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Der Name Brancaia wird unmittelbar mit den vielfach ausgezeichneten internationalen Topweingütern der Toskana verbunden. Vor fast vierzig Jahren erwarb das Schweizer Ehepaar Bruno und Brigitte Widmer das verlassene Weingut Brancaia (Castellina in Chianti) und baute es zu einem Spitzenweingut auf. Bereits 1983 erfolgte der erste Platz bei einer großen Chianti-Classico-Degustation und der Weg zur internationalen Spitze begann. Bald schon folgten die Weinberge Poppi (Radda in Chianti) und Brancaia in Maremma (Grosseto). Seit 1998 zeigt sich die Önologin und Tochter der Besitzer, Barbara Widmer, für die Weinproduktion und die Weinberge verantwortlich. Dabei wird sie von dem Önologen Carlo Ferrini beratend unterstützt.

Die Weine von Brancaia zählen zu den internationalen Topprodukten / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber
Die Weine von Brancaia zählen zu den internationalen Topprodukten / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Die Symbiose aus kompromissloser Qualität und optimalem Trinkgenuss für den Weinliebhaber stehen im Mittelpunkt des Handelns und Denkens des empathischen Mitarbeiterteams. Bester Beweise dafür ist jeder einzelne Wein der gesamten Produktlinie.

So begeistert schon der fruchtige 2019 Brancaia Il Bianco, IGT Bianco Toscana, eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und zehn Prozent Viognier. Aromen von Blüten, Äpfeln und Weinbergpfirsich umspielen die Frische des Weißweins.

Ein frischer ausgewogener Weißwein stellt die Cuvée aus Sauvignon Blanc und Viognier dar
Ein frischer ausgewogener Weißwein stellt die Cuvée aus Sauvignon Blanc und Viognier dar / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Ein Paradebeispiel für einen tollen reinsortigen Rosé liefert der 2019 Brancaia ROSÉ, IGT Rosato Toscana. Eleganz, Frische und Fruchtigkeit verbindet sich perfekt in dem feinen Tropfen aus Merlot. Nuancen von Kernobst, Zitrusaromen und etwas Pfeffer ergeben einen überraschenden Roséwein mit einem äußerst angenehmen Duft, der bis zum belebendem Abgang anhält. Unter dem 2017 Brancaia TRE, IGT Rosso Toscana firmiert eine Cuvée aus den Rebsorten Sangiovese (80 Prozent) sowie 20 Prozent Merlot und Cabernet Sauvignon von allen drei Weingütern. Der Brancaia TRE ist ein hervorragendes Beispiel für das hohe Niveau bei Brancaia. Der wunderbar harmonische Wein glänzt schon in seiner Jugend mit Charakterstärke, Fruchtaromen, Holz und Würzigkeit.

Der Rosé eignet sich hervorragend als Apéritif
Der Rosé eignet sich hervorragend als Apéritif / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Auch der frische 2017 Brancaia Chianti Classico aus 100 Prozent Sangiovese-Trauben ist aus Leidenschaft für das Terroir entstanden. Der Wein wird zu 50 Prozent im Edelstahltank und zu 50 Prozent im Zementtank ausgebaut, ganz ohne Holz. Komplexe Noten des klar strukturierten Weines, die aus einer Symphonie von Schattenmorellen, Waldbeeren, dunklen Pflaumen, zarter Nelke und einer Spur Chili bestehen, ergeben Vollmundigkeit und sind noch lange am Gaumen zu spüren.

Jüngstes Mitglied im Sortiment stellt der reinsortige 2016 Brancaia Cabernet Sauvignon dar. Er besteht zu 100 Prozent aus den Cabernet Sauvignon Trauben, die in der Maremma geerntet wurden. Der harmonische, dunkelrote Wein, der zwölf Monate in Barriquefässern reifte, gefällt durch seine Würzigkeit, sein inspirierendes Aromenspiel zwischen Beerenfrüchten, Schokolade, etwas Kaffee und Paprika, dessen Nachklang noch lange zu spüren ist.

Ein malerisches Landschaftsbild ist charakteristisch für die Toskana
Ein malerisches Landschaftsbild ist charakteristisch für die Toskana / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Bereits zahlreiche Auszeichnungen hat der 2015 Brancaia Chinati Classico Riserva erhalten. Hergestellt wird dieser wunderbare Wein aus erstklassigen Sangiovese Trauben (80 Prozent) der Reblagen Brancaia (Castellina) und Poppi (Radda) sowie etwas Merlot (20 Prozent). Komplexität und Opulenz sind hier mit Eleganz verschmolzen. Weich legt sich erste Schluck des Merlot um die Zunge und im langen Abgang kommt der wunderbare Geschmack aus dem Ausbau in Holz voll zur Geltung. Verschiedene Kirscharomen zusammen mit zartem Blütenduft verleihen dem großen Wein eine Mischung aus Kraft, Schmelz und Sanftheit. Ein wunderbarer Weingenuss!

