Zwischen steilaufragenden Bergmassiven und gleich 80 Dreitausendern zieht sich die Hochgebirgslandschaft des Ahrntals. Auf ausgedehnten Höhenwanderwegen geht man der Sonne entgegen, am Horizont schneebedeckte Berge als ständige Begleiter ausmachend. Im Tal rauschen tosende Gebirgsbäche, verzaubern in die Tiefe stürzende Wasserfälle und wildromantische Seen.
Fernab menschlicher Siedlungen empfängt uns Stille. Allein der ausschweifende Blick über das Meer aus weißen Gipfeln wirft den Menschen auf sich selbst zu zurück. Hier ist Gelegenheit zu reflektieren und sich mit der Welt neu zu vermessen.
Seit dem Mittelalter siedeln hier Menschen. Dem unwegsamen Gelände trotzten sie urbaren Boden ab und klebten förmliche ihre Behausungen an die steilen, grasbedeckten Hänge. Das Leben hier war hart und wenig komfortabel. Auf dem Tisch kam, was Vieh, Wiesen und Wälder hergaben.
Kleinbauern gestern und heute
Die kleinbäuerlichen Strukturen wuchsen zu einer eigenen Identität zusammen. Von Luttach bis St. Peter wandelt man auf den Spuren der Vergangenheit der Ahrntaler Siedler und diese Spuren führen bis in die Gegenwart. Noch heute wird auf den Höfen der traditionelle Graukäse hergestellt. Der mit graugrünem Naturschimmel überzogene, ursprüngliche Käse, gilt als geschütztes Lebensmittel. Aufgrund seines bedächtigen Entstehungsprozesses zählt er ebenfalls zu SlowFood und als lokale Delikatesse.
Auch wenn die industrielle Landwirtschaft selbst vor den Tälern Südtirols nicht halt machte, gibt es dennoch Pioniere des Wandels. Zu ihnen zählt Michael Oberhollenzer. Bereits in fünfter Generation führt er den Moserhof in Steinhaus.
Der Visionär und Aktivist züchtete bis 2005 – wie seine Vorfahren – Milchkühe, doch der finanzielle und bürokratische Druck bewegten ihn zum Umdenken. Er strukturierte seinen Hof radikal um und schreibt inzwischen eine ansehnliche Erfolgsgeschichte.
In die Ställe hielten Schafe Einzug, die er gemeinsam mit seiner Familie nach Bioverordnung züchtet. Dabei besinnt er sich auf altes Wissen. An den Steilhängen pflanzte er Laubbäume. Die Schattenspender beugen einerseits Bodenerosionen vor, des Weiteren schützt das Laub die Schafe vor Parasiten. Das Trinkwasser der Mutterschafe versetzt er mit etwas Apfelessig, was sich erleichternd auf den Geburtsvorgang auswirkt. Sein Fazit: gesunde Tiere ohne Medikamente.
Der engagierte Biobauer gilt als weitblickender Patriot. Er sieht die Zukunft unserer Landwirtschaft – insbesondere in Südtirol – ganz klar im kleinbäuerlichen Bereich mit nachhaltiger und ökologischer Agrarwirtschaft. Beim Vergleich von Mutters Garten am Haus und den Monokulturen großer Ackerflächen liegt der Hausgarten bei Input und Output deutlich vorn.
Doch Michael Oberhollenzer ist ein Mann der Tat und beschränkt sich nicht nur auf Viehzucht. Die Produkte seines Hofes bzw. seiner Käserei können neben anderen Bioprodukten wie Marmeladen, Obstsäften oder Wein im Shop des Moserhofs käuflich erworben oder im Gourmetrestaurant Annona direkt verkostet werden.
Fine Dining auf dem Moserhof
Mit dem Restaurant Annona holt Michael Oberhollenzer Fine Dining auf den Moserhof. Unterstützt wird er dabei von seiner Gattin Elisabeth sowie Daniel Niederkofler, der naturnahe Kulinarik auf den Tisch bringt.
Der junge Koch reiste bereits um die Welt und sammelte Erfahrungen in London, Neuseeland, Spanien und Frankreich. Eigentlich wollte er auswandern und seine Zelte am anderen Ende der Welt aufschlagen. Doch die Liebe hielt ihn in seiner Südtiroler Heimat.
Seit zwei Jahren kreiert er nun Fantastisches und Unschlagbares. Es sind Innovationen aus der Natur, die uns wieder einmal zeigen: das kulinarische Glück liegt im einfachen Produkt.
Was den Weg in seine Küche und schlussendlich auf den Teller findet, entstammt dem Garten von Familie Oberhollenzer, dem Wald, den Almen und einer nachhaltigen Fischzucht.
Er lässt Gerichte wie Saibling aus dem Weißenbach mit Buchweizen, Mangold und Mangogel oder einen Pfifferlings-French Toast servieren. Besonders einprägsam ist das Gericht Waldboden. Auf einer Steinplatte wurde ein weißer Hügel aus Eischnee, Gin (aus St.Urban), Moos- und Zirbendestilat drapiert, gefriergetrocknete Waldameisen gibt es als Topping dazu.
Der Gang Risotto und Eisberg verlockt in grün mit Petersilieneis und Käse der eigenen Sennerei. Und selbstverständlich wurde das Heu fürs Sorbet per Hand am Steilhang gemäht.
