Endlich wird das Auto wieder gefeiert. Mit zahlreichen verrückten Studien zeigen die Hersteller auf der Japan Mobility Show wie sie in die Zukunft fahren wollen. FrontRowSociety saß in Tokio in der ersten Reihe.
Vier lange Jahre lang blieben die Türen der größten japanischen Automesse geschlossen. Jetzt folgt das Comeback nach der Pandemie. Mit neuem Konzept und unter neuem Namen. Aus der Tokio Motor Show, wie die Ausstellung seit 1964 hieß, wird die Japan Mobility Show. Ein Leistungsvergleich der Automobilhersteller, den vor allem die heimischen Marken
nutzen. Während viele europäische Autobauer durch Abwesenheit glänzen, zeigen die großen japanischen Hersteller, wie sie sich die Zukunft vorstellen. In jeder Dimension. Traditionell war diese Messe schon immer eine Spielwiese der Autohersteller. Von typischen Kei-Cars und abgefahrenen Studien bis hin zu abgehobenen Passagier-Drohnen, rollt Tokio wieder vieles ins Schaufenster, was uns alle am Thema Mobilität fasziniert.
Allen voran Toyota. Mit einem Marktanteil auf dem heimischen Markt von deutlich über 50 Prozent sagt der größte Autohersteller der Welt hier ohnehin, was Phase ist. Global gesehen dominiert Toyota ohnehin die Autowelt und hat VW als Nummer zwei im letzten Jahr mal eben um über zwei Millionen Fahrzeuge deutlich auf Abstand gehalten. Auch wenn Elektromobilität in Japan nicht wirklich eine Rolle spielt (Anteil drei Prozent), nutzt Toyota die Bühne in Tokio, um das Thema medienwirksam zu bespielen. So stehen im Mittelpunkt zwei Studien auf Elektro-Plattformen, die die ganze Bandbreite der Stromerwelt zeigen. Zum einen das rattenscharfe Hyper-Sport-Coupé FT-Se, das zum Ende des Jahrzehnts als E-Supra vorstellbar wäre, zum anderen der FT-3e, die Vision eines zukünftigen Crossovers im B-Segment.
Daneben parkt Toyota weitere Concept-Cars mit Stromanschluss, vor allem als Appetitanreger für den US-Markt. Der LandCruiser Se wäre in Amiland wohl ebenso willkommen wie der über fünf Meter lange Pick-Up EPU (Electric Pick-Up), der als möglicher Hi-Lux von morgen hier den Geschmackstest vor Publikum ablegt.
Die Luxusbrand Lexus, Toyotas nobelste Adresse, will sich da keine Blöße geben und zeigt mit dem FL-CZ eine stattliche Coupé-Limousine, die ganz ähnlich schon 2026 in Serie gehen soll. Den 5.30 Meter Trumm LF-ZL wiederum kündigt Lexus als Blaupause eines künftigen SUV-Flaggschiffs an, das auf Sicht den RX beerben könnte.
Ein paar Stände weiter backt Toyota-Tochter Daihatsu deutlich kleinere Brötchen. Zum Beispiel den Vision Copen. Der freundlich dreinblickende Roadster der dritten Generation wächst auf 3,83 Meter sieht aus, als könne er direkt in Serie fahren. – die Chancen sollen gut stehen. Diesmal übrigens mit Hinterradantrieb. Somit wäre der Copen ein direkter Konkurrent zum Mazda MX-5, der hier in aktualisierter Form auftritt.
Noch kompakter, nur 3,40 Meter kurz, versucht das vollelektrische Bonsai-Cabrio Osanpo auszuloten, wie abgasfreier Fahrspaß oben ohne beim Autovolk ankommt.
Und die kunterbunte Pralinenschachtel MeMo ist innen und außen so modular aufgebaut, dass Besitzer – je nach Lust und Laune – die Optik mit kreativen Anbauteilen aus dem 3 D-Drucker verändern können.
Subaru wiederum erinnert mit dem dynamischen Straßenfeger Sport Mobility Concept an den SVX aus den 1990ern und entführt uns per Air Mobility Concept in eine vielleicht gar nicht mal so weit entfernte Zukunft. An Bord der XXL-Drohne sollen schon bald betuchte Kunden staufrei ins Büro schweben.
Weniger abgehoben scheint der Japan-Ferrari Iconic SP, der sich am Mazda-Stand im Scheinwerferlicht dreht. Das wunderschöne Sportcoupé mit Flügeltüren und Hybrid-Wankel wünschen sich nach diesem fulminanten Auftritt bestimmt nicht nur wir als kommenden RX-7.
Zum Träumen animiert auch der Auftritt des rassigen Nissan Hyper Force, der im Stile eines Batmobils mit 1000 Kilowatt-E-Antrieb (rund 1360 PS) endlich Japans Sportwagen-Ikone Nissan GT-R in Rente schicken könnte. Unter der kantigen Coupé-Karosserie stecken eine Festkörperbatterie sowie Allradantrieb. Ab 2028 soll es losgehen.
Ja, Tokio ist wieder ein Ort, an dem Autoträume nicht gleich im Keim der Machbarkeit erstickt werden. Nur nicht mehr mit den dröhnenden Discobässen und wilden Lichtshows vergangener Jahre. Vielleicht hätten sich einige etwas mehr Realitätssinn gewünscht. Doch dafür sind andere Messen zuständig. Fast erschrickt man sich, wenn einem hier Serienfahrzeuge über den Weg laufen. Eine Handvoll neuer Modelle hat sich dann schon in die Hallen an der Tokyo Big Sight verirrt. So feiert BMW in Japan immerhin die Weltpremiere des neuen X2, und hat auch den I5 im Gepäck.
Bei Honda entdecken wir die Wiedergeburt des volksnahen Sportcoupés Prelude (hier noch als Studie) und Suzuki hat schließlich seinen brandneuen Swift dabei.
Insgesamt aber überwiegt ganz klar der Wunsch, sich kreativ mal wieder mit Concepten und Studien austoben zu können. Der VW-Konzern hat diese imagebildende Maßnahme übrigens ebenso verstreichen lassen, wie die zig Marken, die bei Stellantis Unterschlupf gefunden haben.