Vor uns steht eine schmale Frau, die dunklen Haare lässig zu einem Zopf gebunden. Ihre klugen, wachen Augen ruhen hinter einer auffälligen schwarzen Brille. Es ist Matea Gravner, die Tochter von Joško Gravner, DER Naturweinlegende aus Oslavia im östlichen Friaul. Seine Herangehensweise an die Weinbereitung ist beispielgebend, auch weit über die Landesgrenzen Italiens hinaus.
Gravner – wenn Biodynamik keine Grenzen kennt
„Wir arbeiten im Einklang mit der Natur!“ Leider wird diese inhaltlich so wichtige Aussage oft zur Plattitüde. Nicht bei Familie Gravner! Für sie gibt seit Menschengedenken die Natur den Takt vor. Und das bezieht sich beileibe nicht nur auf die Jahreszeiten, sondern auch auf die Mondphasen. Bei Gravner betreibt man Weinbau in seiner ursprünglichsten Form. Das Ergebnis sind außergewöhnliche Weine von enormer Qualität und Natürlichkeit.
Während wir mit Matea durch ihre Weinberge gehen, erzählt sie vom Vater. Damals 1976, als das fast 300 Jahre alte Anwesen von einem Erdbeben nahezu zerstört wurde, bedurfte es viel Enthusiasmus, es wiederaufzubauen. Und er tat es mit Bedacht und Sorgfalt. Als sich ihr Vater schlussendlich dem Weinbau widmete, produzierte er Weine, wie viele es taten: mit neuester Technologie, gemacht für den Mainstream. Allerdings fühlte es sich für den heutigen Orange-Wine-Papst falsch an. Also trennte er sich nach und nach vom technologischen Fortschritt und besann sich auf die Wurzeln des Weinbaus, im Einklang mit der Natur und ihren Launen.
Ende der 1990er Jahre brach Joško nach Georgien auf. Sein Ziel waren die Quevri-Töpfer, und zwar jene, die die Tonamphoren noch aufwändig in traditioneller Handarbeit herstellen. Noch immer bezieht er Quevris aus ihrer Heimat Georgien. Was die Bewirtschaftung der Weinberge betrifft, dachte er auch hier völlig um. Fortan arbeitete er konsequent biodynamisch – glasklar, ohne Kompromisse. In den Weingärten legte er kleine Weiher an, um die Biodiversität weiter zu beleben. Aktuell besitzt die Familie 32 Hektar Land. Auf 18 Hektar stehen Weinreben. Zug um Zug soll die Rebfläche auf 21 Hektar erweitert werden. Der Rest bleibt den Wäldern, Zypressen, Obst- und Olivenbäumen sowie den Wiesen und Teichen vorbehalten.
Weine – autochthon und unverfälscht
„Weine zeigen die Geschichte und die Kultur der Region“, sagt Matea Gravner, als sie uns erzählt, dass sie sich auf Dauer ausschließlich den autochthonen Rebsorten widmen wollen. Einige Weinberge bepflanzte der Großvater in den 1960er Jahren mit Merlot und Cabernet Sauvignon. Bis heute stehen sie im Ertrag, natürlich reduziert, so soll es auch sein. Neben der weißen Rebsorte Ribolla Gialla gedeiht die rote Rebsorte Pignolo in den Gravnerschen Weinbergen. Diese trägt die DNA des Friaul in sich, so lange ist sie schon Bestandteil der gewachsenen Kulturlandschaft dieser Region. Bereits vom Aussterben bedroht, konnte sie nach dem Fund eines Ablegers von über hundertjährigen Reben ab den 1970er-Jahren wiederbelebt werden.
Das Steckenpferd der Gravners ist allerdings Ribolla Gialla. Dieser autochthonen Sorte aus Friaul-Julisch Venetien widmet man sich mit besonderer Aufmerksamkeit, denn sie wächst fast ausschließlich in der hügeligen Grenzregion zwischen Italien und Slowenien. Ihr lässt man auch einen speziellen Rebschnitt angedeihen. Sehr gute Erfahrungen habe man mit dem Guyot-Poussard-Schnitt nach Marco Simonit und Pierpaolo Sirch gemacht. So wird eine optimale Ertragsmenge von 600 bis 800 Gramm Traubenmaterial pro Rebe erzielt. Bei dieser geringen Menge werden Massenproduzenten sicherlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen!
Nach der Lese werden die Trauben angequetscht und im Quevri vergoren. Im Jahr 2001 begann Joško Gravner damit, und seit 2003 ist die Methode komplett etabliert. Sechs Monate hat der Ribolla Gialla Schalenkontakt. Die Gärung erfolgt spontan mit weinbergseigenen Hefen. Weitere sechs Monate reift er in der Amphore ohne Schalen. Anschließend füllt man ihn in große Holzfässer aus slawonischer Eiche, die ein Fassungsvermögen von 40 bis 70 Hektolitern haben. Hierin reift der Wein sechs Jahre lang. Abgefüllt wird einmal im Jahr. Nach dem Füllen darf der Wein noch einmal sechs Monate in der Flasche ruhen.
Meisterstück Amphorenwein
Die ultraspannenden Weine von Gravner suchen schon ihresgleichen. Bevor überhaupt die Orange-Wine-Welle über den Weinmarkt schwappte, machte Familie Gravner an Italiens slowenischer Grenze einfach ihr Ding und hatte Erfolg. Sie produzieren Weine, die so eigenständig und charakterstark sind, dass sie in kein Schema passen. Matea Gravner räumt ein: „Die Menschen müssen an den Wein herangeführt werden, um den Wein zu verstehen, ihn zu mögen und ihn dann genießen zu können.“ Trotz der Komplexität zeichnen sich die Weine von Gravner durch eine ungeahnte Feinheit aus. Amphorenweine voller Finesse, mit Struktur und Authentizität.
Joško Gravner kann nicht anders, als Weine in dieser Form auf den Markt zu bringen. Der ist natürlich verknappt. Privatkunden können von der homöopathischen Menge von 20.000 Flaschen lediglich drei dieser raren Tropfen erwerben. So wie ein Kind nach dem College nicht fertig sei, verhalte es sich analog zum Wein, konstatiert Matea Gravner. Denn auch dieser entwickelt sich im Laufe der Jahre mehr und mehr.
Das Schöne an den Weinen der Familie Gravner: Sie sind für die Ewigkeit gemacht.
Über diesen Link geht es zur Verkostung der Weine aus autochthonenen Rebsorten des Weinguts Gravner.
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