Eine Ausstellung ohne originale Werke, Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser digital in den Raum projiziert, darf das? Ist die immersive Reise von Phoenix des Lumières in Dortmund eine Kunstform, Kunst zu präsentieren? Sprechen nicht die Werke wegweisender Künstler für sich? Das sind Fragen, mit denen sich Experten und Besucher gleichermaßen beschäftigen. Bruno Monnier, Präsident von Culturespaces, beantwortet sie wie folgt: „Mein Ziel: Kulturerbe für ein breites Publikum attraktiv zu machen. Digital ist vor allem eine Chance für die Kultur, kein Gegner.“
Phoenix des Lumières in Dortmund
Einst rauchten in Phoenix-West die Schlote der Hochöfen. Die deutsche Metallindustrie war das Symbol des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch wie alles unterliegt auch das Industriegelände in Dortmunds Süden dem Wandel. Statt Roheisen zu produzieren, wird heute Craft-Beer gebaut. Kunstgalerien sowie Technologie-Unternehmen bevölkern diese Region deutscher Industriegeschichte und Parkanlagen locken die Dortmunder ins Grüne. Auch die Phoenixhalle zeugt von dieser Entwicklung. Phoenix des Lumières, den Namen trägt die Halle inzwischen, beherbergt seit dem 28. Januar 2023 die immersive digitale Ausstellung „Journey“ sowie „Gustav Klimt, Gold und Farbe und Hundertwasser, auf den Spuren der Wiener Secession“
Den kreativen Köpfen des 1990 in Paris gegründeten Unternehmens für globales Management von europäischen Denkmälern, Museen und Kunstzentren – Culturespaces – gelingt die Verwandlung des ungenutzten Industriebaus in eine fabelhafte Symbiose aus Kunst und digitaler Technik. Dabei ist Phoenix des Lumières nur einer von weltweit 13 Standorten. Auf 3.000 Quadratmetern werden in Dortmund Sequenzen aus berühmten Arbeiten des österreichischen Künstlers Gustav Klimt überdimensional, jedoch digital aufgebaut. Nach und nach entwickelt sich aus tausenden goldenen Einzelteilen Adele Bloch Bauer, die Klimt mit seinem Ölgemälde unsterblich machte. Seine symbolische Wirkung verfehlt nicht die raumfüllende, digitale Installation seines Werks „Die Hoffnung“, welches als Original im MoMA in Manhatten ausgestellt ist.
Und genau das ist der Anspruch von Culturespaces, ja von allen Unternehmen immersiver Kunstinstallationen, Kunstwerke an jene Standorte zu bringen, die für eine Ausstellung der Originale wohl niemals in Frage kommen würden. Zudem wird ein Publikum angesprochen, die mittels digitaler Präsentation erstmals in Kontakt mit wegweisenden Kunstwerken kommen. Plötzlich beginnt die Faszination und das Interesse, sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Kunst gelangt mit immersiven Ausstellungen in der Mitte der Gesellschaft, erreicht ein junges Publikum und lässt auch für alle jene Menschen Kunsterlebnisse zu, die das Original nicht in New York bewundern können.
Klimt, Hundertwasser und Nohlab
Drei Shows laden die Besucher von Phoenix des Lumières zu einer animierten Reise in die schillernde Welt der Kunst ein: Gustav Klimt – Gold und Farbe, Hundertwasser – auf den Spuren der Wiener Secession sowie Journey – eine zeitgenössische Kreation. Die einstige Industriehalle füllt sich mit Musik, während Hundertwassers „Singende Dampfer“ über die Wände segeln oder „Die Bahn nach Sceaux“ unter der Decke entlangfährt und sich dabei Ornamente auf dem Boden drehen. Bei der Projektion vom Klimts „Beethovenfries“ ertönt das Molto Vivace aus Beethovens Sinfonie Nr. 9. Hingegen sollen die Betrachter mit der Installation „Journey“ des preisgekrönten türkischen Kreativstudios Nohlab zu einem Perspektivwechsel angeregt werden.
Die immersive Show „Journey“ thematisiert das Entstehen von Photonen, den kleinsten Elementarteilchen des Lichts. Es ist also der Weg des Lichts, von seiner Entstehung bis zur Wahrnehmung vom Gehirn als Farben und Formen, der digital nachgezeichnet wird. Das Kreativstudio Nohlab macht hiermit die Wissenschaft zur Kunst. Fasziniert von dem Naturphänomen, wie unser Auge auf Lichtreize reagiert, verwandelt Nohlab uns Betrachter selbst zu einem Lichtpartikel. Mit einem raumfüllenden Erlebnis aus Musik und Videoinstallation wird der angestrebte Perspektivwechsel vollzogen.
Ein Perspektivwechsel ist sicherlich bei der Präsentation von Kunst gefragt. In unserem digitalen Zeitalter, in welchem wir Menschen jede Sekunde Zugang zu Informationen und Unterhaltung jeglicher Art haben, braucht es mehr, als Bilder an die Wand zu hängen. Neue Konzepte, die Menschen für Kunst begeistern, sind nicht nur eine Möglichkeit, das Erbe vorheriger Generationen darzustellen. Es ist vielmehr die Pflicht der Betreiber kultureller Einrichtungen, genau diese Kunstwerke den kommenden Generationen zu erhalten. Und zwar spannend, im Kontext dem vorherrschenden Zeitgeist.
Lust auf einen Museumsbesuch bekommen? Weitere Inspirationen finden sich in unserem Magazin über den folgenden Link:
https://frontrowsociety.net/category/entdeckungen/museen-kunst-kultur/
Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.