Die Akropolis – dieses Wahrzeichen prägt das Bild von Athen. Nicht nur die Geschichte der Stadt hat auf diesem Berg ihren Ursprung, hier spiegeln sich Aufstieg und Niedergang verschiedener Kulturen und Ideologien.
Nach dem griechischen Unabhängigkeitskrieg – 1821 bis 1829 – erklärte die junge Regierung die Akropolis zur archäologischen Stätte und seit 1986 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.
In ihrer wechselvollen Geschichte diente sie zuerst als Festungsanlage und Königssitz. In hellenischer Zeit baute sie Perikles zum Tempelbezirk aus, der unter römischer Herrschaft wieder als Festung genutzt wurde. Mit dem Christentum kam die Verwendung des Parthenons als Marienkirche und mit den Osmanen löste eine Moschee die Kirche ab.
Heute erleben wir die Rudimente aus der Zeit der Antike. Bereits die Wege, die sich um Athens Hausberg schlängeln, sind ein Kunstwerk. In den 1950er wurden Mauerreste oder Teile von Fundstücken in die befestigten Wegen eingearbeitet. Es ist sinnbildlich für Athen – in allem Neuen steckt ein Stück der Vergangenheit.
Der Zugang zum Reich der Tempel erfolgt über die Propyläen. Dieses monumentale Torhaus baut sich wie ein steinerner Koloss vor den Besuchern auf.
Mit gigantischen Ausmaßen beeindruckt ebenfalls der Parthenon, der Tempel der Stadtgöttin Athena.
Seine Säulen neigen sich leicht nach innen. Dies dient der Sicherung des Komplexes gegen Erdbeben. Bezeichnenderweise könnte der Parthenon mit heutigen Kenntnissen nicht originalgetreu nachgebaut werden, da dieses mathematische bzw. statische Know-how nicht überliefert wurde. Die fundierten Fertigkeiten der Athener zeigen sich überdies in den Regenwasserableitungen, Stachonos genannt, die am Dach angebracht wurden.
Für das Dach, welches auf dorischen Säulen ruht, nutzten die Baumeister dünne Marmorziegel, damit ins Innere des Parthenons genug Licht einfallen konnte. Der gesamte Komplex wurde aus pentelischem Marmor gebaut. Diesen Marmor schlugen die Sklaven der Athener in einem Steinbruch nördlich von der Stadt an der Bergkette Pentelikon.
Während des Hellenismus hatte eine überdimensionale Statue der Göttin Athena, die überlebensgroß aus Gold, Elfenbein und Edelsteinen bestanden haben soll, ihren Platz zwischen Propyläen und Erechtheion. Sie gilt als spurlos verschollen.
Berg der Götter, des Theaters und des Gerichts
Neben der Göttin Athena, Tochter des Zeus und Göttin der Weisheit, des Ackerbaus, der Handfertigkeit und der Kunst, entstand der Tempel des Erechtheion. Dieser zweitgrößte Bau der Tempelanlage war mehreren Göttern und Helden gewidmet und trägt den Namen des mythischen Königs und Halbgotts Erechtheus. In der Mythologie wetteiferten Athena und Poseidon um die Schirmherrschaft Athens. Poseidon verlor den Kampf um die Stadt. Im Westen des Tempels sollen die Spuren von Poseidons Dreizack zu sehen gewesen sein, den er als schlechter Verlierer wütend in den Boden stieß.
Im Osten des Tempels installierten die Athener einen Altar zu Ehren der Göttin Athena. Bei dem Streit um die Stadt versprach Poseidon den Menschen eine Salzwasserquelle, Athena einen Olivenbaum. Nachweislich gab es auf der Akropolis jene Quelle. Athena setzte dorthin ihr Geschenk, den Ölbaum. In den 1960er Jahren pflanzte man aus symbolischen Gründen einen Olivenbaum an jene Stelle.
Nach dem Sieg der Göttin Athena hatte die Stadt eine neue Schutzpatronin, deren Namen sie seither trägt – Athen. Alljährlich huldigten die Einwohner der Göttin mit dem panathenäischen Fest. Mit einer großen Prozession zogen Athens freie Bürger auf den Berg, um ihrer Göttin ein neues Gewand darzubieten und Gaben an dem Altar mit dem Kultbild zu opfern.
Neben vielen weiteren Heiligtümern etablierten die antiken Bauherren einen kleinen Tempel zu Ehren der geflügelten Siegesgöttin Nike, der die Form eines griechischen „P“ hat. Er erhebt sich direkt oberhalb des Odeon des Herodes Atticus, einem antiken Theater. Die Stoa des Eumenes, welche für Besucher dauerhaft geschlossen ist, verbindet es mit dem Dionysostheater. Es war dem Gott des Weins und der Ekstase geweiht. Das antike griechische Theater sowie die griechische Tragödie sollen hier ihre Geburtsstunde erlebt haben.
