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Alles bewegt sich im Gleichklang: unsere Erde, der Mond, die Planeten. Seit Jahrmillionen folgen sie denselben Bahnen und geben den Takt unserer Natur vor. Warum sollte man dieses empfindliche kosmische Gleichgewicht stören? Das hinterfragte auch Winzer Joško Gravner und stellte sein Handeln in den Dienst von Kosmos und Natur. Im italienischen Oslavia erzeugt er Weine, die nicht nur den Charakter, sondern auch die Seele des Landes einfangen.

Oslavia – im Grenzland zwischen Italien und Slowenien – ist für seine Ursprünglichkeit bekannt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Autochthone Sorten spiegeln das Wesen einer Region wider

Die Rebsorte Ribolla Gialla ist das Aushängeschild des Weinguts Gravner. Die Lage im hügeligen italienisch-slowenischen Grenzland ist optimal für die starkwüchsige Sorte. Die fruchtbaren Böden der Ebenen bekommen ihr nicht. Sie braucht die Herausforderung der Höhe und trotzt dem kalten, böigen Fallwind Bora. Diesem Wetterphänomen gilt eigentlich die Hauptsorge, weniger der Botrytis, für den die Sorte anfällig ist. Denn die Trauben mit der Edelfäule werden nicht aussortiert, sondern mitvergoren. Genau dieser Umstand verleiht den Ribolla-Weinen ihre Kraft und ihre Finesse.

Für die Rebsorte Ribolla Gialla wird ein spezieller Rebschitt angewandt, der Guyot-Poussard-Schnitt / © Redaktion FrontRowSociety.net
Vor der Verkostung: mit Matea Gravner (li.) unterwegs im Weinberg (FrontRowSociety-Redakteure Noris (Mitte) und Annett Conrad re.) / © Redaktion FrontRowSociety.net

Pignolo gehört ebenfalls zu den angestammten Rebsorten, deren Anbau sich die Familie widmet. Von der Reblaus nicht verschont, galt Pignolo als fast ausgestorben. Zum Glück fanden scharfsinnige Bauern die Überlebenskünstlerin an den Mauern der Abtei von Rosazzo. Sie nahmen sich ihrer Rekultivierung an, obwohl man ihr einen schwierigen Charakter nachsagt. Die Rebsorte ist recht witterungsanfällig und bringt nur wenig Ertrag. Obendrein braucht ein Pignolo-Wein Zeit: Zeit für die Weinbereitung, Zeit zur Entfaltung nach dem Öffnen der Flasche und Zeit, damit man die Rebsorte schätzen lernt.

Mit der Anlage kleiner Weiher sorgt Joško Gravner für Biodiversität in den Weingärten / © Redaktion FrontRowSociety.net
Je nachdem, was Standort und Reben fordern, wird die Grünsaat zwischen den Rebzeilen angepasst / © Redaktion FrontRowSociety.net

Diese Zeit nimmt man sich im Hause Gravner – sozusagen vom Berg bis zur Flasche. Jeder einzelne Schritt wird mit Sorgfalt und immer im Rhythmus der Natur gemacht. Wie der Kosmos ist auch die Biodynamik ein Kreislauf, in dem jedem Rädchen dieselbe Aufmerksamkeit gewidmet wird. Und es lohnt sich! International genießen die Gravner-Weine großes Renommee. Mit ihren eigensinnigen und gleichzeitig authentischen Weinen haben sie es in die bekanntesten Restaurants der Welt geschafft. Unter anderem stehen sie im 2-Sterne-Restaurant “The Jane” in Antwerpen auf der Karte. Ihre Essenz komplettiert die aromentiefen Gerichte von Nick Bril, der auf Platz 36 der “50 World’s Best Chefs” steht.

Der Qvevri-Keller des biodynamischen Weinguts Gravner / © Redaktion FrontRowSociety.net

Verkostung Gravner Ribolla Gialla und Breg Rosso

Für die Verkostung verwendet man bei Gravner spezielle Glasbecher, die die Aromen ihrer Weine besonders gut zur Geltung bringen.

Bei Gravner gibt es zur Verkostung keine Gläser sondern Glass-Cups / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ribolla Gialla 2016

Ins Glas fließt ein bernsteinfarbener Wein. In der Nase finden sich deutliche Noten von Nüssen, speziell geschälten Mandeln, untermalt von süffigen Karamellnoten. Am Gaumen wirkt der Wein extrem komplex und raumgreifend. Aber von wegen anstrengend! Lebendig und geschmeidig füllen erdige und dennoch fruchtige Noten, wie überreife Aprikosen, den Mund. Zarte Kräuter, Pfeffer und etwas Honigartiges, ja Harziges, verleihen dem Wein jene Vielschichtigkeit, die ihn so außergewöhnlich macht. Ein Orange Wine, den man so feingeschliffen nicht alle Tage im Glas hat.

Gravner Ribolla Gialla 2016 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ribolla Gialla 2015

Der Jahrgang 2015 lässt seine Muskeln spielen und zeigt sich ebenfalls im Bernstein-Look – kraftvoll und elegant zugleich, das bemerkt man schon in der Nase. Das Oxidative ist gewollt: Bittermandeln, Aprikosen, Lakritz, karamellisierte Nüsse. Das vielschichtige Bukett der Nase ist quasi der verlängerte Arm des Gaumens. Hier geht es genauso weiter. Ein eigenständiger Wein, der sich mit jeder Minute weiterentwickelt. Samtig und fein gleitet er über den Gaumen. In dem Schmelz aus Tanninen, Bitterorangen, Marzipan und Tabak kommen Noten von Leder und wieder diese Frucht zum Vorschein, die an reife Aprikosen im Sommer erinnert.

Gravner Ribolla Gialla 2015 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Breg Rosso 2007

Jetzt haben wir 100 Prozent Pignolo im Glas bzw. im Becher. Nach der Lese werden die Trauben leicht angequetscht und spontan in der Tonamphore vergoren. Anschließend reift der Breg fünf Jahre im Holzfass und weitere neun Jahre auf der Flasche, bevor er das Licht der Weinwelt erblickt. Was für ein Wein! So viel Zeit! Rötlich-braun zeigt er sich nach all den Jahren. Im Bukett finden sich Walderdbeere und Kastanie, getrocknete Pflaumen sowie würzige, kräutrige Noten. Das Oxidative verleiht dem Rosso seine Tiefe samt einer kraftvollen Komplexität. Am Gaumen folgen der intensiven dunklen Frucht Tabak, Kastanien, dunkle Schokolade, Gewürze wie Wacholder und Salbei. Was für ein Bursche, der zu einem deftigen Schmorgericht so richtig Spaß macht. Ein grandioser Begleiter, der sich zudem lange am Gaumen behauptet.

Breg Rosso 2007; 100 Prozent Pignolo / © Redaktion FrontRowSociety.net

Crafted over time, shaped by nature – a delight to expierience

Jeder Wein wird spontan mit wilden Hefen im Qvevri vergoren. Die Reife erfolgt, je nach Sorte, für mehrere Monate in der Tonamphore, weiter im großen Holz und später auf der Flasche. Jeder Wein wird ungeschönt und unfiltriert abgefüllt.

Noch mehr übers Weingut Gravner, gibt es über diesen Link: Weingut Gravner – Amphorenweine aus dem Friaul

Die Gärung sowie die erste Reife erfahren die Weine in Tonamphoren aus Georgien / © Redaktion FrontRowSociety.net
Später schlummern die Weine noch über Jahre in Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von 40 bis 70 Hektolitern / © Redaktion FrontRowSociety.net

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