder stößt man auf Baulücken mit Absperrband, da erneut antike Fundamente zum Vorschein kommen, die vielleicht bedeutungsvoll sein könnten.

Plaka ist der älteste Stadtteil Athens. Obwohl sich ein Souvenirgeschäft neben das andere reiht, kann man sich dem Charme der engen Gassen nicht entziehen. Die meisten Häuser der Altstadt stehen unter Denkmalschutz. Ihre Fundamente stammen teils noch aus antiker Zeit.

Plaka – seit den 1990er Jahren ist das Viertel eine verkehrsberuhigte Fußgängerzone / © Redaktion FrontRowSociety.net

In dem quirligen Treiben findet man kleine authentische Cafés oder Boutiquen. Die urigen Tavernen, in denen sich Athener mit Touristen mischen, bieten landestypische, einfache Gerichte an. Wahrzeichen von Plaka sind der Turm der Winde sowie das Lysikratesmonument.

Weiter zum Athener Hausberg hinaufstrebend, passiert man unweigerlich das historisch gewachsene Viertel Anafiotika. Der Name des Viertels lehnt sich an die Insel Anafi. Nach dem ersten Weltkrieg flüchteten viele griechisch stämmige Familien aus der Türkei. Erstes Asyl fanden sie auf der Insel Anafi.

Anafiotika – so bunt wie seine Anwohner und das Leben selbst / © Redaktion FrontRowSociety.net

Es ist das Viertel der Einwohner, die aus Anafi kommen – Anafiotika. Die kleinen Häuser werden von wunderschön blühenden Bourgonvillaranken gesäumt, während sich Lokale mit romantisch begrünten Sitzgelegenheiten Richtung Akropolis ziehen.

In Anafiotika wandelt man durch verwinkelte Gassen, die mit ländlichem Charme bestechen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Wer einen Spaziergang durch Plaka und Anafiotika unternimmt, wähnt sich irgendwo auf einer der 3054 Inseln Griechenlands und nicht in einer Metropole, in deren Großraum 3,9 Millionen Menschen leben.

Römische Agora

Die Römische Agora im Stadtteil Plaka ähnelt in ihrem Aufbau dem Forum Romanum. Als Griechenland eine Provinz Roms war, bauten die römischen Stadthalter diesen Versammlungsplatz. Die Bedeutung der Agora leitet sich wie folgt ab: Einer spricht und Menschen versammeln sich um den Redner.

Die Römische Agora wurde zwischen 19 und 11 v. Chr. angelegt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Am Ende der römischen Agora steht der Turm der Winde. Dieser diente als Wasser- und Sonnenuhr sowie zum Bestimmen der Windrichtung durch Wetterfahnen. Die Fahne zeigte auf ein Bild des Halbgottes, der für die jeweilige Windrichtung Pate steht.

Großzügige Spenden von Julius Caesar und Kaiser Augustus ließen diesen Versammlungsplatz erblühen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Auf dem Weg zur Antiken Agora kommt man an einer ehemaligen Koranschule vorbei. Nach der osmanischen Zeit wurde sie als Hinrichtungsstätte genutzt. In Athen bzw. ganz Griechenland haben Moscheen seit der Befreiung 1830 nur noch musealen Status.

Koranschule, Moschee, Hinrichtungsstätte – zur Zeit fehlt diesem Gebäude die Bestimmung / © Redaktion FrontRowSociety.net

Antike Agora

Lange Zeit war die Antike Agora begraben. Erst Ende des 19. Jahrhunderts fand man diesen historischen Schatz beim Bau der ersten Bahnstrecke nach Piräus. Die Antike Agora entstand als Versammlungsplatz. Das Rednerpodest aus Stein befindet noch vor der Attalos Stoa. Attalos, Prinz von Pergamon, studierte damals in Athen und stiftete den Säulengang als Dank für das erworbene Wissen.

Die hellenische Wandelhalle des König Attalos II. von Pergamon wurde rekonstruiert. Seither dient sie als Museum / © Redaktion FrontRowSociety.net

Diesen Säulengang bauten die Athener in den 1950er Jahren original wieder auf. Seither wird er als Ausstellungsfläche für die aus der Antiken Agora stammenden Fundstücke genutzt. So können die Utensilien des Scherbengerichts bestaunt werden oder der Schierlingsbecher, den der zum Tode verurteilte Philosoph Sokrates leeren musste. Ein Instrument der Demokratie befindet sich ebenfalls im Museum, die Kleroterion, eine Auslosungsmaschine für Geschworene.