Kräuterrestaurant Arcana
Das Naturhotel Moosmair erhebt sich über Sand in Taufers an einem Höhenzug im Naturpark Riesenferner Ahrn und beheimatet das erste Kräuterrestaurant Südtirols unter seinem Dach. Auf der Sonnenseite des Ahrntals engagiert sich Familie Ebenkofler für den Erhalt ihrer natürlichen Umgebung und das Wissen um alte Traditionen.
Anneres und Helmut Ebenkofler führen in sechster Generation das Anwesen. Sie haben in ihrer Heimat weitverzweigte Wurzeln geschlagen und das Fundament für die neue Generation geschaffen.
Mit ihrem Konzept sind sie der Natur so nahe, wie es kaum näher geht. Und den Gästen bringt die Unverfälschtheit ihrer Philosophie die Leichtigkeit des Seins oder die Art von Spiritualität, die wir in der ursprünglichen Landschaft erleben.
Die ausgebildete Kräuterfrau Anneres vertieft in Kursen ihr Basiswissen und absolvierte eine fundierte Ausbildung. In ihrem Kräuterrestaurant werden fast zu 100 Prozent lokale Produkte verarbeitet, denn in der unmittelbaren Nachbarschaft werden bodenständige, regionale Schmankerl erzeugt. Morgens in der Früh bricht sie zu ihrer täglichen Exkursion auf, sammelt Kräuter und Früchte, die Einlass in die Küche von Chef de Cuisine Dominik Leiter finden.
Im Jahr 2006 eröffnete Anneres das Kräuterrestaurant und seit 10 Jahren trägt Dominik Leiter die Verantwortung für die Kulinarik. Seine Gerichte haben die Maßgabe, erlesene Kulinarik mit Gesundheitsförderung zu vereinen. So gehört zu seinem täglich Brot in der Küche auch ein bisschen Alchemie. Es ist das intensive Experimentieren mit eigens hergestellten Auszügen, das Herausfinden von Wechselwirkungen oder das Erkennen des harmonischen Miteinanders woran Anneres und Dominik werkeln.
Ganz spielerisch präsentiert man im Arcana ein Tatar vom Moosmair Rind mit Mauerpfeffer und Wildkräutern oder geschmorte Hirschwange aus dem heimischen Wald mit Latschenkieferrisotto.
Dazu mischt man eine aus dem Colakraut hergestellte Kräutercola, aber auch eine erfrischende Kräuterlimonade von Giersch, Ingwer und Zitrone.
Nachdem Flugreisen immer populären und preisgünstiger wurden, ging die Gästezahl in Südtirol zurück. Familie Ebenkofler wagte den Sprung in eine Nische und wurde für dieses Wagnis belohnt. Behutsam besinnen sich die Menschen auf ein Leben im Einklang mit der Natur und suchen jene fast verlorengegangene Verbundenheit im Arcana.
Kräutern auf der Spur
Das Ahrntal lockt mit vielen Themenwanderungen. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die geführte Wanderung mit dem Kräuterkundigen Mario Larcher.
So weit er zurück denken kann, ist er im Ahrntal auf Schusters Rappen unterwegs. Er kennt seine Heimat in- und auswendig und weiß die spannendsten Geschichten zu erzählen. Die essbare heimische Flora ist seine Passion, doch ebenso gut kennt er als Wanderführer die malerischsten Routen und kraftvollsten Plätze.
Er beeindruckt uns mit seinem Wissen um die Heilkräuter und ihre Anwendung oder die wechselhafte Geschichte Südtirols. Auf der Suche nach Alpenorchideen, Wiesenkerbel oder Arnika wird mit Mario der Weg zum Ziel gespickt mit Kurzweil sowie Anekdoten.
Selbst Wissenschaftler und Pharmazeuten gehören zu seinen Wegbegleitern, mit denen er sich auf Augenhöhe austauscht. So dürfen mit Mario die Geheimnisse der Wälder und Wiesen entschlüsselt werden.
Sanus per Aquam
Spa – längst zum geflügelten Wort für luxuriöse Verwöhnprogramme geworden, wird im gesamten Ahrntal außerhalb renommierter Hotels zelebriert. Zum Spa-Bereich im Ahrntal hat jeder Gast Zugang. Es die Natur selbst, die hier mit dem Element Wasser, Heilung von Körper und Geist vollbringt.
Diesem Element verdankt das Ahrntal seinen Namen. Ahr oder vorrömisch Awerina bedeutet fließendes Wasser und über dieses verfügt das Ahrntal zur Genüge. Die Kneippanlagen verheißen Prävention, Genesung oder Abkühlung nach einer ausgedehnten Tour.
Für freie Atemwege kann im Klimastollen Prettau gesorgt werden. Im ersten Klimastollen Italiens erlebt man historisches Bergwerklatain und Gesundung durch Speläotherapie. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von nahezu 100 Prozent heilen chronische Atemwegserkrankungen oder bringen bei asthmatischen Beschweren Linderung.
Gepaart mit der Hochgebirgsluft, der Stille und der Beschaulichkeit ist das Ahrntal Balsam für Körper und Geist. Und auf authentische, ehrliche Küche auf hohem Niveau brauchen auch die Feinschmecker nicht zu verzichten.
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