Das Gebiet um den Lago Trasimeno – auch Trasimenischer See genannt – ist geradezu prädestiniert für den Weinbau. Geschwungene Hügelketten reihen sich um den viertgrößten See Italiens, der nur wenige dünne Zuflüsse hat, die im Sommer zudem trocken liegen. Aufgrund seiner Exposition und seines fehlenden natürlichen Abflusses entwickelte sich in dieser Region ein mildes, mediterranes Klima. Während die 128 Quadratkilometer große Oberfläche des Lago Trasimeno tags die Sonnenstrahlen reflektiert, kommen früh morgens und abends kühle Winde an den bis zu 600 Meter hohen Hügeln auf. Dieser Umstand sorgt für eine gute Belüftung der Rebanlagen und bringt den Trauben Entlastung von der Hitze.
Colli del Trasimeno DOC
Bereits seit 1972 tragen Weine vom Lago Trasimeno das DOC-Siegel für die gesicherte Herkunftsbezeichnung. 2014 schnürte man die Regularien neu. Maßgeblich verantwortlich für die Aktualisierung waren die Mitglieder des 1997 gegründeten Konsortiums, des Consorzio Tutela Vini Colli del Trasimeno. Sie bündeln Synergien, um einerseits die Weine international bekannter zu machen und überdies sanften, nachhaltigen Tourismus zu fördern. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Urlaubserlebnissen, die Genuss und Aktivität mit einer gewissen Langsamkeit vereinen.
Delikatessen wie handwerklich hergestelltes Olivenöl, Safran von Città della Pieve oder die berühmten Trasimeno Bohne, La Fagiolina del Trasimeno, bereichern den kulinarischen Reigen mit „Slow Food“. Die Weingüter liegen um den See verteilt, so dass bei Wander- und Bike-Touren immer ein Ort zum Einkehren und Probieren gefunden werden kann – herzliche, italienische Gastfreundschaft inklusive.
Das DOC-Gebiet befindet sich in der Provinz Perugia und erlaubt die Vinifikation in folgenden trasimenischen Gemeinden: Castiglione del Lago, Città della Pieve, Paciano, Piegaro, Panicale, Perugia, Corciano, Magione, Passignano sul Trasimeno sowie Tuoro sul Trasimeno. Im Fokus stehen hier die Kultivierung der roten Sorten Sangiovese und Trasimeno Gamay und im Weißweinbereich der Anbau von Grechetto. Darüber hinaus sind Merlot sowie Cabernet Sauvignon für die reinsortige Abfüllung zugelassen. Diese Rebsorten sollen dabei einen Anteil von mindestens 85 Prozent aufweisen.
In der Colli del Trasimeno DOC sind die Regeln für die Vinifikation wesentliche lockerer gefasst, als in anderen Gebieten Italiens wie beispielsweise im Piemont oder in Montalcino. Das wird besonders an der großen Anzahl an Verschittmöglichkeiten sichtbar. Hierfür sind neben den einheimischen Sorten Trebbiano und Ciliegiolo auch internationale Rebsorten wie Pinot Grigio, Chardonnay, Pinot Bianco und Pinot Nero erlaubt.
Heute repräsentiert das Consorzio rund 90 Prozent der Weinbaubetriebe am Lago Trasimeno auf einer Gesamtfläche von 270 Hektar. Durchschnittlich werden pro Jahr 1.300 Tonnen Trauben produziert, wovon 760 Tonnen für die Weinproduktion genutzt werden. Während in den letzten drei Jahren knapp 1 Million Flaschen das Siegel der Colli del Trasimeno DOC erhielten, bleibt die Produktion des angestammten Trasimeno Gamay streng limitiert. Zwar sollen der Anbau sowie der Verkauf des Markenzeichens „Trasimeno Gamay“ angekurbelt werden, dennoch besteht das Bestreben, diesen landestypischen Wein nicht zum Massenprodukt werden zu lassen.
Gamay del Trasimeno
Der Gamay fungiert als Aushängeschild des Consorzio Tutela Vini Colli del Trasimeno. Er sollte jedoch nicht mit dem wesentlich bekannteren französischen Gamay verwechselt werden. Beide sind allerdings Abkömmlinge der Grenache-Rebe. Der Trasimeno Gamay ist seit dem 16. Jahrhundert in der Provinz Perugia heimisch. Damals etablierten die spanischen Besatzer diese Varietät des Granacha in der Region.
Einer Legende zufolge brachte Eleonora Alarcon Y Mendozza dem Herzog von Corgna anlässlich ihrer Hochzeit einige Rebstöcke als Mitgift mit. So soll der Siegeszug des Trasimeno Gamay begonnen haben. Er gehört zur selben Familie wie der Sardinische Cannonau, der Granaccia aus Ligurien oder der Tai Rosso aus den Colli Berici in Venetien.
Auf den sandigen Böden in Ufernähe des Lago Trasimeno entwicklen sich eher frische, leichte Weine aus dieser Rebsorte. Hingegen beeindrucken die Weine aus den höheren Lagen, gewachsen auf kalkreichem Boden, mit einer dichten Farbe und Struktur sowie einer strafferen Säure wegen der größeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Einige Weingüter bauen den Trasimeno Gamay auch als Riserva aus. Damit heben sie noch einmal die Bedeutung dieser Rebsorte innerhalb der Colli del Trasimeno DOC hervor.
Erste internationale Masterclass am Lago Trasimeno
Im Rahmen des alljährlich stattfindenden „Festa del Tulipano“ sowie des „Trasimeno Rosé Festivals“ lud das Consorzio Tutela Vini Colli del Trasimeno im April 2023 eine Handvoll ausgesuchter internationaler Weinjournalisten zur ersten Masterclass dieser Region ein. Zur Degustation standen elf verschiedene Rosati del Trasimeno bereit, abgefüllt als IGT oder DOC. Dem gegenüber standen elf Colli del Trasimeno DOC Trasimeno Gamay, unter anderem als Riserva ausgebaut.
Ziel des Consorzio ist es, nicht nur den Trasimeno Gamay auf die international Weinbühne zu katapultieren, sondern der landwirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Region Vorschub zu leisten. Eine Masterclass gibt gerade kleinen Produzenten die Möglichkeit, zu zeigen, welches Potenzial im Terrior steckt. Bei den vielen zugelassenen Rebsorten innerhalb der Trasimeno DOC ist es jedoch nicht so einfach, den Fingerabdruck eines Weinbaugebiets herauszuarbeiten. Am besten gelingt dies mit der Rebsorte Gamay del Trasimeno.
Lust auf weitere Entdeckung am Lago Trasimeno bekommen? Hier geht es unserem Artikel: Lago Trasimeno – die Perle Umbriens
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