Nittardi, Riesling und Hochgenüsse:
Es gibt wohl viele Gründe, seine Liebe zu großen Weinen zu entfachen. Die Entdeckung eines edlen Rebsaftes aus dem Hause Nittardi stellt zwangsläufig immer den Beginn einer großen Leidenschaft für großartige Kompositionen dar.
Auf dem 21. Rheingau Gourmet & Wein Festival versammelten sich Neugierige sowie Kenner, sich von Léon Femferts Portfolio überraschen bzw. bestätigen zu lassen. Léon Femfert führt das im Familienbesitz befindliche Weingut Nittardi seit 2013 mit Herzblut und Hingabe.
Chef de Cuisine des Hotels Kronenschlösschen, Simon Stirnal, gestaltete ein Menü, welches den glorreichen Weinen eine entsprechende Bühne bot. Und glorreich ist bei diesen ausgesuchten Tropfen keine Übertreibung. Der Auftakt des Menüs blieb jedoch vier Lokalmatadoren aus dem Rheingau vorbehalten. Erste Gewächse aus dem Jahr 2010 – ein Hoch auf die deutsche Edelrebe, den Riesling.
Simon Stirnals perfekt komponierter Lunch
Jakobsmuschel in grünem Tee gebeizt mit Soja und Finger Limes: Der Beginn eines Lunchs – gespickt mit Bedacht gewählten Zutaten, kunstvoll gefertigt und überragend im Geschmack. Auch am zehnten Festivaltag war bei Simon und seiner Küchencrew noch keine Katerstimmung aufgekommen. Die gleichbleibende Qualität seiner Kreationen überzeugte an jedem einzelnen Tag des achtzehntägigen Festivals.
Flankiert wurde seine kulinarische Einleitung von vier Ersten Gewächsen aus dem Jahr 2010, allesamt aus dem Rheingau.
Diese vier Spitzenvertreter des deutschen Rieslings stimmten auf die weiteren Genüsse des Raritäten-Lunchs ein: 2010er Rüdesheimer Berg Rottland Erstes Gewächs vom Weingut Johannishof, 2010er Hochheim Hölle Erstes Gewächs vom Weingut Künstler, 2010er Lorch Pfaffenwies Erstes Gewächs vom Weingut Graf von Kanitz und der 2010er Oestrich Lenchen Erstes Gewächs vom Weingut Spreizer.
Auftritt: Nittardi – „Il Vino di Michelangelo“
Welche großen Worte können für solch große Weine gefunden werden. Superlative scheinen hier schnell verbraucht zu sein. Das toskanische Weingut, zwischen Florenz und Siena gelegen, erlebte im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte. Diese bewegte Vergangeheit ist für Familie Femfert Ansporn und Verpflichtung gleichermaßen.
So war doch im 16. Jahrhundert kein Geringerer als Michelangelo Buonarroti rechtmäßiger Eigentümer dieses wundervollen Fleckchens. Der scheinbar nie enden wollenden Schaffenskraft dieses herausragenden Genies, das die formvollendete David Skulptur oder das weltberühmte Gewölbefresco der Sixtinischen Kapelle für die Ewigkeit erschuf, setzt Familie Femfert, die 1981 das Gut übernahmen, seitdem allährlich ein Denkmal.
Kunst und Wein gehen in puncto Genuss Hand in Hand. Mit Casanuova di Nittardi wurde nicht nur ein erstklassiger Chianti Classico, reinrassig aus Sangiovese-Trauben, erschaffen, sondern auch eine außerordentliche Plattform für Künstler unterschiedlichster Couleur.
So gestaltet Jahr um Jahr ein anderer Künstler das Etikett sowie das seidene Einschlagpapier des Casanuova. Der namhafte österreichische Maler Friedensreich Hundertwasser, aber auch Günter Grass – der bekannte Schriftsteller, Bildhauer und Grafiker – gaben sich schon die Ehre bei Nittardi.
Zum Lunch durften Casanuova di Nittardi vigna Doghessa aus den Jahren 2014, 2013, 2009 und 2007 verkostet werden.
Das Etikett sowie das Einschlagpapier gestaltete im Jahre 2014 der chinesische Künstler Hsiao Chin. Er zählt heute zu den bedeutendsten Brückenbauern zwischen der westlichen und orientalischen Kunstszene.
Der großartige französische Maler Alain Clément, der wegen seiner Vorliebe für die satten Farben des Südens bekannt wurde, war der Akteur bei der Ausformung des Etiketts im Jahr 2013.
Von der Macht der Phantasie – l’imagination au pouvoir – lies sich der belgische Künstler Pierre Alechinsky zeitlebens inspirieren. 2009 hatte er die Ehre, das Casanuova-Etikett zu performen.
Ein kritischer Satiriker, der sich mit der Schriftstellerei, aber auch mit seinen Grafiken einen Namen machte, war 2007 Darsteller des Nittardi-Etiketts. Der unangepasste Franzose Tomi Ungerer hinterließ seine Federstriche auf den Flaschen des Casanuova 2007.
