Während unserer Pressereise nach Kuramathi auf den Malediven wurden wir auf das Projekt „The Muraka“ aufmerksam. Hier werden Korallen gezüchtet und es wird versucht, Urlauber für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Wasserschutz zu sensibilisieren. Dies veranlasste den FrontRowSociety-Redakteur Andreas Conrad, ein Interview mit der führenden Meeresbiologin Sara Scroglieri zu führen.
Exklusives Interview mit Sara Scroglieri, Meeresbiologin – Das Muraka-Projekt auf Kuramathi Malediven
Andreas Conrad: Können Sie uns einen Überblick über Ihr Korallenbesiedlungsprojekt geben und wie es positiv zur Erhaltung der Malediven beiträgt?
Sara Scroglieri: Das Muraka-Projekt ist ein wegweisendes Unterfangen in der Korallenvermehrung und Riffregeneration. Geleitet von unserem engagierten Eco Centre-Team und der ansässigen Meeresbiologin Sara Scroglieri, nutzt das Projekt fortschrittliche Techniken, um neue Korallenkolonien zu vermehren und beschädigte Riffe in den umliegenden Gewässern des Resorts zu rehabilitieren. Aufbauend auf unserem langjährigen Engagement für die Korallenrestaurierung seit 2009, zielt das Projekt darauf ab, die Riffresilienz und ökologische Dienstleistungen wie Küstenschutz und marine Biodiversität zu verbessern. Durch die Beteiligung an der Korallengärtnerei und innovativen Methoden wollen wir positiv zur Erhaltung der natürlichen Schönheit der Malediven beitragen und nachhaltige Tourismuspraktiken sicherstellen. Das Muraka-Projekt unterstreicht das unerschütterliche Engagement von Kuramathi Malediven für Umweltschutz und die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften, Schulen und Gästen, um unsere Ozeane für zukünftige Generationen zu schützen.
Andreas Conrad: Wann wurde Ihr Projekt gestartet und welche Fortschritte wurden bisher innerhalb des Projekts erzielt?
Sara Scroglieri: Das Projekt wurde am Weltmeerestag letztes Jahr gestartet, markiert durch engagierte Veranstaltungen mit lokalen Schulen und die Einführung eines Korallenadoptionsprogramms. Seitdem wurden trotz Herausforderungen bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Anfangs hatten die Korallen aufgrund hoher Temperaturen im Juli und August einige Schwierigkeiten. Sie erholten sich jedoch allmählich und gedeihen, wobei sie eine kontinuierliche Verbesserung zeigen. Unglücklicherweise hat dieses Jahr eine Ölverschmutzung in der Nähe des Stegs das Wachstum der Korallen beeinträchtigt, wenn auch nicht bis zum Ausmaß der Korallenbleiche. Während ihr Wachstum vorübergehend verlangsamt wurde, geht es ihnen insgesamt immer noch gut. Von den etwa 150 Fragmenten auf 17 Rahmen ist bisher nur ein Fragment abgestorben. Bemerkenswerterweise wurden 90 dieser Fragmente von Gästen adoptiert, was das wachsende Engagement der Gemeinschaft widerspiegelt. Allerdings ist eine neue Herausforderung aufgetreten, da eine Bleichewarnung eine potenzielle Bedrohung für die Baumschulen darstellt. Trotz unserer Besorgnis bleiben wir hoffnungsvoll für ihr Überleben, auch wenn wir die Unsicherheit der Situation anerkennen. Wir überwachen weiterhin genau und bleiben dem Erhalt dieser wertvollen Meeresökosysteme verpflichtet.
Andreas Conrad: Wie werden Korallen für das Projekt ausgewählt und gezüchtet?
