Hier riecht es wie in einer katholischen Kirche. Allerdings könnten wir im Süden des Omans nicht weiter von einem christlichen Gotteshaus entfernt sein. Es ist der Duft des Weihrauchs, der diese olfaktorische Verknüpfung heraufbeschwört. Weihrauch, der Exportschlager des Omans, brachte Reichtum und Wohlstand ins Land. Das Baumharz aus dem Morgenland weckte Begehrlichkeiten auf der ganzen Welt, weshalb sich ein florierender Handel entwickelte. Mit ihm entstand eine der wohl ältesten Handelsrouten der Welt – die Weihrauchstraße.
Von Südarabien bis zum Mittelmeer zieht sich diese Route über eine Distanz von zirka 3.400 Kilometern. Die ab dem 10. Jahrhundert v. Chr. genutzte Karawanenstraße erlebte ihre Blütezeit im 5. Jahrhundert v. Chr., als Weihrauch nicht nur als medizinisches Hilfsmittel, sondern für religiöse Handlung im Mittelmeerraum zuhauf benötigt wurde. Die Wurzeln der Weihrauchstraße gehen auf den heutigen Verwaltungsbezirk Dhofar im Oman zurück. Heute breitet sich die Weihrauchhochburg des Omans auf gut 100.000 Quadratkilometern aus und zählt etwas über 400.000 Einwohner.
Wadi Dawkah und der Weihrauch
Im Süden des Omans, insbesondere im Wadi Dawkah, ist die Wiege des Weihrauchs zu finden. Die UNESCO hat das Trockental, in welchem mehr als 5.000 Weihrauchbäume – Boswellia Sacra – wachsen, zum Weltkulturerbe erklärt. Leider finden nicht viele Touristen den Weg zum Wadi Dawkah, obwohl es einen gepflasterten Parkplatz und ein kleines Besucherzentrum gibt. Zugegeben, auf den ersten Blick sieht das Tal nicht unbedingt spektakulär aus. Umso beeindruckender sind jedoch die Geschichten und Informationen, welche die „Ranger“ des Wadi Dawkah, dem Weihrauchtal, zu erzählen haben.
Das „heilige Räucherwerk“ wurde nicht nur für spirituelle Rituale eingesetzt, es war überdies ein Heilmittel. Weihrauch galt im alten Ägypten als „Tränen der Götter“, griechische Gelehrte beschrieben pharmakologische Wirkungen und nutzten Weihrauch zur Verbesserung der Wundheilung. Dem Rauch des Weihrauchs wurde ein desinfizierender sowie antidepressiver Effekt nachgesagt. Nahezu jede Heilkunde beschreibt seit Alters her die Verwendung von Weihrauch. Und bis heute bleibt es ein Mysterium, das es zu entschlüsseln gilt. Renommierte deutsche Universitäten treiben die Forschung weiter voran, um Weihrauch beispielsweise bei der Behandlung von chronisch entzündlichen Erkrankungen einsetzen zu können.
Die traditionelle Erntezeit des Baumharzes liegt in den Monaten April bis September. Im Alter von 8 bis 10 Jahren kann ein Weihrauchbaum zum ersten Mal „gemolken“ werden. Leichtes Anritzen mit dem Messer führt zu Produktion. Auf die Erntemonate verteilt, bringt ein Baum bis zu 20 Kilogramm. Allerdings wird erst zirka 3 Wochen nach dem ersten Anschnitt Harz in passabler Qualität geerntet. Je später im Erntezeitraum das Baumharz also gewonnen wird, umso heller und wertvoller wird es. „Hougari“ aus dem Wadi Dawkah gilt bis heute als der beste Weihrauch der Welt. Erhältlich ist er jedoch auch in minderer Qualität, dann in einer durchscheinend braun-gelber bis rötlich-brauner Farbe.
Viele Familien verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung traditioneller Räucherbehälter aus Ton. Glasiert sind sie in den Farben des Orients. Wer bei ihnen ankommt, wird herzlich empfangen und bewirtet.
Weihrauch für daheim
In Dhofar bzw. Salalah gehört der Besuch eines Suqs (auch Soq, Souk, Suk, Sook, Soukh oder Souq geschrieben) zum Pflichtprogramm eines jeden Reisenden. Die überbordende Farbenpracht und das geschäftige Gewimmel scheint in eine andere Zeit zu gehören. Es wird diskutiert und gefeilscht, ob nun traditionelle Kleidung, Obst oder Gemüse käuflich erworben werden soll. Wir schauen uns das bunte Treiben an und lassen uns vor dessen Energie mitreißen.
Im Wadi Dawkah haben wir alles, was wir über Wehrauch wissen sollten, in Erfahrung gebracht. Jetzt geht es zu einem Suq, um das kostbare Baumharz mit nach Hause nehmen zu können. Es gibt spezielle Suqs, in denen sich alles rund um den Weihrauch dreht. Und dieser Besuch ist ein absolutes Muss! Hier können wir Mitbringsel erstehen, die die eigenen vier Wände mit dem unverwechselbaren Duft betören. Idealerweise besuchen wir den Suq mit einem Guide, der uns die qualitativen Unterschiede des angebotenen Weihrauchs plausibel erklärt.
Und eines sei vorweg gesagt: Handeln ist Pflicht! Allerdings nur in einem gewissen Rahmen, denn die Angebote sind schon recht fair und die Suq-Betreiber sollen auch noch Freude an ihrem Beruf haben. Der Guide übernimmt auch gerne das Feilschen um den fairen Preis. Allein dieser Umstand ist schon ein unschlagbares Angebot.
Hotelempfehlung für Dhofar
Für die Region Dhofar können wir zwei Hotelempfehlungen aussprechen. In beiden Hotels haben wir genächtigt, die Kulinarik und den Service kennenlernen können. Beide erstklassige Hotels verbinden einen erlebnisreichen Abenteuerurlaub mit orientalischem Luxus aus 1001 Nacht. Hier geht es zur Hotelempfehlung.
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