Verwöhnt wurde die Gaumen der 25 Feinschmecker und Weinliebhaber einerseits von dem rubinroten, eleganten, mit abgerundeten Tanninen aufwartenden roten Tropfen, aber auch Simons Filet vom Iberico-Schwein mit Bohnen-Cassoullet und Speck war eine besondere Versuchung.
Eine wirklich gelungene Symbiose, steht doch das Fleisch der Cerdo Iberico Schweinerasse für ihren unvergleichlichen Geschmack. Einer der namhaftesten Produzenten von Iberico-Delikatessen ist sicherlich JOSELITO, dessen Pata Negra Schinken schon längst Einzug in die Sterne- und Gourmet-Gastronomie gehalten hat. (Hier geht es zur ausführlichen FrontRowSociety.net-Reportage über den wohl besten Schinken der Welt)
August F. Winkler und der Wein
H.B. Ullrich, Initiator des Rheingau Gourmet & Wein Festival und den Journalisten August F. Winkler verbindet schon lang ihre gemeinsame Passion, die hohe Kunst des guten Geschmacks, wie es so schön auf der Dankesurkunde des Gourmetfestivals für die Spitzenköche heißt.
August F. Winkler ist seit Jahrzehnten in der Wein- und Gourmetszene unterwegs, hat unzählige Publikationen veröffentlicht, Bücher geschrieben, Fernsehsendungen und Festivals moderiert. Ihm fehlt es nicht an Eloquenz und Esprit. Sein schöngeistiger Sprachschatz und seine ungeheure Belesenheit sind eine Wohltat für jeden, der sich gern an der Kunst, mit Sprache zu jonglieren, erfreut.
So war dieser Lunch ein vollumfängliches Paket des Genusses. Dabei offerierte das Service-Team des Kronenschlösschens als dritten Gang Ochsenschwanzravioli mit Spinat und Trüffel.
Léon Femfert kredenzte den Nittardi Riserva Selezionata aus vier verschiedenen Jahrgängen. Nicht jedes Jahr kommt in Frage, einen Riserva Selezionata zu keltern, denn nur die allerbesten Umstände lassen diesen außergewöhnlichen, oft prämierten Chianti Classico entstehen.
So wurden an diesem Mittag Riservas aus den Jahren 2011, 2010, 2006 und aus dem letzten Jahrtausend ein Nittardi Riserva Selezionata 1995 verkostet. Vierundzwanzig Monate lagerte der in seiner Farbgebung an dunkle Rubine erinnernde Chianti Classico in französischen Tonneaux Fässern, zwölf weitere Monate verfeinerte er seine Struktur auf der Flasche. Zwei Stunden vor der Sinnesfreude geöffnet, entfaltet er seinen Facettenreichtum zwischen Tanninen, Säure und Frucht.
Nectar Dei – Die Kunst der Verlockung
Auf eine sagenhafte Historie zurückblicken zu können, muss ein erhebendes Gefühl sein. Bis ins Jahr 1183 reichen die Wurzeln des Guts Nittardi. Nectar Dei, so der historische Name des einstigen Wehrturms, dessen Mitte über Jahrhunderte hinweg Weinbau von großem Format entstehen ließ. Michelangelo selbst soll dem Papst Sixtus IV den Wein seines Guts als geniales Geschenk überreicht haben. Eine Tradition, welche Familie Femfert fortsetzt.
Die ersten Flaschen des Flaggschiffs von Nittardi – Nectar Dei I.G.T. – erhielt Papst Benedikt XVI persönlich. Eine huldvolle Geste, erinnernd an die enge Verbindung des Weinguts mit dem Vatikan durch den berühmten Vorbesitzer Michelangelo Buonarroti.
Schon das Etikett lässt erahnen, dass mit Nectar Dei nach den Sternen gegriffen wurde und so bleibt sein Genuss unvergesslich. Verkostet wurde dieser geschmacklich konzentrierte Cuvée aus den Jahren 2012, 2008, 2006 sowie 2005.
Der Thüringer Rehrücken mit Frankfurter Kräutern und Feige harmonierte fantastisch zu dem nach schwarzen Johannisbeeren duftenden, unnachahmlichen Rotwein.
Fin
Wie der Anfang, so das Ende: Nach dem Vergnügen mit den betörenden Weinen aus dem Hause Nittardi, kam zum Finale der Auftritt einer Riesling Beerenauslese. Das Weingut Prinz von Hessen ist bei Liebhabern deutscher Rieslinge wohlbekannt. Die 1989er Johannisberger Klaus Riesling Beerenauslese übertraf auch bei Kennern alle Erwartungen.
Als Abschluss aus der Küche schickte Simon Stirnal weiße Schokolade, rote Paprika und Himbeere. Nicht minder köstlich als sein flüssiger Mitstreiter.
Wer sich gern den Versuchungen des weltweit größten Gourmetfestivals hingeben möchte, sollte sich Termine zwischen dem 22. Februar und dem 11. März 2018 freihalten. (Hier geht es zum Programm des 22. Rheingau Gourmet & Wein Festival)
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