Zahlreiche historische Orte lohnen einen Besuch
Zahlreiche historische Orte lohnen einen Besuch, wie hier San Gimigano / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Ein Meisterwerk präsentiert das toskanische Weingut mit dem 2016 Brancaia Ilatraia. Er besteht zu 40 Prozent aus Cabernet Sauvignon, 40 Prozent Petit Verdot und 20 Prozent Cabernet Franc. Der Wein wird in alten und neuen französischen Eichenfässern ausgebaut. Anschließend erfolgt eine Reifezeit von zwölf Monaten in der Flasche. Eleganz, Harmonie, Tiefgang und Komplexität im Aromenspiel beweisen die verführerische Leidenschaft und Meisterschaft in der Weinproduktion.

Weitere Höhepunkte dieser Komponenten bietet in einer zusätzlichen Verdichtung der 2016 Brancaia IL BLU. Charakterstärke, Geschmeidigkeit und ein opulenter Abgang sorgen für einen Hochgenuss. Dieses Flaggschiff des toskanischen Weinguts vereint ein ganzes Universum an Aromen und Düften der Toskana.

Interview mit Barbara Widmer, Leiterin des Familienweinguts Brancaia

Barbara Widmer vom Weingut Brancaia
Barbara Widmer vom Weingut Brancaia / © Barbara Widmer

Wann haben Sie Ihren ersten eigenen Wein produziert?

Mein erster Jahrgang war 1998.

Wie viele Anbaugebiete besitzen Sie?

Drei in der Toskana, zwei davon im Chianti Classico (Radda und Castellina) und das Dritte in der Maremma

Die Gesamtgröße der Rebflächen?

25ha Brancaia Castellina in Chianti
15ha Radda in Chianti
40ha Brancaia in Maremma

Welche Rebsorten bauen Sie hauptsächlich an?

Auf allen unseren Weingütern ist Sangiovese (verschiedene Klone) unsere Haupttraubensorte. Daneben haben wir auch diverse französische Traubensorten. Im Chianti sind dies hauptsächlich Merlot und Sauvignon Blanc (nur wenig Cabernet Sauvignon).

In der Maremma verwenden wir Petit Verdot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und etwas Viognier.

Wer arbeitet im Betrieb maßgeblich mit? Wer kümmert sich um was?

Ich bin als studierte Önologin für die Weinproduktion und die Gesamtorganisation des Betriebes verantwortlich, werde dabei aber natürlich von einem tollen Team und meiner Familie tatkräftig unterstützt. Das Team besteht aus einem Agronomen, Kellermeister, Backoffice, Exportmanager, etc. Die meisten Mitarbeiter arbeiten schon seit vielen Jahren mit mir zusammen.

Meine zwei Brüder unterstützen mich in Strategiefragen sowie in ihren jeweiligen Fachgebieten. Sie sind beide auch als Unternehmer tätig.

Gab es in den vergangenen Jahren Änderungen in Ihrem Weingut?

Ein Spitzenweingut zu leiten erfordert großes persönliches Engagement. Zu jedem Zeitpunkt müssen Entscheidungen getroffen werden und häufig ist eigene Erfahrung zentral. Dementsprechend habe ich mich in den letzten 20 Jahren mit dem Weingut und das Weingut mit mir verändert.

Während ich in den ersten Jahren vor allem versuchte zu lernen, habe ich danach versucht, das Gelernte bestmöglich umzusetzen. In einer dritten Phase, in welcher ich mich seit rund zehn Jahren befinde, glaube ich, dass ich meine eigene Identität gefunden habe – was mir auch die Sicherheit gibt, unorthodoxe Entscheidungen zu treffen. Mit der Natur zu leben, sich ihr anzupassen und nicht umgekehrt, das ist ein wichtiger Bestandteil davon.

Werden besondere Methoden beim An- und Ausbau angewandt?

