Lange Zeit hatte sie hierzulande niemand auf dem Schirm, die Weine aus Georgien. Wie kann das sein? Nun, einerseits ist unser deutscher Markt gesättigt mit Weinen aus dem westlichen Europa bzw. der Neuen Welt, andererseits spielt die politische Gemengelage nach dem Zweiten Weltkrieg eine entscheidende Rolle. Jetzt stellt sich Georgien neu auf! Aktuell brechen etablierte Exportmärkte wie Russland und die Ukraine weiterhin weg. Der Umtriebige wird belohnt und so ergeht es momentan dem Weinbau in Georgien.
Georgische Weine – alte Methode, neue Netzwerke
Mit gerade einmal knapp 70.000 Quadratkilometern Fläche (das ist ungefähr die Größe von Österreich) zählt Georgien zu den eher kleinen Weinbauländern Europas. Circa 55.000 Hektar sind mit Reben bestockt, allerdings mit einer erstaunlichen Sortenvielfalt. Rund 525 registrierte Rebsorten sind in dem Land zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus zu finden, wobei als wichtigste Sorten Rkatsiteli (weiß) und Saperavi (rot) kultiviert werden.
Weinbau hat im Grenzland von Europa und Asien Tradition. Seit 8000 Jahren ist der Wein Bestandteil der Kultur dieser Region, natürlich im Wandel von Mode und Know-how. Jedoch überdauerte eine Methode die Jahrtausende: die Weinbereitung im Qvevri. Die Herstellung von Wein in Tonamphoren ist identitätsstiftend für Georgien. Was vor 8000 Jahren gang und gäbe war, gilt teils heute noch als Best Practice. Seinen eigenen Hauswein im Qvevri herzustellen, überdauerte sogar die Massenproduktion zu Sowjetzeiten.
Dass schlussendlich auch dunkle Zeiten ihr Gutes haben, sieht man an der stattlichen Anzahl der autochthonen Rebsorten innerhalb von Georgien. Die Isolation ließ wenig Einflüsse von außen zu, sodass Merlot & Co. kaum eine Chance zur Infiltration hatten. Das Ergebnis sind Weine mit einem genetischen Fingerabdruck, urtypisch in ihrem Geschmack und unverwechselbar.
Jährlich entstehen in Georgien 2 Millionen Hektoliter Wein. Davon wurden knapp 10.000 Hektoliter im Jahr 2023 nach Deutschland exportiert. Das sind beachtliche 22 Prozent mehr als im Jahr davor. Bei uns Deutschen sind jedoch „klassisch“ vinifizierte Weine gefragt. Der Exportanteil von Amber Wines liegt lediglich bei 4 Prozent. Doch das Hinschauen und erst recht das Probieren lohnt sich. Denn georgischer Wein surft nicht auf der Naturweinwelle mit, sondern in Georgien steht die oft zitierte Wiege des Weinbaus.
Georgischer Wein? Probieren macht schlau!
Masterclasses sind ideale Zusammenkünfte für Profis der Weinbranche. Sommeliers lassen sich zu Food & Wine Pairings für ihre Gäste inspirieren, Händler bringen die Weine zu ihren Kunden, beladen mit Begeisterung und Fachwissen. Unter den georgischen Weinen sind autochthone Rebsorten zu finden, im Stahltank ausgebaut oder ganz althergebracht in der Tonamphore. Kleine Weingüter spielen qualitativ in der gleichen Liga wie die großen unter den Weinbauern.
Wer mit seinen im Stahltank ausgebauten Weinen in Deutschland auf dem Markt gefunden werden kann, ist Schuchmann Wines Georgia. Dessen Kellermeister studierte in Geisenheim. Sein Stil zeigt sich am besten in dem reinsortigen Rkatsiteli European Style mit einer frischen Säure und einem herrlich fruchtigen Aroma aus Apfel und Zitrusfrüchten.
Auch die Makharebeli Winery überzeugt mit dem Ausbau im Stahltank und Maischegärung. Ihre 2018er Cuvée Rkatsiteli Mtsvane trumpft mit einer Bernsteinfarbe auf, die den roten Stängeln der Trauben geschuldet ist. Eine sehr komplexe Nase wird von griffigen Tanninen mit Noten von Apfelkernen und einem nussigen Aroma abgelöst.
