Muscadet passt zu Austern, oder? Seit langem treten beide als siamesische Zwillinge auf. Wer im westlichen Loiretal unterwegs ist, kauft sich frische Austern, schnappt sich eine Flasche Muscadet, und die Mahlzeit ist perfekt. Doch was kann Muscadet sonst noch? Nimmt man ihm sein Stigma als Austernbegleiter, zeigt sich sein wahrer Charakter. Voller Frucht und Frische, mit einer kitzelnden Säure, die Spaß macht. Er trumpft auf und sagt: Schaut her, so bin ich!
Muscadet von der Loire
Seit dem Jahr 2000 steht die einzigartige Kulturlandschaft der Loire auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Der ungezähmte Fluss, die Landschaft aus Vulkangestein und Meeresbrise, die Schlösser, die Gärten, die Rebanlagen – all diese Parameter locken unzählige Reisende an, die sich von der gefälligen Landschaft bezaubern lassen. Entlang Frankreichs längstem Fluss ist die „art de vivre“ Königin, und dazu gehört zweifelsfrei ein Glas Muscadet.
In der Appellation rund um die Mündung der Loire in den Atlantik bei Nantes befindet sich nahezu die gesamte Anbaufläche von Melon de Bourgogne, und das im weltweiten Maßstab. Seit dem 16. Jahrhundert ist die aus dem Burgund stammende Sorte hier bekannt. Im 17. Jahrhundert wurde sie vorwiegend für die Destillation von Weinbrand verwendet, doch nach und nach eroberte sie sich mit ihrer Leichtigkeit die Gaumen von Weinfreunden.
Heute haben einige Weine dieser Rebsorte nicht mehr viel mit dem altbekannten Muscadet gemeinsam. Unterschiedliche Stile schaffen Weine mit Struktur und Körper. Weine voller Frische und Würze, die den Gaumen persistent verwöhnen, spielen ganz großes Kino. Sie zeigen das Terroir der gesamten Loire, nicht nur in der Appellation Muscadet.
8 Weine – 8 Orte – 8 Böden
Mit dem Member of the Circle of Wine Writers Christoph Raffelt reisen wir entlang der Loire von Nantes bis nach Blois. Boden und Klima prägen die Weine der Melon de Bourgogne genauso wie der jeweilige Winzer, der mit seiner Art der Weinbereitung den vinophilen Endprodukten seinen Stempel aufdrückt.
Muscadet Sèvre et Maine Vallet Château du Cléray 2022 Sauvion
Seit 1953 gehört das in Eolie liegende Château du Cléray-Sauvion der Familie. Ihr ambitioniertes Ziel ist es seit jeher, die elegantesten und qualitativ hochwertigsten Muscadets der Region zu erzeugen. Durch jahrelanges Ausprobieren eines Feinhefelagers (sur lie) gelang es ihnen, einzigartige Muscadets mit Eleganz und Fülle zu kreieren. Der 2022er zeigt in der Nase einen Früchtekorb aus Holunderblüte, Birne, Pfirsich und Litschi. Am Gaumen hat er einen bemerkenswerten Trinkfluss mit einer knackig frischen Säure, die Aromen von Banane, Litschi und Zitrusfrüchten trägt.
Muscadet Sèvre et Maine Château-Thébaud Cru Château-Thébaud 2019 Earl Poiron Dabin
Nach jahrelangen Terroir-Beobachtungen nehmen die Weinberge für den Muscadet Cru Château Thébaud AOC eine Sonderstellung ein. Die Weinberge der Winzer Laurent und Jean-Michel Poiron reihen sich entlang des Flusses Maine, bevor dieser in die Sèvre fließt. Das eher selten vorherrschende Granitgestein erschwert hier die Bedingungen für den Weinbau. Doch das Ergebnis des Sur-Lie-Muscadets kann sich sehen lassen. Reife gelbe Früchte in der Nase und am Gaumen diese extreme Frische, wie sie nur bei einem langen Feinhefelager zu finden ist. Frucht, Mineralik, seidiger Schmelz – was braucht man mehr an einem Sommerabend?
Muscadet Sèvre et Maine Mouzillon-Tillières Nuance 2019 Familie Luneau
Das 35 Hektar große Weingut liegt im Herzen des Muscadet, zwischen den Gemeinden Vallet und Mouzillon. Seit nunmehr vier Generationen bewirtschaftet es die Familie Luneau. Auch sie schwört auf die Sur-Lie-Methode, nicht nur bei ihrem Nuance 2019. In der Nase vernimmt man bereits Frucht und Würze. Litschi wird gefolgt von Holunder und dem Duft eines Kräuterbeets. Wer ihn kostet, wird von seinem cremigen Schmelz begeistert sein. Dennoch bewahrt sich dieser Muscadet eine erfrischende Säure, gepaart mit einem Korb voller exotischer Früchte.
Muscadet Coteaux de La Loire Champtoceaux Champtoceaux 2018 Scea des Galloires
Wir befinden uns nun in Orée-d’Anjou. In siebter Generation bewirtschaftet die Familie Toublanc ihr Weingut. Die Arbeit in den Weinbergen stellt sie allen anderen voran. Auch ohne Biosiegel liegen ihnen die Umwelt und die Gesundheit ihrer Rebanlagen am Herzen. Von einer ihrer besten Lagen stammt der Muscadet 2019. Die Reben sind inzwischen 35 Jahre alt und liefern perfektes Traubenmaterial für einen Wein, der mehr als fünf Jahre auf der Feinhefe reift. Der Glimmerschiefer drückt diesem Muscadet einen mineralischen Stempel auf, der bereits gemeinsam mit würzig-kräuterigen Noten in der Nase zu vernehmen ist. Am Gaumen zeigt sich ein Muscadet, der durch grüne Noten mit einer trefflichen Mineralik besticht. Chapeau!
