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Savona dient seit vielen Jahren als Ein- und Ausschiffungshafen der Reederei Costa. Zeit für die Stadt selber und deren Hinterland hat da kaum einer der Passagiere. Wir haben sie uns im Rahmen einer Kreuzfahrt mit der „Costa Firenze“ genommen.

Noli, Finalborgo und Savona

Wer statt in Savona in Civitavecchia ein- und ausschifft, läuft die ligurische Küstenstadt im Rahmen eines ganz normalen Hafenstopps an, in der wie in jeder anderen Landausflüge angeboten werden. Einer davon führt von Savona nach Noli und Finalborgo – zwei kleine Juwelen, die an der Küste bzw. im Hinterland Liguriens gelegen sind.

Noli

Der Name Noli dürfte den wenigsten Deutschen etwas sagen. Eine Autostunde von Genua und eine halbe von Savona entfernt, versteckt sich das 2.500 Einwohner-Städtchen in einer Bucht, die man nur über eine enge und verschlungene Küstenstraße erreicht. Einfacher gelangte man seit jeher auf dem Wasserweg nach Noli. 317 v. Chr. gegründet, wurde die Küstenstadt schon 100 Jahre später von den Karthagern zerstört. Als „Neapolis“ neu aufgebaut, wurde die Stadt 150 n. Chr. römisch und erlebte infolgedessen eine erste Blüte, ehe die Langobarden den Ort 641 und 768 erneut dem Erdboden gleichmachten. Es folgte ein weiterer Neuaufbau und, wie im ebenso benachbarten wie verhassten Genua, die sukzessive Befestigung der Stadt – diesmal zum Schutz gegen die Eroberungszüge (9 – 12. Jahrhundert) und später Plünderungen (13. – 15. Jahrhundert) durch die Sarazenen.

Stolz prangt das Wappen der kleinsten Seerepublik Italiens als Mosaik im Straßenpflaster der Altstadt Nolis
Stolz prangt das Wappen der kleinsten Seerepublik Italiens als Mosaik im Straßenpflaster der Altstadt Nolis / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Im Mittelalter stieg jedoch auch die Bedeutung Nolis, dessen Namen sich aus dem frühen „Naboli“ herleitet. Die hohe Wassertiefe der Bucht erlaubte das Anlanden von Frachtkähnen, während die Teilnahme Nolis am ersten Kreuzzug der Stadt 1097 Handelsprivilegien einbrachte. Der Hafen entwickelte sich so zum Handelszentrum für Getreide, Stoffe und Gewürze und wurde schließlich ebenso wie Genua, Pisa, Amalfi und Venedig 1193 eine eigenständige Seerepublik. Erst im 15. Jahrhundert begann der Stern der Seerepublik Noli zu sinken, als die Enge der Bucht einem Ausbau des Hafens im Weg stand und Noli dem ungeliebten Nachbarn Genua das Feld überlassen musste.

Im hervorragend erhaltenen Kern der Altstadt finden sich heute jedoch noch viele Überbleibsel aus der Glanzzeit Nolis. Überreste der mittelalterlichen Festung sind in Form dreier Türme und Stadttore genauso erhalten wie in den Ruinen des Castello di Monte Ursino. Auch die Ursprünge der Kirche San Paragorio und der Loggia della Repubblica Nolese stammen aus dem 11. Jahrhundert.

Enge Gassen mit kleinen Straßencafés verleihen der Altstadt von Noli einen ganz besonderen Charme
Enge Gassen mit kleinen Straßencafés verleihen der Altstadt von Noli einen ganz besonderen Charme / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Am Ufer dagegen erstreckt sich heute ein palmengesäumter Badestrand fast die komplette Bucht entlang. Die Isola di Bergeggi dagegen, die früher als Zufluchtstätte der Benediktinermönche diente, ist heute mitsamt den umliegenden Gewässern ein Naturschutzgebiet.

Das mittelalterliche Castello di Monte Ursino war vom 11. bis 15. Jahrhundert Teil des Befestigungswalls von Noli
Das mittelalterliche Castello di Monte Ursino war vom 11. bis 15. Jahrhundert Teil des Befestigungswalls von Noli / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel
Der Badestrand von Noli gibt heute keinen Aufschluss mehr über die bewegte Historie dieses ligurischen Küstenabschnitts / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel
Der Badestrand von Noli gibt heute keinen Aufschluss mehr über die bewegte Historie dieses ligurischen Küstenabschnitts / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Finalborgo

Eine weitere halbe Busstunde von Noli entfernt und damit endgültig im westlichsten Zipfel Italiens gelegen ist Finalborgo. Das Städtchen ist Teil der Gemeinde Finale Ligure („das Ende Liguriens“) und hat sich in den letzten Jahren vor allem als Eldorado für Sportkletterer und Mountainbiker einen Namen gemacht. So gilt z. B. das „24 h Finale Ligure“ als härtestes Mountainbike-Rennen der Welt.