Seit 2000 setzen wir auf ganzjährige in allen Weinbergen. Im Jahr 2012 begann die Einführung der spontanen Vergärung (es werden keine Kulturhefen hinzugefügt), Ziel ist: Typizität und Authentizität zu erhöhen

Seit 2016 vollständiger Verzicht von Pestiziden und Herbiziden
Seit 2017 werden fehlende Rebstöcke nur noch durch eigenes Pflanzenmaterial ersetzt

Die biologischen Weinbaupraktiken schützen unseren Boden, unsere Luft und unser Wasser und verbessern den Geschmack und den Charakter unserer Trauben und Weine. Je vielfältiger ein System ist, desto widerstandsfähiger und selbstregulierender wird es. Je mehr wir die Natur respektieren, desto gesünder werden die Reben – und desto besser und authentischer werden ihre Früchte.

Dies ist eine der wichtigsten und ebenso schönsten Erkenntnisse, die wir im Laufe der Jahre gewinnen durften: Biologischer Weinbau und kompromisslose Qualität sind zu 100 Prozent kompatibel

Gehört der Betrieb Verbänden oder Netzwerken an? Wenn ja, welchen und seit wann?

1982 Consorzio di Chianti Classico DOCG
2017 Maremma Toscana DOC
2019 Bio

Welche Rebsorten und welche Weinstile bevorzugen Sie persönlich?

Wichtig ist, dass die Rebsorte die richtige Wahl für den jeweiligen Standort ist. Nur so kann sie perfekt ausreifen und neben den Fruchtaromen auch Aromen entwickeln, die typisch für den Standort sind.

Ich habe eine ganz besondere Affinität zum Sangiovese.

Alle Schritte die mich dazu geführt haben Wein zu produzieren, habe ich durch oder besser mit dem Sangiovese gemacht.

Sangiovese war die erste Traubensorte, die ich kennen gelernt habe, die erste Ernte war Sangiovese, die erste Vinifikation ebenso. Alle meine ersten Erfahrungen habe ich mit dem Sangiovese machen dürfen. Daher rührt eine sehr schöne und emotionale Verbindung zur dieser Traubensorte – und mit ihr ist auch mein Wunsch entstanden, meinen jetzigen Beruf zu erlernen…

Ich bin ein Fan von harmonischen, eleganten Weinen, die viel Trinkfreude bereiten. In diesem Zusammenhang habe ich in der Zwischenzeit natürlich auch viele andere Traubensorten für mich entdeckt.

Es ist kein Geheimnis, dass Top-Wein nur aus Top-Trauben gekeltert werden können. Jede perfekt ausgereifte Frucht spiegelt das Terroir wieder, auf der sie gewachsen ist. Daher finde ich es auch toll und spannend, mit „internationalen Traubensorten“ zu arbeiten. Die Typizität findet man im einen wie im anderen. Der grosse Unterschied ist, dass  fast in jedem Weinbaugebiet der Welt aussergewöhnliche Cabernets und Merlots zu finden sind, aber wahrscheinlich Sangiovese auf Top-Niveau nur in der Toskana produziert werden kann.

Dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein und sie mit Verstand und Herz umsetzen.

Haben Sie Lieblingsweine?

Mit dem Wein geht es mir so, wie mit den Menschen. Sie müssen Charakter haben und trotzdem harmonisch sein und nicht mehr sein wollen, als sie wirklich sind.

Ob rot, weiß, mit oder ohne Kohlensäure, süß oder trocken ist ganz situations- und stimmungsabhängig – Wein soll aber immer ein Trinkgenuss sein. Blockbuster, die man schon fast beißen muss, weil sie überkonzentriert sind, langweilen mich.

Welche Pläne/ Visionen haben Sie für Ihre Weingüter? Wie sollen diese in den nächsten fünf bis zehn Jahren aussehen?

Zurzeit sind wir dabei zwei 100prozentige Sangiovese Weine auszubauen: einer von unserem Radda Weingut und der andere von unserem Castellina Weingut. Dies ist ein Projekt, welches mir sehr am Herzen liegt.

Das durchschnittliche Alter unserer Reblagen weiter zu erhöhen ist ein anderes Projekt, in welches wir seit geraumer Zeit viel Energie investieren.

Und mit Sicherheit auch die Hoffnung, dass mindestens jemand aus der nächsten Generation unserer Familie seinen Platz in oder um unserer Weingut findet.

Ihre Philosophie?

Wein hat viele schöne Seiten. Eine davon ist, dass man nie ganz ankommt. Es gibt immer wieder Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln und zu verbessern 😉 – denn Stillstand ist Rückschritt.

Ich schätze und respektiere alte Traditionen sehr und habe gleichzeitig keine Angst davor, über diese hinauszugehen und auch neue, unorthodoxe Wege einzuschlagen.

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