Muscadet Sèvre et Maine Monnières – Saint Fiacre Gras Moutons 2018 Domaine Haute Févrie
Monsieur Brangers Weine sind per se etwas Besonderes. Denn auf dem biozertifizierten Weingut wird von Hand gelesen und spontan vergoren. In der flachen Landschaft arbeiten die meisten Winzer eher maschinell. Hier, zwischen Saint-Fiacre und Monnières, sind die Hänge an der Sèvre von Granit und Schiefer geprägt. Ein Umstand, der sich in einem mineralisch-jodigen Geschmack niederschlägt. Satte 54 Monate Reife auf der Feinhefe gönnte man diesem Muscadet. Das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen, denn der gehaltvolle Körper und eine gnadenlose Frische bestimmen diesen Muscadet, der garantiert nicht zum Mainstream gehört.
Muscadet Sèvre et Maine la Haye-Fouassière La Haye-Fouassière 2018 Domaine de la Foliette
Die Domaine de la Foliette aus dem Pays Nantais liegt im Herzen des Muscadet. Auf ihren besten Lagen gedeihen inzwischen in die Jahre gekommene Reben, die gesundes, extraktreiches Traubenmaterial liefern. Auch bei der Weinbereitung liegt die Kraft in der Ruhe. Nach einer 36-monatigen Reife auf der Feinhefe lagern die Flaschen noch mehrere Monate, bevor der Wein mit seinem cremigen Schmelz die Gaumen von Weinkennern verwöhnt. Wenig Frucht, lediglich etwas Kernobst und Zitrus, dafür mineralisch, rauchig und spritzig würzig.
Muscadet Sèvre et Maine Goulaine Goulaine 2018 Saril Henri Poiron Et Fils
Das Weingut Henri Poiron & Fils gehört zu den Produzenten in der historischen Mitte des Nantais. Bereits im 18. Jahrhundert besaß die Familie Poiron Weinberge, jedoch lediglich 2 Hektar. Heute werden 36 Hektar nachhaltig und biologisch bewirtschaftet. Der Goulaine 2018 reifte 22 Monate auf der Hefe in unterirdischen Glastanks, die seit 1947 den Weinkeller als Unikat adeln. Das lange Hefelager drückt sich in einem cremigen Schmelz aus, einhergehend mit einer präsenten, frischen Säure. Würze, Mineralik und ein bunter Kräuterstrauß samt Aromen von reifen Birnen zeichnen diesen Muscadet aus.
Muscadet Sèvre et Maine Clisson Clisson 2018 Domaine de la Grenaudière / Vignoble Ollivier-Cottenceau
Der Clisson 2018 stammt von echten Spezialisten für Muscadet. Was 1723 begann, wird nun als Symbiose zweier großartiger Weinbauern mit Ollivier und Stéphane Cottenceau in der 8. Winzergeneration der Domaine de la Grenaudière fortgesetzt. Geradezu ideal liegt die Domaine zwischen den Flüssen Sèvre und Maine. Hier entstehen auf Granit-Terroir ausschließlich Melon-de-Bourgogne-Weine. Auch bei ihnen reifen die Muscadets sehr lange auf der Feinhefe in verglasten Tanks, teils bis zu 60 Monate. Dennoch füllt sich ein Wein voller jugendlicher Frische ins Glas. Litschi und Banane schmiegen sich an Nase und Gaumen, gepaart mit einer Cremigkeit, die noch lange am Gaumen weiterlebt.
Masterclasses, wie der ff.k wein.campus, sind ideale Möglichkeiten, Weine jenseits des Mainstreams zu verkosten. Selbst Weinprofis aus Gastronomie und Handel sind immer überrascht, welche Neuigkeiten der doch so umfangreiche Weinmarkt zu bieten hat, so auch auf der Masterclass in Frankfurt.
Tipp: Flemings Selection Hotel Frankfurt-City
Frankfurt am Main hält einige Entdeckungen parat, die sich Gourmets und Weinliebhaber nicht entgehen lassen sollten. Eine dieser gastronomischen Pretiosen befindet sich auf dem Dach des Fleming’s Selection Hotel Frankfurt-City. Im Restaurant Occhio d’Oro kommt italienische Küche auf den Tisch. Allerdings hat man die Augen nicht nur für die Cucina Povera, sondern auch für die Skyline der Metropole. Noch verbindet sich die Rooftop-Bar des Fleming’s Selection Hotels nahtlos mit dem Restaurant. Doch das soll sich demnächst ändern.
Laut General Manager Norbert Speth bekommt die Bar in Kürze ein neues Gesicht, etwas losgelöst vom Restaurant. Auch wenn es bereits jetzt viele Gäste in die Bar mit dem grandiosen Ausblick zieht, will man in Zukunft all jenen gerecht werden, die sich bei Cocktails und Wein treffen oder etwas abseits vom geschäftigen Restaurantbetrieb einen Aperitif bzw. einen Digestif genießen möchten. Was bleiben wird, ist die unschlagbare Atmosphäre, wenn während des ausgelassenen Treffens mit Freunden die goldene Stunde über Frankfurt hereinbricht.
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Die Redaktion von FrontRowSociety informiert, dass Alkohol verantwortungsvoll genossen werden sollte. Jeder sollte dazu verpflichtet sein, Alkohol von Kindern fernzuhalten.