Konserviert hinter Vitrinen warten die Fundstücke darauf, betrachtet zu werden / © Redaktion FrontRowSociety.net
Das Scherbengericht entstand aus Sorge, es könne erneut ein Tyrann über Athen herrschen / © Redaktion FrontRowSociety.net 
Entstanden ist die Agora zirka im 5. Jahrhundert v. Chr. Die Agora war nach außen hin begrenzt. Lediglich freie Bürger hatten hier Zutritt. Die Säulenhallen dienten als Versammlungsorte, Philosophen sprachen hier zu den Bürgern. Auch Sokrates gehörte zu den Rednern. Es war ein Ort der Begegnung. Die freien Bürger Athens trafen sich mit ihren Freunden oder kamen mit Gleichgesinnten zusammen.
 
In der Wandelhalle wurden Ideen entwickelt oder es entbrannten philosophische Diskussionen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Darüber hinaus gab es neben den Säulengängen Sakralbauten, einen Gerichtshof, Verwaltungsgebäude und den Tholos. Hierin verfolgten die Athener ein durch und durch demokratisches Element: Die drei Stadtteile Athens sandten je 10 gewählte Männer, die im Tholos über Belange der Stadt diskutierten, Gericht hielten, Gewichte verwalteten und ihre Meinung zu Problemen von Bürgern äußerten.

Die Antike Agora gehört zu den historischen Stätten, die nicht von Touristenmassen wie beispielsweise die Akropolis heimgesucht werden. Die Reise durch die Zeit kann hier umso intensiver erlebt werden / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die Athener waren je nach Schutzgottheit in 10 Stämme aufgeteilt. Jeder Stamm stellte 50 Abgeordnete fürs Parlament. Gegenüber vom Parlament wurden in Stein gemeißelte Gesetze aufgestellt, damit diese von jedem Bürger gelesen werden konnten.

Athen – ein Stadt mit universeller Historie. Wir danken dem Team von Visit Greece sowie Tour-Guide Amalia Kondyli für die Begleitung und spannenden Ausführungen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Wanderung mit historischem Hintergrund

Unweit der Agora befindet sich der bewaldete Hügel Philopappos mit dem weithin sichtbaren Philopapposdenkmal. Ähnlich wie zur Akropolis führen auch auf den höchsten Berg Athens serpentinenartige, kunstfertige Wege.

Wandert man auf den Philopappos Hügel, behält man Athens Wahrzeichen im Auge / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die alte Stadtmauer, die einst bis Piräus führte, wird beim Aufstieg sichtbar. Zu Beginn des Weges empfängt die Kirche des Heiligen Demetrios Loumbardiaris die Spaziergänger.

Klein und fast unscheinbar: die byzantinische Kirche des Heiligen Demetrios Loumbardiaris / © Redaktion FrontRowSociety.net

Bevor die Kirche passiert wird, führt ein schmaler Weg zum Gefängnis des Sokrates. Hier hielt man den berühmten Philosoph bis zu seiner Hinrichtung durch Vergiften gefangen. Weiter dem aufsteigenden Weg folgend, wirbt die Höhe mit 360 Grad Aussichten über Athen bis zum Saronischen Golf, an dessen Horizont bei guten Wetterbedingungen unter anderem die Insel Ägina ausgemacht werden kann.

Je nach Wetterlage variiert die Weitsicht und die Menge des Smogs über der Stadt / © Redaktion FrontRowSociety.net
Gut erkennbar sind die verwendeten Reste von Mauern und Repliken, um die Wege des Philopappos zu befestigen. Diese grüne Lunge lockt auch Athener an / © Redaktion FrontRowSociety.net

Mit wenigen Schritten und ohne großartigen Höhenunterschied ist der Hügel Pnyx erreicht. Genau an diesem Ort steht die Wiege der Demokratie. An diesem Versammlungsort unterbreiteten die Stadtoberen dem Volk Gesetzesvorschläge. Wurden sie nicht angenommen, feilten die Politiker Athens weiter an ihnen, bis das Volk den Vorschlägen zustimmte und sie in Stein gemeißelt werden konnten.

