Die Welt steckt voller Überraschungen mit daseinsverschönernden Nichtalltäglichkeiten. Einen Sanctissimus der Kellerei St. Pauls zu kosten, gehört zu jenen Dingen, die uns ein Stück weit dem Hier und Jetzt entrücken lassen.
Dabei vereint dieser außerordentliche Weißburgunder ein Füllhorn an Einzigartigkeiten. Das Alter, das Terroir, die Lage sowie die Weinbereitung sind Terme der Sanctissimus-Gleichung. Jede Sequenz führt, von Jahr zu Jahr variabel, zu einem nicht immer gleichen Ergebnis. Jahrgangstypik die man schmeckt.
Der älteste Weißburgunder Weingarten von Südtirol
Was diesem Weingarten in der Fraktion Missian der Gemeinde Eppan in Südtirol das Besondere verleiht, sind zweifelsfrei die in Würde gealterten Reben. Bereits 1899 wurden auf dem Berg neben dem Kirchlein St. Apollonia die Weißburgunder Rebstöcke gepflanzt. Die alten Ladies tragen die Spuren der Zeit mit Stolz, sichtbare Zeichen von Hagelschäden oder die Narben der Rückschnitte spiegeln ihr Leben wider.
Sie müssen sich nicht mehr dem Rhythmus der Beschleunigung anpassen, das „Immermehr“ ist für sie obsolet. Geringe Erträge strotzen vor sonnengereifter Frucht und Intensität, hier braucht es wenig, um außergewöhnlich zu werden.
Die Reben wachsen auf einem 6000 Quadratmeter umfassenden Weinberg mit einer exponierten sonnigen Lage, die der nach Süden ausgerichtete Steilhang nicht besser bieten könnte.
Mikroklimatisch profitieren die Trauben von den seichten, trockenen Winden, die ab zirka 15 Uhr durch das Blattwerk der Rebstöcke wehen. Einerseits schützt der Fallwind das Traubengut vor Überhitzung, andererseits die Pergola-Erziehung. So reifen die Trauben im kühlen Halbschatten unter ihrem Weinblätterdach.
Genossenschaft und Fair Trade
1907 gründeten Weinbauer der Südtiroler Gemeinde Eppan die Winzergenossenschaft St. Pauls. 200 Winzerfamilien bewirtschaften heute 170 Hektar Weingärten – eine unglaubliche Bandbreite, um vinophile Meisterstücke zu erzeugen.
Namenspatron der Kellerei ist die Kirche St. Pauls von Eppan, welche der Bekehrung des Heiligen Paulus gewidmet ist und durch ihre nicht regionaltypische, imposante Gestalt „Dom auf dem Lande“ genannt wird. Dieser Dom vom Lande zeichnet ebenfalls das Logo der Genossenschaft. So erinnert die auf die Flasche gestanzte Silhouette der Kirche an die sakrale Verbindung des Sanctissimus.
Nun mag die Bezeichnung „Genossenschaft“ für manchen etwas angestaubt oder gar kommunistisch anmuten. Doch in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit, Regionalität und Fairness wieder salonfähig geworden sind, lebt jenes genossenschaftliche Gedankengut auf; Fair Trade in der eigenen Gemeinde und nicht nur für aus Übersee gehandelte Waren. Das Non-Profit-Unternehmen schüttet die Erträge komplett an ihre Mitglieder aus, was zur Belebung des Winzerhandwerks deutlich beiträgt. Auch Nebenberufswinzer oder auch nachfolgende Generationen bleiben so dem Weinbau treu.
Die Macher des Allerheiligsten
Einer von ihnen ist Rudi Endrizzi. Bereits in vierter Generation bewirtschaftet seine Familie den wohl berühmtesten Weinberg der Kellerei St. Pauls, aus dessen Weißburgunder Trauben der beispiellose Sanctissimus entsteht. In jeder geernteten Traube steckt Fleiß, Schweiß und Herzblut.
Der Weinbau wird von Rudi Endrizzi naturnah betrieben, Kräuter und Gräser schützen den Boden und beleben ein kleines Biotop im Weinberg. Täglich wird gestutzt, gebunden, geschnitten oder gezupft, jeder ausufernde Trieb wird an den für ihn vorgesehenen Platz verwiesen. Die Steillage lässt zu jeder Jahreszeit nur händische Arbeit zu, bei der Pergola-Erziehung heißt das: Blick und Arme Richtung Himmel – eine schweißtreibende Arbeit.
Bei unserem Besuch der Kellerei St. Pauls waren wir mit Wolfgang Trattner, dem hauptverantwortlichen Kellermeister bei St. Pauls verabredet. Wolfgang und Rudi sind Qualitätsfanatiker. Die im September und Oktober handgelesenen Trauben werden streng selektiert. Lesegut, welches nicht hundertprozentig den hohen Maßstäben entspricht, findet auch nicht den Weg in die speziellen Tonamphoren, die zum Einmaischen Verwendung finden.
Wolfgang Trattner – gebürtiger Südtiroler, Absolvent der Hochschule Geisenheim im Fach Önologie – verschreibt sich mit seinem Wissen und Können sowie seiner ganzen Leidenschaft für Wein der Kellerei St. Pauls und dem ihr zugrunde liegenden Gedanken des Gesamtwohls.
