Mit einer einladenden Geste bittet Giovanni Collavini in sein Refugium. Hinter dem Schild der Osteria Ribolla in Corno di Rosazzo eröffnet sich ein malerischer Innenhof, der auch als Filmkulisse für einen Italo-Klassiker dienen könnte.
Zwischen dem mit Blauregen und Wein berankten Mauerwerk tummelt sich ausgelassen eine kleine, vierbeinige Hundemeute. Ribolla II, Leon und Leona erfreuen sich ihres Lebens, während Nonno Bepo sich ein wenig im Schatten der mächtigen Zeder ausruht. Nach der stürmischen Begrüßung führt uns Giovanni in den charismatischen Verkostungsraum. Zeit für die Familiengeschichte Collavini.
Collavini – Familie, Wein und Leidenschaft
Wir schreiben das Jahr 1896. Wie so viele pflegte auch Eugenio Collavini Weingärten. Der Wein, den er herstellte, unterschied sich schon damals von den anderen Weinen der Region, wie auch seine Vermarktungsstrategie. Er besuchte wohlhabende Familien und bot ihnen im Direktverkauf seine Weine an. Diese clevere Methode etablierte die Collavini-Weine in zahlreichen zahlungskräftigen Haushalten. Das war der Beginn der Erfolgsgeschichte des Weinguts Collavini, dessen Weine internationales Renommee genießen.
Nachdem beide Weltkriege überstanden waren, krempelte die Familie die Ärmel hoch, damals noch unter der Führung von Giovanni Collavini. Ländereien wurden quasi zurückerobert, die Leitung des Guts an Sohn Manlio übergeben, mit dem die Moderne nunmehr Einzug hielt. Zur Zentralisierung der Produktion verlegte Manlio den Firmensitz nach Corno di Rosazzo. Und ihm war klar, dass es jetzt an der Zeit war, Maßstäbe zu setzen, um sich ebenso erfolgreich von der Masse abzuheben, wie es bereits Eugenio mit seinen Ideen gelungen war.
Neben der klassischen Sorte Ribolla Gialla pflanzte er Grauburgunder-Reben. Das machte ihn über Nacht zum Pinot Grigio Pionier im Friaul. Im Jahr 1973 kreierte er den Kassenschlager „Il Grigio“. Nicht lange ließ eine weitere Neuheit auf sich warten. Ende der 1970er Jahre brachte Manlio Collavini die erste prickelnde Version des Ribolla Gialla auf den Markt. Dabei blieb es jedoch nicht. Der unstete Geist tüftelte weiter. Das Resultat war die „Collavini-Methode“ zur Herstellung von Sparkling Wine. Dazu später mehr. Denn was noch erzählt werden muss, ist eine Liebesgeschichte.
Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen Manlio und dem kleinen Rauhaardackel. Er taufte den Vierbeiner auf den Namen Ribolla – what else? Beide waren unzertrennlich, und Manlio Collavini verewigte Ribolla auf Weinetiketten. Natürlich ist er als Maskottchen das Label des Weinguts Collavini geworden. Und seine Kinder und Enkel toben weiterhin aufgeregt durch den Garten des Anwesens.
Collavini – Weinbereitung, der Tradition verpflichtet
Die Produktionsstätte des Wein-Unternehmens ist schon wegen ihrer Größe beeindruckend. Besonders stolz ist man auf die ansehnlichen vertikalen Drucktanks mit einem Volumen von 20.000 Litern. Walter Bergnach, der Kellermeister von Collavini, erklärt mit Begeisterung die Herstellung des Schaumweins mit der Collavini-Methode. Der Grundwein wird zu 10 Prozent im Holz und zu 90 Prozent im Stahltank ausgebaut. Gemeinsam mit Hefe und Zucker wird er in den Tank gegeben und einen Monat lang fermentiert. Anschließend wird die Temperatur auf 15 Grad Celsius herunterreguliert. Bei dieser Temperatur und bei einem Druck von 2 Bar reift der Schaumwein für drei Jahre in den Stahldrucktanks. Erst einmal pro Woche und im weiteren Verlauf einmal pro Monat wird der Wein bewegt. Zwei Monate vor dem Füllen ruht der Sekt im Tank und weitere acht Monate noch auf der Flasche. So entsteht ein Zeitraum von fünf Jahren von der Lese bis zum ersten Verkauf.
Die sprudelnden Klassiker, Il Grigio und Ribolla Gialla, sind noch immer im Programm bei Collavini. Doch das Weingut kann noch mehr. Auf 24 Hektar eigener Rebflächen gedeihen überdies Merlot, Chardonnay, Sauvignon Blanc sowie die autochthonen Sorten Refosco, Pignolo und Friulano. Von weiteren 20 Weingütern werden zusätzlich Trauben zugekauft. Das resultiert in einer stattlichen Produktionsmenge von 1,3 Millionen Flaschen pro Jahr.
Bei den Partnerbetrieben wird darauf geachtet, dass diese die gleichen Prozesse im Weinberg anstoßen, wie es bei Collavini selbst der Fall ist. Für die Premiumlinien ist die Handlese obligat. Allerdings machen der Klimawandel und der Fachkräftemangel den Weinbauern das Leben schwer. Die Zeit für die Lese wird immer knapper, sodass auf maschinelle Unterstützung zugegriffen werden muss. Die Selektion des Leseguts erfolgt jedoch am Weingut von Hand unter geschulten Augen. Für die Weinbereitung lässt man sich Zeit. Gut Ding will schließlich Weile haben. Lange Maischestandzeiten, ausgedehnte Reifeprozesse im Barrique und im großen Holz sowie die weitere Reifezeit auf der Flasche machen die Tropfen aus dem Hause Collavini zu etwas Besonderem.
Autochthone Weine mit Fingerspitzengefühl
Refosco und Pignolo gehören zu den Rebsorten, die im Friaul ihre Heimat haben. Auf dem internationalen Markt sind sie weniger bekannt. Zu sehr sind die Kunden an den Mainstream gewöhnt. Bereits im Weinberg sollten sie mit Herz und Verstand behandelt werden. Die Weinbereitung muss mit Fingerspitzengefühl angegangen werden, dann haben sie das Potenzial, wirklich große Weine zu werden. Laut Giovanni Collavini sind diese Weine etwas für Kenner und Weinfreunde, die das Nichtalltägliche suchen. Friaul-Julisch Venetien sei ein sehr spezielles Weinbaugebiet, ein Weinbaugebiet für echte Connaisseure.
Die neuesten PIWI-Sorten sieht Giovanni kritisch. Für ihn kommt der Anbau dieser Rebsorten nicht in Frage. Denn der Charakter der Region sowie des Weins, der fürs Friaul steht, gehe verloren. Gesunde Weingärten mit alten Reben und angestammten Rebsorten trotzen dem Klimawandel, erklärt er uns. Nachhaltiges, ökologisches Arbeiten und niedrige Erträge seien der Schlüssel für dauerhaften Erfolg. Die PIWIs überlässt er den Masseproduzenten.
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