Weg der Demokratie – der Hügel Pnyx gilt als Entstehungsort der Volksherrschaft / © Redaktion FrontRowSociety.net
Das Nationale Observatorium Athen (links im Bild) befindet sich auf dem Nymphenhügel, der gemeinsam mit dem Pnyx sowie dem Philopappos eine Hügelkette im Schatten der Akropolis bildet / © Redaktion FrontRowSociety.net

Olympieon – der Tempel des Zeus

Wer durch Plaka schlendert, erblickt in direkter Sichtachse von Lysikratesmonument das Hadrianstor sowie den Tempel des Olympischen Zeus. Auf dem weitläufigen Gelände sind nur wenige Reste des Heiligtums erhalten geblieben. In prähistorischer Zeit beteten die Menschen hier zu Gäa, Mutter Erde. Ab dem 6. Jahrhundert begann der Bau eines Tempels für den Göttervater Zeus unter dem letzten Tyrannen Athens. Als Vorbild dienten die Tempel Kleinasiens.

Wie an fast jedem antiken Gebäude(Rest) wird auch am Tempel des Olympischen Zeus noch weiter geforscht und gearbeitet. Er war einer der größten Tempel im antiken Athen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Kaiser Hadrian vollendete ihn und als Dank baute ihm die Stadt Athen den Hadriansbogen. Der Tempel hat 8 an der kurzen sowie 22 mit Akanthusblättern verzierte Säulen an der langen Seite im Korinthischen Stil. Die Propyläen – Eingang mit vier Säulen – sind nach Osten ausgerichtet, damit die ersten Sonnenstrahlen des Tages das Tempelinnere erhellen.

Noch bis ins 19. Jahrhundert war diese Gegend Athens ländlich geprägt. Hier nicht erkennbar: das Olympieon ist im 21. Jahrhundert eine grüne Insel mitten im urbanen Städtebau / © Redaktion FrontRowSociety.net

Zwei Flüsse trafen an dieser Stelle zusammen. In christlicher Zeit beteten die Anwohner in einer kleinen Kapelle um ausreichend Wasser. Darüber hinaus ließ der Wasserreichtum Bäder entstehen. Funde eines recht luxuriös ausgestatteten Bades lässt die Schlussfolgerung zu, dass es sich um das private Bad von Kaiser Hadrian handeln könnte.

Hier auf dem Gelände des Olympieon könnte das luxuriöse Bad von Kaiser Hadrian gewesen sein / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das Panathinaiko-Stadium (-Stadion)

Diese hufeisenförmige Arena wurde 330 v. Chr. von Lykurg erstmals angelegt. Damals konnte die Anlage während der panathenäischen Spiele 6.000 Menschen aufnehmen. Allen Einwohnern Athens war es gestattet, an diesen Spielen teilzunehmen. 12 Tage dauerten diese an und währenddessen herrschte im ganzen Land Waffenruhe.

330 v. Chr. entstanden und 1895 aus hellem Marmor rekonstruiert / © Redaktion FrontRowSociety.net

140 n. Chr. belebte Herodes Atticus das Stadion neu. Zur Aufführung von Gladiatorenkämpfen passte er das Stadion an und ließ Sitzbänke aus Marmor fertigen. Es ist das einzige Stadion, welches komplett aus Marmor gebaut wurde.

Inzwischen wird das Stadion kaum noch genutzt. Zu den olympischen Sommerspielen 2004 trug man hier die Wettkämpfe im Bogenschießen aus / © Redaktion FrontRowSociety.net

1870 fand der Architekt Ernst Ziller die Rudimente. Anschließend erfolgte eine spendenfinanzierte Restaurierung, die mit der Austragung der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 ihren Höhepunkt feierte. Im hinteren Teil des wiederaufgebauten Stadions legten die Architekten einen Tunnel an. Wenn die Athleten durch ihn hindurch ins Stadion einliefen, entbehrte dieses nicht einer gewissen Dramatik.

