Sanft geschwungene Hügel, luftig bestockt mit Weinreben, soweit das Auge reicht. Was für eine Wohltat, über dieses weite Land zu blicken, mit tausend Facetten von Grün. Willkommen in Rheinhessen, in Deutschlands größtem Weinbaugebiet.
Während sich am Horizont die Silhouetten der Windräder abzeichnen, thronen kleine Orte zwischen den Hügeln. Eimsheim, Essenheim, Weinolsheim, Nackenheim und Nierstein: Weinkenner und Genießer frohlocken bei diesen wohlklingenden Ortsnamen. Denn diese beschaulichen Örtchen sind die Heimat bekannter Weingüter, deren Weine internationales Renommee genießen. Und zwischen allen fließt als Lebensader der Rhein. Ein Szenario, das bereits in der Romantik Dichterherzen zu poetischen Worten beflügelte.
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Rheinhessen – viele Wege führen zu gutem Wein
So unterschiedlich wie Bodenbeschaffenheiten und Mikroklimata hier sind, so unterschiedlich sind auch die Menschen, die die Landschaft formen. Und genau diese Diversität bringt jene Spannung, die wir an Rheinhessen so schätzen. Wie könnte es anders sein: Dem guten alten Riesling wird der Löwenanteil der winzerischen Kulturlandschaft zur Verfügung gestellt, gefolgt von Müller-Thurgau. Auch wenn im Vergleich zum Riesling die Anbaufläche der Scheurebe verschwindend gering ist, besinnen sich doch einige Winzer wieder auf die in Rheinhessen entstandene Sorte.
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Und keinesfalls darf Silvaner vergessen werden! Die Weine dieser zurückhaltenden Rebsorte weisen inzwischen unschlagbar gute Qualitäten auf und zeigen, dass sie mehr kann, als nur eine treue Begleiterin des Spargels zu sein. Zwischen diese Reben mischen sich Burgundersorten und natürlich die PIWIs. Das sich wandelnde Klima fordert Anpassung. Und das vollzieht sich bei Rheinhessens Winzern in der Bearbeitung des Bodens. Ein gutes Beispiel dafür ist das Weingut Wedekind mit exponierten Lagen am berühmten Roten Hang.
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Weingut Wedekind und der Kohleeinstieg
Zukunftsrebsorten und Pflanzenkohle – das ist der Weg von Philipp Wedekind. Sein Weingut hat er quasi aus dem Boden gestampft, hat ohne familiären Weinbauhintergrund statt Biologie Önologie in Geisenheim studiert. 2005 unterschrieb er den ersten Pachtvertrag und los ging’s. Damals nur mit zugekauften Trauben, für eigenes Land war kein Geld da. Doch bekanntlich macht Not erfinderisch! Der Erfolg verlieh ihm Flügel, sodass nunmehr auf 17 Hektar Rebflächen erstklassige Weine entstehen. Als Mitglied bei Ecovin setzt er auf PIWI-Sorten wie den extrem fruchtigen Cabernet Blanc oder Cabernet Cortis, aus dem er einen blumigen Rosé zaubert.
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Seine Reben gedeihen direkt am Rheinterrassen-Wanderweg am Roten Hang. „Hier ist kein idealer Standort mehr für Riesling“, erklärt er seine Entscheidung für die Zukunftsreben. Doch den Riesling am Roten Hang aufzugeben, bedeutet, sich von einem Stück Weinbautradition zu trennen. Daher setzt Philipp Wedekind auf ausgeklügelte Bodenarbeit. Unterstützung holt er sich dabei von Ron Richter, Klimafarmer mit ordentlich Kohle.
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Mit der Karbonisierung von Rebholz gewann Ron Richter den Ideenwettbewerb Rheinland-Pfalz. Er entwickelte ganzheitliche Bewirtschaftungsmethoden zur Bodenverbesserung und zum Humusaufbau samt positivem Klimaeffekt. Rebkohle ist hierbei der Schlüssel. Durch ihre hohe Adsorptions- und Kationenaustauschkapazität dient sie als hervorragender Nährstoffträger und fördert die Bildung von Ton-Kohle-Humus-Komplexen mit hoher mikrobieller Aktivität. Zudem werden große Mengen des Treibhausgases CO₂ im Boden gebunden, wodurch fruchtbare Böden zu effizienten Kohlenstoffsenken werden. Ihre feinporige Struktur ermöglicht es, wie ein Schwamm große Mengen Wasser zu speichern und bei Bedarf an die Pflanzen abzugeben, was besonders in Trockenperioden von Vorteil ist.
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Weingut Erik Manz – Vorsicht, Ansteckungsgefahr
Die gute Laune und die Dynamik von Erik Manz sind ansteckend. Als Winzer in neunter Generation versteht er es, die Ärmel hochzukrempeln. So dynamisch, so unangepasst ist er auch. Sein Erfolgsrezept: „Wir sind kein VDP und so ein Kram, ich mach mein Ding!“ Mit der alten Maklerweisheit „Lage, Lage, Lage“ und Direktvertrieb baute er den Betrieb zu einem Flaggschiff Rheinhessens aus. Vor 21 Jahren wurde das Weingut umgesiedelt, doch was soll’s? Er nennt nicht nur die Top-Lagen am Rhein sein Eigen, sondern schaut morgens übers Land, das ihm zeigt, was für ein Glückspilz er doch ist.
