Milin Patel zählt mit zu den gefragtesten Wasser Sommeliers und war ebenfalls bei den Fine Water Taste Awards 2024 in San Sebastián/ Spanien vor Ort, um die besten Mineralwasser der Welt – an der Zahl von 120 eingereichten – zu verkosten.
Gemeinsam hatten Pat Eckert, CEO und Gründer von Fine Liquids und Milin Patel eine Wasser Boutique in London eröffnet, in welcher auch der Künstler Alex Beeston seine Kunstwerke ausstellte. Da Milin Patel jedoch mittlerweile ein viel gebuchter Wasser Sommelier ist, finden nur noch hochkarätige und private Tastings in der Wasser Boutique statt und sie steht somit für die Öffentlichkeit leider nicht mehr zur Verfügung.
Exklusives Interview mit dem Wasser Sommelier Milin Patel
Andreas Conrad: Nach welchen Kriterien beurteilen Sie die Qualität und den Geschmack von Wasser?
Milin Patel: Bei der Wasserbewertung geht es um viel mehr als nur um die Beurteilung von Reinheit oder Klarheit. Als Wassersommelier beschäftige ich mich eingehend mit der Quelle des Wassers – mit der Geologie, Geographie und den Umweltbedingungen, die den Weg des Wassers bestimmen. Jeder Tropfen erzählt eine Geschichte, von den Mineralien, die er sammelt über Jahrtausende bis zu dem Moment, in dem es uns erreicht. Ich analysiere die Mineralzusammensetzung, die den Geschmack stark beeinflusst, von Kalzium, Magnesium, Kalium, Bicarbonaten, Kieselsäure bis hin zu Spurenelementen. Der einzigartige „Fingerabdruck“ jedes Wassers, ähnlich unserer DNA, bestimmt sein Geschmacksprofil, sein Mundgefühl und sogar seine emotionale Resonanz beim Trinkenden. Wasser ist mehr als nur Flüssigkeitszufuhr; es ist ein Sinneserlebnis, das mit den verborgenen Nuancen der Natur verbunden ist.
Wir haben ein reichhaltiges globales Vokabular für jedes andere Getränk in unserem Leben entwickelt – Wein, Tee, Kaffee, edle Spirituosen –, das wir alle schätzen und dem wir einen hohen Wert beimessen. Aber wenn es um Wasser geht, das wichtigste von allen, dann fehlen die Worte, um seine Nuancen zu beschreiben. Wie können wir den Wert von etwas wirklich schätzen und kommunizieren, wenn uns nicht einmal die Sprache zur Verfügung steht, um es auszudrücken?
Andreas Conrad: Welche Gläser eignen sich am besten für eine Wasserverkostung?
Milin Patel: Wasser verdient es, wie Wein, gefeiert zu werden. Um die Komplexität des Wassers wirklich zu würdigen, muss es in den besten verfügbaren Stielgläsern serviert werden. Ich verwende oft langstielige Gläser mit einer breiten Schale, um das Geschmackserlebnis zu verbessern und dem Wasser die Möglichkeit zu geben, sein mineralisches Profil und seine Textur. Bei einer kürzlichen Veranstaltung habe ich Wahrnehmungen in Frage gestellt, indem ich Wasser in den feinsten Gläsern serviert habe, die normalerweise für Wein reserviert sind. Dieser einfache Wechsel löste tiefgründige Gespräche über den Wert aus, den wir dem Wasser beimessen. Das Ritual des Wassertrinkens sollte seine Vitalität widerspiegeln Bedeutung – Wasser, die Essenz des Lebens, verdient den gleichen Respekt wie jedes gute Getränk.
Andreas Conrad: Gibt es bestimmte Regionen oder Quellen, die für ihr herausragendes Wasser bekannt sind, und was macht sie so besonders?
Milin Patel: Absolut. Von den trockenen Gebieten Äthiopiens bis zu den grünen Wäldern Sloweniens ist die Welt voller herausragender Gewässer, jedes davon geprägt durch seine einzigartige Umgebung. Viele dieser Quellen werden seit Jahrhunderten verehrt. Zum Beispiel hat Saratoga Springs in New York natürlich kohlensäurehaltiges Wasser mit hohem Mineralgehalt, das wegen seiner heilenden Eigenschaften als heilig gilt. Ebenso sind die Wässer aus den Thermalquellen von Bath in England, die bis in die Römerzeit zurückreichen, für ihre Wärme und ihren Mineralreichtum bekannt, von denen man einst glaubte, sie würden eine göttliche Verbindung zur Gesundheit. Was diese Wässer so besonders macht, ist ihr Terroir, ein Spiegelbild ihrer einzigartigen Reise durch die Natur.
Andreas Conrad: Wie unterscheiden sich verschiedene Wasserarten hinsichtlich Mineralgehalt, pH-Wert und Geschmacksprofil?
