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Während das Wetter in Deutschland noch grau und kalt ist, erholen sich die Türken von ihrem frühlingshaften Winter um die 15 Grad und freuen sich schon ab März auf sommerliche Temperaturen. Bald wird es überall von Touristen wimmeln, außer natürlich, man sucht sich ein abgelegenes Plätzchen wie den Cook’s Club Adakoy Marmaris aus. Weg vom Trouble, direkte Strandlage in einem Naturschutzgebiet und ein Management, dass öfter auf Aktivitäten mit den Gästen zu finden ist als im Büro, macht diese Anlage zu etwas besonderem. Ein Programmpunkt, den man sich dort nicht entgehen lassen sollte, ist die Raki Table.

Genießen, entspannen und gute Gespräche führen. Das ist die Philosophie hinter der Raki Table, die einem vor allem in dieser Umgebung mehr als leichtfällt
Genießen, entspannen und gute Gespräche führen. Das ist die Philosophie hinter der Raki Table, die einem vor allem in dieser Umgebung mehr als leichtfällt / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Therapiestunde mit Meze

Die Raki Table bezeichnet in der Türkei die Zusammenkunft zahlreicher Freunde, die sich bei Speis und Trank über Gott und die Welt austauschen. Man munkelt, diese Treffen haben sogar eine therapeutische Wirkung. Im Restaurant mit Meerblick werden dafür im Cook’s Club Adakoy zum Sonnenuntergang die typischen Vorspeisen der Region serviert. Die sind so zahlreich, dass sich der Tisch beinahe durchbiegt. Meze heißt die große Vielfalt auf kleinen Tellern in der Landessprache.

Melonen, gegrillte Aubergine, Haydari und Käse werden als Appetizer serviert. Später folgen warme Speisen wie Thunfisch, Muscheln und Krabben
Melonen, gegrillte Aubergine, Haydari und Käse werden als Appetizer serviert. Später folgen warme Speisen wie Thunfisch, Muscheln und Krabben / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Çiğ Köfte, auch als rohe Frikadellen bekannt, werden aus roten Linsen, Bulgur, Koreaner und scharfer Paprikapaste in mundgerechte Portionen handgeknetet. In einem Salatblatt gewickelt, beträufelt man sie mit Zitronensaft, um dem Geschmack den letzten Schliff zu verleihen. Der dazu gereichte Ezine-Käse ist nach einer nordwest-türkischen Provinz benannt und Haydari ist ein Dip aus Joghurt, Knoblauch und Minze.

Die vegane Çiğ Köfte-Variante besteht aus Bulgur, alternativ kann sie aus fettarmem Rindfleisch zubereitet werden
Die vegane Çiğ Köfte-Variante besteht aus Bulgur, alternativ kann sie aus fettarmem Rindfleisch zubereitet werden / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Löwenmilch-Tasting mit Louche-Effekt

Dazu wird das Nationalgetränk verköstigt: der Raki. Serkan Tuncay schenkt für das Tasting das erste Glas ein, das bis dato noch transparent ist. Sobald jedoch Wasser dazu gemischt wird, verfärbt der Raki sich milchig. Schuld an diesem Louche-Effekt sind die ätherischen Öle im enthaltenen Anis, die nicht wasserlöslich sind. Daher wird dieses Getränk auch Löwenmilch genannt. Für die Gläser werden üblicherweise traditionelle runde Teegläser verwendet. Die waren zum einen schon seit Generationen im Umlauf, außerdem wird die Flüssigkeit darin nicht so schnell warm wie in einem großen Behältnis.

Das schmackhafte Nationalgetränk Raki wird trüb, sobald es mit Wasser in Berührung kommt
Das schmackhafte Nationalgetränk Raki wird trüb, sobald es mit Wasser in Berührung kommt / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Yeni Raki: der alteingesessene

Die Türken lernten die Herstellung von Raki zwar bereits im 11. Jahrhundert, den Verkaufsschlager Yeni Raki gibt es aber erst seit 1937. Er wird über zwei Destilliervorgänge aus Rosinen, regionalen Trauben und Anis gebrannt. Wie die meisten Rakis verfügt er über einen Alkoholgehalt von 45 %. Es gibt von diesem Hersteller auch eine Löwenmilch, die nur aus Rosinen gewonnen wird. Sowieso hat sich in den letzten Jahren bei der Produktion einiges getan. Bis vor ca. 20 Jahren gab es weit und breit nur zwei Hersteller, mittlerweile sind es über 50.

