Es ist Dezember. Die österreichische Gemeinde Lech am Arlberg trägt bereits ihr schneeweißes Winter-Outfit. Man rüstet zum Saisonauftakt. Doch anders als in anderen Ski-Regionen des Alpenstaates beginnt die Wintersaison nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit ausgezeichneten Weinen.
Arlberg Weinberg – Diese mehrtägige Veranstaltung läutet nicht nur offiziell die kalte Jahreszeit in Lech ein, sie vereint zudem weinaffine Menschen in der berühmten Wintersportgemeinde, die für Mondänität und Luxus steht. Weinwissen und Weingenuss, Austausch und Miteinander von Weinprofis und Weinfreunden – Arlberg wird zum Weinberg – ganz unter dem Slogan der Gemeinde „Denken und Bewegen am Berg“. Laut Tourismusdirektor Hermann Fercher sei diese Positionierung der USP von Lech Zürs.
Arlberg Weinberg – Wein als Bindeglied
Die Veranstaltung „Arlberg Weinberg“ findet seit mehreren Jahren in Lech Zürs am Arlberg statt. Inzwischen hat sie sich als fester Bestandteil im Veranstaltungskalender etabliert, nicht nur innerhalb der örtlichen Gastronomie und Hotellerie, sondern auch bei Winzern und Weinfreunden. Viele renommierte Hotels und Restaurants dienen als Veranstaltungsorte für Masterclasses und kulinarische Events. Das Fachsymposium als zentrales Element von „Arlberg Weinberg“ hat jedoch seit letztem Jahr eine neue Heimat. Die im April 2024 eröffneten Lechwelten sind als multifunktionales Veranstaltungszentrum mit einem Saal, der Platz für bis zu 620 Personen bietet, geradezu ideal, um Begegnungen im professionellen Kontext zu ermöglichen.
Das Fachsymposium innerhalb von „Arlberg Weinberg“ startete in den neuen Lechwelten. Dazu waren renommierte Referenten eingeladen und natürlich die internationale Presse. Folgende zentrale Themen standen im Fokus:
- Wasser und Weinbau: Untersuchung der Rolle von Wasser im Weinbau angesichts des Klimawandels.
- Naturweine vs. Terroir-Weine: Diskussion über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Naturweinen und Terroir-Weinen.
- Chardonnay und Sauvignon Blanc: Analyse des Potenzials und der Wahrnehmung dieser Rebsorten weltweit, unterstützt durch Verkostungen und Fachvorträge.
Auch wenn in Lech Zürs Wein und Tourismus seit Jahrzehnten untrennbar miteinander verbunden sind, möchte man doch diese daseinsverschönernde Symbiose auf das nächste Level heben. Dafür engagiert sich auch Clemens Riedl. Der Wiener Unternehmer machte seine Leidenschaft zur Profession und betreibt den Weinhandel „Trinkreif.at“. Hier findet der geneigte Genießer „hochwertigen, optimal gelagerten Wein in trinkreifem Zustand“. Doch nicht nur der Wein, sondern auch das Bergdorf Lech ist ihm ans Herz gewachsen. So bringt er seine Expertise ein, um zukünftig die geballte österreichische Weinkompetenz an den Arlberg zu bringen – stets mit dem Ziel, das positive Erleben von Wein und Genuss in die kommenden Generationen zu transportieren.
Wein – eine persönliche Angelegenheit
Wenn Gastronomen und Hoteliers in ihre Keller gehen, welchen Wein würden sie sich wohl ganz privat aussuchen? Um konkret zu werden: Welchen Sauvignon Blanc würden sie aus ihrem Bestand holen, und welcher dieser ausgesuchten Weine würde Weinfreunden am besten gefallen? Antwort auf diese Fragen sollte der Best Bottle Award geben, unter anderem organisiert von Trinkreif-Gründer Clemens Riedl und Dorli Muhr, Gründerin und Inhaberin der Agentur „Wine & Partners“. So weit, so gut!
Dieses Bonbon innerhalb des Events „Arlberg Weinberg“ sollte einmal mehr verdeutlichen, wie eng doch die Verbindung von Gastgebern und dem wohl schönsten Getränk der Welt ist. Während eines Blind Tastings galt es für die Jury aus Weinexperten und Journalisten, den – oder besser gesagt ihren – Favoriten zu erschmecken. 14 Hotels aus der Gemeinde Lech Zürs waren mit 14 verschiedenen Sauvignon Blancs angetreten. Mit dem bekannten 100-Punkte-Schema ging es in vier Flights auf zur Entdeckung der unterschiedlichen Stilistiken der internationalen Rebsorte Sauvignon Blanc.
Und da Wein bekanntlich eine persönliche Angelegenheit ist, gibt es kaum etwas Ehrlicheres als ein Blind Tasting. Fern der Etiketten wird ein Urteil gebildet. Man lässt sich ganz still von einem Wein abholen – oder eben auch nicht. In den Lechwelten ging der Sauvignon Blanc des Weinguts Tement, Ried Zieregg Vinothek 2017, als Sieger hervor. Vorgestellt als seine Best Bottle hatte diesen Wein Martin Prodinger, Inhaber des Hotels Sandhof. Und so schließt sich der Kreis der Weinaffinität. Wein verbindet im Dialog. An erster Stelle steht immer der eigene Geschmack. Doch Wein zu machen ist mehr, als Traubensaft zu fermentieren. Die Qualität und die natürlichen Ressourcen im Blick zu behalten, sind wohl zwei der großen Herausforderungen, denen sich die Winzer stellen müssen.
Wein, Stilistik und Umwelt, wohin geht die Reise?
Wie positioniert sich österreichischer Wein in dem großen, fast kaum überschaubaren internationalen Markt? Einerseits beschäftigt natürlich jeden Winzer die Frage um den Verkauf seiner Produkte, doch andererseits stehen uns allen begrenzte Ressourcen zur Verfügung, die es klug zu nutzen gilt. Höher, schneller, weiter – kann es so weitergehen? Oder besinnt man sich in Österreich auf die Kompetenz, qualitative Weine für Liebhaber herzustellen, statt den ohnehin überbordenden Mainstream zu bedienen? Weinbau, der fair zur Natur und zum Produkt selbst ist, sodass sich mit jedem Tropfen ein Schluck Lebensfreude ins Glas füllt – und nicht irgendetwas. Sollte das nicht das Ziel sein?
Was passiert mit dem Weinbau unter sich rasant verändernden Umweltbedingungen? Bewässert man zukünftig Rebflächen oder gestaltet man Weinbau innovativ, aber gleichzeitig angepasst an die neuen naturgegebenen Bedingungen? Ist Naturwein der Schlüssel, um Weinbau, Umweltschutz und Gesundheit zu vereinen? All diesen drängenden Fragen gehen die Experten des Wein-Symposiums in Lech nach. Fragen, die nicht nur Weinexperten beschäftigen, sondern auch Verbraucher bei der Kaufentscheidung immer stärker berücksichtigen.
Was für schöne Aussichten, dass eine Region, die winterlichen Luxus und Glamour in der Öffentlichkeit präsentiert, den Rahmen bildet, um über die Zukunft des Weinbaus zu diskutieren. Eine Öffentlichkeitsarbeit fern der Allüren von Celebrities in Boulevardmagazinen, die hingegen darauf abzielt, bewusst zu genießen – und zwar Wein, Natur und Kulinarik.
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