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15 Gänge, zwei talentierte Chefköche und ein Stern: Das Restaurant Hervé in Athen begeistert seine Gäste mit einem ungezwungenen Chef`s Table, an dem feine Gerichte im französisch-japanischen Stil mit lokalen, saisonalen Zutaten serviert werden.

Hipp und lässig - das Sterne-Restaurant Hervé mit Chef’s Table in Athen
Hipp und lässig – das Sterne-Restaurant Hervé mit Chef’s Table in Athen / © Foto: Hervé Restaurant

Entlegenere Orte haben oft ihren ganz besonderen Reiz. Schließlich darf man davon ausgehen, dass sie weniger bekannt und somit authentischer sind als so manche der viel gelobten Touristenlocations. So verhält es sich auch mit dem gehobenen Fine Dining-Restaurant Hervé im Athener Vorort Petralona. Vom zentralen Syntagma Platz im Herzen der Stadt dauert es zwar nur rund zehn Minuten mit dem Taxi, bis das Bronzeschild an einer weißen Hauswand aufblitzt. Doch auf den wenigen Kilometern wandelt sich die Umgebung: Statt schicker Boutiquen oder belebten Fußgängerzonen findet man rund um das Hervé eine ruhige, leicht verschlafene Wohngegend vor. Wir zücken unsere Handys, um den vierstelligen Code nachzuschauen, der die Tür zum Gourmet-Tempel öffnen soll. Ein Code? Ganz richtig, den erhält jeder Gast per Email zusammen mit der Reservierungsbestätigung. Ein charmantes wie unübliches Vorgehen, das zeigt: Ein Standart-Abendessen mit Kerzenschein und weißer Tischdecke wird uns im Hervé sicherlich nicht erwarten.

Erwartungsvoll treten wir durch einen Vorhang hindurch in einen abgedunkelten Innenraum. Dessen Mitte nimmt eine große offene Show-Küche ein, umrahmt von einem langen, L-förmigen Bartresen. Der zuvorkommende Service heißt uns herzlich willkommen und platziert uns linker Hand vom Chef’s Table. Wasser wird uns eingeschenkt, während wir neugierig die zwei weißen Briefumschläge beäugen, die vor uns auf dem Tisch stehen, verschlossen mit einem roten Wachssiegel. Darin zu finden: ein Blatt Papier mit dem heutigen Degustationsmenü, bestehend aus 15 Gängen. Voller Vorfreude lächeln wir dem Küchenteam zu, das nur wenige Meter vor uns bereits mit dem Anrichten des ersten Gangs gestartet hat. Das wird ein interessanter Abend!

Chef‘ Table mit Stern - Restaurant Hervé in Athen
Chef‘ Table mit Stern – Restaurant Hervé in Athen / © Foto: Hervé Restaurant

Den Auftakt des Menüs machen drei kleinen Amuse-Bouches: Vom genussvollen Art Mini-Taco mit Krabben-Kiwi-Kokosnussfüllung über eine vollmundige Tartelette mit Kapernblättern, Zwiebeln und eingelegter Zitrone bis hin zum Macarons mit Mais und Kürbis. Die gelungenen Appetit-Happen spiegeln gekonnt die kulinarische Philosophie vom Restaurant Hervé wider: eine kühne, farbenfrohe und anregende Produktküche. Die Zutaten sind von höchster Qualität und stammen aus allen Regionen Griechenlands – entweder aus biologischem Anbau, von lokalen Märkten oder als Wildwuchs auf dem Land. Dafür gab es 2023 erstmals einen Stern vom Guide Michelin!

Bevor wir den nächsten Gang serviert bekommen, gibt uns die charmante Leitung des Serviceteams, Eleana Karvagioti, eine kleine Tour durch das Restaurant. Neben dem Chef’s Table Tresen, an dem wir sitzen, gibt es noch eine Handvoll kleinere Tische an der Wand für Gäste, die mehr Privatsphäre schätzen. Im hinteren Teil des Raumes wiederum führt eine Tür hinaus in einen hübschen kleinen Innenhof, den Pflanzen nebst einem Wandgraffiti mit Covid-Motiv schmücken. Das Hervé versucht eben nicht, traditionell, sondern besonders zu sein. Der Kopf dahinter ist der französische Chefkoch Hervé Pronzato, nach dem auch das Lokal benannt wurde. Unterstützt wird er in der Küche vom jungen griechischen Koch Grigoris Kikis. Als Co-Inhaber fungiert der Gastronom George Efthimopoulos.