Milin Patel: Wasser ist unglaublich vielfältig. Sein Geschmack und seine Textur werden durch die Mineralien geprägt, die es auf seiner Reise aufnimmt. So kann Wasser mit hohem Kalziumgehalt leicht kreidig schmecken, während Magnesium einen eher pikant-süßen Ton verleiht. Kieselsäure hingegen erzeugt ein weiches, samtiges, seidiges Mundgefühl, das das Wasser fast luxuriös erscheinen lässt. Der pH-Wert beeinflusst den Geschmack zusätzlich – natürliches alkalisches Wasser kann ein knackig-bitteres Profil haben, während säurehaltigeres Wasser knackiger und schärfer schmecken kann. Ich sage oft: „Mutter „Die Natur bietet mehr Geschmacksvielfalt als Coca-Cola und Pepsi zusammen“, und ich lade die Menschen ein, diese Vielfalt mit jedem Schluck zu entdecken.
Andreas Conrad: Können Sie uns etwas über die Geschichte und Kultur der Wasserverkostung und -bewertung erzählen?
Milin Patel: Das Verkosten von Wasser ist eine uralte Praxis, die auf Zeiten zurückgeht, in denen natürliche Quellen als heilig verehrt wurden. In Kulturen auf der ganzen Welt, von römischen Bädern bis zu den Wallfahrtsorten von Lourdes in Frankreich, wurde Wasser nicht nur konsumiert, sondern auch für seine gesundheitsfördernden Eigenschaften gefeiert und spirituelle Bedeutung. In der heutigen Zeit erleben wir eine Wiederbelebung dieser alten Praxis. Als Wassersommelier bringe ich dieses Erbe weiter und ermutige die Menschen, Wasser nicht nur zu trinken, sondern es zu erleben – seine Geschichte zu verstehen, seinen Geschmack zu schätzen , und verbinden Sie sich mit der Geschichte, die es erzählt.
Andreas Conrad: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit bei der Auswahl der Wasserquellen für die Verkostung?
Milin Patel: Nachhaltigkeit steht bei allem, was ich tue, im Mittelpunkt. Wasser ist eine kostbare Ressource, und die Umweltauswirkungen der Beschaffung, Abfüllung und Verteilung von Wasser müssen immer berücksichtigt werden. Ich fördere die Verwendung von lokalem, natürlichem Wasser, wann immer dies möglich ist, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. des Transports. Darüber hinaus plädiere ich für die Wiederherstellung öffentlicher Trinkbrunnen, die zugängliches, wohlschmeckendes Wasser liefern, ohne dass Einweg-Plastikflaschen erforderlich sind. Indem wir Leitungswasser feiern und seinen Geschmack durch natürliche Filtermethoden verbessern, können wir eine nachhaltige Zukunft, während wir gleichzeitig unsere Verbindung zu den natürlichen Aromen des Wassers bewahren. Ich werde täglich gefragt, welches das beste Wasser ist, und meiner professionellen Meinung nach sind Sie einer der glücklichsten Menschen, wenn Sie innerhalb von 60 Sekunden Zugang zu sauberem, sicherem und zuverlässigem Leitungswasser haben. Menschen auf der Welt. Jüngsten Schätzungen zufolge haben weltweit etwa 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung, wozu auch der Zugang zu sauberem Leitungswasser gehört.
Andreas Conrad: Gibt es Trends oder Entwicklungen in der Welt der Wasserverkostung, die Sie besonders interessant finden?
Milin Patel: Die wachsende Wertschätzung für die Vielfalt des Wassers ist ein Trend, den ich mit großer Freude beobachte. Immer mehr Menschen sind jetzt bereit, die Nuancen verschiedener Wasserquellen zu erkunden, ähnlich wie sie es bei Wein oder Kaffee tun würden. Es gibt auch einen Trend hin zu einem höheren Wassererlebnis, mit Restaurants bieten Wasserpaarungen als Ergänzung zu gehobener Küche an. Darüber hinaus hat der Aufstieg der Wellness-Kultur mineralreiches Wasser wieder in den Fokus gerückt, da Verbraucher aufgrund seiner gesundheitlichen Vorteile nach natürlichem Wasser suchen. Mein Konzept von ™️ knüpft an diesen Trend an und bietet eine strukturierte Möglichkeit um den Geschmack, die Geschichte und die Vorteile des Wassers zu schätzen und zu erkunden.
Andreas Conrad: Wie wirken sich regionale Boden- und Klimaunterschiede auf den Geschmack und die Zusammensetzung des Wassers aus?
Milin Patel: So wie Boden und Klima den Geschmack von Wein beeinflussen, prägen sie auch den Geschmack von Wasser. Die im Wasser gelösten Mineralien stammen aus den geologischen Formationen, durch die es fließt – Kalkstein, Vulkangestein oder Ton, die jeweils unterschiedliche Aromen verleihen. Das Klima beeinflusst die Temperatur und Mineralkonzentration des Wassers beeinflussen das Mundgefühl. Beispielsweise kann Wasser aus kälteren Regionen klarer und erfrischender sein, während Wasser aus wärmeren Klimazonen schwerer oder mineralreicher sein kann. Das Zusammenspiel der Naturkräfte macht jedes Wasser einzigartig, eine Einladung um das Terroir des Wassers zu erkunden.
