Sagenhaft ist nicht nur der Name der Winzergenossenschaft Alde Gott im badischen Sasbachwalden, sondern auch ihre Rolle als Motor zur Entwicklung moderner Weinwirtschaft in der Region. Rund 380 Winzer vertrauen Günter Lehmann die Führung der Geschäfte an, so auch die Veranstaltung von digitalen Weinproben. Sein langjähriger Freund Peter Walz steht ihm dabei zur Seite. Mit einer kurzweiligen Unterhaltung untermalen beide die digitale Verkostung und probieren gemeinsam mit den Weinfreunden an den Bildschirmen zu Hause unterschiedliche Weine der Winzergenossenschaft Alde Gott.
„Der alde Gott lebt noch!“
Diesen Ausruf der Erleichterung soll einem jungen Mann nach Ende des 30jährigen Krieges über die Lippen gekommen sein, als er nach all dem Tod und Leid in Sasbachwalden eine junge, quicklebendige Frau erblickte. Auf einem Bildstock wurde dieser Satz der Hoffnung festgehalten und gab der Weinlage und später – 1948 – der Winzergenossenschaft ihren Namen. Seit dem Gründungsjahr bündelt man Synergien, um Weine für Jedermann nachhaltig und effizient zu produzieren. Auf 266 Hektar Rebland werden jährlich zirka 1,8 Millionen Liter Wein erzeugt. Diese stattliche Menge bringt Geschäftsführer Günter Lehmann in einem schlanken Portfolio von 45 verschiedenen Weinen unter.
Vier Weinlinien kennzeichnen die Philosophie von Alde Gott: Einblick, Ausblick, Weitblick, Süße Aussicht. Nach Lehmanns Worten sind diese selbsterklärend, sie sind quasi die hauseigenen Qualitätsstufen. Je nach Weinlinie unterscheidet sich die Arbeit im Weinberg. Als Schnittstelle zwischen Genossenschaft und Winzer fungieren Qualitätsmanager. Diese legen gemeinsam mit den Winzern die durchzuführenden Prozesse fest. Für die Linie Einblick werden beispielsweise die Trauben junger Rebanlagen verwendet. Mit konventionellem Pflanzenschutz, minimaler Ertragsreduzierung und dem Ausbau im Edelstahltank entstehen unkomplizierte Weine für jeden Tag oder auch ein sommerlicher Perlwein.
Die Linie Ausblick erfordert schon eine intensivere Arbeit im Berg und im Keller. Die hierfür genutzten Rebanlagen sind zwischen 10 und 20 Jahre alt. Diese Reben erhalten eine aufwendige Pflege sowie eine deutliche Ertragsreduzierung. Geerntet wird von Hand, wie in fast allen Weingärten, die sich auf Höhen von 170 bis auf 420 Meter über NN ziehen. Bei der Linie Weitblick darf sich auf das Beste aus Alten Reben gefreut werden. Zwanzig Jahre und mehr zählen die Rebstöcke. Ihre extraktreichen Trauben bringen die Substanz der Urgestein-Verwitterungsböden voll zur Geltung. In diesen Parzellen wird auf Herbizide sowie auf mineralischen Dünger verzichtet, zudem werden die Weine im Holz ausgebaut.
Digitale Weinprobe mit Alde Gott
Digitale Verkostungen sind eine feste Größe im gut gefüllten Veranstaltungskalender der Winzergenossenschaft Alde Gott. Im Fokus stehen Weinproben mit einem Plus an Geselligkeit. Menschen, die sich langsam an das Thema Wein herantasten, sind hier genau richtig aufgehoben. Denn Wein soll in erster Linie Spaß machen. Günter Lehmann und Peter Walz verstehen es, jedem die Angst vor der Wissenschaft Wein zu nehmen. Nach dem Motto ‚Probieren geht über Studieren‘ beginnt die Verkostung mit einem leichten Secco.