Nachdem die Weißburgunder Trauben unbewegt 6 Monate auf der Maische in den Tonamphoren gelegen haben, lagert Wolfgang Trattner den Sanctissimus in spe in 500 Liter Tonneau Fässern aus Eppaner Eiche; der Fassbinder dieser Tonneaux kommt natürlich auch aus Eppan.
Sanctissimus Verkostung mit Ausblick
Die Arbeit eines Weinbauers ist geprägt von harter, körperlicher Arbeit. Aber im Weißburgunder Weinberg von Rudi Endrizzi versteckt sich zwischen den Reben ein kleines Refugium.
Hier ist es wunderschön, die Seele bei einem Glas Sanctissimus baumeln zu lassen oder beim Anblick von St. Pauls über Wein, Region und das große Ganze zu philosophieren. Ein kühler, lauschiger Ort, die verschiedenen Jahrgänge eines der besten Weißburgunder zu verkosten.
Der 2015er gib sich opulent, während der 2014er etwas schlanker daher kommt. 2014 war kein gutes Jahr für die Südtiroler Weinproduktion. Unwirtliche Wetterverhältnisse machten die Ernte zunichte. Bei St. Pauls schrieb man den 2014er Jahrgang des Sanctissimus ab, der es bei der schmächtigen Ausbeute verwertbarer Trauben auf nur 1000 Flaschen gebracht hatte.
Nun lagern die kostbaren Schätze aus 2014 im Keller, warten hier geduldig auf ihre Trinkreife. Auch wenn der 2013er ein eleganter, feingliedriger Vertreter des Sanctissimus ist, schafft es der 2014er mit seinen Ecken und Kanten zu überraschen.
Der Genuss eines großartigen Weins ist immer ein Gesamtensemble von Atmosphäre und Begegnung. Bei unserem Besuch durften wir Südtirol in seiner ganzen Fülle erleben.
Wolfgang Trattner präsentierte uns nicht nur an einem von der Natur verwöhnten Platz den ausdrucksstarken Sanctissimus , sondern entführte uns auch zu einem kulinarischen Geheimtipp, der schon längst keiner mehr ist. Mit Weinen aus dem Portfolio der Kellerei St. Pauls im Gepäck, ging es auf zu einem Südtiroler Original.
Patscheider Hof – hoch über Bozen
Von Eppan aus geht es durch das hitzeflimmernde Bozen über Serpentinen hinauf nach Signat, um im kühlen Schatten eines Nussbaums bodenständige Südtiroler Küche zu genießen.
Wanderer und Ausflügler bevölkern bereits den Garten des vor Jahrhunderten entstandenen Hofs. 500 Jahre alte Fresken und die 300 Jahre zählende Stube bescheinigen diesem Fleckchen eine methusale Existenz.
Aus der einstigen Burschenschenke entwickelte sich ein Gasthaus, welches inzwischen für seine kulinarischen Verführungen bekannt ist. Dabei geht es unkompliziert zu. Serviert wird auf dem Holztisch, die Pilze wurden am Morgen noch vom Hausherrn persönlich in den Weinbergen rings um den Hof gesammelt.
Die regionalen Vorspeisen wie beispielsweise Speck vom Haus- oder Wildschwein schmecken an diesem lauen Tag im Mai hervorragend mit einem Preclarus Brut der Kellerei St. Pauls.
Familie Rottensteiner beschert mit ihren Knödelvariationen oder dem Lamm mit Röstkartoffeln ihren Gästen ein Stück Authentizität, einen unverfälschten Genuss von Südtiroler Gastlichkeit. Für einen kurzen Moment scheint die Zeit stehen zu bleiben, ja man möchte sie sogar anhalten.
Sanctissimus und mehr
In der katholischen Glaubenslehre ist die geweihte Hostie das Sanctissimum, das Allerheiligste. Bei St. Pauls ist es der einhundertprozentige Weißburgunder Sanctssimus. Doch die Südtiroler haben noch mehr Hingucker zu bieten. So ist der Preclarus ein aufgehender Stern an Sekthimmel. Traditionell auf der Flasche gelagert – 48 Monate – besteht er voll und ganz aus Chardonnay Trauben von nur drei ausgewählten Weinbergen der Genossenschaft.
Des Weiteren wird jedes Jahr der beste Spätburgunder der Kellerei St. Pauls mit den Spätburgundern des Weinguts Paul Achs aus Österreich und des Weinguts Dr. Heger aus Deutschland zum PINO 3000 vereint. Dieser lagert auf 3048 Metern Höhe im stylischen Restaurant ice Q in Sölden.
Wir danken noch einmal Wolfgang Trattner für die Einladung nach Eppan, die Möglichkeit den ältesten Weißburgunder Weinberg Südtirols kennen lernen zu dürfen und natürlich in dem famosen Ambiente des Weingartens den fabelhaften Sanctissimus zu verkosten. Ein Dankeschön auch für den Ausflug zum Patscheider Hof, dessen deftige Küche die Weine von St. Pauls grandios ergänzt haben.
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