Ein Pendant zum Stahltank-Rkatsiteli stellt der Qvevri-Wein der gleichen Rebsorte der LLC Keburia Winery dar. Die Nase nimmt Karamell wahr. Am Gaumen deutliche Tannine mit nussigen Facetten, die von einer feinen Säure getragen werden. Tatsächlich werden Qvevri-Weine auch cuvéetiert. Das Weingut Askaneli verbindet in seinem Muza 2019 die Sorten Rkatsiteli, Mtsvane und Kisi. In dem goldfarbenen Wein findet die Nase Karamell sowie getrocknete Aprikosen. Griffige Tannine, nussige Nuancen sowie weißer Pfeffer machen den Wein zu einem sehr guten Speisenbegleiter zu Fleischgerichten, insbesondere zu Geflügel.
Die Region Kachetien ist das wohl bekannteste Weinbaugebiet Georgiens. Ihre reinsortig ausgebauten Amphorenweine der autochthonen Rebsorte Kisi können sich sehen lassen. Im direkten Vergleich stehen die Qvevri-Weine des Weinguts Andronikashvili’s Marani Kisi 2020 und der Family Selection Kisi Qvevri 2022 des Weinguts Dakishvili. Während erstere würzige Aromen mit Noten von Marzipan und Aprikosen verströmt, trumpft die Family Selection mit reifen Noten von Birnen und Äpfeln sowie nussigen Aromen auf. Der Kisi 2020 hat kräftige Tannine und kommt fast etwas ruppig daher. Auch bei der Family Selection zeigen sich stramme Tannine, jedoch überdies mit einer frischen Säure, die Noten von Apfelkernen mit sich trägt.
Kommen wir zur Liga in Rot. Saperavi führt die roten Rebsorten in Georgien an. JSC Château Mukhrani baut sie im Barrique aus. Ganz nach französischer Manier besitzt ihr nach dunkler Kirsche und Brombeeren duftender Reserve Royale Saperavi 2018 enormes Alterungspotenzial. Mit Kraft und Fülle rollt er über den Gaumen mit intensiven Tanninen und einer leichten Schärfe im Abgang.
Bei Levani‘s Marani baut man den Saperavi traditionell im Qvevri aus. Der Jahrgang 2019 ist bei der Verkostung recht verschlossen, entwickelt sich im Laufe der Zeit in ständig andere Richtungen. Vegetabile Noten sind omnipräsent. Die Tannine sind fest, griffig, kurzum: Dieser Wein ist nicht für jedermann. Er könnte rustikale Schmorgerichte oder Lamm mit Wacholderjus gut begleiten oder außerordentlich kräftigen Käse.
Doch das Gute ist: Geschmäcker sind verschieden. Beim Wein gibt es kein Richtig oder Falsch. Um den georgischen Weinen auf die Spur gehen zu können, verstärken Fachhändler ab Oktober die Präsenz. Also dann, viel Spaß beim Verkosten!
Tipp: Flemings Selection Hotel Frankfurt City
Wer sich in Frankfurt durch die georgischen Weine probiert, wird das Auto stehen lassen müssen. Ein zentraler Anlaufpunkt zum Übernachten und Genießen ist das Flemings Selection Hotel Frankfurt City. Das Haus im Retro-Stil punktet nicht nur mit unverhohlenem Charme, sondern bietet den wohl besten Skyline-Blick über die Metropole Frankfurt. Im Rooftop-Restaurant Occhio d’Oro wird italienische Küche serviert. Überrascht wird man von der Weinkarte. Positionen und Jahrgangstiefe sind eines Gourmet-Restaurants würdig.
Es muss ja nicht immer gleich ein Abendessen sein, auch ein Aperitif oder ein Afterwork-Drink lassen sich mit dem weiten Blick über Hessens Landschaft genießen. Dabei verfolgt das Lifestyle-Hotel unter Führung von Norbert Speth ein neues Bar-Konzept. In Zukunft soll die Bar vom Restaurant etwas separiert werden, um die Gäste mit innovativen Cocktails und einer neuen Aperokultur zu verwöhnen.
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