Weisse Perlen Secco
Eine Cuvée aus Pinot Noir, Sauvignon Blanc, Riesling und Müller Thurgau prickelt im Glas und verströmt fruchtige Aromen von reifem Apfel und reifer Birne sowie Quitte, Pfirsich und einen Hauch Exotik. Die Weine werden rebsortenrein ausgebaut und später verschnitten. Anschließend wird der Wein mit Kohlensäure versetzt. Nach 3 bis 4 Tagen Ruhe im Edelstahldrucktank verbinden sich die Komponenten zu einem feinen Perlwein.
2022 „RR“ Rivaner & Riesling trocken
Seit 2004 gehört diese Cuvée zur festen Instanz bei Alde Gott. Hier setzt man auf das Zusammenspiel der Frische des Rieslings und der Frucht des Rivaners. Nach zirka 20 Verschnittphasen kommen Michael Huber und Günter Lehmann schlussendlich zum „RR“, der seit vielen Jahren für bewährte Weinseligkeit steht. Noten von Granny Smith sowie Zitrus- und Pfirsicharomen vereinen sich in einer animierenden Säure.
2021 EINBLICK Grauburgunder trocken
Der Grauburgunder der Einstiegslinie ist quasi Everybody’s Darling. Aus jungen Reben im Edelstahl vergoren und ausgebaut, überzeugt er dennoch mit einer geschmeidigen Cremigkeit. Noten von Quitte und Williamsbirne schmeicheln dem Gaumen mit Fülle. Die mineralischen Töne sind der Spiegel des Terroirs. Die Struktur der Urgestein-Verwitterungsböden geben jene charakteristische Würze.
2022 AUSBLICK Sauvignon Blanc trocken
Die Lieblingsrebsorte von Geschäftsführer Günter Lehmann wird nun verkostet, ein Sauvignon Blanc. Als er vor über 20 Jahren in den Schwarzwald zurückkam, lies er Parzellen mit der internationalen Rebsorte bepflanzen. Bis heute sind diese Anlagen zum Teil erhalten. Überdies wird für den Sauvignon eine spezielle Presstechnik angewendet. Satte 72 Stunden befinden sich die von Hand selektionierten Trauben in der Presse. Bei kühlen 5 Grad Celsius werden nach und nach die saftigen Fruchtaromen aus den Schalen herausgezogen. So empfängt die Nase eine konzentrierte Stachelbeere mit Holunderblüte und Ananas.
2021 EINBLICK Spätburgunder Rosé
Zurück zum Einblick. Diesmal steht ein Rosé aus Spätburgunder-Trauben zur Verkostung gut gekühlt bereit. Die Beeren werden komplett entrappt und liegen einige Stunden auf der Maische. Dieser Umstand gibt dem Rosé seine satte Farbe und etwas Struktur. Sein Duft nach Erdbeere und Himbeere ist der erste Vorbote des Frühlings und lässt Träume von lauen Sommernächten zu.
2020 AUSBLICK Spätburgunder trocken von Alten Reben
Für den Begriff ‚Alte Reben‘ gibt es so recht keine geschützte Definition. Doch ab einem Alter von 20 Jahren gelten Reben als alt. Ihre Wurzeln reichen tief in den Boden, der Ertrag sowie die Größe der Beeren gehen zurück. Im Weinberg ist penible Sorgfalt gefordert, ob bei der Nährstoffversorgung, den Laubarbeiten oder beim Pflanzenschutz. Nach der händischen Lese werden die Trauben einer Maischezeit von 10 Tagen unterzogen, der weitere Ausbau erfolgt im großen Holzfass. Nun überzeugt dieser Spätburgunder mit einem typischen Aroma von dunklen Beeren sowie Noten von Schokolade und Vanille.
Im Lieferumfang sind neben den Weinen zwei Verkostungsgläser sowie ein Extra-Schmankerl enthalten. Diesmal war der Eierlikör des Hauses als Absacker beigelegt, hergestellt nach Omas Rezept und natürlich mit badischem Kirschwasser. Denn die Winzergenossenschaft kann mehr als Wein. Das Obst der Region wird zu Edelbränden verarbeitet und überdies erweitert ein Whisky die Produktpalette. Es gibt also genügend Abwechslung bei Verkostungen von Alde Gott, ob digital oder analog vor Ort.
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