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Erik Manz ist verwurzelt in seiner Heimat, wie die nunmehr alten Reben, die bereits Generationen vor ihm pflanzten. Seine Devise: Unmöglich ist gar nichts! Diese Haltung ist seine Lebenseinstellung. Neben ausgezeichneten Terroirweinen macht er auch Sekt in traditioneller Flaschengärung. Schließlich will er den Champagner nicht den Franzosen überlassen. Schick und modern steht sein neues Gebäude da. Hier ist jeder Interessierte zu Verkostungen willkommen, und hier hält er zahlreiche Events über das Jahr. Sein Hofverkauf kurbelt das natürlich an, während er selbst innerhalb Deutschlands den Direktvertrieb übernimmt. „Ich kann am meisten denken, wenn ich im Auto hock“, sagt er mit einem breiten Lächeln, weil seine Weine zur festen Auswahl in der Sansibar gehören.
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Voraussetzung dafür ist die penible Arbeit im Weinberg und im Keller. Teils läuft er bis zu 35 Kilometer pro Tag, um alle Rebanlagen im Blick zu behalten. Jedem Wein, ganz gleich ob Ortswein oder Reserve, widmet er die gleiche Aufmerksamkeit. Das ist bei jedem Schluck spürbar. Die Frische und Eleganz seiner Weine sind legendär. Wer authentischen rheinhessischen Wein sucht, greift am besten direkt zu einem Wein made by Manz.
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Weingut Braunewell – von Bienen und Blümchen
Nachhaltigkeit wird auf dem Weingut großgeschrieben. Denn für Stefan ist das als Vater eine Selbstverständlichkeit. „Ausreichend Frischwasser ist ein großes Problem“, sagt er und erzählt von seinem Wassereffizienzprojekt, wozu unter anderem das Sammeln und Nutzen von Regenwasser gehört. Doch damit nicht genug! Damit seine Weine nicht nur hohe Bewertungen erhalten, sondern er damit auch Weinfreunde geschmacklich ganz umweltschonend glücklich macht, setzt er auf eine komplexe, durchdachte Ressourcenschonung. Es ist eine Freude zu sehen, wie es zwischen den Rebzeilen der Braunewell’schen Weingärten blüht und grünt. Nistkästen und Insektenhäuser stehen bereit und befeuern das Leben im Weinberg.
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Statt auf Bewässerung und Kunstdünger zu setzen, nutzt er Humus zur Bodenbelebung. Als Stefan Braunewell in Neuseeland war, kam er zum ersten Mal mit zertrümmertem Glas in Berührung. Das wird in den Boden eingearbeitet, um Erosionen zu vermeiden, aber auch zur Wärmespeicherung sowie zur Drainage. Doch diese Maßnahmen reichten den Braunewells nicht aus. So wurden alte Gebäude abgerissen, denen dann neue, energieeffiziente folgten. Die schicke Vinothek kann sich sehen lassen. Einladend eröffnen die großen Fenster den Blick auf die Reben.
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So entsteht vorzüglicher Weingenuss ohne Reue. Leichtglasflaschen, Kork aus nachhaltigem Anbau und der Verzicht auf Verpackungen, die aus China stammen, sind noch weitere freiwillige Parameter, mit denen das Weingut Braunewell zukunftsorientiert hochqualitative Weine sowie Premiumsekt herstellt. Viele kleine Fair’n Green-Bausteine werden noch verbaut, um Wein aus Rheinhessen als Synonym für das Arbeiten im Einklang mit der Natur zu etablieren.
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Weingut Gunderloch – Paradelage am Roten Hang
Manchmal sind die besten Lagen die schwierigsten. Damit muss man sich wohl oder übel arrangieren, doch Fleiß und Hingabe werden belohnt. Die Rieslinge des Roten Hangs in Nierstein sind spektakulär, ja legendär. Und die Weine von Gunderloch, einem Gründungsmitglied des VDP, haben den Ruf, extrem schlank, frisch und geradlinig zu sein. Attribute, die das Herz eines jeden Sommeliers in Gourmet-Restaurants höher schlagen lassen. Die 16 Hektar Hanglage sind fordernd, erklärt Benjamin Marschall, Vertriebsleiter des Weinguts. Es fallen drei- bis viermal mehr Arbeitsstunden an als auf den 14 Hektar, die sich auf dem Plateau des Berges befinden.
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„Früher rauschte nach dem Regen das Wasser den Hang hinunter, weil der Berg einfach so auszusehen hatte – kahl und ohne Begrünung. Heute hat sich das komplett geändert. Es gibt halt keine Blaupause für den Weinbau“, berichtet er weiter. Damit schlägt er den Bogen zur Experimentierfreude von Johannes Gunderloch. Er ging der Spontangärung auf die Spur, forschte unermüdlich mit Amphorenwein und Glasballons oder mit Startern für die Gärung. Allerdings ist es der kleinparzellierte Ausbau der Weine, der jene unfassbare Eleganz der Rieslinge erschafft. Sorgfalt und Hingabe stecken in jedem Tropfen.
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In den schlanken Weinen, die nie über 12,5 % vol. Alkohol aufweisen, steckt jede Menge Spannung. Gründe dafür sind die trockenen Böden, die bedachte Ausdünnung der Trauben sowie die frühe Lese, sobald die Trauben ihre phenolische Reife erreicht haben. Den Flaggschiffen wie der Lage Rothenberg gibt man Zeit zur Reife. Im Reigen der Jahreszeiten, im Rhythmus der Natur und mit dem Verständnis, wie außerordentlicher Wein entstehen muss, machte das Familienweingut kleine Evolutionsschritte und steht nunmehr für Spitzenwein made in Rheinhessen.

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