Nördlich von Athen, an der Ostküste Attikas, liegt die historische Gemeinde Marathon, die mehr als nur Namensgeberin des populären Langstreckenlaufs ist.
Marathon, eine Region im Dornröschenschlaf
Bis in den späten Herbst hinein flimmert die Sonne über der Ebene von Marathon. Hat man Athen erst einmal hinter sich gelassen, wird es still. Am Horizont verschwimmt die Bergkette in deren Schutz sich weite, fruchtbare Flächen erstrecken.
Die Landwirtschaft ist die Haupteinnahmequelle der Einwohner. Uralte Olivenbäume wachsen verteilt im grünen Grasland. Felder mit Zucchini und Auberginen bilden einen kleinen Flickenteppich und am Wegesrand grast hier und da ein Esel.
Der Kontrast zur Hauptstadt Athen könnte nicht größer sein. Außerhalb der Großstädte ist Griechenlands Landschaft ursprünglich. Kleine Steinmauern und Zeugnisse der Vergangenheit durchbrechen nicht die authentische Naturkulisse, sondern verstecken sich eher in ihr.
An Marathons Strandpromenade Nea Makri tummeln sich weder angesagte Boutiquen, noch aufdringliche Verleiher von Wassersportausrüstungen. Hier am Golf von Euböa genießt man das pure Badevergnügen im gemäßigt warmen Klima. Große Liegewiesen bieten am Brexiza Beach ausreichend Platz und der sanfte Übergang ins Meer ist ideal für Familien.
In den kleinen Bistros und Cafés findet man noch landestypische Gerichte mit einer Atmosphäre, die authentischer nicht sein könnte. Am Ende der Promenade steht die kleine Kapelle Agia Kyriaki, ein Monument der wechselvollen Geschichte der Region Marathon, das heute besonders beliebt bei Hochzeitspaaren ist.
Der Tourismus und seine Infrastruktur stecken in der Gemeinde Marathon noch in den Kinderschuhen. Jetzt soll die Präfektur entwickelt werden, was der gesamten Region Attika Aufschwung bescheren würde. Bleibt zu hoffen, dass Marathon sich seine Identität bewahren kann und den lauten Tourismus den angestammten Hochburgen überlässt. Allerdings würden Gelder aus der Reisebranche auch dem Denkmalschutz zugute kommen. Das würde für ein breiteres Publikum den Blick in die Vergangenheit bewahren, mit dem man die Gegenwart gestaltet und Weichen für die Zukunft stellen könnte.
Zurück in die Vergangenheit
Das gegenwärtige Marathon ist ein Mekka für ein historisch interessiertes und gut gebildetes Klientel. Menschenmassen verlaufen sich in diese Abgeschiedenheit nicht, allzu unspektakulär wäre das Schlachtfeld aus der Zeit der Perserkriege, wo es keinen Shop mit unnötigem Nippes gibt.
In der Ebene von Marathon fand im Jahre 490 v.Ch. jene prägende Schlacht zwischen Athenern und Persern statt, die zu den 15 entscheidenden Schlachten der Weltgeschichte gehört und die damaligen Machtverhältnisse zugunsten Athens verschob. In Agios Panteleimon fand man einen Grabhügel, in welchem die 192 gefallenen, athenischen Krieger dieses Kampfes bestattet wurden.
In diesem Zusammenhang weihte man 1975 das „Archäologische Museum Marathon“ ein, worin ein breites Spektrum an Funden aus prähistorischer bis spätrömischer Zeit ausgestellt wird.
Funde aus dem neun Meter hohen Tumulus, dem Hügelgrab, wie der Kopf des Herodes Atticus, Grabreliefs, Statuen oder Keramiken aus der Jungsteinzeit aus der Höhle des Gottes Pan, die sich oberhalb von Oinoe im Tal des Flusses Chandakas befindet, stehen als stumme Relikte Pate für menschliche Siedlungsgeschichte.
In dem heute überdachten Grab von 11 Platänern wandelt man zurück in die Vergangenheit und schaut auf Überreste von Waffen, Keramiken und Skeletten aus einer weit zurückliegenden Epoche. Menschliche Tragödien zwischen Kampfeswillen und Siegestaumel, zwischen Leben und Tod spiegeln sich greifbar wider.
Die ägyptisierende Statue, die einst vor dem Tor des Heiligtums der ägyptischen Götter und römischen Badehauses in Brexiza stand und sich nun im Museum befindet, macht neugierig, dieser heiligen Stätte aus dem 2. Jahrhundert einen Besuch abzustatten.
Es grenzt an ein Wunder, das Heiligtum zu finden. Im Sumpfgebiet von Brexiza überwuchern Gräser und Sträucher den heiligen Ort. Erbaut wurde die Anlage von Herodes Atticus (101 – 177 n.Ch.), einem Politiker aus Marathon. Der mystische Ort befand sich damals auf einer der Küste vorgelagerten Insel und sollte das Nildelta darstellen.
Selbstbewusst orientierte sich Atticus an Hadrians Serapeion in Tivoli. Die Eingänge flankierten riesige Statuen von Isis und Osiris, die heute als Kopien einen lebendigen Eindruck vermitteln.
Dichtung und Wahrheit
Wir alle kennen den Marathonlauf. Sein Name sowie die Distanz soll auf ein Ereignis zurückgehen, das sich nach der besagten Schlacht angeblich abgespielt haben soll. Vom Schlachtfeld in Marathon soll der vom Kampf gezeichnete Soldat Pheidippides rund 40 Kilometer bis nach Athen im Laufschritt zurückgelegt haben, um die Siegesnachricht zu überbringen. Direkt nach der Verkündigung sei er tot zusammengebrochen. Hundertprozentig kann dieses Ereignis nicht belegt werden, doch es ist eine nachvollziehbare Geschichte, in der vielleicht ein Fünkchen Wahrheit steckt.
Alljährlich findet der Marathonlauf weltweit Millionen Anhänger und seit 1896 ist er Teil der olympischen Spiele. Jedoch ist es für die Läufer aufgrund der Geschichte vom Siegesboten etwas ganz Besonderes, am legendären Athen-Marathon teilzunehmen, um diese historische oder doch eher sagenhafte Strecke einmal zu bewältigen.
Den ersten olympischen Marathonlauf gewann bezeichnender Weise ein Grieche, der nicht einmal Leistungssportler war. Spyridon Louis verdiente bis dahin seinen Lebensunterhalt als Wasserträger. Die Spiele fielen in seine Militärzeit. Sein vorgesetzter Offizier lies ihn zwei Wochen vor den Spielen an einem Probelauf teilnehmen und er qualifizierte sich spontan für den Wettkampf. Nach seinem Sieg avancierte er zum Nationalhelden Griechenlands.
Bei den Spielen in London 1908 forderte das britische Königshaus, dass die Strecke vom Schloss Windsor zum White-City-Stadion zur königlichen Loge zurückgelegt werden musste. So erweiterte sich die Distanz um knapp 3.000 Meter auf 42,195 Kilometer. Im Jahr 1924 wurde diese dann offiziell als Distanz eines Marathonlaufs festgelegt.
Nicht in Griechenland, sondern in der Schweiz etablierte man den Hauptsitz des Internationalen Olympischen Komitees. Die Hintergründe der Spiele können im Musée Olympique am Genfersee interaktiv entdeckt werden.
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