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Calgary verfügt über einen internationalen Flughafen und eignet sich daher als guter Ausgangspunkt für eine Weiterreise in die kanadischen Nationalparks wie Banff oder Jasper.

Damit die Ankunft nach dem Flug aus Deutschland nicht gleich in Stress ausartet, empfiehlt es sich, in der Metropole eine Übernachtung einzuplanen, um sich auf knapp 1.000 m über dem Meeresspiegel erst einmal zu akklimatisieren.

Eine Geschichte des modernen Westens

Calgary ist vielen noch bekannt von den Olympischen Winterspielen 1988, bei denen erstmals eine Jamaikanische Bobmannschafft teilnahm. Doch auch unter dem Kosenamen Cowtown und Stampede City eilt ihr ein Ruf voraus. Die Stampede ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung, die täglich rund eine Million Besucher anzieht. Bei der angeblich größten Outdoor-Veranstaltung der Welt gibt es vor allem eines: Rodeos und Cowboys. Wie jeder weiß, tragen die harten Jungs alle Cowboy Boots. Was nicht jeder weiß, ist, dass es im Herzen Calgarys ein Unternehmen gibt, das dieses Schuhwerk noch auf die traditionelle Methode herstellt.

Bis der klassische Cowboy Boot so aussieht, wie hier von CEO Eytan Broder gezeigt, bedarf es vieler Schritte
Bis der klassische Cowboy Boot so aussieht, wie hier von CEO Eytan Broder gezeigt, bedarf es vieler Schritte / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Robustes Rindsleder oder exotische Schlangenhaut?

Seit fast 50 Jahren schon ist die Alberta Boot Company der Umschlagplatz für Cowgirls und -boys. Vor nicht allzu langer Zeit wurde die Firma von einem neuen, jüngeren Team übernommen, das zwar weiterhin an alten Gepflogenheiten festhalten will, jedoch auch eine Umstrukturierung in die Moderne plant. So soll bei der Beschaffung der Tierhäute, die momentan vorzüglich aus Mexiko und Italien stammen, die indigene Bevölkerung in Alberta stärker einbezogen werden. Besonders beliebt ist das klassische Rindsleder, das als flexibel, langlebig und strapazierfähig gilt. Ziegenleder ist hingegen extra weich, während Straußenleder als das Luxusmaterial für Cowboyboots gilt. Das begründet sich in der dünneren Haut der Tiere und dem damit verbundenen Mehraufwand.

Alligatorleder, Schlangenleder und Straußenleder sind nur einige der Optionen, die die Alberta Boot Company ihren Kunden anbietet
Alligatorleder, Schlangenleder und Straußenleder sind nur einige der Optionen, die die Alberta Boot Company ihren Kunden anbietet / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

In 230 Schritten zum Cowboyboot

Aufwändig sind die hochwertigen Schuhe der Alberta Boot Company aber ohnehin. Denn die Western-Boots werden auf die altherkömmliche Art und Weise hergestellt, die man selbst in der Cowboy-Hochburg Texas nicht mehr findet. Auf Maschinen wird wo immer es geht verzichtet, so dauert der Prozess der handgefertigten Custom-Stiefel um die 3 Tage und umfasst insgesamt 230 Schritte. Besucher des neuen Flagship Store können bei einer Tour in der hauseigenen Schmiede verfolgen, wie diese Abläufe von statten gehen.

Hier sind die Stanzformen zu sehen, die den Cowboystiefeln zu ihrer Form verhelfen
Hier sind die Stanzformen zu sehen, die den Cowboystiefeln zu ihrer Form verhelfen / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Nachdem sich der künftige Träger für ein Leder entschieden hat, werden die einzelnen Oberteile zugeschnitten. Dafür werden Metallformen genutzt, die einem Plätzchenausstecher ähneln. Nach dem Zuschnitt landen die Parts in der Nähstube, in der sich sogar noch eine alte Singer-Maschine befindet. Dort werden die Boots, die ihren Ursprung im Mittleren Westens der Vereinigten Staaten in den 1800er Jahren haben, mit Mustern verziert, die vorab per Schablone skizziert werden. Im dritten Schritt kommen Nadel, Faden und Kleber zum Einsatz. An dieser Stelle werden die Oberteile des Stiefels zusammengesetzt.

Muster, Blumen und weitere Verzierungen bringen die NäherInnen in aufwändiger Handarbeit am Schaft an
Muster, Blumen und weitere Verzierungen bringen die NäherInnen in aufwändiger Handarbeit am Schaft an / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Jetzt ist der Unterbau an der Reihe. Zuerst kommt die Schuhstanze zum Einsatz. Beim Anbringen der Einlegesohle wird eine anatomisch genaue Version eines Leistens aus Kunststoff genutzt, der während des restlichen Herstellungsprozesses im Schuh belassen wird. So wird das Leder gedehnt. Da die Alberta Boot Company nicht nur Standardgrößen bedient, sondern auch Maßanfertigungen macht, können diese Leisten individuell an den Fuß angepasst werden. Jetzt fehlen nur noch die Sohle und der Absatz.

Hier wird die Einlegesohle aufgezeichnet und auch wieder ausgestanzt
Hier wird die Einlegesohle aufgezeichnet und auch wieder ausgestanzt / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel
Der Leisten ist das Herzstück eines jeden Coyboystiefels und dient dem Schuhmacher als Vorlage für den Aufbau
Der Leisten ist das Herzstück eines jeden Coyboystiefels und dient dem Schuhmacher als Vorlage für den Aufbau / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Zur Verstärkung des Fußgewölbes wird ein Metallstück am Westernstiefel befestigt. Um Unebenheiten auszugleichen, wird der Raum zwischen Brand- und Laufsohle mit Kork ausgeballt. Anschließend wird die Laufsohle mit dem Rahmen vernäht. Dann wird der Absatz angenagelt und sowohl der Absatz als auch die Sohle werden durch Schleifen in Form gebracht.

So herum wird ein Schuh draus
So herum wird ein Schuh draus / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel
Wenn Laufsohle und Absatz befestigt sind, dauert es nicht mehr lange zum fertigen Stiefel
Wenn Laufsohle und Absatz befestigt sind, dauert es nicht mehr lange zum fertigen Stiefel / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Da die hochwertigen Boots in echter Handarbeit entstehen, ist jeder Schuh ein Unikat. Ob exotisch oder extravagant, die Alberta Boot Company erfüllt fast jeden Wunsch und achtet dabei auf Nachhaltigkeit. Zum einen halten die Stiefel jahrzentelang und werden von Kunden nur ab und an zum neuen Besohlen eingeschickt. Zum anderen können Besucher, sollte tatsächlich mal Leder übrigbleiben, als Erinnerung auf einer Maschine einen Satz Untersetzer mit dem Firmenlogo stanzen. Aktuell erschaffen 37 Mitarbeiter täglich 40 Stiefel, in Zukunft will das neue Team die Produktion verdoppeln.

Nach dem Remake von Footloose lief bei der Alberta Boot Company vor allem wegen der roten Cowboyboots das Telefon heiß
Nach dem Remake von Footloose lief bei der Alberta Boot Company vor allem wegen der roten Cowboyboots das Telefon heiß / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

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