Wenn sich das Wasserrad an der Wilden Gutach dreht und das Haus der Ölmühle Simonswald unter lautem Getöse erzittert, dann dreht sich der Mühlstein, um Walnüsse zu mahlen. Aus ihren Brei tropft wenig später flüssiges Gold – kaltgepresstes Walnuss-Öl. Den Rohstoff liefern die Anwohner und der Brauchtumsverein Simonswäldertal e.V. stellt daraus diese einzigartige Delikatesse her.
Alle Jahre wieder in der Ölmühle Simonswald
Sobald die Eichhörnchen ihren Wintervorrat verstecken, ist im Schwarzwald die Zeit gekommen, schneller zu sein als die putzigen Vierbeiner. Wohin aus das Auge blickt, überall werden Walnüsse in den Gärten und auf den Wiesen gesammelt. Prall gefüllte Säcke kommen täglich an, deren Inhalt darauf wartet, dass ihre Schale geknackt wird. Aber sie hängen erst einmal unter dem Abdach an der Ölmühle, schön weit oben, so dass keine Nager die Nüsse erreichen. Es braucht seine Zeit, bis die Nüsse getrocknet sind. Doch dann kann es losgehen: an 21 Tagen werden nun Walnusskerne zu Öl gepresst.
Das Nussknacken ist Männerarbeit im Brauchtumsverein, verrät uns der 1. Vorsitzende Erwin Weis. Die Guten ins Töpfchen, die Schalen… Aber statt emsig pickender Tauben kommen fleißige Frauen aus dem Dorf hinzu und pulen bei Kaffee und Kuchen die Nusskerne aus den Schalen. Arbeitsteilung muss sein, schließlich war das schon immer so.
Weitere Gebinde kommen an der Ölmühle Simonswald an. Diesmal sind es ausschließlich Walnusskerne. Genau 10 Kilogramm sind pro Gebinde abgewogen, denn diese Menge gelangt später unter den Mahlstein. Und jene 10-Kilogramm-Portionen ergeben jeweils 4,5 Liter wunderbares, goldenes Walnussöl.
In der Mühle versteht man kaum sein eigenes Wort. Unermüdlich dreht sich der steinerne Koloss. Konzentriert arbeitet eine Handvoll Mitglieder des Brauchtumsvereins und verwandelt Walnüsse in 100 Liter Öl pro Tag. Den betagten Herren geht die Arbeit flink von der Hand, als hätten sie ihr Leben lang nicht anderes gemacht.
Ein Mahlvorgang dauert 20 Minuten. Der entstandene Nussbrei wird in den Rührofen verfrachtet und auf 30 bis maximal 40 Grad Celsius erwärmt. Laut Erwin Weis dient dieser Vorgang zur Vergrößerung des Volumens. Allerdings darf der Nussbrei nicht wärmer werden, sonst nehmen die wertvollen Inhaltsstoffe Schaden.
Währenddessen legt ein Vereinsmitglied Leinentücher in die Presse, gibt den warmen Nussbrei hinzu und packt das Paket sorgsam ein, als wäre es ein Geschenk. Per Knopfdruck wird nun jeder Tropfen Öl mit der Kraft von 40 Tonnen aus dem Brei gepresst. Es ist der einzige Vorgang, der nicht mit einem Originalbauteil durchgeführt wird. Der eigentliche, 8 Meter lange Pressbalken stammt aus 1712, dem Baujahr der Ölmühle und ist noch immer im Herzen der Mühle verbaut. Innerhalb der kommenden 3 Wochen setzen sich die Trübstoffe ab, dann wird gefüllt, verkauft und gekostet.
Brauchtum und Heimatgefühle
Im Gebälk der 300 Jahre alten Ölmühle Simonswald herrscht reger Betrieb. Wenn nicht gerade Walnussöl hergestellt wird, erfüllt das Gebäude dennoch Lebendigkeit. Von Ostern bis Oktober führen donnerstags und samstags ehrenamtliche Mitglieder des Brauchtumsvereins Besucher von 10 bis 15 Uhr durch die historische Mühle. Wanderer, die auf dem Mühlenwanderweg das Simonswäldertal erkunden, machen bestenfalls an einem Donnerstag an der Ölmühle Rast. Denn dann wird der alte Holzofen angeheizt. Es dauert nicht lange und ein köstlicher Duft weht durchs Tal. Er kündigt an, dass nun das Bauernbrot sowie die Striebele fertig sind.
Über die Jahrhunderte wechselten Besitzer und Bestimmung, bis die Mühle zur Jahrtausendwende aus privatem Besitz an die Gemeinde überging. Seither erfüllen die Wohnräume über dem Mahlraum einen musealen Zweck. Das 300 Jahre alte Holz weiß sicherlich so manche Geschichte zu erzählen. Knarrende Dielen, schiefe Türen und gemütliche Kachelöfen öffnen für die Besucher ein Fenster in die Vergangenheit. Vom Brauchtumsverein wird der ehemalige Wohnbereich noch genutzt, denn nach getaner Arbeit versammelt man sich hier zur gemeinsamen Brotzeit.
Ein kleines volkskundliches Museum etablierte man im Dachgeschoss. Das Augenmerk liegt auf der Simonswälder Tracht. Kunsthandwerklich bestickte Kleider, elegante Schnapphüte, aber auch die Alltagskleidung der Landbevölkerung zeichnen ein Bild von anno Dazumal.
Brauchtum und Heimat – bei aller Weltoffenheit geben beide Begriffe Sicherheit. Sie bedeuten Gemeinschaft, Miteinander und Fürsorge. Wie die hohen Weißtannen sind die Menschen in dem engen Tal verwurzelt und fühlen sich mit der Pflege ihrer Historie als Einheit. Inzwischen kümmern sich 90 Freiwillige um den Museumsbetrieb der Kulturhistorischen Ölmühle Simonswald, den bis zu 5.000 Besucher jährlich frequentieren.
Die Nostalgie dieses Ortes übt eine faszinierende Kraft aus. Urlaub im Schwarzwald ist alles andere als langweilig. Spätestens wenn man ein Stück noch dampfendes Brot mit etwas Walnussöl beträufelt und sich von dessen Duft verführen lässt, erkennt man, welchen Schatz man gefunden hat.
Der beste Ausgangspunkt für Entdeckungen im „ZweiTälerLand“ ist das Wellness- und Gesundheitshotel ElzLand Hotel Pfauen. Dort tankt man neue Energie und bündelt eigene Ressourcen, um auf Schusters Rappen den Schwarzwald zu erkunden, dessen Geheimnisse wie den Bleibacher Totentanz zu lüften und beim Weingut Moosmann in Buchholz ein Glas Wein zu genießen.
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