Wie Noli hat sich auch Finalborgo im Mittelalter durch eine schwere Stadtmauer vor Angriffen Fremder geschützt
Wie Noli hat sich auch Finalborgo im Mittelalter durch eine schwere Stadtmauer vor Angriffen Fremder geschützt / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Umgeben ist Finalborgo von einer ringförmigen mittelalterlichen Stadtmauer, deren vier Stadttore (Porta Testa, Porta Reale, Porta Romana und Porta della Mezzaluna) noch heute die einzigen Zugänge zur Stadt sind. Autoverkehr und Straßenlärm sucht man daher im Innern der Stadtmauer vergeblich. Busse müssen draußen parken, die Müllwagen sind winzig (und elektrisch), und die Anwohner fahren Motorrad, Roller oder Fahrrad.

Die Porta Testa ist eines von vier historischen Stadttoren, durch die Besucher wie Fahrzeuge gleichermaßen Zugang zu Finalborgo bekommen
Die Porta Testa ist eines von vier historischen Stadttoren, durch die Besucher wie Fahrzeuge gleichermaßen Zugang zu Finalborgo bekommen / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Finalborgo ist jünger als Noli, teilt sich mit letzterem allerdings die Leidensgeschichte. Gegründet im 12. Jahrhundert, hat man damals den Standort am Fuß der Berge und zwischen den Flüssen Pora und Aquila bewusst gewählt, um sich bei einem feindlichen Angriff über See (die Küste ist nur zwei Kilometer entfernt) schnell in den Schutz der bewaldeten Hügel zurückziehen zu können.

Das prunkvolle Innere der Basilika San Biagio steht etwas in Kontrast zu ihrem unscheinbaren Äußeren
Das prunkvolle Innere der Basilika San Biagio steht etwas in Kontrast zu ihrem unscheinbaren Äußeren / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Freunde und Feinde Finalborgos haben seitdem gewechselt, das Bild der Altstadt indes hat sich seit jenen Zeiten kaum gewandelt, so dass man die Stadt mit ihren engen Kopfsteinpflaster-Gassen, kleinen und großen Plätzen und den Renaissance-Palästen immer noch als spätmittelalterlich wahrnimmt.

Wie aus dem Bilderbuch muten die engen Gassen Finalborgos mit ihren bunten Hausfassaden und kleinen Straßencafés an
Wie aus dem Bilderbuch muten die engen Gassen Finalborgos mit ihren bunten Hausfassaden und kleinen Straßencafés an / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Auch die Basilica di San Biagio, die auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, ist von innen eindrucksvoller als von außen, auch wenn ihr markanter Spitzglockenturm aus einer späteren Epoche weder zu dem einen noch zu dem anderen passen will. Aus derselben Zeit stammt auch das Dominikanerkloster Santa Caterina mit seinem grünen Innenhof, das heute als Museum dient.

Wahrzeichen Finalborgos ist jedoch das Castello San Giovanni, das außerhalb der Stadtmauern über der Altstadt wacht. Es stammt allerdings aus dem 17. Jahrhundert und weist aufgrund der spanischen Vorherrschaft über große Teile Italiens zu jener Zeit spanische Einflüsse auf.

Das Castello San Giovanni liegt oberhalb Finalborgos auf einem Berg, kann aber im Rahmen eines Fußmarsches besucht und besichtigt werden
Das Castello San Giovanni liegt oberhalb Finalborgos auf einem Berg, kann aber im Rahmen eines Fußmarsches besucht und besichtigt werden / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Savona

Wofür bei einem Landausflug wie diesem am Ende leider nur ein flüchtiger Blick (nämlich der durchs Busfenster und vom Sonnendeck) bleibt, ist Savona selber. Die drittgrößte Stadt Liguriens (nach Genua und La Spezia) verbindet eine lange Feindschaft mit der ehemaligen Seerepublik im Osten, die zuletzt 2003 neues Futter erhielt, als Costa Crociere nicht nur den Abfahrtsort aller ihrer Schiffe vom Reedereisitz Genua nach Savona verlegte, sondern dort auch noch Millionen in ein nagelneues Terminal investierte. Ähnlich ist es Genua zuvor schon mit den Fähren der Reederei Corsica-Sardinia Ferries ergangen, die 1998 ebenfalls von Genua nach Savona (Vado Ligure) umgezogen waren.

Eines der Wahrzeichen Savonas ist der Torre Leon Pancaldo direkt am Hafen. Dabei ist auch „La Torretta“ („das Türmchen“) Teil der bewegten Geschichte Savonas und Genuas gleichermaßen, denn der 1392 gebaute Turm war zunächst Teil der mittelalterlichen Stadtmauer Savonas, ehe die Truppen der Seerepublik Genua diese 1527 zerstörten. Wenn Sie also mit der „Costa Firenze“ oder einem anderen Schiff der Reederei Costa Savona anlaufen, denken Sie immer daran, dass wie in Deutschland auch in Italien (kulturell) Welten liegen können zwischen Städten und Landstrichen, die auf den Außenstehenden in perfekter Harmonie zusammengewachsen erscheinen!

Der Torre Leon Pancaldo im Hafen von Savona ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern erinnert auch an die ewige Rivalität mit dem großen Nachbarn Genua
Der Torre Leon Pancaldo im Hafen von Savona ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern erinnert auch an die ewige Rivalität mit dem großen Nachbarn Genua / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

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