Die großen Nachtfähren der Ostsee bedienen höchste Ansprüche und machen so manche Überfahrt zur Mini-Kreuzfahrt. Die „Viking Glory“ ist die größte und modernste unter ihnen.
Ihre Reederei nennt sie „eines der klimafreundlichsten Schiffe der Welt“ und verspricht „ein Erlebnis von Weltklasse“. Die Rede ist von der „Viking Glory“, der vielleicht spannendsten Fähre in der nördlichen Ostsee.
Wer die „Viking Glory“ „nur“ auf einer einfachen Fahrt nach Finnland erlebt, kann das Schiff nicht in vollen Zügen genießen, so viel sei vorab verraten. Denn die Ankunft in Turku ist früh morgens, und dazwischen liegt eine Stunde Zeitverschiebung. Entweder lässt man es sich also bei schwedischer Bordzeit gutgehen und muss mit einer kurzen Nacht Vorlieb nehmen, oder man stellt seine Uhr gleich bei der Abfahrt auf finnische Zeit um, bekommt dadurch aber eine Stunde weggenommen. Ich entscheide mich für erstere Option und genieße ein fantastisches Abendessen im Büffet-Restaurant, das in Sachen Speisenauswahl und Qualität keine Wünsche offenlässt.
„Viking Grace“ und „Viking Glory“
Während das Schwesterschiff „Viking Grace“ von der finnischen Designfirma dSign Vertti Kivi entworfen und für ein überwiegend finnisches Publikum konzipiert wurde, trägt die „Viking Glory“ die Handschrift der schwedischen Firma Koncept Design. Viele Design-Elemente an Bord ahmen Maritimes nach und ähneln nicht von ungefähr Wellenbrechern, Leuchttürmen, Fischer-Lampen oder Sonnenuntergängen. Insofern ist die „Viking Glory“ eine mehr als würdige Partnerin der „Viking Grace“, die in ihrer Inneneinrichtung trotz vieler farbenfroher Elemente die karge Schönheit der finnischen Schärenwelt aufgreift.
Das Minikreuzfahrt-Programm ist nach dem Abendessen in vollem Gange. Im „Torget“ spielt das Trio „Tea for Three“ auf, im „Vista Room“ die Bord-Band „Lush“ Der Vista Room ist die moderne Interpretation des klassischen Nightclubs, kommt jedoch mit interessanten Innovationen daher. Zum einen bietet er mit seiner Höhe von anderthalb Decks ein ungewöhnlich großzügiges Raumgefühl, zum anderen sind Bar, Lounge und Sitzgruppen hier so diskret voneinander abgegrenzt, dass sie wie verschiedene Räume wirken, ohne dass man jedoch das Geschehen auf der Bühne aus den Augen verlieren könnte.
Turku und wieder zurück
Als die „Viking Glory“ am nächsten Morgen Turku erreicht, liegt dichter Nebel über Hafen und Stadt. Erst als sich das Schiff auf der Rückfahrt wieder der offenen See nähert, lichtet sich der Nebel und gibt die Sicht auf den südfinnischen Schärengürtel frei. Jetzt kann man die Tagesfahrt nach Stockholm umso mehr genießen. Das Hauptgeschehen verlagert sich nun auf die Außendecks, wo „Uncle John“ den Archetyp des Troubadours verkörpert und ein schier unerschöpfliches Repertoire an Country- und Western Songs an der Gitarre zum Besten gibt.
Unterbrochen wird der Sommertag an Deck nur zur Nachmittagszeit, als die „Viking Glory“ ihren Zwischenstopp in Mariehamn auf den Åland-Inseln einlegt. Hier steigen zwischen 14:10 Uhr und 14:25 Uhr viele Passagiere aus- bzw. zu, denn ein Wechsel des Schiffes erlaubt auch sog. Picknick-Kreuzfahrten, bei denen man am selben Tag hin- und zurückfährt. Doch auch zweitägige Minikreuzfahrten sind mit den Fähren der Viking Line möglich – inklusive einem Tagesaufenthalt entweder in Turku oder in Stockholm.
Der Schärengarten bei Tag
Nachdem die Passagiere den Stockholmer Schärengürtel auf der Hinfahrt bestenfalls noch im Dämmerlicht gesehen haben, können sie ihn auf der Rückfahrt bei Tageslicht genießen. Vier Stunden dauert die Revierfahrt, während der die „Viking Glory“ immer wieder abbiegt, hinter großen und kleinen Inseln verschwindet, die Fähren in Gegenrichtung passieren lässt oder einfach nur in gemächlichem Tempo an den Schären vorbeizieht. Wenn Sie sich an den typischen roten Holzhäusern, einsamen Buchten und verlassenen Bootsstegen nicht sattsehen können, dürfte dies nicht Ihre letzte Reise auf einer der Kreuzfahrtfähren zwischen Schweden und Finnland gewesen sein.
Die „inneren Werte“ der „Viking Glory“ braucht man dann fast gar nicht mehr. Ihre zehn Restaurants und Bars z. B. oder das Spa mitsamt Fitness-Studio, wo man die Aussicht auf die Ostsee aus Swimmingpool, Whirlpool oder von der Massagebank aus genießen kann.
Oder den riesigen Bord-Shop, in dem man dank des zollrechtlichen Sonderstatus der Åland-Inseln tatsächlich noch immer „tax free“ einkaufen kann. Ist die „Viking Glory“ also tatsächlich „die ultimative Kreuzfahrtfähre“, wie ein Autor sie genannt hat? Man ist geneigt, diese Frage mit Ja zu beantworten.
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