Yeni Raki war einer der ersten Produzenten, der den Raki in Flaschen abfüllte, und gehört auch heute noch zu den beliebtesten Sorten
Yeni Raki war einer der ersten Produzenten, der den Raki in Flaschen abfüllte, und gehört auch heute noch zu den beliebtesten Sorten / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Goldschimmernder Raki aus dem Eichenfass

Der zweite Raki, der an diesem Abend auf Herz und Lakritznote getestet wird, ist der Tekirdağ, der aus dem Nordwesten der Türkei stammt. Die Besonderheit bei diesem edlen Tröpfchen ist zum einen, dass das Wasser dafür vom heimischen Fluss stammt, zum anderen reift dieser Raki drei Monate lang in einem Eichenfass. Das erklärt die gelbliche Färbung. Dadurch, dass statt Rosinen nur Trauben verwendet werden, ist dieser Raki besonders mild im Geschmack.

Gülden schimmert der in Eichenfässern gelagerte Tekirdağ in seinem Behältnis und wartet darauf, von Freunden getrunken zu werden
Gülden schimmert der in Eichenfässern gelagerte Tekirdağ in seinem Behältnis und wartet darauf, von Freunden getrunken zu werden / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Beylerbeyi Göbek: mittendrin statt nur dabei

Der dritte Raki, der an diesem Abend angeboten wird, ist der Beylerbeyi Göbek. „Göbek“ lässt sich mit „direkt in der Mitte“ übersetzen. Und genau da kommen die Trauben her: aus der Mitte der Destillation, in diesem Fall einer dreifachen. Denn dort sitzt der meiste Geschmack und es gibt weniger Bitterstoffe. Dadurch ist auch dieser Neuling sehr angenehm zu trinken. Dieser Trick kam so gut bei anderen Herstellern an, dass das zentrale Produkt mittlerweile viele Nachahmer gefunden hat, auch wenn der Prozess langwieriger ist.

Der Influencer unter den Rakis schöpft die Trauben aus der Mittel der Destillation und hat so einen neuen Trend ins Leben gerufen / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Pur getrunken wird der Raki so gut wie nie und üblicherweise bestellt man eine ganze Flasche für die Gesellschaft, statt einzelner Gläser. Frequentiert man jedoch ohne Anhang eine Meyhane, sieht die Sache schon anders aus. „Mey“ bedeutet alkoholische Getränke, „Hane“ kann mit Haus übersetzt werden. In diesen traditionellen Tavernen fragt einen der Kellner, ob man einen einfachen oder einen doppelten Raki bestellen möchte. Nicht selten antworten die Gäste mit „Istanbul“. Das ist Code für 6 cl. Wie das? Nun, Istanbul verbindet Europa und Asien miteinander und liegt direkt in der Mitte. Eine Einheit Raki besteht aus 4 cl, ein doppelter sind 8 cl, der Mittelwert – Istanbul – ist 6 cl.

Bereits zu Zeiten des Osmanischen Reiches wurde Raki gebrannt. Dass man den heutzutage statt Wasser auch mit Rübensaft mischt, wäre damals als Frevel deklariert worden
Bereits zu Zeiten des Osmanischen Reiches wurde Raki gebrannt. Dass man den heutzutage statt Wasser auch mit Rübensaft mischt, wäre damals als Frevel deklariert worden / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Beim Raki-Tasting im Cook’s Club Adakoy Marmaris kommen die meisten am Ende des Abends auf eine Gesamtsumme von 1 x Istanbul und gehen glücklich, zufrieden und sehr gesättigt ins Bett. Nach einem solch leckeren hausgemachten Essen, guten Getränken und interessanten Gesprächen braucht man wirklich keinen Therapeuten mehr, sondern lediglich eine ordentliche Mütze Schlaf.

Selbst Serkan Tuncay fallen am Ende des Abends die Augen zu, nachdem er mit seinem beachtlichen Fachwissen die Raki Table beeindruckt hat
Selbst Serkan Tuncay fallen am Ende des Abends die Augen zu, nachdem er mit seinem beachtlichen Fachwissen die Raki Table beeindruckt hat / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

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