Vom Tempelbezirk blickt man auf den Areopag hinab. Dieser Felsen diente ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. als Gericht. Angeblich soll der Bote, der den Sieg über die Perser in Marathon verkündete, auf diesem Hügel verstorben sein. Im Jahr 50 n. Chr. sprach Apostel Paulus auf diesen Felsen zu den Athenern. Seine Rede – Apostelgeschichte 17 – steht heute auf einer Kupfertafel neben dem Berg.
Das neue Akropolismuseum
Vom Berg aus geht es über die vornehme Fußgängerzone Dionysiou Areopagitou. Dabei passiert man beispielsweise die Sophienkirche oder die spanische Botschaft.
Zwischen neoklassizistischen Gebäuden auf der einen und Plantanen, Pinien sowie wilde Olivenbäumen auf der anderen Seite, beleben Straßenkünstler und -musiker das Bild.
Von Weitem kann bereits das avantgardistische Akropolismuseums erblickt werden. Lediglich 300 Meter von der Akropolis entfernt, ergibt sich aus der Nähe die ganze Dimension aus Beton, Glas und Marmor. Der schnörkellose Bau, dessen oberstes Stockwerk um 23 Grad gedreht auf dem Gebäude platziert wurde, liegt wie ein Fremdkörper zwischen den neoklassizistischen Gebäuden. Und genau dieser Umstand macht es umso spannender, das Museum zu betreten.
Das einstige Museum stellte direkt auf dem Plateau die Fundstücke der Akropolis aus. Zu klein geworden und nicht mehr den konservatorischen Anforderungen entsprechend, wagte man mit dem 2009 eröffneten Kunstwerk zeitgenössischer Architektur einen radikalen Schritt.
Leben von Kontrasten
Auf 1,8 Hektar steht nun eines der modernsten Museen der Welt, welches sein Dasein nicht zuletzt dem Engagement der griechischen Kultusministerin Melina Mercouri verdankt. Die zirka 4.000 Exponate – ausschließlich Funde von der Akropolis – werden im einfallenden Sonnenlicht bei konstanten 23 Grad Celsius gezeigt. Wie so oft in Athen stieß man auch bei diesem Projekt auf Rudimente der Vergangenheit. Unter den Säulen, auf denen das Museum erbaut wurde, zeigten sich versunkene Schätze des Athener Stadtlebens.
Über den mit Glasplatten bedeckten Boden werfen nun die Besucher einen Blick auf Fundamente von Wohnhäusern mit teils gut erhaltenen gefliesten Innenhöfen. Im Inneren des Museums wird den alten Repliken neues Leben eingehaucht. Man lässt sie für sich sprechen, gar Geschichten erzählen.
Das Museum ist so modern wie unkonventionell. In der Säulenhalle sitzen Schulklassen auf dem Boden und lauschen den Ausführungen eines Pädagogen, während ein Restaurator an einer anderen Stelle an einer Skulptur arbeitet. Zur Orientierung ist es ratsam, sich vor der Tour einen Überblick mithilfe der Videopräsentation im dritten Stock zu verschaffen.
Über drei Etagen erstreckt sich die logisch konzipierte Ausstellung, die man sich nach einem Besuch der authentischen Akropolis zu Gemüte führen sollte. Im Erdgeschoss befinden sich mehrere Modelle der Akropolis, die den Komplex im Wandel der Zeit darstellen. Über eine Rampe geht es vom Erdgeschoss in die nächste Etage. Diese symbolisiert den Aufstieg zur Akropolis. Konsequenterweise zeigt man hier Funde von Heiligtümern, die am Berghang ausgegraben wurden.
In der ersten Hälfte dieses Stockwerks zeigt man Funde aus archaischer Zeit, während die zur Akropolis zugewandten Seite, Artefakte der klassischen Periode beherbergt. Anhand der im Raum verteilten Modelle der Akropolis zeigt sich die unterschiedliche Bedeutung dieser Anlage für Menschen verschiedener Kulturen und Religionen.
Der legendäre Parthenonfries
Der Höhepunkt der Ausstellung erwartet die Besucher im dritten Stockwerk. Hier befindet sich der Parthenonfries. Symbolisch hat die zur Akropolis ausgerichtete Etage die gleichen Abmessungen wie der Parthenon. Um einen imaginären Tempel arrangierte man die erhaltenen Teile des sagenhaften Frieses auf Augenhöhe der Besucher. Dargestellt ist die Prozession anlässlich der Panathenäen.
Die schmerzhaften Lücken im Fries riss nicht nur die Zeit, sondern auch Lord Elgin, der ab 1801 Kunstschätze in großem Stil von der Akropolis entfernte und außer Landes bringen ließ. Jene umstritten Teile des Parthenonfrieses werden immer noch im British Museum in London ausgestellt, welches die Artefakte damals von ihm käuflich erwarb.
Obwohl die griechische Regierung seit Jahren die Rückgabe fordert und mit dem Bau des neuen Akropolismuseums ihren Forderungen Nachdruck verleiht, zeigen sich die Briten bislang recht unbeeindruckt.
Dabei ist Kunst keine Form des Besitzes, vielmehr eine Haltung des Geistes. (Kunst)Schätze schaffen Begehrlichkeiten; es ist eine globale, immerwährende Tragödie.
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