Die grüne Innenhof-Terrasse im Hervé Restaurant
Die grüne Innenhof-Terrasse im Hervé Restaurant / © Foto: Hervé Restaurant

Das Trio weiß, wie man Gäste begeistert. So wird uns zurück am Chef’s Table der nächste Gang serviert – eines der Signature-Gerichte des Hauses: Wachtel-Ei mit Spinat-Frikassee, Hollandaise-Sauce, Dill und Fischrogen. Es schmeckt vorzüglich und ist ein wunderbares Beispiel für die aromenstarke und genussorientierte Küche, für die das Hervé steht.

Der nächste Gang besteht aus zwei einzelnen Gerichten: ein hausgemachtes Baguette in Miniaturform, umhüllt von Entenbrust-Streifen mit Portwein und Kakao-Nibs sowie linkerhand ein Brioche-Parfait mit Käse und Balsamico. Ein schönes (und schmackhaftes Beispiel) für die Fusionsküche im Hervé, die von der griechischen Kulinarik geprägt ist, aber gleichzeitig Elemente aus Frankreich, Italien und Asien beinhaltet.

Shiitake-Pilze mit Wasserkresse und Espuma vom griechischen Käse
Shiitake-Pilze mit Wasserkresse und Espuma vom griechischen Käse / © Foto: Hervé Restaurant

Weiter geht die kulinarische Reise am Chef’s Table mit kreativen Kompositionen wie Pilz-Teigtaschen mit Zitronengras, Foie Gras mit Sudachi, Fenchel und Hibiskus, Hahn mit Schwarzwurzel nebst Knollensellerie sowie Languste mit geräuchertem Essig. Das Team erklärt uns, dass das Degustationsmenü etwa alle acht bis zwölf Wochen wechselt, um saisonal zu bleiben und Gästen abwechslungsreichen Genuss zu bieten.

Die feine Kulinarik wird dadurch bereichert, dass das junge Küchenteam auch alle Gänge persönlich erklärt, wenn nicht sogar selbst serviert. Eine hervorragende Ergänzung zum 15-gängigen Menü: das Wine Pairing. Der aufstrebende Sommelier Christos Theodoropoulos berät kompetent und überzeugt vor allem mit seinen Empfehlungen zu griechischen Weinen.

Wolfsbarsch mit grüner Chili, Rhabarber und Rosenwasser
Wolfsbarsch mit grüner Chili, Rhabarber und Rosenwasser / © Foto: Hervé Restaurant

Bevor wir die süßen Abschlüsse des Degusationsmenüs in Empfang nehmen, kommt nun der Hauptgang: Zum einen Zweierlei von der Wachtel mit Kürbis, Blaubeeren, Datteln und Cashewnüssen, zum anderen ein Kobe-Beef mit Kartoffeln, Sauce Bernaise und Holunderbeeren. Beides raffiniert abgeschmeckt und stilvoll präsentiert.

Weißer Spargel mit scharfer Chorizo-Salami
Weißer Spargel mit scharfer Chorizo-Salami / © Foto: Hervé Restaurant

Nach dem herzhaften Part des Chef’s Table Gourmet-Erlebnisses folgen nun mehrere Nachspeisen. Der griechische Joghurt mit Yuzu und Honig erfrischt ganz wunderbar den Gaumen, während die darauffolgende Kombination aus Zitrusfrüchten, Bergamotte, Karamell und Biskuit eine perfekte Balance aus Süße und Säure wiedergibt. Unser Favorit ist jedoch die Birne mit Amaretto und Pekannuss, umhüllt von einer herrlich luftigen Zabaglione, die vom Küchenteam frisch am Tisch darüber gegeben wird.

Die leidenschaftliche Hingabe für starke Aromen und das Beherrschen traditioneller wie moderner Zubereitungstechniken macht den Abend im Hervé zu einem gelungenen Genusserlebnis.

Kabeljau und Fenchel
Kabeljau und Fenchel / © Foto: Hervé Restaurant

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