Sara Scroglieri: Für unser Projekt wählen wir Korallen durch einen Prozess aus, der als „Fragments of Opportunity“ bekannt ist. Dies beinhaltet das Sammeln von Fragmenten, die natürlich von bestehenden Korallenkolonien abgebrochen sind. Diese Fragmente können aufgrund verschiedener natürlicher Vorkommnisse wie dem Fressen von Fischen, Begegnungen mit Schildkröten oder versehentlichen Beschädigungen durch Schnorchler und Schwimmer abbrechen. Wir retten diese Fragmente und nutzen sie in unserem Projekt, um Korallenpopulationen zu regenerieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass wir Korallen nicht im herkömmlichen Sinne aktiv züchten. Korallen vermehren sich natürlich durch Fragmentierung, bei der abgebrochene Fragmente die Fähigkeit haben, zu neuen Kolonien zu wachsen, wenn sie geeignete Bedingungen vorfinden. Indem wir gesunde Fragmente nehmen und ihnen ein Substrat oder eine Struktur zum Anheften bieten, erleichtern wir ihren natürlichen Wachstumsprozess. Dies ermöglicht es den Fragmenten, sich auf natürliche Weise anzuhängen und zu gedeihenden Korallenkolonien zu entwickeln, ohne dass wir aktiv eingreifen müssen, um die Reproduktion zu induzieren.
Andreas Conrad: Welche Herausforderungen haben Sie bisher bei der Korallenbesiedlung auf den Malediven erlebt und wie wurden diese überwunden?
Sara Scroglieri: Eine wesentliche Herausforderung bei der Korallenbesiedlung auf den Malediven ist es, ein Gleichgewicht zwischen Umweltwiederherstellung und finanzieller Nachhaltigkeit der Resorts zu finden. Als Unternehmen streben die Resorts danach, durch Korallenrestaurierungsaktivitäten Einnahmen zu generieren oder den Gästen einen Mehrwert zu bieten. Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben wir einen Ansatz zur Korallenrestaurierung mit Spider Frames entwickelt, der es uns ermöglicht hat, das Coral Adoption-Programm zu starten. In Zukunft planen wir, die Einbindung der Gäste durch geführte Exkursionen zur Restaurierungsstätte zu fördern. Da wir uns jedoch noch in der Pilotphase befinden, wird dieser Aspekt derzeit entwickelt.
Darüber hinaus stehen die Malediven vor erheblichen Herausforderungen durch den Klimawandel, einschließlich stärkerer Stürme, steigender Wassertemperaturen und zunehmender Wasserazidität. Obwohl diese Faktoren erhebliche Bedrohungen für Korallenriffe darstellen, bemühen wir uns, unsere Projekte widerstandsfähig zu gestalten, indem wir die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen und entsprechend planen. Auch wenn wir diese Umweltherausforderungen nicht kontrollieren können, können wir unsere Ansätze anpassen, um ihre Auswirkungen zu mildern und den langfristigen Erfolg der Korallenbesiedlungsbemühungen auf den Malediven zu verbessern.
Andreas Conrad: Welche Rolle spielen lokale Gemeinschaften und Regierungsbehörden bei der Umsetzung des Muraka-Projekts und der Korallenbesiedlung?
Sara Scroglieri: Die Umsetzung des Muraka-Projekts erfordert die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften und Regierungsbehörden und unterstreicht die Bedeutung von rechtlicher Einhaltung und Gemeinschaftsbeteiligung.
Das Einholen von Genehmigungen für korallenbezogene Aktivitäten ist aufgrund des Schutzstatus der Korallen nach maledivischem Recht unerlässlich. Wir haben den Genehmigungsantragsprozess durchlaufen, der zwar zeitaufwendig ist, aber die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen sicherstellt. Das Tourismusministerium, das Fischereiministerium und die Umweltschutzbehörde sind aktiv in das Projekt eingebunden und haben unseren Vorschlag geprüft und genehmigt. Ihre Unterstützung unterstreicht das Engagement der Regierung für den Schutz der Korallenriffe.
Lokale Gemeinschaften spielen eine bedeutende Rolle für den Erfolg des Projekts. Wir binden benachbarte Schulen, wie die in Rasdhoo, in Bildungsinitiativen ein, die das Bewusstsein für den Schutz der Korallenriffe fördern. Schüler nehmen an Lernerfahrungen zur Korallenbiologie und -restaurierung teil und entwickeln so von klein auf ein Gefühl für Umweltverantwortung. Darüber hinaus erstreckt sich die Einbindung der Gemeinschaft auf laufende Aufklärungsprogramme, die darauf abzielen, die Bewohner über die Bedeutung der Korallenriffe und deren Schutz zu informieren.
Durch die Zusammenarbeit mit Regierungsbehörden und die Einbeziehung der lokalen Gemeinschaften strebt das Muraka-Projekt einen ganzheitlichen Ansatz zum Schutz der Korallenriffe an. Gemeinsam arbeiten wir daran, diese wichtigen Ökosysteme für zukünftige Generationen zu erhalten und zu schützen.
