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Interview mit Norbert Reinisch:

Wie sind Sie zum Weingut Braida gekommen?

Als Ehemann von Raffaella Bologna gehöre ich der Familie Bologna an und bin verantwortlich für den Export. Ich stamme ursprünglich aus Innsbruck, wo ich als Internist einige Jahre tätig war. Mittlerweile sind es 20 Jahre, dass ich meinen Arztkittel an den Nagel gehängt habe und von der kurativen Seite der Medizin auf die Prävention mit Wein umgestiegen bin.

Wie schätzen Sie die Prävention mit Wein ein?

Schon vor 2.000 Jahren sagte Plutarch: Der Wein ist unter den Getränken das Nützlichste, unter den Arzneien das Schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das Angenehmste.

Vor allem dem im Wein vorkommenden Resveratrol wird eine positive Gesundheitswirkung nachgesagt, was viele Studien, wie der Framingham Langzeitstudie in Massachusetts in den USA bewiesen haben. Natürlich muss erwähnt sein dass die Dosis ausschlaggebend ist: Dosis fecit venenum.

Professor Curtis Elisson als langjähriger Leiter und Analyst der Framinghamstudie sagte bereits in den 80-er Jahren: „Jeder Tag ohne Wein, ist ein Risiko für die Gesundheit“. Also: Zum Wohl !

Wann wurde bei Braida der erste Wein produziert?

Die erste Abfüllung in Flaschen fand 1961 statt. Dieses Datum ist auch das Gründungsjahr des Weingutes Braida di Bologna Giacomo.

Wie viele Rebflächen gehören zum Weingut?

Heute produzieren wir auf 60 Hektar verteilt auf verschiedene Gebiete im Monferrato und den Langhe.

Die Gesamtgröße der Rebflächen?

Zu den 60 Hektar bereits bewirtschafteten Rebflächen kommen noch zirka zehn Hektar Weinberge, die zum Teil in Vorbereitung sind, andere gerade bepflanzt wurden.

Welche Rebsorten bauen Sie hauptsächlich an?

Unsere Hauptrebsorte ist die Barbera Traube, die sich in fünf von zwölf Weinen befinden, Moscato, Brachetto spielen mengenmäßig die nächste Rolle vor Grignolino, Cabernet Sauvignon und Franc sowie Merlot und etwas Pinot Noir, Nascetta, Chardonnay und Riesling.

Wer arbeitet im Betrieb maßgeblich mit? Wer kümmert sich um was?

Weinberge und Produktion liegen in der Hand meines Schwagers Giuseppe Bologna, meine Frau Raffaella Bologna kümmert sich um Marketing, Kommunikation und den Vertrieb in Italien und ich bin für den Export verantwortlich.

Werden besondere Methoden beim An- und Ausbau angewandt?

Wir arbeiten naturnahe mit integriertem Schädlingsmanagement (IPM, integrated pest management) und verwenden keine tierischen Substanzen zur Filtration oder Schönung (vegan friendly).

Welche Schwerpunkte setzen die Betriebe?

Wir bemühen uns, den Charakter sowohl der Rebsorten als auch der speziellen Böden zu bewahren und authentische Weine der Region zu produzieren. Der Fokus liegt auf autochthone Rebsorten wie Barbera, Grignolino, Moscato und Brachetto, als auch die besonders seltene Rebsorte Nascetta, experimentieren und spielen aber auch ein wenig mit den französischen Rebsorten der Cabernet-Familie, Pinot noir, Merlot und Chardonnay.

Hauptrebsorte ist die Barbera Traube. Es werden aber auch Weißweine hergestellt
Hauptrebsorte ist die Barbera Traube. Es werden aber auch Weißweine hergestellt / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Wie beschreiben Sie selbst Ihre Arbeitsweise?

Als Familienbetrieb mit insgesamt 30 Angestellten konzentrieren wir uns darauf, dass unsere Weine den Charakter der Rebsorte sowie den Einfluss der Böden widerspiegeln. Unsere Weinberge liegen auf zwei geologisch unterschiedlichen Bodenstrukturen, im Monferrat vorwiegend Sand und Lehmböden, in den Langhe mehr Kalkmergel mit Lehm. Wir arbeiten mit der Natur und passen uns den Gegebenheiten an. Zum Beispiel ist Bewässrung im Piemont nicht zugelassen und wir müssen auf den Klimawandel, der uns heißere und trockenere Sommer bereitet mit entsprechender Selektion der Rebunterlage (re)agieren. Natürlich verändert sich auch der Charakter der Weine mit der Erwärmung des Klimas, was sich in mehr Fruchtkonzentration und höherem Alkohol widerspiegelt. Hier gilt es, die Balance zu halten, um elegante Weine produzieren zu können.

Welche Rebsorten und welche Weinstile bevorzugen Sie persönlich?

Gerne genießen wir die Pinot Noirs aus dem Burgund, die ebenfalls die Sprache des Terroirs sprechen und elegante Weine hervorbringen. Und natürlich ist da der Riesling, bevorzugt aus den Regionen der Pfalz, Mosel, Rheingau und Wachau zu nennen.

Haben Sie Lieblingsweine?

Morgens ein Glas Moscato, zu Mittag einen Riesling, als Aperitif ein Glas Champagner bevor wir Barbera und Barolo genießen ☺

Die Weine unserer Freunde sind dabei natürlich die Besten!

Welche Pläne oder Visionen haben Sie für das Weingut Braida? Wie soll es in den nächsten Jahren aussehen?

Zunächst gilt es, aus der aktuellen Krise gestärkt und nicht geschwächt heraus zu kommen in der Hoffnung, dass sich das Konsumverhalten und natürlich die Kaufkraft unserer Kunden nicht ändern werden.

Im Fokus steht ein natürliches Wachstum der Weinberge in der unmittelbaren Umgebung, sowie weiterhin ein nachhaltiger Ausbau, um in einigen Jahren das Weingut der nächsten Generation übergeben zu können. Mit Giacomo und Greta, den Kindern von Giuseppe und unserem Sohn Riccardo sollte die nächste Generation des Weingutes gesichert sein.

Die Hauptrebsorte ist die Barbera Traube
Die Hauptrebsorte ist die Barbera Traube / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber