Fliegt man im Dezember nach Estland, heißt es vor allem warm einpacken. Mein Koffer erreicht also schnell das Maximalgewicht von 23 Kilogramm, gefüllt mit Skihose, Boots & Co. So geht es von Wien aus los mit Air Baltic über Riga nach Tallinn. Als pulsierendes Herz des Landes erstrahlt die estnische Hauptstadt Tallinn mit einer faszinieren Mischung aus mittelalterlichem Charme und moderner Dynamik.
Weihnachtliche Pracht in Tallinn
Die Altstadt von Tallinn, ein UNESCO-Weltkulturerbe, zieht mich mit ihren kopfsteingepflasterten Straßen und gut erhaltenen mittelalterlichen Gebäuden sofort in ihren Bann. Besonders zur Weihnachtszeit verwandelt sich die Stadt in ein Winterwunderland. Der berühmte Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz ist dabei das Highlight, wie mir Jan, mein City-Guide, erzählt. Anstatt Glühwein und Punsch genießt man hier heißen Obstwein und Glögg. Bratkartoffel und Schweinefleisch, Sauerkraut, Blutwurst (Verivorst) mit eingelegtem Kürbis und Preiselbeermarmelade versus Wiener Ofenkartoffel, Gröstl, Langos und Kaiserschmarrn. Kunsthandwerkliche Stände und ein festliches Ambiente schaffen die magische Atmosphäre, die Besucher aus der ganzen Welt anzieht. An meinem Lieblingsstand entdecke ich kleine hölzerne Wichtel mit roten Gewändern, von denen ich am liebsten gleich alle mitnehmen würde. Der Tallinner Weihnachtsmarkt ist bis zum 7. Jänner geöffnet. Seine Tradition reicht bis ins Jahr 1441 zurück.
Tallinn: Moderne Viertel für Kultur und Innovation
Tallinn beeindruckt nicht nur mit geschichtsträchtiger Architektur, sondern auch mit modernen, dynamischen Vierteln. Telliskivi Creative City, einst Industriegebiet, ist ein lebendiger Ort, in dem lokale Künstler ihre Werke präsentieren und Veranstaltungen stattfinden. Rotermann vereint modernes Design mit historischem Erbe, der Rotermann-Platz ist der Treffpunkt für lokale Events. Noblessner hat sich vom ehemaligen Werftgelände zu einem modernen Wohn- und Geschäftsviertel entwickelt, inklusive trendiger Restaurants. Der Hafen bietet nicht nur einen herrlichen Blick aufs Meer, sondern auch die Kulisse für verschiedenste Veranstaltungen.
Lokale Köstlichkeiten und optimaler Ausgangspunkt
Die Hauptstadt Estlands mit etwa 430.000 Einwohnern bietet eine breite Palette an kulinarischen Genüssen. So wird in jedem Restaurant täglich frisch estnisches Schwarzbrot gebacken, Meeresfrüchte, Fisch- und Wildgerichte und viele weitere lokale Köstlichkeiten stehen auf nahezu jeder Speisekarte. Eines dieser Restaurants ist das „Âme“ im neu eröffneten Boutiquehotel Nunne. Dieses Hotel ist ein optimaler Ausgangspunkt für Stadtbesichtigungen und befindet sich inmitten historischer Mauern, die auch in den „historischen“ Zimmern (bei Buchung bekanntgeben) des Hotels widergespiegelt werden. Von hier aus schlendere ich über malerische Gassen entlang der zwei Kilometer langen Stadtmauer mit 26 Türmen – vorbei am kleinsten Haus Tallinns – bis zur Ratsapotheke und dem 600 Jahre alten Rathaus im gotischen Stil.
Tallinner Domberg: Geschichte, Ausblick und kulinarische Höhepunkte
Nachdem ich die Unterstadt ausgiebig erkundet habe, erklimme ich den Domberg, dabei kommt man an der Alexander-Newski-Kathedrale vorbei. Auf dem Domberg befinden sind das Parlament und der Tallinner Dom. Ursprünglich
der Heiligen Jungfrau Maria geweiht, dient er heute als Bischofskirche des Erzbischofs der Estnisch Evangelisch-Lutherischen Kirche. Mit seiner Errichtung im 13. Jahrhundert zählt dieses architektonische Meisterwerk – neben der Stadtmauer und einigen mittelalterlichen Wohnhäusern – zu den ältesten erhaltenen Gebäuden Tallinns. Von Domberg bietet sich ein atemberaubender Panoramablick über die Altstadt bis hin zum Meer, das sich über 46 Kilometer an der Ostsee erstreckt. Nach all dem Hin und Her, Auf und Ab, kommt Hunger auf und Jan kennt den perfekten Ort, um diesen zu stillen. Im Restaurant Pegasus werden wir fündig. Bei Lachs, Fischsuppe, Beef Tatar und Karfiol (Blumenkohl) – einer oft angebotenen Spezialität des Landes – sowie einer Vielfalt an Biersorten lassen wir den Tag ausklingen.
Vom Handel…
Oft wird Tallinn als die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt Nordeuropas beschrieben. Die Geschichte Tallinns reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als die Hansestadt „Reval“ (Name Tallinns bis 1918), gegründet wurde. Sie entwickelte sich rasch zu einem bedeutenden Handelszentrum der Region und erlangte aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage direkt am Meer große Bedeutung. Doch die Altstadt Tallinns lebt nicht nur von ihrer historischen Pracht, sondern auch von der lebendigen Kultur und den Menschen, die hier leben und arbeiten.
Die Hauptstadt Estlands praesentiert sich im Dezember kalt und wunderschön / © Foto: Visit Estonia
… zum Shopping
Wie passend, dass auch unser zweiter Tag mit einem „Handel“ beginnt, wie wir scherzhaft unseren Shoppingausflug nennen. Doch nicht im „Viru“, einer riesigen Mall, die Fashionistas erfreut, sondern am Balti Jaama Markt gleich hinter dem Bahnhof. Dort nämlich gibt es Delikatessen vom Elch, Rentier und auch Bären sowie nahezu unzählige Fischspezialitäten zu kaufen. Für Designliebhaber ist Tallinn ein wahres Paradies. Besonders im Solaris Center, wo sich gleich mehrere Design Shops befinden. Im Estonian House sind Werke von fast 100 estnischen Designern erhältlich – von Kleidung über Möbel bis hin zu Accessoires und Schmuck. Trotz der großen Auswahl im größten Shop, dem Levi, legt man Wert auf verantwortungsbewusst hergestellte Produkte in kleinen Mengen. Im Krunnipea gibt es handgefertigte Keramik, Textilien, Schmuck oder Holzprodukte.
Und bevor ich Tallinn in Richtung Tartu verlasse, gönne ich mir noch ein feines Mittagessen im Restaurant Rataskaevu16 und esse dort endlich ein Elchsteak, mit dem ich schon am Markt geliebäugelt habe.
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