Seit Mitte des Jahres 2023 ist Edmonton von Frankfurt aus per Direktflug zu erreichen. Das bringt den Westen Kanadas Europa ein Stück näher. Doch nicht nur den spektakulären Outdoor-Abenteuern sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden, sondern auch der Geschichte Nordamerikas. Fort Edmonton Park in Edmonton, Alberta, ist dafür geradezu prädestiniert. Das große Freilichtmuseum vermag auf anschauliche Weise sowohl Bildung als auch Unterhaltung miteinander zu verbinden.
Fort Edmonton Park – eine Reise in die Vergangenheit
Fort Edmonton Park ist ein ausladendes Freilichtmuseum, das auf einer Fläche von 64 Hektar eine umfassende Darstellung der kanadischen Geschichte erzählt. Herzstück des Parks ist die originalgetreue Rekonstruktion des Forts von 1846. Im 19. Jahrhundert spielte das Fort eine bedeutende Rolle als Handelsposten der Hudson’s Bay Company. Zudem beschäftigt sich eine neue interaktive Ausstellung mit dem Leben der amerikanischen Ureinwohner vor der Ankunft der Europäer. Gleichzeitig versucht die Exposition die Rolle der First Nations zu definieren, die ihnen im heutigen Kanada zugedacht ist.
Der Park ist in drei Hauptabschnitte unterteilt. Dort werden jeweils verschiedene Epochen der Entwicklungsgeschichte Kanadas präsentiert: 1885 Street, 1905 Street sowie 1920 Street. Jeder Abschnitt kann als Fenster in die Vergangenheit wahrgenommen werden, das den Blick auf die europäische Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents lenkt. Anschaulich untermalt wird der museale Charme von einer Fülle an historischen Gebäuden, authentischen Requisiten und engagierten Darstellern in zeitgenössischer Kleidung.
Fort Edmonton, historische Gebäude und authentische Details
Während des Besuchs von Fort Edmonton Park führt der Weg entlang historischer Gebäude. Original getreue Nachbauten von Schulen, Kirchen, Geschäften und Wohnhäusern säumen die angelegten Straßen. Doch die Reise in die Vergangenheit beginnt mit dem Zug. Direkt am Eingang wartet eine Dampflock auf die Entdecker. Hier heißt es: Einsteigen, die Türen schließen und die Nase in den Fahrtwind halten. Erster Stopp ist am Fort sowie an der Ausstellung über die indigene Bevölkerung Nordamerikas.
Angekommen am Fort, werden erste Bilder alter „Indianerfilme“ der 1960er wach. Allerdings scheint es, als haben sich bei den Filmen selbst, aber auch ins eigene Gedächtnis Fehler bzw. Lücken eingeschlichen. Die Größe des Forts ist beeindruckend. Stores, Pferdeställe, Wohn- und Gemeinschaftshäuser zeichnen ein lebendiges Bild der Vergangenheit. Die Darsteller tun das Übrige. So kann es sein, dass Besucher nicht nur um zahlreiche Informationen reicher werden, sondern einer Theaterprobe beiwohnen können.
Zu Fuß geht es weiter durch den Park, auf einem Pfad durch die Zeit. Es lohnt sich, einen Blick in die Häuser zu werfen. Immer wieder erweckt der Park den Anschein, als befände man sich innerhalb einer Filmkulisse. Plötzlich steht man in einem Klassenzimmer von 1885 oder in einem Geschäft aus der Zeit um 1900. Hübsch aufgereiht liegen die Waren in den Holzregalen, ganz so, als würde man sich nur das Passende aussuchen müssen. Doch keiner der Besucher hat wohl die richtige Währung dabei.
Einer der faszinierenden Aspekte des Fort Edmonton Park sind die Schauspieler, die historische Figuren darstellen. Für ein paar Stunden schlüpfe sie in die Kleidung von Pionieren, Geschäftsleuten, Jägern, Missionaren oder Hausfrauen. Damit verleihen sie dem Park Lebendigkeit und Authentizität. Mit ihnen werden in Erinnerung bleibende Erlebnisse möglich, die die ganze Familie begeistern. Dazu zählen Fahrten mit der Pferdekutsche oder das Erlernen von traditionelle Handwerkskünsten. Während die Darsteller in historischen Kostümen beim Tee auf einer Veranda zusammensitzen, wartet in der 1920 Street im Sun Drug Store hausgemachtes Eis auf die Besucher. Auf dieser anstrengenden Tour durch die Zeit hat man sich das schließlich verdient.
Die Ureinwohner Kanadas kommen zu Wort
Brandneu ist die längst überfällige Ausstellung über die indigene Bevölkerung Kanadas. Zeitgemäß vermittelt die „Indigenous Peoples Experience“ Einblicke in die Kultur der First Nations sowie der Métis. Intensive Gespräche mit über fünfzig indigenen Ältesten, Historikern, Pädagogen und Gemeindemitgliedern der Beaver Hills oder der Region Edmonton prägten den Inhalt. Interaktiv reißen die Geschichten, Lehren sowie Erinnerungen der Ureinwohner noch immer mit. Über Jahrtausende wurden sie bereits weitergegeben.
Uns Europäer macht die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der indigenen Völker betroffen. Über Jahrhunderte stellten unsere Vorfahren ihre Lebensweise in Frage, versuchten teils ihre Kultur auszulöschen. In der Ausstellung erhalten die Ureinwohner ihre Stimme zurück. Es ist zwar ein Tropfen auf den heißen Stein, doch ein Anfang gemacht, die Historie aus den Augen der Nativs zu betrachten. Es ist eine Bereicherung zu sehen, wie sehr die Sprache mit der Natur und dem Land verbunden ist, ob in Cree, Dene, Anishinaabe, Nakota, Blackfoot oder in Michif.
Fort Edmonton Park – Wissen und Vergnügen
Jeder von uns braucht das Wissen um die eigene Vergangenheit, damit die Zukunft gestaltet werden kann. Auf eine spielerische Weise, ohne erhobenen Zeigefinger transportieren die Macher von Fort Edmonton Park das gestern ins heute. Übers ganze Jahr locken zahlreiche Veranstaltungen und Festivals Besucher an, um Verbindung zu schaffen und natürlich, um zu unterhalten.
Den Métis haben wir eine eigene Reportage gewidmet: „Metis Crossing – zwischen Abenteuer und Historie“
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