Andreas Conrad: Wie werden Touristen auf den Malediven über Ihr Projekt und die Korallenbesiedlungsbemühungen informiert?
Sara Scroglieri: Touristen können eine wichtige Rolle beim Schutz und der Erhaltung der Korallenriffe auf den Malediven durch bewusste und nachhaltige Tourismuspraktiken spielen. Indem sie sich ihres ökologischen Fußabdrucks bewusst sind, können Touristen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren, Abfall minimieren und das Meeresleben und die Lebensräume respektieren.
Insbesondere können Touristen unser Projekt durch das Coral Adoption-Programm aktiv unterstützen. Durch finanzielle Beiträge zum Projekt helfen Touristen nicht nur, die Korallenrestaurierungsbemühungen zu finanzieren, sondern werden auch direkt in Naturschutzinitiativen eingebunden. Darüber hinaus prüfen wir Optionen für Fernspenden, die es Einzelpersonen ermöglichen, das Projekt von überall auf der Welt zu unterstützen.
In Zukunft planen wir geführte Exkursionen zur Restaurierungsstätte anzubieten, die den Touristen die Möglichkeit geben, die Bedeutung der Korallenschutz- und -restaurierungsbemühungen aus erster Hand zu erleben. Diese Exkursionen werden nicht nur das Bewusstsein schärfen, sondern auch zusätzliche finanzielle Unterstützung für das Projekt generieren. Durch die Teilnahme an diesen Aktivitäten können Touristen einen greifbaren Beitrag zum Schutz der Korallenriffe leisten und gleichzeitig eine einzigartige und lehrreiche Erfahrung auf den Malediven genießen.
Andreas Conrad: Welche Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen werden ergriffen, um Touristen über die Bedeutung der Korallenriffe und das Projekt zu informieren?
Sara Scroglieri: Auf Kuramathi Malediven haben wir verschiedene Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen implementiert, um Touristen über Korallenriffe und deren Bedeutung sowie unser Muraka-Projekt zu informieren. Erstens spielt unser Eco Centre eine zentrale Rolle bei der Aufklärung der Gäste über Korallenriffe und Naturschutzbemühungen. Durch interaktive Ausstellungen und Workshops erhalten die Besucher wertvolle Einblicke in die Bedeutung der Korallenriffe und die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind. Wir führen auch Meeresbiologie-Präsentationen durch, die von unseren ansässigen Experten geleitet werden und den Gästen fundiertes Wissen über Riffökologie, Korallenbiologie und Meeresleben vermitteln.
Beim Check-in informiert unser Front-Office-Personal die Gäste über unsere Korallenschutzinitiativen und betont die Bedeutung verantwortungsvoller Tourismuspraktiken, wie zum Beispiel das Vermeiden von Trittbelastungen auf dem Riff und die Minimierung der Umweltauswirkungen bei Wasseraktivitäten.
Darüber hinaus verteilen wir informative Materialien wie Flyer und Broschüren im gesamten Resort, um das Bewusstsein für den Korallenschutz und speziell für das Muraka-Projekt zu schärfen.
Während Schnorchel- und Tauchausflügen werden die Gäste über die Bedeutung des Riffschutzes und der Konservierung informiert, damit sie verstehen, wie sie respektvoll mit der Meeresumwelt interagieren können.
Durch die Umsetzung dieser Bildungsmaßnahmen wollen wir Touristen dazu befähigen, sich für den Erhalt der Korallenriffe einzusetzen und aktive Teilnehmer an unseren Naturschutzbemühungen zu werden.
Andreas Conrad: Können Sie uns Einblicke in die langfristigen Ziele des Projekts und der Korallenbesiedlung auf den Malediven geben?