Durch diesen Tunnel liefen die Athleten ins Panathinaiko-Stadium (-Stadion) / © FrontRowSociety.net

Der alljährlich stattfindende Athen-Marathon endet noch heute im Panathinaiko-Stadium (-Stadion). Mit 16 Tausend Zieleinläufen ist es die größte Veranstaltung dieser Art in ganz Südeuropa. Neben der Hauptstrecke, die traditionell im 42 Kilometer entfernten Marathon beginnt, können auch kürzere Distanzen von 5 oder 10 Kilometern zurückgelegt werden.

In ganz Athen herrscht während des Marathons Volksfeststimmung. Die unterschiedlichsten Nationen versammeln sich im Angesicht des sportlichen Wettkampfs, ganz dem olympischen Gedanken folgend.

Den Marathonlauf während der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 gewann der Grieche Spyridon Louis. Inzwischen nehmen über 16 Tausend Läufer aus aller Welt am legendären Athen-Marathon teil / © Redaktion FrontRowSociety.net

Lykeion des Aristoteles

Ein schöner Spaziergang durch den Nationalgarten verbindet das Panathinaiko-Stadium (-Stadion) mit der Philosophenschule. Den ehemaligen königlichen Garten legte man nach Vorschlägen von Königin Amalie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an.

In dem romantischen Nationalgarten befindet sich unter anderem das Zappeion. Es wurde während der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit als Austragungsort des Fechtwettkampfs genutzt / © Redaktion FrontRowSociety.net

In dem üppigen Grün des öffentlichen Parks verhallt der Straßenlärm der Stadt. Es ist eine idyllische grüne Lunge auf 15,5 Hektar mit einem Teich, Ruinen sowie einem Botanischen Museum. Am Museum verlässt man den Garten und trifft an der Straße des Herodes Atticus auf die Evzonen. Jene Elitesoldaten bewachen in dieser Straße das Büro des griechischen Ministerpräsidenten.

Die Evzonen stehen in ihrer starren Pose vor dem Sitz des Ministerpräsidenten, der über geschwungene Wege seinen täglichen Arbeitsweg antritt. Zu Zeiten der Monarchie gehörten diese Gebäude der königlichen Familie / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das Lykeion des Aristoteles entstand im 5. Jahrhundert v. Chr. als offenes Gymnasium. Es war die philosophische Schule des Aristoteles. Der 334 v. Chr. geborene Aristoteles kam mit 17 Jahren aus Nordgriechenland nach Athen mit dem Ziel, ein Studium bei Plato zu beginnen. Später war er über 12 Jahre Lehrer von Alexander dem Großen.

Viel ist von der berühmten Schule des Aristoteles nicht mehr vorhanden, dennoch ist das Grabungsfeld sehenswert und lehrreich / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Unterricht fand im Freien statt. Es entstanden mehrere Gebäude, die als Bäder oder Bibliothek Nutzung fanden. Sportanlagen und ausgedehnte Bankreihen waren ebenfalls vorhanden. Neben dem geistigen Ansporn, galt dieser Ort auch der körperlichen Ertüchtigung.

Stein für Stein – jeder erzählt eine Geschichte von Aristoteles und seinen Schülern / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die Epheben – junge Männer, die das 18. Lebensjahr vollendet hatten – rieben ihre Haut vor dem Sport mit Olivenöl und Sand ein. Anschließend schabten sie den mit Schweiß vermischten Belag mittels eines Kupfermessers ab, um diesen Asklepios, dem Gott der Medizin, zu opfern.

Die Gelehrten der Antike wussten, was Körper und Geist gut tut. Durch diese Rohre floss heißes Wasser, welches in den Räumen darüber verdampft wurde – Sanus per Aquam (Spa) / © Redaktion FrontRowSociety.net
Besucht man die zahlreichen antiken Stätten Athens, wird bei jedem umgedrehten Stein deutlich – hier am Saronischen Golf entflammte das Wesen der Demokratie und liegen die Grundsteine des modernen Europas.
 
Besonders deutlich wird dieser Umstand den Besuchern der Akropolis und des Akropolismuseums vor Augen geführt. Ebenfalls empfehlenswert ist ein Spaziergang durch die griechische Hauptstadt, um zu Fuß Athens Pulsschlag zu erspüren.
 
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