Sara Scroglieri: Die langfristigen Ziele der Korallenbesiedlungsprojekte auf den Malediven sind entscheidend für den Erhalt dieser fragilen Ökosysteme angesichts des Klimawandels. Durch strategische Platzierung der Restaurierungsbemühungen, sowohl geografisch als auch finanziell, können wir die Auswirkungen der Riffdegradation mindern und das Überleben der Korallenriffe für zukünftige Generationen sichern. Indem wir uns auf strategische Standorte konzentrieren und Ressourcen effizient nutzen, wollen wir widerstandsfähige Riffe schaffen, die weiterhin wesentliche ökologische Dienstleistungen wie Küstenschutz, marine Biodiversität und nachhaltige Lebensgrundlagen für lokale Gemeinschaften bieten. Initiativen wie die Maldives Ocean Alliance spielen eine entscheidende Rolle bei der Koordination der Bemühungen und der Maximierung der Effektivität von Korallenrestaurierungsprojekten, um letztendlich die Meeresumwelt der Malediven zu schützen und die Tourismusindustrie zu unterstützen. Durch gemeinsame Aktionen und innovative Lösungen können wir auf eine Zukunft hinarbeiten, in der gesunde Korallenriffe trotz der Herausforderungen des Klimawandels gedeihen.
Andreas Conrad: Welche innovativen Technologien oder Ansätze werden im Projekt eingesetzt, um die Korallenbesiedlung zu fördern und zu überwachen?
Sara Scroglieri: In unserem Korallenrestaurierungsprojekt setzen wir innovative Technologien und Techniken ein, um die Korallenbesiedlung zu fördern und zu überwachen, und entwickeln uns kontinuierlich weiter, während wir lernen und uns anpassen.
Einer unserer Hauptansätze ist die Verwendung von Spider Frames, auch bekannt als Reef Stars. Diese Rahmen, die von renommierten Unternehmen wie Mars entwickelt wurden, bieten ein effektives Substrat für die Korallenanheftung und -wachstum. Während wir hauptsächlich Reef Stars aufgrund ihres nachgewiesenen Erfolgs nutzen, erkunden wir auch andere Restaurierungsmethoden. Beispielsweise experimentieren wir mit der direkten Transplantation von Korallenfragmenten auf das Riff unter Verwendung spezieller Formulierungen von Zement und Epoxidharz.
Da die Korallenrestaurierung noch ein relativ neues Feld ist, suchen wir aktiv nach Updates und Fortschritten aus der breiteren wissenschaftlichen Gemeinschaft. Indem wir informiert bleiben und mit Experten zusammenarbeiten, verfeinern wir kontinuierlich unsere Methoden, um maximale Effektivität und Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Zur Überwachung haben wir Drohnentechnologie in unsere Bemühungen integriert. Drohnen ermöglichen es uns, den Zustand flacher Riffgebiete effizient und nicht-invasiv zu bewerten. Wenn unsere Korallenkolonien reifen, planen wir, Drohnen zur Überwachung unserer Rahmen einzusetzen, ohne ins Wasser gehen zu müssen. Dies vereinfacht unseren Überwachungsprozess und reduziert die Störung der Meeresumwelt.
Durch eine Kombination aus innovativen Techniken und kontinuierlichem Lernen streben wir danach, den Erfolg unseres Korallenrestaurierungsprojekts zu steigern und zur langfristigen Gesundheit der Korallenriffe auf den Malediven beizutragen.
Andreas Conrad: Wie können Touristen aktiv am Schutz und an der Erhaltung der Korallenriffe auf den Malediven teilnehmen und das Projekt unterstützen?
Sara Scroglieri: Touristen können aktiv am Schutz und an der Erhaltung der Korallenriffe auf den Malediven teilnehmen, indem sie bewusste und nachhaltige Tourismuspraktiken anwenden. Durch die Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks und die Unterstützung von Initiativen wie dem Coral Adoption-Programm können Besucher direkt zu den Korallenrestaurierungsbemühungen beitragen. Wir prüfen auch Möglichkeiten für Fernspenden, die es Einzelpersonen ermöglichen, das Projekt von überall auf der Welt zu unterstützen. Zusätzlich planen wir, in Zukunft geführte Exkursionen zur Restaurierungsstätte anzubieten, bei denen Gäste unsere Naturschutzbemühungen aus erster Hand erleben können, während sie finanzielle Unterstützung generieren und das Bewusstsein schärfen. Durch diese Initiativen können Touristen eine entscheidende Rolle beim Schutz der Korallenriffe der Malediven für zukünftige Generationen spielen.
Hier geht es zu unseren Artikel über das Muraka-Projekt.
Der Herausgeber von FrontRowSociety, Andreas Conrad, führte das Interview im Mai 2024 mit der führenden Meeresbiologin Sara Scroglieri von Kuramathi Maldives.
Hier geht es zum Interview auf Englisch.
Kuramathi Maldives
Rasdhoo-Atoll
Malediven